Kapitel 17: Der Abschlussball

„Leute, in drei Stunden ist Abschlussball!", freute sich Lily, die mit ihren Freundinnen in deren Schlafsaal saß. Sie hatten bereits eine halbe Flasche Wein geleert, um ruhig zu werden, aber bei Riz nützte nichts so wirklich, da sie wie ein Wirbelsturm durchs Zimmer fegte und wild sang:

I got a girl, man,

rama lama lama lama ding dong,

she's everything to me,

rama lama lama lama ding dong,

I'll never sell her free,

'cause she's mine oh mine..."

Sue lag auf ihrem Bett und gackerte nur noch über Marissa, die ununterbrochen mit ihrem Hintern wackelte.

„Hey Leute, ich bin so froh, das Diplom zu haben, aber es ist schon schade, Hogwarts verlassen zu müssen. Das hier ist unsere letzte Nacht hier", sagte Ana.

„Ja und morgen müssen wir alle früh mit dem Hogwarts-Express nach London zurück und wir werden so einen Kater haben", meinte Lily.

„Hast du schon gepackt?", fragte Sue Lily.

„Ja klar, ist doch eh immer nur ein Koffer aus Hogwarts", antwortete Lily.

„Nein, ich meine für deinen Umzug nach Monaco", sagte Sue.

„Ja, es steht alles bereit in Kisten in der Wohnung. Wenn ich in England ankomme, habe ich nur noch eine Stunde, dann muss ich ins Flugzeug nach Monaco steigen."

„Ist schon traurig, von seiner Heimat Abschied nehmen zu müssen", meinte Riz, die zu tanzen aufgehört hatte.

„Na ja, es wird ein kurzer Abschied. Dad holt mich von Kings Cross ab, einer meiner Bodyguards fährt dann schon mal meine Sachen zum Flughafen. Mein Dad und ich gehen dann noch einmal kurz an die Themse, dann muss ich weg."

„Oh Mann, Lily, ich hoffe, wir verlieren den Kontakt zu dir nicht", heulte Ana.

„Nein, das glaube ich nicht. Ich werde eine von euch anrufen und irgendwann später könnt ihr mich dann besuchen kommen. Aber bitte vor der Krönungsfeier, ja? Zu der seid ihr auch selbstverständlich eingeladen."

„Danke, Lily", sagten die Mädchen.

„Wollen wir uns nicht auf den Ball vorbereiten?", fragte Riz.

„Ja, ich gehe dann mal in die Suite", sagte Lily.

„Hey, Lily!", rief Sue.

„Was ist?", fragte Lily.

„Wer ist dein Partner für den Ball?", wollte Sue wissen.

„Niemand, ich gehe solo", sagte Lily locker und verließ den Raum.

Sie schlenderte zur Suite und dann in ihr Zimmer. Dort zog sie ein Kleid an, das ihre Mutter ihr gegeben hatte. Es war eine Mischung aus mintgrün und blau, schulterfrei, bis zu den Knöcheln lang und der Rock war ausfallend. Auf der Korsage waren Blättermuster aus goldener Seide draufgestickt. Lily sah in dem Teil einfach wie eine waschechte Prinzessin aus und kam somit ganz ihrem Titel nach. Die Haare steckte sie sich elegant zu einer Banane hoch, danach schminkte sie sich etwas, nicht zu doll und legte ihre wertvolle Kette um, die ihr Vater ihr mal geschenkt hatte. Sie schlüpfte in die zum Kleid passenden Schuhe (ja, es sind Mary Janes!) und betrachtete sich im Spiegel.

„Siehst ja gar nicht mal so schlecht aus, Prinzesschen!", sagte Lily zu sich selbst und drehte sich mehrmals.

Fünf Minuten vor ihrem Treffen mit Riz, Ana und Sue, ging Lily zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Ana und Sue waren bereits da.

„Du siehst wunderschön aus", meinte Ana.

