Kapitel 20: Besuch aus England

Es war Dienstagmorgen (oder eher Dienstagnacht), als Lily und Daniel den Palast verließen und nach England flogen. Im Flieger wollten sie nicht mehr schlafen und Lily zückte einen Stapel Karten aus ihrer Tasche.

„Du willst Karten spielen?", fragte Daniel irritiert.

„Klar, nichts geht besser am frühen Morgen als eine ordentliche Runde Rommé."

Sie lachte laut auf und Daniel stimmte ein. Trotzdem spielten sie eine Runde.

„Mit meinen Freunden müssen wir unbedingt Pokern spielen!", begeisterte sich Lily.

„Im Palast?"

„Nein, Mann. Im Flugzeug. Mutter würde uns umbringen, wenn sie uns dabei in Monaco erwischt."

„Dann dürfen wir uns nicht erwischen lassen!"

„Auch wieder wahr."

Sie landeten einige Spiele weiter dann in London und Lily war richtig aufgeregt.

„Oh geil, jetzt sehe ich die Bande wieder!", ereiferte sie sich.

„Und ich auch", fügte Daniel hinzu.

Sie stiegen aus dem Privatjet aus und verließen schnellstmöglich den Flughafen, um zu Ana zu kommen. Ein Chauffeur fuhr sie in einer großen Limousine zur gewünschten Adresse.

Als der Wagen hielt, riss Lily die Tür auf und stolperte gleich aus dem Auto. Auf gut Deutsch gesagt lag sie richtig schön auf der Schnauze auf dem Gehweg. Zu ihrem Glück waren kaum Leute au den Straßen unterwegs und keiner hatte ihren Stunt so richtig gesehen. Daniel half ihr wieder hoch und Lily betrachtete sich. Keine Zeichen von der Landung.

„Keine Zeichen davon zu sehen. Und das bleibt unter uns!", sagte sie zu Daniel.

„Ach wie könnte ich es nur weiter erzählen."

Ein komischer Junge kam vorbei und Daniel wollte Lily ihre ganzen Scherze über den Charme eines Herzogs heimzahlen:

„Ey, haste gesehen? Die hier hat sich volle Kanne auf die…"

„Klamotten gekleckert!", erhob Lily schnell das Wort, nahm die Colaflasche aus dem Auto und goss sich etwas über ihr T-Shirt. Der Junge glotzte, als ob die Beiden aus der Limousine nicht ganz dicht wären und ging dann irritiert weiter.

„Was sollte das denn?", fragte Lily Daniel.

„Wollte dich nur testen", sagte Daniel cool und Lily kapierte. Sie schubste ihn scherzhaft zur Seite und ging dann in den Hausflur. Sie rannte die vielen Treppen bis zu Anas Dachwohnung hoch und stand dann davor. Herzog Daniel kam kaum nach

Lily klingelte also an Anas Tür und diese wurde prompt geöffnet.

„Lily!", kreischte Ana und drückte ihre Freundin.

„Dass wir uns schon nach einer Woche wieder sehen, das finde ich klasse!", freute sich Sue.

„Wir haben dich total vermisst. Wie geht es dir?", fragte Riz.

„Ja, was macht das Leben und das Königreich?", wollte Katie wissen.

„Alles in Ordnung, Leute. Es geht mir gut, jetzt so wo ich euch sehe", sagte Lily.

„Na das will ich auch hoffen!", sagte Remus.

„Hi mein Kleiner!", freute sich Lily und drückte ihren guten Freund. „Sind James und Sirius nicht da?", fragte Lily vorsichtig.

„Nein, leider nicht. James ist wahrscheinlich immer noch in der Bar und von Sirius haben wir keine Ahnung", erklärte Ana.

„Bar?", fragte Lily irritiert.

„Ja, er versucht, seinen Kummer herunterzuspülen", sagte Sue.

„Dann muss ich mit ihm reden", kam Lily zu dem Schluss.

„Nein, du solltest ihm nicht begegnen. Ich glaube, das würde alles noch schlimmer machen", sagte Remus.

„Ich rede nach deiner Entscheidung noch einmal mit ihm", sagte Ana. „Aber jetzt müssen wir los!"

