1. KAPITEL:
Hastig wählte Ginny Ron's Handynummer. „Hallo?", meldete sich eine kalte Stimme.
„Ähm, ich bin's, deine Schwester."
„Oh, hallo Ginny. Tut mir leid ich hatte nicht erwartet dass du anrufst. Was gibt's?"
Ron's Stimme klang nun schon freundlicher.
„Es, es ist wegen Charly", schluchzte Ginny in das Telefon. Nun konnte sie ihre Tränen kaum noch zurückhalten. „Er ist tot! Verstehst du Ron? Unser Bruder ist tot"
„Ich weiß", antwortete ihr Bruder mit einem seltsamen Unterton in seiner leicht zittrigen Stimme. „Hör jetzt gut zu, Schwesterchen, ich brauche deine Hilfe. Mein Vermieter, Elvas Évoramonte Monsaraz, hat Charly getötet und nun versucht er, mir den Mord in die Schuhe zu schieben!"
Ron musste unwillkürlich leise lachen über die Lüge die er seiner kleinen, leichtgläubigen Schwester aufgetischt hatte.
„Natürlich helfe ich dir, Ron!", kam die sofortige Antwort. „Du bist doch mein Bruder! Wo bist du? Ich komme auf schnellstem Weg dorthin!"
„Ich bin in Ägypten Ginny. Du weißt doch wo Charly arbeitet, ähm ich meine gearbeitet hat. 30 Meter weiter steht ein Landhaus, in der die Monsaraz's leben. Ich habe mein Zelt im Garten aufgeschlagen, aber ich denke es wird das Beste sein wenn wir uns in der alten Scheune treffen, die sich 20 Meter östlich des Hauses befindet. Elvas sollte nicht unbedingt von deiner Anwesenheit erfahren, sonst tötet er uns beide, es ist zu gefährlich.
Flieg sofort los, ich warte bei unserem Treffpunkt auf dich und solltest du mich nicht finden können dann ruf mich auf meinem MMP an!"
„Ok Ron, ich bin schon so gut wie weg!"
Rasch packte das Mädchen das Nötigste in einen praktischen Rucksack, schwang sich auf seinen Besen und erhob sich in den Abendhimmel. Ein kühler Wind blies ihr das Haar aus dem Gesicht, während eine einsame Träne ihrem Auge entglitt. Knapp drei Stunden später erreichte sie Ägypten und hielt Ausschau nach dem von Ron beschriebenen Landhaus. Sie brauchte nicht lange um sowohl das Anwesen der Monsaraz's als auch deren Scheune erkennen zu können. Als sie 2 Meter von der Scheune entfernt hart landete und sich das strähnige, verschwitzte Haar aus dem Gesicht strich, hielt sie nach ihrem Bruder Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends erblicken.
Plötzlich hörte sie eilige Schritte hinter sich. Erschrocken fuhr sie um und lachte erleichtert als Ron vor ihr stand. „Ach so, du bist es!", stieß sie hervor.
„Ja ich bin es!", sagte Ron kalt, holte ein langes Messer hervor, an dessen Klinge noch braunes Blut klebte und ging schnell auf Ginny zu.
„Ron? Was willst du? Du machst mir Angst!"
„Ich mache dir also Angst? Gut so!", Ron stieß ein krächzendes Lachen hervor. „Elvas hat nicht gelogen als er sagte ich hätte meinen eigenen Bruder getötet. Es hat sich wirklich so zugetragen. Ich habe Charly dieses Messer in die Rippen gerammt, und zwar genau so wie ich es in wenigen Augenblicken bei dir tun werde. Auch dein Blut wird nur allzu bald an dieser Klinge kleben."
„Nein Ron! Wieso tust du das? Was ist nur mit dir los?", schrie Ginny mit angsterfüllter Stimme.
Als Ron mit immer schnelleren Schritten auf sie zueilte, begann sie lauthals zu schreien. Doch dann besann sie sich und entschied, dass es klüger war ihre Energie darauf zu verwenden, sich darüber Gedanken zu machen welche Fluchtmöglichkeiten sich boten.
Mit letzter Kraft sprang sie auf ihren Besen und erhob sich in den pechschwarzen Nachthimmel. Überrascht starrte Ron ihr hinterher, als sie davonflog. Mit dieser schnellen Reaktion seiner Schwester hatte er nicht gerechnet.
Wütend trat er nach einem herumliegenden Stein. Er würde seine kleine Schwester schon noch in die Finger kriegen. Und er würde sie töten. Ja das würde er!