„Danke", sagte Lily.

„Wie eine Elfe", sprach Sue.

Sue und Ana waren auch sehr hübsch an diesem Abend. Sue hatte sich ihre schwarzen Haare nicht hochgesteckt, sondern stylisch hingeföhnt. Ihr rotes Ballkleid (Neckholder) passte perfekt zu ihr. Auch Ana sah atemberaubend aus. Sie hatte sich die blonden Haare ganz aufwändig hochgesteckt und sie mit kleinen Glitzerperlen geschmückt. Na viel Spaß beim Auskämmen! Ihr Kleid war rosa und mit Spaghettiträgern. Dazu trug sie eine Perlenkette.

„Mit wem geht ihr zum Ball?", fragte Lily die Beiden.

„Ich warte auf Benjamin Moore", sagte Ana.

„Ich gehe mit Seth Jones", sagte Sue.

„Na sag schon, Lil! Mit wem gehst du hin, das ‚ich gehe solo' war doch nur ein schlechter Scherz, oder?", meinte Ana.

„Nein, ich gehe allein. Okay, viele Typen reißen sich darum, mit einer Prinzessin zu gehen, aber die sehen halt nur meine zukünftige Krone, nicht mich."

„Also gehst du wirklich allein", sagte Sue.

„Ja, ich bin eine moderne Frau, wo liegt das Problem?"

„Nirgendwo", sagten die Beiden.

„Hey, Riz kommt!", sagte Ana.

Alle drehten ihre Köpfe zur Treppe und sahen Marissa die Stufen herunter schreiten. Sie trug ihre Haare offen und ihr halblanges Kleid. Es war pastelllila und passte sich perfekt ihrer Figur an.

„Hallo Mädels!", sagte sie.

„Mann, Riz, klasse Outfit", meinte Lily.

„Danke Lil. Wo bleibt nur Sirius?"

„Du gehst mit Sirius Black zum Ball?", fragte Ana.

„Wo ist das Problem?", konterte Riz.

„Nirgendwo, es war halt nur eine Frage", erklärte Sue.

„Weißt du, mit wem Lupin geht?", fragte Ana.

„Ja, der geht mit Josie Swan", sagte Riz.

„Und Pettigrew?", fragte Sue.

„Mit irgend so einer Tussi aus Slytherin. Die hat wohl lange nicht mehr ihre Brille geputzt. Aber bevor ihr mich hier über die ganze Schule ausquetscht: James Potter ist der Einzige, der eine Verabredung abgelehnt hat."

„Lily auch!", sagte Ana.

„Ach ja? Na was für ein Zufall aber auch. Wollt ihr es geheim halten?", fragte Riz.

„Was geheim halten?", fragte Lily irritiert zurück.

„Na das muss ich dir doch nicht erklären…"

„Hey Riz, das hat nichts damit zu tun. Wir haben uns getrennt. Wir sind Freunde. Wenn er eine Verabredung ausschlägt, dann ist es sein Problem. Ich hab da so meine Gründe."

„Und die wären?", fragte Riz.

„Na dass die alle nur auf meine Krone scharf sind."

„Auch wieder wahr. Na ja, wollen wir dann? Sirius kommt gerade."

„Auf jeden! Wir treffen uns mit unseren Partnern vor der Großen Halle", meinte Sue.

„Let's party!", freute sich Ana.

„Ab geht die Sause!", freute sich Lily und sie schritten gemeinsam aus dem Gemeinschaftsraum.

Vor der Großen Halle sammelten sich die Massen an Schülern. Es fanden sich schon einige Paare, andere warteten noch auf ihren Partner. Ana entdeckte gleich Benjamin und umarmte ihn.

„Wow Ana, du siehst super aus. Ich bin ein echt glücklicher Junge, mit dir auf den Ball gehen zu können", sagte Benny und lächelte Ana an.

„Danke, Ben", meinte Ana.

