Kapitel 3: Geburtstag mit Überraschungen
Die Zeit verging wie im Flug. Die Schule lief wie gewöhnlich und Lily bekam wieder Extrapunkte, weil sie so gut die Fragen von Professor McGonagall beantwortete.
Lily und James gingen in dieser Zeit einigermaßen normal miteinander um, es musste eben so sein. Lily, Riz, Sue und Ana waren, wenn sie sich in der Suite befanden (denn sie kannten das geheime Passwort) größtenteils im Pool. Auch James Freunde kannten das Passwort, denn Gerechtigkeit musste sein, auch wenn Lily nicht gerne Sirius Black in Badehosen vorbeigehen sah.
Ehe Lily sich versah, stand auch schon der fünfundzwanzigste September vor der Tür, der Tag vor ihrem Geburtstag.
Riz, Sue, Ana und sie hatten beschlossen, in den Geburtstag hineinzufeiern. Das Problem waren nur die Rumtreiber, die James zu der Party eingeladen hatte. Gegen Remus Lupin hatte sie nichts, aber freiwillig eine Feier mit Sirius Black und Peter Pettigrew zu verbringen hielt Lily schon für krank. Aber was sollte sie machen? James könnte seine Drohung wahr machen und die ganze Party wäre vorbei. Dann lieber eine Party mit, na ja, unerwünschten Gästen als gar keine Party, dachte Lily. Sie hatte ja auch weit mehr Leute eingeladen, wenn sie also Glück hatte, würde sie an dem Abend nicht mit den Rumtreibern reden müssen.
Am Morgen des 25. Septembers bereitete Lily schließlich alles vor, änderte das Passwort um in ‚Nachtschwärmer' und sagte das auch James, der alles umgehend weiterleiten würde und aus der Suite verschwand.
Jetzt hatte Lily ihre Ruhe und legte ihre Lieblings-CD auf, um in Stimmung zu kommen. Dann rannte sie in ihren Schlafsaal, um die Dekoration zu holen und tanzte zum Lied ‚Move on up' total wild durch das Zimmer. Sie war sehr ausgelassen, doch erst die Arbeit und das Vergnügen. Also hörte sie auf mit dem Tanzen und ging, die Hände voll mit Dekoration, die Treppen hinunter. Die Party würde sich über das Kamin- und das Billardzimmer erstrecken. Lily nahm Girlanden und hexte sie mit ihrem Zauberstab an der Wand fest. Das tat sie ein paar Male. Einige Girlanden erstreckten sich jetzt über dem Raum. Es sah schon ganz festlich aus, aber ohne Papierschlangen war die Fete für Lily nur halb so schön. Nachdem sie das erledigt hatte, stellte sie ganz viele Süßigkeiten und etwas Butterbier auf die Tische und konnte dann nach oben gehen, um zu duschen und sich fertig zu machen.
Sie wählte für den schönen Anlass eine schwarze Hose, ein schwarzes, schulterfreies Top, einen glitzernden Schal und Stilettos. Die Haare steckte sie ganz locker nach oben. Nach dem Schminken wollte sie ihre Freundinnen abholen, also schlenderte sie gemütlich zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie ging durch das Portrait der fetten Dame (Toll, als Schülersprecher kennt man alle Passwörter) und wurde von ihren Freundinnen schon im Gemeinschaftsraum erwartet. Ana umarmte sie gleich. Ihr Haar trug sie offen und sie hatte ein halblanges, rosafarbenes Neckholderkleid angezogen. Wie die von Lily steckten auch Anas Füße in hohen Absatzschuhen.
Rissa trug Jeans und ein brombeerfarbenes Top. Trotz der einfachen Kleidung sah sie super aus, da sie sich die Haare kunstvoll hochgesteckt hatte. Sie hatte wie die anderen Beiden keine Absatzschuhe an, sondern trug Turnschuhe passend zum Top.
Sue hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden, sodass man das schöne T-Shirt sehen konnte. Dazu trug sie einen Jeansrock und Stiefel. Einfach toll sahen sie aus, dachte Lily und der Gang zur Party konnte beginnen. Weitere Gryffindors würden ihnen folgen.
