Disclaimer: Mir gehört nichts, alle Charaktere gehören J. K. Rowling, ich leihe mir sie nur für den Moment.
Summary: Es begann mit einem Dreh an der Flasche - doch mittlerweile haben Harry und Draco sich so sehr in ihr eigenes Spiel verstrickt, dass es keinen Ausweg mehr gibt... außer einfach weiterzuspielen.
Warnungen: Immer noch Harry/Draco Slash und es wird immer noch mächtig geflucht.
Kapitel: 2/17
Starts with a Spin
Kapitel 2
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Zungenküsse hatten mit Sicherheit einen nachhaltigen Effekt auf das Verhältnis der beiden Personen, die darin einbezogen waren.
Diese Vermutung, sowie einige andere, stellte Harry in der folgenden Woche an. Er schätzte, dass Zungenküsse in einer 'normalen Beziehung' einen großen Schritt bedeuteten. Schließlich war es danach möglich, in der Öffentlichkeit Intimitäten auszutauschen; man konnte Händchen halten, während man die Korridore entlang lief, verstohlene Küsse zwischen zwei Unterrichtstunden austauschen, ohne schüchtern sein oder sich darum kümmern zu müssen, was andere davon hielten.
Harry und Malfoy würden sich jedoch selbstverständlich nicht so in der Schule sehen lassen, weswegen der Gryffindor schnell das Übelkeit erregende Bild von ihm und besagtem Slytherin, wie sie Händchen haltend einen Flur hinunter hüpften, verscheuchte. Ihre 'Beziehung' musste eher… nun ja, vorsichtig behandelt werden. Außerordentlich vorsichtig.
Sich gegenseitig zu ignorieren war unmöglich, soviel war klar. Das hatten sie in den letzten fünf Jahren nicht geschafft, also würden sie jetzt erst recht nicht in der Lage sein, damit anzufangen. Außerdem würden sie schließlich, wenn sie sich nicht mehr prügeln würden, zugeben, dass sie sich in der Gegenwart des anderen unwohl fühlten. Dies wiederum würde automatisch bedeuten, dass der Kuss real gewesen war - dass es ein echter Kuss gewesen war.
In stillem gegenseitigen Einverständnis verhielten sich die Sechstklässler so, als würde bei den Partys nichts Besonderes passieren. Sie waren bloß brave kleine Schüler, die an Samstagabenden in ihren Gemeinschaftsräumen saßen und lernten. Also wurde unter der Woche nichts von den Ereignissen zwischen Harry und Malfoy erwähnt, was bedeutete, dass sie sich genauso anfeinden mussten wie immer.
Die Art ihrer Auseinandersetzungen hatte sich jedoch deutlich verändert. Zum einen waren die Faustkämpfe, die sie erst neulich eingeführt hatten, aus dem simplen und offensichtlichen Grund nicht länger erlaubt, dass sie sich einfach nicht mehr gegenseitig berühren wollten. Überhaupt nicht mehr.
Also blieben sie bei mannigfaltigen Hänseleien und dergleichen, genauso wie sie es in den ersten fünf Jahren auf Hogwarts getan hatten.
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„Ich hasse ihn", verkündete Harry am nächsten Dienstag nach einem besonders vernichtenden Kommentar von Malfoy. „Bei Merlin, ich hasse ihn so sehr! Warum ist er bloß so nervtötend?" Er ließ sich auf das Sofa im Gemeinschaftsraum der Gryffindors fallen, um gemütlich etwas Trübsal zu blasen.
„Lass dich von ihm nicht aus der Fassung bringen, Harry, das ist er nicht wert", sagte Hermine ruhig, womit sie sich auf dem Platz neben ihm niederließ.
Harry sah sie skeptisch an und hoffte inständig, dass sie die 'Partys die an Wochentagen nicht erwähnt werden' nicht zur Sprache bringen würde, was er ihr telepatisch zu übermitteln versuchte.
Hermine ignorierte ihn.