„Hi Ben", meinten Lily, Riz, Sirius und Sue.

„Hallo Leute", sagte Ben und wandte sich wieder Ana zu.

„Moony, ziemlich schicker Aufzug!", kommentierte Sirius, als Remus mit Josie zu der Gruppe kam. „Josie, du siehst auch sehr hübsch aus."

„Danke", sagten Beide, begrüßten die Anderen und stellten sich dann auf.

„Seth!", rief Sue durch das Treppenhaus und stürmte gleich auf denjenigen zu.

„Hi Sue, du bist echt der Wahnsinn!", meinte Seth und grüßte ebenfalls die Anderen.

„Hey Lily, da kommt James", flüsterte Sirius Lily ins Ohr. „Sieht er nicht toll aus?"

James schritt die Treppe hinunter, die Blicke der meisten Mädchen hafteten auf ihm und die, die unzufrieden mit ihrem Partner waren, träumten, wie es wäre, an seinem Arm die Treppe hinunter zu gehen und im Scheinwerferlicht zu stehen. Lily wollte das gerade nicht, denn sie wusste, dass das Scheinwerferlicht auch eine böse Kehrseite hatte.

„Hey Krone, bereit das Tanzbein zu schwingen?", fragte Sirius.

„Ja na logisch!", antwortete der Gefragte.

„Na dann mal ab!", sagte Remus, als sich die Türen zur Großen Halle öffneten. Lily ging neben James.

„Hi du", sagte er.

„Na?", fragte sie.

Sie gingen weiter nebeneinander her, was war auch Schlimmes daran? Sie kamen an kleinen Tischen vorbei, in etwa so wie bei dem Weihnachtsball und Lily war stolz darauf, dass James und sie geschafft hatten, dass etwas mehr für die Dekoration ausgegeben wurde.

„Nervös?", fragte James.

„Wovor?", stellte Lily die Gegenfrage.

„Der Rede", sprach er zwischen den Zähnen, denn sie kamen näher zum Lehrertisch.

„Ein bisschen", meinte Lily.

Dumbledore erhob sich aus seinem Stuhl und begann eine Rede:

„Meine lieben Schüler und Schülerinnen,

für euch geht mit dem heutigen Tag nicht nur das Schuljahr zu Ende, sondern nach dieser Nacht werdet ihr Hogwarts für immer verlassen. Außer der Eine oder Andere ist an einem Lehrerposten interessiert."

Einige Schüler räusperten sich.

„Wie dem auch sei, es ist Tradition in Hogwarts, dass die letzte Nacht immer eine der Besten hier ist, ein unvergessliches Erlebnis. Wie ihr hier so vor mir in Paaren steht, da erinnere ich mich an meine Schulzeit. Darüber will ich euch jetzt aber nicht berichten, sondern ich will euch nur klar machen, dass ich sehr stolz auf euch alle bin! Zudem hat wohl jeder einen Partner für den heutigen Ball gefunden, selbst die Schulsprecher haben sich nach einem Streit zusammen gerauft und sind heute Abend gemeinsam hier erschienen."

Wieder räusperten sich die Schüler. Einige diskutierten heftig darüber, ob James und Lily wieder zusammen waren oder das Paar nur spielten.

„Bitte seid doch ruhig! Nun, Hogwarts hat euch eine gute Ausbildung in den Bereichen der Magie gegeben, jetzt ist es an euch, sie für einen Beruf eurer Wahl zu nutzen und ich weiß ganz genau, dass hier viele unter euch das Talent zu Auroren haben. Nochmals möchte ich erwähnen, dass ich sehr, sehr stolz auf euch bin. Ich möchte nun aber nicht die ganze Zeit reden, schließlich sollen die Schülersprecher auch zu Wort kommen."

Die Schüler setzten sich an die Tische. Ana und Co hielten natürlich einen Platz für Lily und James an ihrem Tisch besetzt. Das Schülersprecherpaar ging schließlich die Stufen hoch und stellte sich neben Dumbledore.

