Kapitel 16: Lass uns Freunde sein

Weitere Zeit verging seit dem Gespräch auf der Treppe. Es wurde langsam Mai und die Prüfungen standen bald an. Lily und James arbeiteten immer noch an ihrer Rede, denn die sollte nicht so 08/15 werden wie die Rede beim Abschlussball von Lilys Schwester. So saßen sie schließlich mal wieder zusammen im Wohnzimmer und berieten sich.

„Ich würde sagen, dass wir nach diesem Einstieg, den wir schon besprochen haben, ziemlich lustige, bedeutende oder was auch immer für Ereignisse dieses Jahres nennen", schlug Lily vor.

„Ja klar, wieso auch nicht?", sagte James und Lily schrieb einige kleine Begebenheiten auf.

„Das mit Luke ist gut, ich kann mich noch richtig daran erinnern. Roxanne ist auch okay. Dann wir Rumtreiber, Charles, das geht auch. War übrigens sehr mutig von dem sonst so stillen Charlie. Moment! Du hast was vergessen, Lily!"

„Was denn? Ich dachte, ich hätte alles dabei."

„Nein, du hast dich ja wohl vergessen! Prinzessin von Monaco und will sich nicht selbst erwähnen! Du bist mir vielleicht eine!"

„Ja, aber ich will diesen Aufruhr wegen mir nicht. Außerdem dachte ich, das würde dich zu sehr an unsere Trennung erinnern", sagte Lily vorsichtig. Da waren Beide wieder beim wunden Punkt angelangt.

„Na ja, vermeiden kann man es nicht. Das Leben ist schwer."

„Da hast du vielleicht Recht. Ich dachte, Bungeejumping mit 15 Jahren wäre eine große Hürde, aber das hier ist noch etwas schwieriger."

„Du bist mit 15 Jahren gesprungen?"

„Ja klar, warum nicht? Sirius hatte mich zu dieser Mutprobe überredet. Hätte ich es nicht gemacht, hätte er mich den Rest meines Lebens als feiges Hühnchen bezeichnet und wäre gackernd hinter mir hergelaufen."

Lily brach in schallerndes Gelächter aus und kugelte von der Couch. Die Vorstellung von Sirius als gackerndes Hühnchen war einfach zu witzig. James half ihr wieder auf die Couch hoch. Als Lily sich ausgelacht hatte, schaute sie James in die Augen.

„Ach Mann, lass uns doch einfach Freunde sein! Ich meine, ab und zu mal einen Kaffee zusammen trinken gehen und sich so richtig amüsieren. Ich meine, was wir größtenteils als Paar gemacht haben, können wir doch auch als Freunde machen", sagte sie.

„Bist du sicher? Ich meine, wir würden doch sicher unter den Schmerzen leiden, oder?"

„Na ja, das vielleicht, aber wir müssen uns zusammenreißen. Verdammt, wir sind Schülersprecher und da müssen wir ein Vorbild sein. Ich bin auch sehr traurig wegen der Trennung, aber das müssen wir jetzt akzeptieren. Tun wir allen Leuten hier den Gefallen indem wir wieder normal miteinander umgehen, okay?"

„Ich werde es versuchen, Lily. Mehr kann ich im Moment nicht versprechen."

„Das musst du auch nicht. Nur, dass es vielleicht eine Chance auf ein einigermaßen ordentliches Ende gibt."

„Alles klar. Strengen wir uns an. So, aber nun weiter zur Rede…"

Sie unterhielten sich noch den ganzen Abend darüber, dann waren schon mal einige Details klar.

Die nächsten Wochenenden waren intensive Phasen des Lernens. Die Schüler standen auf, lernten, gingen ins Bett, schliefen über ihren Büchern ein. Der nächste Tag war genauso.

Ende Mai starteten dann die Abschlussprüfungen. Die Schüler gingen voller Nervosität in die Prüfungsräume und kamen vollkommen erledigt wieder raus. Lily, die ihre Prüfungen in Zaubertränke, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlung und Zauberkunst ablegte, wartete vor dem Wahrsageturm auf Anastasia, Marissa und Susan, die dort ihre praktische Prüfung hatten. Die Prinzessin hatte diesen Tag frei gehabt und ihn für intensives Lernen für die Zauberkunstprüfung genutzt. Da es aber eines ihrer Lieblingsfächer war und sie ein gewisses Talent dafür hatte, brauchte sie sich nicht so intensiv darauf vorzubereiten wie manch anderer Schüler.

Die Tür des Wahrsagezimmers ging auf und Marissa stürmte hinaus. Sie sah erschöpft aus.

„Und? Wie ist es gelaufen?", fragte Lily.

„Ganz gut eigentlich, aber die Frau kann einen so stressen!", regte sich Riz auf.

„Wieso?"

„Na ja, erst wollte sie das, aber auf halber Strecke wollte sie dann doch was anderes. Gut, dass ich auf alles vorbereitet war."

„Da kann man ja nur gute Ergebnisse erwarten."