„Malfoy kann einem wirklich verdammt auf den Geist gehen", warf Ron mit finsterer Miene ein. „Und du machst die Sache auch nicht viel besser mit all deinen kleinen Pflichten, Hermine."
Das war's dann wohl. Nun würden sie also doch darüber reden.
„Ich habe mir diese Pflichten nicht ausgedacht, Ron", antwortete sie und strich sich das Haar hinter die Schultern. „Ich habe bloß gesagt, dass Harry, als ein Gryffindor, auch die Courage haben sollte, sie einzulösen. Ist doch nicht meine Schuld, dass diese Pflichten nicht gerade – vorteilhaft sind. Für Harry."
„Nicht gerade vorteilhaft?", wiederholte Harry. „Sie sind überhaupt nicht vorteilhaft. Ich hasse diese ganze Sache! Ich gehe jede Woche zu diesen Partys und jedes Mal wird mir ganz unwohl, wenn ich mich frage, was wohl als nächstes kommt."
Hermine kicherte, riss sich aber schnell wieder zusammen, als Harry sie böse anfunkelte.
Ron hingegen schaute mit nachdenklicher Miene in Richtung Kamin. „Warum gehst du denn dann noch hin?", hakte er vorsichtig nach, während er in seiner Tasche nach seinem Zauberkunst-Buch kramte. „Ich meine, es zwingt dich doch keiner."
Harry wurde rot. „Nun, ich muss hingehen, oder nicht? Wenn ich 'nen Rückzieher mache, gewinnt Malfoy."
„Was, bitte, gewinnt er denn dann?"
„Er gewinnt... nun... gewinnt halt. Das ist ein Konkurrenzkampf, genauso wie alles andere, was wir machen", erklärte Harry missmutig.
„Also, das ist jetzt wirklich albern", sagte Hermine. Sie hielt für einen Moment inne, ihre Feder verharrte einen Augenblick über ihrem Pergament in der Schwebe, bevor sie rasch eine Überschrift für irgendeinen Aufsatz hinschrieb.
Harry runzelte nur die Stirn und packte all seine Bücher zurück in seine Tasche. „Im Moment kann ich einfach keine Hausaufgaben machen", grummelte er, stand auf und schwang seine Tasche über die Schulter.
„Harry, diesen Aufsatz für Zaubertränke musst du morgen abgeben, sechzig Zentimeter über -"
„Ich werd's später erledigen, jetzt kann ich mich nicht konzentrieren", unterbrach er sie harsch. „Wir sehen uns dann nachher."
Während Harry die Stufen hinaufging, seufzte Ron und warf Hermine einen eindeutigen Blick zu. „Das ist alles deine Schuld, weißt du."
Hermine „hmpfte" und wandte sich wieder ihrem Aufsatz zu. „Harry ist ein großer Junge, der kommt damit klar."
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Samstagmorgen brach an und machte viele der Sechstklässler ganz hibbelig. In der Tat waren die meisten sehr aufgeregt und warteten gespannt auf die Ereignisse, die der Abend bringen würde. Einige andere fürchteten sich jedoch vor dem herannahenden Abend; Große Klumpen, schwer wie Blei, formten sich in ihren Mägen, je weiter der Tag voranschritt.
An diesem Morgen brauchte Draco beim Quidditch-Training eine ganze halbe Stunde länger als sonst, um den Schnatz zu fangen, weil er sich einfach nicht konzentrieren konnte.
Je später die Stunde schlug, desto verschlagener waren die Blicke, die ihm seine Mitschüler zuwarfen. Während er gerade zum Abendessen in die Große Halle hinunterging, erwischte er Terry Boot dabei, wie er ihn hämisch angrinste. Als er auf seinem Rückweg am Hufflepuff-Tisch vorbeikam, prustete Zacharias Smith sogar in seinen Kelch und verbarg dabei ganz offensichtlich ein Grinsen. Es ging Draco wirklich mächtig auf die Nerven.