„Applaus für Lily Evans und James Potter", sagte Dumbledore, der sich hinsetzte. Die Schüler fingen an zu klatschen. Marissa war die Lauteste von allen und klatschte fortlaufend.

„Danke sehr, lebe Schüler. Danke sehr, liebe Marissa!", sagte Lily und stellte sich mit James hin.

„Los, ausziehen!", brüllte Sirius und fast alle Schüler und einige Lehrer (!) fingen an zu kichern.

„Das hättest du wohl gerne!", konterte Lily lachend zurück und fing dann mit ihrer Rede an.

„Okay, dann fang ich mal an. Träume! Vorstellungen! Wünsche! Hoffnungen! Das hatten wir doch alle, als wir nach Hogwarts kamen. Wir alle stellten uns die Frage, was uns hier wohl erwartete, wie die Lehrer sein würden und wie der Alltag aussehen würde. Viele hatten sich von Erzählungen von Eltern, Geschwistern oder anderen Verwandten vielleicht schon ein Bild gemacht, aber selbst in Hogwarts anzukommen war doch ein ganz anderes Gefühl."

James machte mit der Rede weiter:

„Uns würde allerhand Neues begegnen, aber auch die Lehrer fragten sich, wer wohl jetzt Hogwarts betreten würde. Wer hatte die größte Klappe? Wer war die schlimmste Nervensäge? Wer der ehrgeizigste Streber? (Die Schüler begannen zu kichern) Aber alle diese Fragen wurden übertroffen von den schrägen Leuten, mit denen Lily und ich den Schulabschluss machen durften. Von Großmaul Sirius Black bis hin zu Ordnungsfanatikerin Mandy Johnson war in unserem Jahrgang alles dabei."

„So schlimm bin ich doch auch nicht", flüsterte Sirius zur kichernden Ana.

Lily übernahm wieder:

„Ja, es waren schon viele beeindruckende Leute in den Kursen anzutreffen. Manchmal fragte man sich doch wirklich, wie ein Lehrer es nur mit James hier neben mir aushalten konnte."

„Der aber nur so schlimm war, um Lily hier neben mir zu beeindrucken", konterte James mit Humor.

„Doch weg von James und mir. Die Lehrer hatten schon viel am Hut mit unseren Leuten. Es ging nicht mehr nur darum, den Unterrichtsstoff zu vermitteln, sondern es ging auch um persönliche Probleme. Professor McGonagall, die Vertrauenslehrerin kann bestimmt ein Lied davon singen. Spätestens seit Dorothy sie stets über ihre Beziehung mit Adrian informierte und Rat suchte, wenn es ein Problem gab. Es waren schon lustige Zeiten. Luke und Roxanne aus Ravenclaw fanden nach langer Zeit zusammen und bekommen jetzt ein Kind. Herzlichen Glückwunsch, euch beiden! Mit Luke hat auch der nächste Vorfall zu tun. Es ging um das witzigste Ereignis hier an der Schule. Erwählt wurde Lukes kleiner Unfall in Zaubertränke, als er einen gelben Trank kostete, ihn für das Serum hielt, das glänzende Haare machte, und schließlich den Rest des Tages als riesiges Hühnchen rum lief. Nur der Kopf war noch zu erkennen. Zumindest war das Gefieder glänzend. Seitdem passt Luke auf, was er trinkt. Sollte er es doch einmal vergessen, hilft ihm Roxanne weiter. Ja, wir Frauen sind für euch Männer schon überlebenswichtig!"

Die Schüler lachten und erinnerten sich an den verrückten Tag. Luke nahm es selbst mit Humor, denn es war ein witziger Unfall und lockerte mal die Stimmung auf. Lilys letzte Worte fanden bei den Damen Anerkennung.

„Lily, ich bin mir nicht sicher, ob wir schon von Sport geredet haben", sagte James.