„Das denke ich auch", rief Ana von oben runter.

„Hey Ana. War's gut?", wollte Lily wissen.

„Ja, nur unsere liebe Professorin hat einen Vollknall. Jetzt hat sie Sue in die Mangel genommen", sagte Ana.

„Na, die schafft das!", sagte Lily.

„Das hoffe ich auch", sagte Sue wie Ana von oben herunter.

„Sue! Alles klar?", fragten die drei Mädchen.

„Na logo, das war vielleicht einfach!", meinte die Schwarzhaarige.

„Dann hoffe ich, dass es morgen für mich auch so läuft", warf Lily in die Runde.

„Das schaffst du, wir glauben fest an dich!", sagten die drei Mädchen zu Lily und die hatte nun nicht mehr so viel Angst vor der Prüfung.

Am nächsten Tag war es schließlich so weit und Lily ging in das Klassenzimmer. Ihr Prüfer war irgendein Unterhaltungstyp, der sie an Gilderoy Lockhart aus dem vorigen Abschlussjahrgang erinnerte. Sie musste ein Glas mit einer Weinflasche tanzen lassen, eine Puppe sollte durch die Gegend fliegen und viele weitere Tricks. Lily fand die Prüfung eher albern als schwierig und war froh, dass sie nach kurzer Zeit wieder vorbei war. Sie hatte es geschafft! Der 1. Juni war ihr letzter Prüfungstag und die Prüfung war vorbei! Sie ging gleich zu ihren Freundinnen hin und berichtete von ihrem Erfolgserlebnis. Da es die letzte Prüfung war und die Mädchen nicht länger auf den morgigen Abschlussball warten konnten, beschlossen sie, zur Suite zu gehen und ordentlich zu feiern. Lily holte noch ihre letzten Alkreserven unter ihrem Bett hervor und die Mädels genehmigten sich erstmal einen. Dann gingen sie zum Pool und sprangen herein. Sie starteten eine Wasserschlacht. Lily hatte die Idee, die Stereoanlage in den Raum zu zaubern und einige Momente später dröhnte die laute Musik durch den Raum. Sie hatten noch mehr Spaß im Pool und führten immer wildere Tänze auf. Lily hatte die Idee, dass diejenige, die den verrücktesten Sprung ins Wasser schaffte, das letzte Glas Wodka leeren durfte.

Es wurde nur noch gekichert. Lily war die letzte Kandidatin, führte einen Tanz à la Michael Jackson auf und war gerade voll dabei, als die Tür aufging und drei Jungs hinein schauten.

„Was ist denn hier los?", fragte James irritiert, leicht angesäuselt und in Badehosen.

Lily erschrak sich richtig, als James die Worte riss und flog mit einem krassen Bauchklatscher ins Becken. Als sie wieder auftauchte, lachten alle und selbst Lily konnte nicht ernst bleiben.

„Hey Mädels, so geht das!", prahlte James und legte eine Arschbombe hin. Das Wasser spritzte bis zu den Wänden und alle klatschten, als er auftauchte.

„Na dann zieht euch das mal rein", meinte Remus und führte einen Salto aus.

„Kindergarten, ich zeig es euch!", zog Sirius die Aufmerksamkeit auf sich und sprang mit einer Schraube.

Er tauchte wieder auf und Riz übernahm das Wort:

„Das war ja sehr nett, Jungs, aber der Preis war nicht für den künstlerischsten Sprung sondern für den verrücktesten gedacht! Also meiner Meinung nach hat Lily den für ihren lustigen Absturz verdient."

„Das sehe ich genauso!", rief Ana.

„Ich sowieso", meinte Sue.

„Was ist denn der Peis?", fragte Sirius.

„Eine Nacht mit dem Kandidaten deiner Wahl", gackerte Sue.

„Da kann ich mich bei euch schönen Damen ja gar nicht entscheiden", ging Sirius drauf ein.

„Eigentlich ging's um das letzte Glas Wodka", sagte Lily. „Und das gehört mi-hir!"

Sie ging aus dem Wasser heraus und kippte das kleine Glas herunter. Dann setzte sie sich zu den Anderen in den Whirlpool.

„Hey alles okay?", fragte James.

„Was soll denn sein?", fragte Lily belustigt.

„Na nicht, dass du morgen einen Kater hast. Wir müssen schließlich eine Rede halten."

„Ach, das kriegt Klein-Lily schon hin. Die weiß immer was zu tun is!", sagte Lily und gackerte schon wieder. (Besoffen kann man da nur sagen.)

„Und sonst hilft Onkel James, der gute alte Freund!", sagte James. Sue, Riz und die anderen im Whirlpool sagten gar nichts mehr.

„Heißt das, wir sind jetzt Freunde?", fragte Lily.

„Yo, irgendwie muss man ja mit dir klar kommen!", scherzte James und alle begannen zu lachen. Es war ein netter Abend unter Freunden.

Ein kurzes Kapitel, aber das nächste wird länger. Versprochen!