In den letzten Jahren hätte es niemand gewagt, so über ihn zu lachen. Aber die Dinge hatten sich geändert, seit sein Vater im Gefängnis saß und der Name Malfoy geächtet war. Obwohl Draco es erstaunlicherweise geschafft hatte, seinen Status sowohl in seinem Haus, als auch unter den anderen Schülern aufrechtzuerhalten, war es offensichtlich, dass die Leute viel weniger Respekt vor ihm hatten.
Also wirklich, dachte er, man müsste doch meinen, dass seine Mitschüler nun mehr Angst vor ihm hätten, wo sich herausgestellt hatte, dass sein Vater ein Todesser war. Steh Draco im Weg und er wird den Dunklen Lord auf dich hetzen – oder so ähnlich.
Draco musste sich unwillkürlich einen angeleinten Voldemort, der einen Gummiball jagte, vorstellen.
Der Gedanke heiterte ihn ein wenig auf, und er machte sich auf den Weg zurück in seinen Gemeinschaftsraum. Er konnte sogar beinahe Mandy Brocklehurst ignorieren, die ihn verträumt anlächelte, als er an ihr vorbeiging.
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Harry hatte sein Bestes versucht, den Tag hindurch zuversichtlich zu bleiben. Irgendwann mussten die Leute doch genug davon haben, Malfoy und ihn zu beobachten. Als gäbe es außer ihnen niemanden, der interessant genug war, um derart angestarrt zu werden; so unglaublich spannend waren Malfoy und er nun wirklich nicht. Letzte Woche hatte Harry absolut nichts dagegen gehabt, sich Pansy oben ohne anzusehen. Vielleicht passierte so etwas ja noch einmal, und sie würden ihn endlich in Ruhe lassen.
Es passierte tatsächlich noch einmal, allerdings in einer höchst ungewöhnlichen Paarung. Es war Justin Finch-Fletchley gewesen, der Hermine dazu verpflichtet hatte, und Harry war es so peinlich gewesen, dass er gar nicht hingesehen hatte. Obwohl, hatte er festgestellt, so viel schien es ihr gar nicht ausgemacht zu haben. Bei diesen Partys war es beinahe so, als ob es ihnen allen auf einmal erlaubt wäre, eine Seite von sich zu zeigen, die normalerweise verborgen blieb. Als wären sie in einer ganz anderen Welt, ihrer eigenen Welt, in der sich jeder so benehmen konnte, wie er wollte.
Harry hatte sich gerade zu Ron gedreht, um ihn zu fragen, was er davon hielt, aber der Rothaarige starrte Hermine noch immer mit offenem Mund an. Diese war gerade dabei, ihre Bluse wieder zuzuknöpfen, wobei ein sorgloses Lächeln ihre Lippen umspielte und ein hübsches Rosa auf ihren Wangen erschien. Harry grinste und wandte sich wieder dem Kreis zu und wagte noch einmal zu hoffen, dass dieser Abend vielleicht gar nicht so schlimm enden würde.
Daher war er auch überaus enttäuscht und mehr als nur überrascht von einigen Dingen, die an diesem Abend noch geschahen.
Die erste Überraschung kam von Hannah Abbot. Der schüchternen, ruhigen, süßen Hannah Abbot, die Harry nicht besonders gut kannte, aber eigentlich immer ganz niedlich gefunden hatte. Sie hatte gerade Malfoy angesprochen, der sie nur kurz angesehen, eine Augenbraue hochgezogen und Pflicht gewählt hatte.
Offensichtlich sollte man dieses Mädchen nicht unterschätzen.
Sie schürzte die Lippen, runzelte die Stirn und sagte: „Also, dann, Draco."
Draco schnaubte, als sie ihn beim Vornamen ansprach.
„Ich verpflichte dich... zu einem Kuss..."
Sie hielt inne und schaute zu Harry, der sich eigentlich sicher war, dass er ganz offensichtlich signalisierte, wie gering sein Interesse daran war, in diese Aufgabe einbezogen zu werden.