„Na dann erzähl uns was darüber!"

„Auch dieses Jahr wurde wieder Quidditch gespielt, ihr alle wart hervorragend und die unteren Klassen sind sicher enttäuscht, dass ihr die Mannschaften verlassen müsst."

James sah Lily an.

„Ja, soviel zum Sport. Was passierte dieses Jahr noch so besonderes? Die Schwangerschaft von Roxanne, Besuch einer Australierin. Schön, dass du hier warst, Sue! Kannst du dich noch an spektakuläre Ereignisse erinnern, James?"

„Ja klar, Charles hat doch in Hogsmeade auf den Dächern getanzt und damit etwas Geld verdient, welches er dem Kinderheim gab. Applaus für Charles!"

Der Saal klatschte und Charles freute sich über die Anerkennung.

„Ja, dann…"

„Ich bin noch nicht fertig, Lily. Was wäre das für eine Rede von uns, wenn du mich und meine Freunde, die Rumtreiber, vergisst. Ich, ein ziemlich unartiger Junge, wurde Schülersprecher mit einer braven Schülerin."

„Ja, das stimmt, aber das wird doch dann auch alles…"

„Diese brave Schülerin, die herausgefunden hat, dass sie die Prinzessin von Monaco ist und diesen Sommer gekrönt wird."

„Ja, das stimmt. Das gehört auch noch dazu", meinte Lily schüchtern. Der Trubel war ihr unangenehm.

„Na dann Applaus für die zukünftige Regentin!", schmetterte James.

Der Saal klatschte wieder. Lily lächelte schüchtern.

„Ja Lily, ich glaube, jetzt wir sind mit unserer kleinen Rede fertig. Ich bitte die Schüler noch um einen weiteren Applaus. Gleich seid ihr erlöst. Ich bitte um einen riesigen Applaus für die gesamte Lehrerschaft von Hogwarts und besonders für den genialen Direktor Professor Dumbledore!"

Der Saal begann zu toben. Die Schüler standen alle auf, trommelten mit den Füßen, klatschten und jubelten. Einige Leute unterstützten den Applaus durch Pfeifen. Es dauerte einige Minuten lang.

„Danke sehr!", sagte Dumbledore.

Die Schüler beachteten es nicht und applaudierten weiter.

„Wir haben doch keine Zeit!", meinte Dumbledore und langsam erstarrte das Klatschen.

„Ja, danke Lily, danke James", sagte Dumbledore wieder und das Schülersprecherpaar setzte sich an den Tisch.

„Was soll ich sagen? Dass ihr heute nichts übrig lasst!"

„Habt ihr super gemacht", sagte Riz, als Lily und James am Tisch saßen.

„Danke, war auch ne Menge Arbeit", sagte James.

„Also seid ihr doch zusammen hier!", meinte Ana.

„Ja mehr oder weniger", antwortete Lily.

Dann bestellten sie Essen. Sie kannten das System bereits vom Weihnachtsball. Man musste nur dem Teller sagen, was man haben wollte und schon war das Essen da.

Sie aßen etwa eine Stunde, dann rief Dumbledore zum Tanzen auf.

„Wer soll denn das erste Paar auf dem Parkett sein?", fragte Dumbledore.

Stille. Es herrschte Stille. Dann ergriff Sirius die Initiative und schrie: „Lily und James! Schülersprecher voraus! Lily und James! Schülersprecher voraus!"

Nach und nach stimmten die meisten Schüler in die Rufe ein und die Schülersprecher mussten sich wohl oder übel der Forderung der Masse beugen. Sie gingen auf die Tanzfläche (einige Tische wurden zur Seite geräumt) und stellten sich nebeneinander hin. Lily schaute nervös an James vorbei.

„Gibt es irgendein Problem?", fragte der Gentleman leise.