Die Mädels schlenderten kichernd über einen Witz von Ana durch die Gänge von Hogwarts und standen kurze Zeit später vor dem Portrait der Lady.
„Nachtschwärmer", sagte Lily und das Portrait klappte zur Seite.
Als die Gryffindor-Truppe eintrat, war die Suite schon ordentlich voll an Gästen. Das mussten Ravenclaws und Hufflepuffs sein. Slytherins waren natürlich nicht eingeladen. Lily und die Mädels gingen hoch, um eine Runde Billard zu spielen. Der Tisch war jedoch schon besetzt.
„Oh Mann Evans, du siehst ja wohl rattenscharf aus!", kommentierte Sirius Black Lilys Aussehen.
„Danke Black, mach den Tisch frei!", sagte sie und Sirius tat es.
„Lust auf ein Duell?", fragte Sirius und Lily willigte ein, um es ihm zu zeigen. Es stand sehr knapp, doch Sirius gewann am Ende.
„Wer darf dich nun trösten, Evans?", fragte er.
„Der Alkohol", meinte Lily kess und Sirius beauftragte James, mehr aus seinem Zimmer zu holen. Lily fand das sehr verwundernd und folgte James heimlich nach oben, um zu entdecken, dass James kistenweise Alk in seinem Zimmer gebunkert hatte, nur für diese Feier.
„Und das hast du für mich gemacht?", fragte Lily.
„Na ja, diese ganzen Schluckspechte sollen ja nicht verdursten", meinte James und zwinkerte ihr zu.
„Okay, Potter, ich geh dann mal wieder runter!", sagte Lily und ging zu ihren Freundinnen zurück.
„Na, hast ihn schön vernascht?", fragte Sirius. Gott, wie kindisch, dachte Lily.
„Na klar und Potter ist jetzt so erledigt, dass er für die nächste halbe Stunde nicht runterkommt!", konterte Lily und Sirius pfiff ihr hinterher.
Das fasste Lily natürlich als Kriegsansage auf und sie nahm sich eine Flasche Bier und goss sie Sirius über den Kopf. Beide wurden durch ihr auffälliges Verhalten zum Zentrum der Party und Sirius fühlte sich durch die Damenblicke sehr wohl und zog mir nichts, dir nichts sein T-Shirt aus.
‚Hallo? Spinnt der?', dachte Lily, doch sie konnte sich nicht weiter aufregen, da jetzt irgendwelche Strip-Musik gespielt wurde und Sirius nun lasziv um sie herum tanzte.
‚War der mal Stripper?', fragte sich Lily die ganze Zeit und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr die ganze Sache unangenehm war.
Als die Musik endlich vorbei war und andere Lieder gespielt wurden, war Lily sehr froh und James kam auch wieder die Treppe herunter.
„He Tatze, war das wirklich nötig?", fragte er Sirius, der nur breit grinste.
„Ach Krone, es macht mir zu sehr Spaß, Evans zu provozieren", erklärte dieser und ging dann in eine Menge von Hufflepuff-Mädchen, um sich zu amüsieren.
Lily stand derweil wieder am Billardtisch und spielte zusammen mit Sue gegen zwei Ravenclaw-Jungen. Sie war so richtig in Fahrt und lochte ziemlich viele Kugeln ein. Als sie und Sue gewannen, gingen sie nach unten, die Zone, die nun einer Tanzfläche glich. Sue und Lily bewegten sich gut im Takt und probierten viele neue Schritte aus, die sie sich im selben Moment ausdachten. Tanzen macht eben auch erfinderisch.
Sie tanzten wohl eine halbe Stunde lang, als Ana Lily und Sue auf einmal am Arm packte und sie die Treppe hoch schleifte. Dann kam das, was wohl alle liebten, besonders zu Silvester: der Countdown.
„10-9-8-7-6-5-4-3-2-1-endlich 18!", rief die ganze Menge um Lily herum und ihre Freundinnen fielen ihr um den Hals.
„Happy Birthday, Lily!", kreischte Ana.