Hannah seufzte und schüttelte dabei ein wenig ihre blonden Locken. „Oh nein, so leicht werde ich es euch nicht machen. Draco, ich möchte, dass du Harry noch einmal einen Zungenkuss gibst, diesmal aber bitte dabei runter mit euren Hemden."
Sofort protestierten beide Jungen lautstark.
„Das ist doch nicht fair!", schrie Harry. „Das ist seine Aufgabe und nicht meine, du kannst mir doch nicht vorschreiben, mein Hemd auszuziehen!"
Hannah schien seinen Protest zu erwägen, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
„Das ist ein berechtigten Einwand", warf Parvati währenddessen ein. „Darf sie so etwas machen?"
„Nein, natürlich ist sie keinesfalls dazu berechtigt, so etwas zu machen", beanstandete Malfoy mürrisch. „Ich lehne es strikt ab, diese Aufgabe auszuführen."
„Du hast doch gar keine Wahl, Malfoy", erwiderte Parvati, „wir diskutieren hier nur Harrys Angelegenheit."
Missgelaunt verschränkte Draco die Arme, das höhnische Grinsen jedoch noch immer an seinem Platz.
„Also, jetzt lasst uns mal genau überlegen", sagte Pansy, die ihr Kinn auf ihrer Hand abgestützt hatte und ziemlich gelangweilt wirkte. „Wir spielen Wahrheit oder Pflicht, nicht wahr? Also, Draco und Potter wurden verpflichtet, ihre Hemden auszuziehen und sich zu küssen. Ich würde sagen, die Pflicht gilt. Es ist egal, ob es nun Potter ist, den du verpflichtet hast oder nicht, er ist halt in die Pflicht an sich verwickelt."
„Nein!", schrie Harry.
„Also, ich denke, so funktioniert's", grinste Parvati und wechselte einen vielsagenden Blick mit Lavender.
„Nein, nein, nein! So funktioniert das eben nicht!"
„Also dann, die Pflicht steht. Ich möchte, dass Draco und Harry sich küssen und vorher ihre Hemden ausziehen", verkündete Hannah fröhlich.
„Das werde ich nicht tun!"
„Jetzt halt doch endlich mal die Fresse, Potter!", bellte ihn nun sogar Draco an.
„Warum bringst du mich nicht daz–" Obwohl Harry sich eine Hand vor den Mund geschlagen hatte, bevor der Rest des Wortes seinen Mund verlassen hatte, grinste Malfoy ihn hämisch an.
„Du brauchst es wirklich nicht zu verheimlichen, Potter, jeder hier weiß, wie viel Spaß du daran hast."
„Ja, ungefähr genauso viel Spaß, wie es mir gemacht hat, mit diesem Basilisken zu kämpfen."
„Die Pflicht ruft!", unterbrach Hannah gellend.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entschied Harry, dass er Hannah nicht mehr niedlich fand.
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Es war fürchterlich peinlich, sich vor etwa fünfundzwanzig Zuschauern durch die Knöpfe des eigenen Hemds zu arbeiten. Harrys Finger zitterten und er zog hastig sein Hemd aus, wobei er sich die Krawatte regelrecht herunterriss.
Malfoy machte sich weitaus gemächlicher ans Werk. Langsam und sorgfältig öffnete er jeden Knopf einzeln, um Stück für Stück mehr von seiner bleichen Haut zu entblößen.
Harry hingegen stand nun mit freiem Oberkörper da, weil er sich so sehr beeilt hatte, und musste hilflos mit ansehen, wie sich Malfoy beim Ausziehen alle Zeit der Welt nahm.
„Würdest du dich verdammt noch mal endlich beeilen, Malfoy?", drängte Harry schließlich zornig, als der Slytherin sich endlich seines Hemds entledigt hatte und begann, es sorgfältig zusammenzulegen.
Malfoy, der noch immer seine Krawatte trug, hob argwöhnisch eine Augenbraue, während er den sichtlich verlegenen Gryffindor angrinste.