„Das letzte Mal haben wir vor dem Bankett klassisch getanzt. In Monaco war das mehr so Rumhüpfen wie es in der Disco normal ist."

„Ja und?"

„Erinnerst du dich an unseren letzten klassischen Tanz?"

„Ja sicher, du warst ziemlich gut. Hätte ich nicht gedacht, dass du so super tanzen kannst."

„Mann, das meine ich doch nicht!"

„Was dann?"

„Wir haben nach dem letzten Tanz miteinander geschlafen", flüsterte Lily.

„Ach und deswegen bist du so nervös. Na deswegen musst du dir wohl keine Sorgen machen. Das wird wohl nicht noch einmal passieren."

„Ach jetzt ist aber Schluss mit dem Geflüster! Wir kriegen ja gar nichts mit! Tanzen!", forderte Dumbledore und die Musik begann. Es war ein Wiener Walzer, einer von den leichten Tänzen. Lily kam gut klar. Der Wiener Walzer war ihr schon im Blut, so oft hatte Jack es mit ihr geduldig geübt.

Dann kamen weitere Tanzpaare auf die Tanzfläche. Es folgten Rock N Roll, Twist, Discofox, Cha-Cha-Cha und dann wieder von vorn. Lily machte eine kurze Pause und wurde dann gleich von Benjamin zum Tanzen aufgefordert, während Ana mit Seth ihre Runden schwang und Susan sich mit James zur Melodie bewegte. Dann gab es wieder Partnerwechsel und Lily wackelte mit Remus über die Fläche. Es war ein Twist und der Tanz machte ihr besonderen Spaß.

Dann wurde etwas moderne Musik gespielt.

„Eh geil, Black-Musik!", grölte Riz.

„Was ist mit mir?", fragte Sirius, der Kuchen kauend auf sie zukam.

„Nein, ‚Black-Musik', nicht ‚Black, hierher zügig!'", erklärte Sue und Lily begann sich darüber zu amüsieren.

Sue tanzte Lily, Riz und Ana an und alle vier Mädchen bewegten sich zum Rhythmus, da wurde den Jungs schon mal ein bisschen schwitzig.

„He Lily, hast du Lust zu tanzen?", fragte der nette Marcus Steen aus Ravenclaw.

„Ich habe mich schon für den nächsten Tanz angemeldet", sagte James.

„Nein, stimmt doch gar nicht. Wie wäre es, wenn du uns Getränke holst und dann tanzen wir die nächste Runde!", schlug Lily vor.

„Meinetwegen", grummelte James und machte sich auf Richtung Bar.

Er schaute der tanzenden Lily zu. Sie war so perfekt, doch sie war unerreichbar geworden. Er hatte keine Chance mehr. Eigentlich wollte er Lily ihren Spaß hier lassen, doch irgendwie wollte er sie auch beschützen. Es kam ihm so vor, als ob er sie nicht mehr gehen lassen wollte, wenn sie sich nach dem nächsten Tanz von ihm lösen wollte. Gestern waren sie doch so super als Freunde klar gekommen. Na gut, gestern war er auch angetrunken.

Der Tanz war vorbei und Lily kam direkt auf ihn zu und nahm sich einen Becher.

„Hey, danke, dass du mir das geholt hast, echt lieb von dir."

Sie trank in schnellen Zügen und kurze Zeit später war ihr Becher leer.

„He James, wir wollten doch tanzen. Komm mit!", sagte sie und wollte seine Hand nehmen, doch er zog sie zurück.

„Ist was passiert?", fragte sie.

„Ja, ich bin…ich bin…sehr müde", sagte James und hoffte, dass sie ihm das abkaufte.

„Das ist doch nicht der wahre Grund, du warst doch gerade noch so fröhlich", wunderte sich Lily.

James schrie innerlich ‚Nein!', denn sie kaufte ihm die Müdigkeit nicht ab. Was konnte er jetzt noch tun?