„Alles Gute zum Geburtstag, Lil!", trällerte Riz.
„Dass deine Wünsche alle in Erfüllung gehen!", sagte Sue und die drei hopsten um Lily herum. Dann kamen die Rumtreiber zu ihr.
„Hey, alles Gute, Evans, und dass wir uns ab jetzt vielleicht besser verstehen", riss Sirius und gab Lily die Hand, um sie dann nach oben zu heben und sich um die eigenen Achse zu drehen.
Als er sie wieder absetzte war ihr leicht schwindelig, doch das legte sich wieder.
„Alles Gute, liebe Lily", sagte Remus Lupin schüchtern und gab Lily ganz schüchtern die Hand.
„Danke, Remus", meinte Lily und drückte ihn.
Dann kam James zu Lily.
„Alles Gute zum Geburtstag und viel Glück für dein weiteres Leben", meinte er und gab ihr zaghaft die Hand. Lily hatte was total Blödes von ihm erwartet und konnte es gar nicht fassen, dass er so erwachsen handelte. Er war schon die ganze letzte Zeit so anders, nicht mehr so kindisch und unreif.
„Wo ist eigentlich Pettigrew?", fragte Lily.
„Wahrscheinlich beim Essen", spekulierte Sirius und im selben Moment kam Peter hoch.
„Alles Gute", nuschelte er mit vollem Mund und Lily fand das irgendwie widerlich.
„Jetzt einen Geburtstagstanz!", schrie Sirius.
„Nein!", schrie ich zurück.
„Du kannst dir auch ein Lied und einen Partner aussuchen!", meinte James.
„Okay, dann nehme ich Remus als Partner und das Lied ‚Upside Down'!", rief Lily in die Menge und Lupin musste sich wohl oder übel seinem Schicksal fügen. Die Beiden tanzten echt gut und passten ihre Bewegungen haargenau an die Musik an. Lily hatte nicht gewusst, dass Remus so ein Talent war, doch das war wohl bis dato sein verborgenes Talent.
Als das Lied zu Ende war, gab es Geschenke für Lily. Ana, Sue und Riz schenkten ihr eine Schmuckschatulle, in der sich schon ein wunderschönes Paar Ohrringe befanden.
„Oh, ihr seid super!", freute sich Lily. Von den Hufflepuffs und Ravenclaws, mit denen sie ja nicht so viel zu tun hatten, bekam sie alles Mögliche aus Hogsmeade, zum Beispiel aus dem Scherzartikelladen. Dann kamen James und Sirius zu ihr.
„Wir wollen dir auch was schenken", sagten sie.
„Das wäre aber gar nicht nötig gewesen", sagte Lily schüchtern.
„Jetzt haben wir es schon gekauft! Ta-daaa!", sprangen die beiden Jungs zur Seite.
Lily bekam das Staunen. Die Rumtreiber schenkten ihr einen neuen, wunderschönen Rucksack. Ihr alter war schon etwas kaputt. Wahrscheinlich stand sie unter Besonderer Beobachtung der Clique, sonst hätten sie das mit dem Rucksack nicht gewusst.
Lily konnte nichts sagen.
„Gefällt er dir nicht?", fragte Sirius.
„Im Gegenteil", sagte Lily, „vielen Dank!"
„Nichts zu danken", sagte James und lächelte.
„Oh mein Gott!", kreischte Riz von unten. „Wir haben vergessen zu singen!"
Im nächsten Moment stimmten alle Gäste das Lied ‚Happy Birthday' an. Lily ging hinunter zu Ana, Riz und Sue und die Drei tanzten um das Geburtstagskind herum. Dann verstummten auf einmal alle, denn jemand hatte den Raum betreten.
‚Verdammt, das ist bestimmt McGonagall!', dachte Lily. Sie drehte sich um und war überrascht, ihren Vater vor sich zu sehen, schick gekleidet und mit einem Geschenk in der Hand.
„Dad!", sagte sie.
„Happy Birthday, Lily!", sagte ihr Vater und umarmte seine Tochter. Diese packte das Geschenk aus, welches eine kleine, goldene Spieluhr war.