„Ach, Potter, es gibt doch keinen Grund zur Eile. Ich dachte, euch Gryffindors geht's hauptsächlich ums Vorspiel?"
Harry rollte mit den Augen. „Okay, Malfoy, du möchtest das Ganze vielleicht in die Länge ziehen, aber wenn's um dich geht, hab ich's doch lieber, wenn ich es so schnell wie möglich hinter mir habe", stellte er klar und krabbelte schnell durch den Kreis zu dem Slytherin herüber.
Malfoy runzelte die Stirn und war dabei, etwas zu erwidern, aber der Schwarzhaarige war schon bei ihm angekommen. Harry schnappte ihn bei der Krawatte, zog ihn nach vorne, und platzierte seine Lippen fest auf Malfoys.
Draco riss seine Augen weit auf und protestierte ein wenig, aber Harry schloss die Augen und ignorierte ihn einfach. Verärgert stieß Malfoy Harry vor die Brust, doch die Berührung von Dracos Händen auf seinem nackten Oberkörper ließ Harry aufstöhnen. Blitzartig öffnete er wieder die Augen und wich hastig zurück. Dracos Krawatte hielt er jedoch noch immer fest.
„Verdammte Scheiße, Potter, willst du, dass ich genauso blind werde wie du?" Draco legte die Stirn in Falten, nahm Harry nonchalant die Brille ab und warf sie zur Seite.
Harry blinzelte angestrengt.
„Deine verdammte Brille hätte mir beinahe die Augen ausgestochen!"
Als Harry erneut blinzelte, nahm Draco die Augen des Gryffindors zum ersten Mal wirklich wahr. Es war beinahe erschreckend, wie durchdringend sie waren, sofern sie nicht hinter Glas versteckt wurden. Er wand sich nervös hin und her, versuchte dabei, ein wenig zurückzuweichen, aber Harrys Faust war noch immer um seine Krawatte geschlossen.
„P-Potter..." Seine Finger krümmten sich zusammen und krabbelten dabei regelrecht über Harrys Brust.
Harry schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Als Malfoys Fingernägel plötzlich über seine Haut gekratzt hatten, war ihm ein Schauer den Rücken hinuntergelaufen. Ohne zu zögern lehnte er sich nach vorne, die Augen bereits geschlossen, und küsste Malfoy ganz sanft.
Dieser Kuss war anders als jeder andere zwischen ihnen vorher gewesen war, so dass Draco zusammenzuckte und sich ein wenig aufbäumte. Harry folgte einfach seiner Bewegung und wickelte einen Arm um Dracos Hals, um ihn näher heranzuziehen. Beide Jungen erschauerten, als ihre nackte Haut sich zum ersten Mal berührte, und Draco konnte sich nicht länger gegen die Zunge des Gryffindors, die bereits von außen seine Lippen erkundete, wehren und öffnete seinen Mund.
Es war praktisch wie eine Wiederholung der letzten Woche. Harry ließ sich von den Gefühlen übermannen, vernebeln und die Wangen erhitzen. Er spürte, dass Draco sich ein wenig aufsetze, sich hinkniete, woraufhin er versuchte, es ihm gleich zu tun.
Draco ließ ihn aber nicht, sondern nutze den Vorteil dieses Höhenunterschieds, um seine Finger durch Harrys dichtes Haar gleiten zu lassen. Es war überraschend weich, weshalb er seine Finger noch tiefer darin vergrub, und gleichzeitig Harrys Kopf weiter nach hinten zog, so dass er besser zu dessen Mund gelangen konnten.
Harry ließ Draco alles mit ihm anstellen, so sehr genoss er das Gefühl, seine Zunge um die des anderen zu winden. Nach und nach ließ er auch Dracos Krawatte los, bis seine Hand schließlich komplett zur Seite schwenkte. Stattdessen stützte er sich damit hinter sich auf dem Boden ab, während Draco ihn weiter nach hinten drückte. Der Arm, den er um Dracos Hals gewickelt hatte, sank langsam nach unten, strich dabei zärtlich den leicht verschwitzten Rücken des Slytherins auf und ab.