„Ja, aber wir haben morgen eine große Reise vor uns und da möchte ich ausgeschlafen sein. Wenn du länger bleiben willst, kannst du das ja, aber ich werde schlafen gehen", sagte James.

„Aber wir haben doch extra gebettelt, dass wir länger feiern dürfen, eventuell die Nacht durchmachen, und jetzt kommst du mit so was hier", maulte Lily.

„Ja, ich wollte doch zuerst auch, aber…"

„Mann James, wir sind doch Freunde! Warum gibst du jetzt auf?", bohrte Lily.

„Ich gebe nicht auf, ach, ich kann das alles nicht mehr! Gute Nacht!", sagte er und verließ die Große Halle.

Lily stand total verdattert da und schaute James nach. Ana ging von hinten auf sie zu.

„Alles klar?", fragte sie.

„James sagt, er ist müde, aber ich glaube ihm das nicht so recht, denn er war richtig begeistert von der Idee, dass wir alle durchfeiern und jetzt sagt er, dass wir morgen eine große Reise haben und ausgeschlafen sein müssen. Ich meine, das wusste er doch auch vorher!"

„Ach Lily, die Männer soll mal einer verstehen", sagte Ana und umarmte ihre beste Freundin.

„Und nun lass uns tanzen, sonst wirst du mir auch noch müde", fügte sie hinzu.

„Ja stimmt, Ana. Schließlich ist das unser letzter Abend mit Sue bevor sie wieder nach Australien geht."

Lily und Anastasia gingen zurück auf die Tanzfläche und tanzten um Sue herum.

„Oh Mann, das Jahr war so toll mit dir!", sagte Riz zu Sue.

„Ach, ihr werdet mich doch später nicht mehr vermissen, dann kommt doch Katie wieder", sagte Sue.

„Nein, du bist und bleibst einzigartig, Sue!", betonte Ana.

„Ja, es wäre schön, wenn wir alle in derselben Stadt beziehungsweise erstmal in demselben Land leben würden", sagte Lily und dachte auch gleich wieder an Monaco.

„Ich will gar nicht so richtig zurück nach Australien", sagte Sue.

„Aber du wirst doch zur Krönungsfeier und zur Pressekonferenz von Lily kommen, oder?", fragte Riz.

„Ja natürlich, das lasse ich mir nicht entgehen", sagte Sue.

„Sagt mal, weiß Katie eigentlich davon?", wollte Ana wissen.

„Nein, ich wollte es ihr persönlich sagen. Das hätte sie mir doch niemals geglaubt!"

„Ach Lily, das hier ist deine letzte Nacht in Freiheit, dann musst du in Monaco immer brav am Tisch sitzen", meinte Sue.

„Ja, ich freue mich momentan am meisten auf eure Besuche", sagte Lily.

„Darf ich dann auch kommen?", fragte der eben aufgetauchte Sirius.

„Ja, wieso auch nicht? Ihr könnt alle nach Monaco kommen, na ja, das mit James wird wegen meiner Mutter vielleicht etwas problematisch", antwortete Lily.

„Wo ist eigentlich James, wenn wir gerade von ihm sprechen?", fragte Ana.

„Der war müde und ist schlafen gegangen", sagte Lily.

„Das kannst du aber vergessen!", konterte Sirius.

„Warum?", wollte die Prinzessin wissen.

„Wir haben damals öfters die Nacht durchgemacht. Der ist nicht müde!", fuhr Sirius fort.

„Zu mir sagte er, dass wir morgen eine lange Reise haben und er ausgeschlafen sein will", sprach Lily.

„Das stört doch einen Potter nicht! Sein Verschwinden hat andere Gründe", sagte Sirius.

„Und was tut er jetzt?", fragte Riz.

„Keine Ahnung. Jemand sollte mal nachschauen", schlug Sirius vor.

„Lily!", sagten die drei Mädchen im Chor.

„Warum war mir das klar?", fragte Lily in die Runde und ging dann nach oben.