Dann bemerkte Riz die Flecken auf Lilys noch nassem Shirt.

„Sag mal was hast du denn gemacht?", fragte sie.

„Ein Experiment mit Cola. War sehr lustig", sagte Lily und schaute Daniel grimmig an. „Herzog Daniel ist auch mit mir hier, um euch abzuholen. Katie, du kennst ihn noch nicht."

„Hallo Katie", sagte Daniel.

„Hallo Herzog Daniel", sagte Katie.

„Du kannst mich auch einfach Daniel nennen", meinte der Betroffene locker und Katie lächelte.

„Lily, jetzt musst du dir aber ein anderes Top anziehen. Warte, ich hole dir eins!", sagte Ana. Dann kam sie mit einem schwarzen Oberteil zurück. Lily verschwand kurz in der Wohnung und zog sich schnell um. Dann ging sie in den Hausflur zurück.

„Können wir denn jetzt?", fragte Remus.

„Nur kein Stress, Schätzchen, wir haben doch Zeit. Das Flugzeug kann gar nicht ohne uns fliegen", sagte Lily.

„Kann es schon", meinte Daniel.

„Ja, aber das wäre sinnlose Verschwendung von Kerosin", sagte Lily und die Truppe machte sich auf den Weg zur Limousine.

„Boah, da hat ja ne ganze Fußballmannschaft drin Platz!", war das Kommentar von Marissa.

„Inklusive Maskottchen", meinte Sue.

Lily und Daniel grinsten und stiegen ein. Nach und nach fanden sich mehr Personen in der Limousine, die nach etwa 30 Minuten den Flughafen erreichte.

„Sie starten in 20 Minuten, Prinzessin", sagte der Chauffeur.

„Sagen Sie das Wort nicht so laut. Ich will nicht, dass das hier einer hört", zischte Lily und stieg dann aus dem Auto.

Die Gruppe stürmte durch den Sicherheitscheck zum Gate, wo der Jet stand. Sie rannten ins Flugzeug und kaum angeschnallt wurde die Tür auch schon geschlossen und sie rollten aufdie Startbahn.

„Ja, Monaco, wir kommen!", grölte Riz.

„Wie sind eigentlich die Männer dort?", fragte Katie.

„Keine Ahnung, Katie", antwortete Lily.

„Oh Mann, ich bin so aufgeregt!", sagte Riz zitternd.

„Mach dich mal locker, wir sind noch nicht mal abgehoben", sagte Ana.

Fünf Minuten später hätte der Satz nicht mehr gegolten, denn sie befanden sich nicht mehr auf dem Boden. Als sie die Flughöhe erreicht hatten und sich abschnallen durften, mischte Daniel die Karten.

„Ana, kann ich mal kurz mit dir reden?", fragte Lily.

„Klar", meinte Ana und die Beiden gingen eine Kabine weiter, während die andere Gruppe Karten spielte.

„Was ist denn?", fragte Ana.

„Es geht um James. Ist das mit der Bar wirklich wahr?"

„Ja, leider schon. Er kommt nicht mit der Trennung klar. Aber das ist wohl die anfängliche Phase. Er muss es akzeptieren."

„Da bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich mit Daniel so gut amüsiert habe. Klar sind meine Gedanken auch zu James abgeschweift, aber ich bin schon einigermaßen darüber hinweg."

„Du musst kein schlechtes Gewissen haben, Lil. Er wird schon irgendwann darüber hinweg sein. Das kannst du mir glauben, versprochen!"

„Danke Ana, ich hoffe es!"

„Es ist besser, wenn du jetzt nicht mit ihm redest, er muss erst einmal Abstand gewinnen."

„Ich hoffe, du hast Recht."

„Was für eine Freundin wäre ich, wenn ich dir falsche Ratschläge geben würde?"

Die Tür ging auf und Riz stand im Gang:

„Wollt ihr nun mitkommen und Poker spielen oder wollt ihr hier noch die ganze Reise nach Monaco rumsitzen?"

„Wir kommen ja schon", sagte Ana und stand auf. Lily folgte ihr und die Gruppe begann zu pokern.