Draco erzitterte und krümmte sich Harry entgegen, so dass der Gryffindor sich endlich auch hinknien konnte, um mit Draco auf Augenhöhe zu sein. Seine Finger glitten zunächst durch Dracos seidiges Haar, doch dann zog er daran.
Dracos Kopf kippte nach hinten, doch Harrys ließ seinen Mund auf die Stelle sinken, an der sich Dracos Hals und seine Schultern trafen. Er fuhr mit seiner Zunge über die Haut, die dort von dem Schweiß, der sich bei ihnen beiden gebildet hatte, leicht salzig schmeckte. Als Harry leicht daran saugte, kniff Draco seine Augen noch fester zusammen und stieß ein tiefes, kehliges Stöhnen aus.
Das Stöhnen wanderte nicht nur geradewegs in Harrys Leistengegend, sondern verursachte auch das ein oder andere Keuchen, das durch den Raum ging.
Harry hingegen hatte diese Hintergrundgeräusche entweder ignoriert oder gar nicht erst wahrgenommen, da seine Welt im Moment nur aus ihm selbst und dem Hals des Slytherins bestand, an dem er gerade saugte. Er hob erneut seinen Kopf, und ihre Münder krachten noch einmal aufeinander, ihre Zungen fochten stürmisch miteinander und kämpften um Dominanz. Für einen Moment brach Harry den Kuss, keuchte, nur um sich sofort wieder auf Dracos bereits geschwollene Lippen zu stürzen. Dracos Hände ließen seine Haare los, verharrten auf seinen Schultern, bis sich eine um seinen Hals wand und die andere seinen Rücken auf und ab wanderte.
Doch dann schubste er Harry, und der Schwarzhaarige verlor seine Balance und fiel nach hinten, bis sein Hinterkopf schließlich auf dem Boden aufschlug. Draco fiel geradewegs auf ihn drauf. Plötzlich waren sie nur noch ein wild fluchender Haufen aus Armen und Beinen, und versuchten, sich zu entwirren und wieder aufzurichten.
„Ey! Verdammt noch mal, das tat weh! Was ziehst du hier für eine Scheiße ab, Malfoy?" Harry schnappte nach Luft, während er seinen Hinterkopf nach der Beule abtastete, die sich garantiert dort gebildet hatte. Er fluchte noch einmal und öffnete seine Augen, doch über ihm konnte er nur eine verschwommene Figur ausmachen. Er kniff seine Augen zusammen, doch dann erinnerte er sich, dass Malfoy seine Brille irgendwo zur Seite geworfen hatte.
Malfoy, der sich mit einer Hand über Harry abstütze und mit der anderen im Nacken kratze, starrte ihn indessen völlig perplex an. „Hast du etwa an meinem Hals herumgesaugt, Potter?", fragte er schließlich, wobei er Harry skeptisch anstarrte.
Sofort wurde Harry rot und wandte seinen Blick ab. „Ähm..." Er sinnierte, was er darauf antworten konnte, bevor sich ihre Blicke wieder trafen. „Hat's dir gefallen?"
„Natürlich nicht!", schrie Malfoy auf, rollte komplett von dem Gryffindor herunter und begann, sein Hemd zu suchen.
Harry setzte sich langsam auf und griff nach seiner Brille. „Ich glaub' schon."
„Bei Merlin, wie kommst du denn darauf?"
Jeder andere im Kreis blieb still und verfolgte die Argumentation, als wäre sie ein spannendes Tennisspiel, die Augen jeweils auf den gerichtet, der gerade sprach.
„Hm, ich weiß nicht, Malfoy", antwortete Harry, zog sich sein eigenes Hemd wieder über und begann, es zuzuknöpfen. „Es mag daran liegen, dass du so geschnauft und gestöhnt hast, und es ganz offensichtlich genossen hast." Er grinste selbstgefällig, als Malfoy für den Bruchteil einer Sekunde inne hielt.
