1. Kapitel

Harry schlug die Augen auf und wusste, dass es spät war. Genau genommen war es früh am Morgen, die meisten Schüler würden bereits in der Großen Halle sitzen und frühstücken. Allein der Gedanke an Essen ließ ihn würgen. Nichts desto trotz musste er sich zwingen etwas in den Magen zu bekommen.

Er stand langsam vom kalten Kachelboden auf, sein Rücken schmerzte. Seine Tasche schien Tonnen zu wiegen. Er bemühte sich wach auszusehen und heuchelte eine derart gute Stimmung, dass man hätte glauben können, er wäre frisch verliebt.

Ron und Hermine wunderten sich nicht mehr, dass er öfters nicht in seinem Bett schlief, er hatte ihnen eine halbwegs plausible Geschichte aufgetischt, von wegen dass er doch im Lernstoff mittlerweile so weit zurückläge, dass er ab und zu nächtliche Lernorgien im Raum der Wünsche veranstaltete. Hermine lobte ihn, Ron vermutete eine Freundin dahinter, beide lagen wie immer falsch.

Als Harry die Halle erreichte, war sie schon fast leer. Viel brauchte er sowieso nicht. Sein Frühstück bestand aus einem halben Becher Kaffee und einer Scheibe Toast. Er beobachtete einige der anderen Schüler. Wie gut sie es doch hatten. Er seufzte leise. Jeder hier schien vor Glück zu bersten, niemand trug einen Makel an sich, er kam sich schmutzig zwischen ihnen vor. Doch er beneidete sie nicht mehr. Darüber war er schon lange hinweg, aber wütend konnte er noch werden.

Er stand auf, zögerte einen Moment, da er sich nicht sicher war, wo er überhaupt hinwollte, bis ihm einfiel, dass es Mittwoch war. Er lief los und beschleunigte stetig seinen Schritt, achtete jedoch weniger auf den Weg, den er zurücklegte, als es klug gewesen wäre. Seine Gedanken kreisten um sein bisheriges leben wie die Geier um Aas. Er stand dem Ganzen so machtlos gegenüber, dass er angefangen hatte in einer seltsamen Art und Weise stumpf zu werden. Er schaute auf seine Uhr und seine Augen weiteten sich.

Die erste Stunde hatte bereits seit zehn Minuten begonnen. Wo war er denn lang gelaufen? Er blickte um sich und erkannte den Flur der zweiten Stockwerkes. Er lächelte schief, drehte sich um und lief direkt gegen eine Person, die hinter ihm gestanden hatte. Oder besser, sie war ihm gefolgt.

Harrys Brille fiel zu Boden und reflexartig kniete er nieder und tastete nach ihr, bevor er sich um sein Gegenüber kümmerte. Aber es war auch nicht schwer zu erraten, mit wem er es zu tun hatte. Schwarze Robe, schwarzes Haar, schwarze Augen: Severus Snape.

„Mr. Potter, was haben Sie hier zu suchen?"

Harry sah ihn mit unschuldiger Miene an:

„Ich bin auf den Weg zum Unterricht, Sir."

„Zehn Punkte Abzug für Griffindor."

Stille trat ein und beide musterten den anderen. Irgendwann blicke Potter auffällig genug auf seine Armbanduhr, um eine Ausrede zu haben.

„Professor, ich muss wirklich dringend zu Geschichte der Zauberkunst."

Snape rümpfte leicht seine Nasenflügel. ‚Sicher doch, als gäbe es nichts wichtigeres im Leben als tote Zauberer.' Mit kalten Blicken traktierte er Harry noch für einige Sekunden und trat dann zur Seite, wobei er beinahe stolperte, denn irgendetwas lag unter seinem linken Schuh. Aber er ließ sich nichts anmerken.

Nachdem Potter um die Ecke gebogen war, sah Snape mehr uninteressiert zu Boden. Ein in zerschlissenes Leder gebundenes Buch mit teilweise losen und zerfledderten Seiten darin. Potter musste es verloren haben. Gerade als er ihn zurückzitieren wollte, hörte er ein herzzerreißendes Seufzen dicht neben seinem Ohr.

„Was zum -!", schrie er wütend, bis er Myrte erblickte. Er entspannte sich augenblicklich.

„Guten Tag", sagte er kurz angebunden und wandte sich um gehen.

„Weren Sie es Harry zurückgeben?", fragte sie frech.

Snape ignorierte sie. Es wunderte ihn jedoch, dass die Maulende Myrte ihr Mädchenklo verlassen hatte. Während er den Gang entlang schlenderte, durchblätterte er einige Seiten. Auf den meisten waren Tintenkleckse verteilt, aber was interessanter war, war die Tatsache, dass es sich nicht um Potters Handschrift handelte, die er zur Genüge von seinen Aufsätzen kannte. Diese Missgeburt stahl also anderen Schülern ihre Tagebücher, um sich an deren innersten Gedanken zu ergötzen.

„Sie sollten es durchlesen", sagte Myrte, als Snape geradewegs durch sie hindurch lief. Was lag ihr nur an diesem Buch?

„Myrte, es handelt sich hierbei um das Privateigentum eines Schülers, welches sich Potter offensichtlich unerlaubterweise angeeignet hat", sagte er herablassend. Er konnte diesen Geist nicht ausstehen.

„Oh, Sie liegen falsch, werter Professor. Dies ist Mr. Potters Privateigentum, und ehrlich gesagt, hat er einige sehr interessante Bemerkungen über Sie niedergeschrieben."

Snape drehte sich ruckartig um. Myrte lächelte ihn wissend an.

„Es lohnt sich."

Er schnaubte leicht und blickte auf das Buch in seinen Händen.

Potter würde es doch sowieso nicht mitbekommen.

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nun ja, ich sollte mich vielleicht schon mal im vornherein für sev entschuldigen sorry freu mich über reviews. ich kann sagen, dass es noch spannend wird g

efeu