„Ich gewinne, ich gewinne!", freute sich Remus.

„Passe", meinten Ana, Riz, Katie, Sue und Daniel.

„Na dann zeig mal her!", sagte Lily.

„Zwei Paare", sagte Remus belustigt und lehnte sich zurück.

„Oh, oh!", meinte Lily und Remus fühlte sich auf der sicheren Seite.

„Sieht nicht gut aus", sagte Lily.

„Ich wusste, ich gewinne", trällerte Remus.

„Full House", sagte Lily und Remus beendete sein Lied. Er hatte doch tatsächlich im letzten Moment noch verloren.

„Oh nein!", ärgerte er sich.

„Gewonnen, gewonnen! Nänänänänänä!", sang Lily.

Es meldete sich eine Stimme:

„Liebe Fluggäste, ich bitte sie, sich wieder anzuschnallen, denn in etwa zwanzig Minuten werden wir auf dem Flughafen von Monaco landen." Es war der Kapitän.

Die Freunde folgten natürlich dem Befehl des Piloten und trafen wirklich zwanzig Minuten später auf dem Boden von Monaco auf.

„Juhu, ich bin in Monaco!", feierte Sue.

„Bleibt ganz ruhig, Mädels. Besonders vor der Königin, meiner Mutter. Sie mag es nicht, wenn ihr bei ihrem Anblick nervös werdet und eventuell noch etwas Falsches sagt."

„Wir werden schon irgendwie mit ihr klarkommen", sagte Ana.

Das Flugzeug hielt am Gate und die Brücke wurde herangefahren. Ein Mitarbeiter des Flughafens öffnete die Tür des Jets.

„Sonnenbrillen auf, Mädels und Jungs!", befahl Lily.

„Aber es ist doch heute keine Sonne", meinte Katie. „Zumindest schaut es draußen so aus."

„Ach so, du hast das ja noch nie miterlebt, Katie. Dann erkläre ich es dir mal in Kurzform: Überall lauert die Presse auf der Stelle, um eine neue Story über Lily zu bringen. Sobald dich die Journalisten mit Lily gesehen haben, hast du so gut wie kein Privatleben mehr. Das ist in Lilys Fall natürlich bei Jungs extremer. Um deine Augen vor dem Blitzlichtgewitter zu schützen, empfehle ich, eine Sonnenbrille zu benutzen", sagte Daniel.

„Okay", meinte Katie und die Gruppe setze sich die Gestelle auf die Nasen. Dann nahm jeder seine Tasche und verließ das Flugzeug. Lily ging voran, um den Reiseleiter zu spielen. Sie drängelte sich durch die Leute mit den vielen Fragen durch und erreichte die Limousine. Die Anderen kamen etwas später. Herzog Daniel kam als Letzter am Treffpunkt an, denn er wurde von einer Journalistin so in den Wahnsinn getrieben, dass er ihr doch noch einige Fragen beantwortete.

Als sie schließlich im Auto saßen, besprachen sie die Zeit, die sie in Monaco verbringen würden.

„Also ich möchte gerne mal was Kulturelles machen, nicht immer nur Party", sagte Sue.

„Wie wäre es denn mit einigen Museen?", fragte Lily.

„Das ist eine gute Idee, Lil. Als ich in Australien war, habe ich etliche Galerien besichtigt und die Liebe zur Kunst entdeckt. Es ist faszinierend, vor diesen riesigen Werken einiger genialer Köpfe zu stehen und zu denken…"

„Für wie viel Kohle hat er das Teil wohl verscherbelt?", redete Remus herein. Alle schauten ihn mit Verwunderung an.

„Kann man denn nicht mal einen Witz machen?", fragte er.

„Klar kann man das. Von dir kam es aber eher unerwartet", sagte Lily.

„Ich bin sehr vielschichtig", meinte Remus zurück und Lily wandte sich wieder ihren Mädchen zu.

„Was machen wir heute Abend?", fragte sie.

„Party!", meinte Riz.

„Party!", stimmte Ana ihr zu.

„Heute Abend bin ich auch für Party", sagte Sue.

„Ganz meiner Meinung", sagten Remus und Katie.