„Offenbar ist dein Gehör genauso schlecht, wie deine Sehkraft, Potter", entgegnete er hölzern, als er seine Krawatte richtete und Harry zornig anfunkelte.
„Nein, du hast tatsächlich gestöhnt, Malfoy", unterbrach Hermine, die aufgeregt und verzückt zugleich wirkte.
„Halt's Maul, Schlammblut!", rief Draco wütend und wurde langsam aber sicher rot vor Wut.
„Nenn sie nicht so, Malfoy", schrie Ron.
„Und du auch, Wiesel!"
„Jetzt ist aber mal gut", schritt Pansy ein. „Das reicht jetzt, jeder zurück zu seinem Platz. Der Abend ist noch nicht vorbei, wisst ihr."
Harry und Draco schauten sich finster an und kehrten zu ihren Plätzen zurück, während Ron mal wieder überaus grantig wirkte.
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Die zweite Überraschung des Abends – für Harry – kam von Neville. Er hatte Harry ausgewählt, als er an der Reihe war und Harry hatte entschieden, dass es sich hier erstens um Neville handelte, dem er vertraute und der sicherlich keine unangenehmen Fragen stellen würde, und er zweitens, da er und Malfoy ja schon ihren Teil zum Abend beigetragen hatten, problemlos Wahrheit wählen konnte.
Oder auch nicht.
„Harry, Wahrheit oder Pflicht?", fragte Neville und grinste ihn an.
„Ähm..." Harry hielt inne und dachte noch einmal darüber nach. „Wahrheit, würde ich sagen." Er lächelte unschuldig zurück.
Neville legte jedoch die Stirn in Falten. „Nun... also, Harry, ge-gefällt es dir, M-Malfoy zu küssen?"
Harry erstarrte, die Augen weit aufgerissen. „Äh... " Verzweifelt versuchte er, es abzustreiten, zu sagen, dass er es hasste und nie wieder so etwas Ekelhaftes erleben wollte... aber, da sie nun einmal Hexen und Zauberer waren, unterschied sich diese Version von Wahrheit oder Pflicht entscheidend von der Muggel-Variante. Man musste einfach die Wahrheit sagen. Es war beinahe so, als hätte jeder Mitspieler vorher einen Schluck Veritaserum getrunken. Aber so war es nicht. Niemand konnte wirklich erklären, warum es so war; vielleicht hatte es etwas mit der ganzen Magie in und um Hogwarts herum zu tun, aber es war im wahrsten Sinne des Wortes unmöglich, bei der Antwort zu lügen.
Deshalb war Harry auch gezwungen, auf die Frage zu antworten. „Na ja... es ist... es ist nicht so, dass ich es mag, MALFOY zu küssen", stotterte er. „I-ich meine... ich versuche so gut es geht zu ignorieren, wen ich eigentlich küsse." Gegenüber verfinsterte sich Malfoys Blick. „Ich konzentriere mich mehr auf den Kuss an sich. Er ist schließlich kein schlechter Küsser." Harry verstummte schlagartig und wurde leuchtend rot im Gesicht. Das hatte er eigentlich gar nicht sagen wollen.
Draco grinste. „Also, wer hat jetzt hier was genossen, hm?"
„Ach, halt die Fresse, Malfoy."
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Die dritte und letzte Überraschung des Abends war weniger nur für Harry überraschend, als vielmehr für die ganze Gruppe und hatte zur Folge, dass viele von ihnen aus Angst um ihre Unschuld an den nächsten Samstagabenden gar nicht mehr auftauchten.
Die Überraschung kam mehr oder weniger aus dem Nichts, und es war Millicent, die sie sich ausgedacht hatte.
Terry Boot war an der Reihe und wählte Pflicht. Da er an diesem Abend der letzte war, entschied sich Millicent, den Abend mit einem Knaller zu beenden.
Und mit einer Vorwarnung, von der allerdings niemand Notiz nahm.