„Weißt du wirklich nicht, was mit James los ist?", fragte Sue zu Sirius.

„Nein, ich kenne ihn nicht. –Mann natürlich weiß ich was ist, James ist mein bester Freund! Er ist traurig wegen Lily. Die Beiden werden sich doch nie wieder sehen und wegen Monaco musste sie ihn halt verlassen. Das kam ihm heute, am letzten Abend noch einmal hoch", erklärte Sirius.

„Armer James", meinte Ana.

„Na ja, Lily wird noch mal mit ihm reden. Die kriegt das schon hin! Ich habe gehört, dass Ana-Babe jetzt mit mir tanzen will?", ließ Sirius verlauten.

„Das hättest du wohl gerne!", konterte Ana, schnappte sich Remus und tanzte mit ihm. Sue schnappte sich Benjamin und Riz zog schnell Seth aufs Parkett, sodass sie alle Schutz vor Sirius hatten.

„Weiber", sagte Sirius zu sich selbst und lächelte während er die Tanzpaare beobachtete.

Lily betrat die Suite. Alles war dunkel, aber die Kissen und Decken waren unordentlich im Raum verteilt. Was war nur passiert. Lily stieg die erste Treppe hinauf. Die Kugeln auf dem Billardtisch fehlten, sie lagen auf dem Teppich verteilt.

„James?", sagte Lily.

Sie ging noch eine Treppe hinauf in ihr Zimmer und löste ihre Frisur. Dann zog sie die Schuhe aus und ging rüber in James Zimmer. Er saß auf seinem Bett und betrachtete sie, als sie zur Tür hereinkam.

„Was ist?", fragte James.

„James! Oh mein Gott, Sirius hat gesagt, dass du mich angelogen hast und du sonst die Nächte durchfeiern könntest. Was ist denn nur los?"

„Ach Lily, ich halte es einfach nicht mehr aus!"

„Was? Was hältst du nicht mehr aus?"

„Diese ganze Situation! Ich meine, du bist einfach so bezaubernd und irgendwie kommt bei mir wieder der ganze Trennungsschmerz hoch. Ich halte das einfach nicht aus. Ich dachte wir könnten Freunde sein, aber es geht einfach so nicht. Noch schlimmer ist es aber, dass ich dich nie wieder sehen darf. Warum denn nur?"

„Du weißt doch, dass die Königin es nicht erlaubt."

„Aber wenn du Königin bist, dann kannst du das doch ändern!"

„Nein, das ist die Tradition und die kann eine noch so gute Königin nicht ändern, die wurde festgeschrieben und die bleibt auch festgeschrieben. Außerdem will ich nicht, dass du dein Leben als Zauberer aufgibst, denn du bist darin wirklich großartig!"

„Das ehrt mich normalerweise, doch bei dir verursacht es Schmerz. Meine Liebe zu dir ist einfach noch zu groß."

„Ach, ich wünschte, ich wäre nie als Prinzessin geboren. Ich könnte abdanken, aber dann würde ich mein Volk, das ich lieb gewonnen habe, abgeben müssen."

„Ja, da hast du Recht. Weißt du, wir werden uns wohl nie wieder sehen und morgen ist es dann so weit, dass wir großen Abschied nehmen müssen. Würdest du mir in der letzten Nacht noch einen Kuss geben? Bitte sag nichts, es ist nicht so gemeint, wie du es dir denkst. Ich wünsche mir nur einen Kuss von der künftigen Königin Monacos, so als Glück des Lebens. Es kann auch ein Kuss auf die Wange sein. Das ist mir irgendwie wichtig, bitte!"

Lily lächelte und näherte sich James. Dann küsste sie ihn auf den Mund, einfach aus ihrer Entscheidung heraus, und dann küssten sie sich weiter und immer weiter und irgendwann, ja dann war ein Kuss nicht mehr ausreichend…