Lily sah Herzog Daniel an und wartete auf eine Antwort.

„Was fragst du eigentlich noch?", war sein Kommentar und Lily lachte.

Dann wurde der Prinzessin auf einmal schlecht und der Wagen musste anhalten, damit sie in einer Ecke brechen konnte. Sie brauchte zwei Minuten, um wieder ins Auto steigen zu können, denn sie atmete hastig. Sie stieg wieder ins Auto.

„Alles wieder in Ordnung?", fragte Ana.

„Ja, alles okay", meinte Lily.

„Wovon kann dir denn schlecht sein?", fragte sich Remus.

„Daniel und ich haben auf dem Flug nach London Kaviar gegessen, der ist mir bestimmt nicht bekommen. Er hat auch irgendwie merkwürdig geschmeckt."

„Geschmeckt hat er nicht merkwürdig, das ist nun mal der Geschmack von älterem Kaviar aus der Dose. Wahrscheinlich bist du daran nicht gewöhnt. Du hattest in letzter Zeit sehr viel Stress und große Essen mit Kaviar können einem da schon mal auf den Magen schlagen. Morgen ist das weg", sagte Daniel.

„Ja, eine Magenverstimmung dauert meist nur einen Tag, dann geht es wieder", sagte Sue.

„Und was ist nun mit heute Abend?", fragte Lily.

„Dann können wir nicht weg gehen, wenn es dir schlecht geht, so einfach ist das", sagte Katie.

„Das kommt gar nicht in Frage", sagte Lily. „Verderbt euch wegen mir nicht den schönen Abend! Daniel kennt sich bestens in Monaco aus, er war ja schon oft hier. Er wird mit euch auf Partytour gehen."

„Aber ohne dich ist es nicht dasselbe, Lil", maulte Sue.

„Ich weiß, aber ich will nicht, dass ihr den ganzen schönen Abend im Palast eingesperrt sitzt. Feiert mal ordentlich, wir holen unsere Party dann auch nach. Es reicht, wenn ich mich und meinen Magen ausruhen muss."

„Da hast du auch wieder Recht", sagte Riz und die Limousine fuhr in die Einfahrt des Palastes.

„Oh mein Gott, was soll ich denn nur zur Königin sagen?", machte sich Katie verrückt.

„Ist meine Frisur okay?", fragte sich Riz.

„Guten Tag, Majestät. Nein. Majestät, wunderschönes Wetter heute, oder? Nein. Majestät…", übte Remus.

„Ich muss mir noch einmal die Lippen nachziehen!", kreischte Ana.

„Und ich weiß nicht, wie ich stehen soll so vor ihren Augen", heulte Sue.

„Schluss!", sagte Lily cool. „Seid einfach ihr selbst. Und vor allem: bleibt ruhig! Das ist das Wichtigste! Nichts ist schlimmer, als vor der Königin zu zittern wie bei Schüttelfrost."

„Können wir?", fragte Herzog Daniel und die anderen Leute in der Limousine nickten. Die Türen wurden geöffnet und alle stiegen aus. Am Eingang des Palastes wartete die Königin.

Riz kam als Erste nach Lily und Daniel zu Fabienne.

„Guten Tag, Majestät, ich bin Marissa. Lily dürfte mich schon einmal erwähnt haben, aber…"

„Ist schon gut, Marissa, ich kenne dich aus den Erzählungen von Lily", sagte Fabienne und Riz musste weitergehen. Sie hatte die Begrüßung gut geschafft.

Auch die Anderen schafften die Begrüßung besser als sie es sich vorgestellt hatten. Remus unterhielt sich am längsten mit der noch amtierenden Königin und ging dann schließlich zu den anderen der Gruppe in die Eingangshalle.

Sie verteilten sich auf die Gästezimmer. Ana und Riz sowie Sue und Katie teilten sich ein Gästezimmer. Remus, der sich gut mit Daniel verstand, wurde folglich daraus auf dessen Zimmer gebracht.

Lily legte sich nach ihrer Ankunft gleich wieder ins Bett und schlief früh ein. Die Übelkeit war wie verflogen. Sollten ihre Freunde sich doch einen schönen Abend machen.