„Boot, ich verpflichte dich..." Millicent schaute sich im Kreis nach einem passenden Mädchen um. „Ah, ja, Parvati."
Die Angesprochene schaute kurz auf.
„Boot, ich verpflichte dich, es Parvati mit dem Mund zu besorgen."
Harry, in seiner Naivität, überlegte kurz, was er ihr nun besorgen sollte, bis Parvati plötzlich ihren Slip auszog, sich breitbeinig auf einen Stuhl setzte und Terrys Kopf unter ihrem Rock verschwand.
Nun saß Harry bloß noch da und sah sich das Geschehen mit großen Augen an.
Direkt vor seiner Nase hing Parvati auf diesem Stuhl, ihre Wangen tiefrot gefärbt, warf ihren Kopf in den Nacken und atmete immer schwerer.
Harry hielt die Luft an, während er sie beobachtete; jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Aus irgendeinem Grund traf sein Blick auf einmal auf Malfoy gegenüber, der wiederum das dunkelhaarige Mädchen mit einem intensiven Blick fixierte. Harry fiel auf, dass Dracos Mund noch immer von ihren Eskapaden geschwollen war, und schaute, etwas außer Atem, schnell wieder zu Parvati zurück. Das war ihm jedoch auch irgendwie unangenehm, so dass er stattdessen zu Ron hinüber sah. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies eine schlechte Entscheidung gewesen war, da Ron offenbar höchst aufmerksam und mit verklärtem Blick Parvati anstierte. Harry konnte schwören, dass sein bester Freund zudem auch noch sabberte.
Harry schnitt eine angewiderte Grimasse und wandte sich Hermine zu. Er war sehr erleichtert zu sehen, dass immerhin sie das Geschehen äußerst kritisch beäugte und offenbar missbilligte.
Als er sich weiter im Kreis umschaute, entdeckte er, dass dies die Norm zu sein schien. Seine Mitschüler schüttelten entweder missbilligend den Kopf oder schauten ehrfürchtig und sabbernd zu.
Harry seufzte und erlaubte sich wieder, den Blick zu Parvati schweifen zu lassen. Diese krallte sich an der Stuhllehne fest und hatte offenbar irgendwann ihre Beine über Terrys Schultern geschwungen. Sie sah aus, als wäre sie kurz davor... nun ja... Harry konnte nur vermuten, was genau sich bei ihr ankündigte. Doch als sie immer schneller atmete und ihr Stöhnen deutlich lauter wurde, begannen Harrys Handflächen zu schwitzen und er klammerte sie fest in seinem Schoß zusammen. Ganz unbeabsichtigt traf er erneut Malfoys Blick und war erstaunt, dass der Blonde mit einem Grinsen auf den Lippen zurückstarrte.
Harry blickte ihn daraufhin zornig an, doch Malfoy zog nur amüsiert eine Augenbraue hoch. Irgendwo neben sich hörte er plötzlich, wie Parvati besonders laut aufkeuchte, und gleich darauf ein schrilles Stöhnen ausstieß. Harry blinzelte und sein Kopf schnellte herum, doch er fand bloß Terry vor, der sich peinlich berührt den Kopf kratzte und dennoch lächelte, und Parvati, die schnaufte und total in sich zusammengesunken war.
Harry realisierte plötzlich völlig entgeistert, dass er in einem bizarren Starr-Wettbewerb mit Malfoy festgesteckt hatte, während eines der hübschesten Mädchen der Klassenstufe direkt vor seiner Nase einen Orgasmus gehabt hatte. Er überlegte, dass er sie wahrscheinlich genauso schamlos hätte anstarren sollen, wie es die anderen Jungen getan hatten. Nervös sah er zurück zu Malfoy, doch der hatte seine Aufmerksamkeit schon wieder anderen Dingen zugewandt und wirkte vollkommen gelangweilt.
Harry seufzte.
Wie hatte er sich eigentlich in diesen Mist reingeritten?
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