PROLOG
Das Messer in seinen Händen spiegelte das letzte Sonnenlicht an diesem lauen Sommerabend. Lächelnd betrachtete Ron sein Werkzeug. Blut tropfte von der Klinge auf seinen von Sonnenbrand geröteten Handrücken, er wischte es nicht weg.
Elvas trat hinter ihn. Ron drehte sich nicht um, er wusste wer den Blick über seine Schulter warf. „Was war es für ein Gefühl?", stieß Elvas mit heiserer Stimme hervor. Die Anstrengung der letzten Stunden lag in der Luft, Ron konnte sie förmlich riechen.
„Was für ein Gefühl wobei?"
„Kannst du dich nicht erinnern? Ist die Erinnerung jetzt schon verblasst? Du weißt doch genau wovon ich rede."
„Nein tut mir Leid, ich weiß nicht wovon Sie sprechen und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe zu tun."
Eine kräftige Hand packte Rons Schulter als er einen Schritt Richtung Zelt machte.
„Nein du wirst hier bleiben. Bis du mir gesagt hast was es für ein Gefühl ist seinen eigenen Bruder zu töten!"
„Es war eine Notwendigkeit! Nichts weiter, was hätte ich auch sonst für einen Grund Charly zu ermorden? Ich bin nicht nach Ägypten gekommen um ein Familienmitglied unter die Erde zu bringen, aber ich hatte keine andere Wahl. Er wusste zuviel über meine Pläne mit Hermine. Hätte er unsere Idee verraten, würden wir sie nie verwirklichen können! Und frag nicht weiter, denn erzähle ich dir etwas, von dem ich im Nachhinein bemerke, dass es nicht für deine Ohren bestimmt war, dann muss ich auch dich töten."
Elvas zuckte zurück. Er war mehr als einen Kopf größer und viel stämmiger als Ron. Im Zweikampf würde er ihn mit Leichtigkeit besiegen können, doch der junge Weasley war gerissen. Er würde ihn im Schlaf überraschen und Elvas hätte keine Chance.
„Verlasse dieses Land! Du bringst nichts als Unglück über mich und meine Familie!", schrie Elvas. Seit er und seine Frau Ron ihren Garten als Zeltplatz zur Verfügung gestellt und ihm Nahrungsmittel gebracht hatten, wurde ihm der junge Zauberer immer unheimlicher.
Elvas Évoramonte Monsaraz lebte mit seiner Frau Éva und den Kindern Vasco und Leiria in einem großen bäuerlichen Landhaus in Ägypten. Sie waren vor 7 Jahren, noch vor der Geburt ihrer Kinder wegen familiärer Probleme von Portugal nach Ägypten ausgewandert.
Als nun vor drei Wochen Ron Weasley vor ihrer Haustüre stand, ließ es ihr Stolz nicht zu, ihm nicht Gastfreundschaft zu gewähren.
Jetzt aber, da der ungebetene Gast Elvas' Freund und Arbeitskollegen Charly Weasley kaltblütig niedergestochen hatte, war der Portugiese nahe daran ihn hinauszuwerfen. Doch er hatte Angst, was Ron seiner Frau und den Kindern antun könnte, wenn er, Elvas sich seinen Anweisungen widersetzte. Er beschloss Folge zu leisten und kehrte wortlos ins Haus zurück. Als er 20 Minuten später vorsichtig ans Fenster trat und einen Blick nach draußen warf, stand Ron noch immer wie benommen 10 Meter von der Leiche seines Bruders entfernt, die Augen starr auf seine Mordwaffe gerichtet, ein verzücktes Lächeln im Gesicht.
„Dieser Irre!", stieß Elvas verzweifelt aus und er konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. „Dieser Irre hat mein Leben zerstört."
Ginny Weasley sah den Regen. Sie sah die Pfützen die sich in den Schlaglöchern vor dem Haus gebildet hatten, warum sich wohl nie jemand die Mühe gemacht hatte sie auszubessern?
Das Mädchen riss sich von dem Anblick los und lies ihren Blick über die Küche schweifen. Sie sah alle so genau vor sich, wie sie beim Essen saßen, ihre ganze Familie. Doch so harmonisch wie früher würde ihr Zusammensein nie wieder sein. Alles war anders geworden seit sich Percy dem dunklen Lord angeschlossen hatte.
Fred und George waren zwar seit ein paar Jahren mit der Schule fertig, doch seit ihrer Gründung einer Leichenbestattung waren die beiden nicht mehr richtig glücklich. Ihre trostlosen Mienen machten selbst Ginny traurig, die nächstes Jahr ihren Abschluss machen würde.
Ihre Mutter war schon seit 2 Jahren tot, als Percy sie bei einer Auseinandersetzung mit seiner Krawatte erdrosselt hatte. Nun vegetierten sie in ihrem baufälligen Haus im Dreck dahin.
Arthur Weasley war nach dem Mord an seiner Frau betrunken vom Hausdach gesprungen. Nachdem seine zahlreichen Knochenbrüche auskuriert waren, hatte man ihn in eine Nervenheilanstalt verfrachtet. Ginny hatte ihn seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen, einmal hatten sie ihn alle gemeinsam in der St. James Irrenanstalt besucht, doch Ginny konnte den Anblick ihres Vaters nicht ertragen und war seither nicht mehr hingegangen.
Was Ron zurzeit trieb, war Ginny auch schleierhaft. Der Einzige von dem sie wusste, dass alles war wie immer, war Charly. Er arbeitete in Ägypten mit den Drachen und alles war in Ordnung. Ginny beschloss mit ihm zu telefonieren und wählte seine Nummer.
„Der Benutzer dieses MMP (MagicMobilePhone) ist verstorben. Bitte versuchen Sie seine Angehörigen zu erreichen.", meldete sich eine Computerstimme.
Was? Das konnte nicht sein! Sie musste sich verwählt haben… Doch als erneut die Stimme erklang als sie versuchte ihren Bruder zu erreichen, wurde ihr klar: Charly war tot!