„Danke Dad", freute sich Lily.
„Kleines, kann ich alleine mit dir reden?", fragte Jack.
„Na klar, jetzt?", fragte Lily.
„Nein, wenn deine Feier vorbei ist, okay?", fragte Mister Evans und Lily stimmte ein.
Die Feier ging noch gut zwei Stunden. Lily tanzte meistens mit ihrem Vater, ließ sich aber auch breitschlagen, ein Tänzchen mit Sirius und James zu führen. Langsam wurde Lily klar, dass James gar nicht mehr so schlimm war, wie sie ihn immer noch vor Augen hatte. Er hatte sie lange nicht mehr auf die nervende Art und Weise um eine Verabredung gebeten und war auch sonst ziemlich lieb zu ihr gewesen und das mit dem Alkohol war echt nett von ihm, da Lily nicht so viel Geld hatte, um die ganzen Flaschen zu kaufen.
Nachdem die letzten Gäste gegangen waren und auch Ana, Sue, Riz und drei der Rumtreiber die Suite verließen, änderte Lily das Passwort wieder in ‚Carpe diem' um und war nun bereit, mit ihrem Vater zu reden.
„Ähm Potter, du kannst ruhig schon ins Bett gehen, wir können noch irgendwann heute Abend aufräumen", meinte Lily.
„Du bist der Boss!", sagte James und verzog sich nach oben.
„Potter ist ein komischer Vorname", meinte Jack.
„Das ist doch nicht sein Vorname, das ist sein Nachname."
„Wieso nennst du ihn nicht beim Vornamen?"
„James? Ich bin es halt gewohnt Potter zu sagen. Aber Themawechsel: Was wolltest du mir nur unter vier Augen mitteilen?"
„Wo soll ich da anfangen?"
„Wie wäre es mit dem Anfang, Dad?"
„Wie du willst, Lily. Also: Deine Mutter, sie, sie, sie ist nicht tot."
„Was? Aber du hast mir doch immer erzählt, dass…"
„Sie tot ist, ja."
„Dann hast du mich angelogen!"
„Hör zu, Lil, das habe ich getan, um dich zu schützen."
„Das kapiere ich nicht."
„Deine Mutter ist eine Königin. Genauer gesagt die Königin von Monaco. Du bist folglich Prinzessin."
Lily konnte das nicht glauben und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie kippte nach hinten um und landete zusammengeklappt auf dem Boden. James, der heimlich gelauscht hatte, sprintete sofort hinunter, hob Lily an und trug sie nach oben. Dann legte er sie aufs Bett und Jack holte kaltes Wasser, um Lily damit zu übergießen. Als sie sich wieder gefangen hatte, setzte sich Lily senkrecht hin.
„Potter? Was willst du hier? Ab in dein Zimmer!", befahl sie James, der dann verschwand.
„Prinzessin", sagte Lily langsam. „Prinzessin. Prinzessin. Prinzessin. Warum ich? Warum nicht Petunia?"
„Sie ist auch eine Prinzessin, doch sie lehnte den Thron für Vernon Dursley ab und du musst dich nun entscheiden: Entweder du bleibst Prinzessin oder du verzichtest auf den Thron. Wenn du verzichtest, steht er deinem entfernten Cousin Geoffrey zu. Wenn du die Thronfolge annimmst, wirst du bald Königin. Überlege es dir aber gut, denn die Entscheidung ist einmalig und kann nicht rückgängig gemacht werden! Ach ja, die Presse weiß es bereits. Also dass du die Prinzessin bist. Handle vorsichtig! Sie können dir jederzeit auflauern!"
„Ach. Du. Meine. Güte", sagte Lily und sah ihren Vater verzweifelt an.
„Ich muss jetzt gehen, Schatz. Du wirst schon mit den Zeitungen und Fotografen fertig, da bin ich mir sicher. Tschüss und einen schönen Geburtstag noch."
Lilys Vater ging aus ihrer Zimmertür heraus und bahnte sich den Weg nach draußen. Lily saß wie starr auf ihrem Bett und konnte es immer noch nicht fassen: Sie eine Prinzessin?
