Titel: Corona - Im Schatten des Mondes
Autorin: Lenila
Beschreibung: Was treibt ein geflohener Todesser in einer lauen Sommernacht im Garten der Familie Lovegood? Welches merkwürdige Band verbindet Luna Lovegood und Lucius Malfoy? Eigentlich kann es nur Magie sein, oder ist es etwa Liebe?

Disclaimer: Die handelnden Figuren stammen ursprünglich aus der Feder von J.K. Rowling. Ich habe an ihnen keinerlei Rechte welcher Art auch immer. Diese FF ist frei erfunden und zudem vollkommen unkommerziell. Danke.

Hinweis: Diese Geschichte entstand aus der Überlegung, dass ich mal etwas über eine Figuren-Kombination schreiben wollte, zu der es bei FFNET noch nichts gibt. Dies ist also die erste deutsche Story im FFNET, die als handelnde Figuren Luna Lovegood und Lucius Malfoy hat. Die Story ist auf drei Kapitel ausgelegt und es gibt auch noch einen guten Grund für das Rating...

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London, Haus der Familie Lovegood
Gegenwart

Lucius Malfoy drückte die Klinke des hohen schmiedeeisernen Tors herunter und betrat den Garten des Anwesens. Fahles Mondlicht schien vom wolkenlosen Himmel herab und über die schwarzen Steinquader, welche den Weg zum Haus bildeten.

Die Steine waren noch warm von der Hitze des Sommertages. Lucius konnte es spüren, als seine nackten Füße über sie hinweg liefen. Ein paar Grillen zirpten irgendwo im Unterholz, das nur aus Schatten zu bestehen schien, so verwildert war der Garten.

Lucius bereitete es Unbehagen, so überhaupt nicht zu wissen, was direkt neben ihm war, aber er hielt den Blick nach vorne gerichtet und hoffte, dass es nur Hecken und Bäume waren, die sich dort auftürmten wie schwarze Ungeheuer aus bösen Träumen.

Während er auf das Haus zulief, betrachtete er das Gebäude, das im viktorianischen Stil erbaut war und alt und ein wenig heruntergekommen wirkte. Eine bläuliche Flamme magischen Lichts brannte in einer Laterne direkt über der Eingangstür, zu welcher ein paar Stufen hinauf führten.

Lucius tappte im ihrem Licht ein wenig desorientiert die Stufen herauf. Er war noch nie hier gewesen und es wäre klüger gewesen, wenn er nicht hierher gekommen wäre. Er war gerade einmal etwas mehr als eine Stunde wieder in Freiheit. Das erste Mal seit gut einem Jahr sah er etwas anderes als die Zelle in Askaban, atmete die laue Luft einer klaren Sommernacht und konnte gehen, wohin er wollte.

Wäre er klug gewesen, wäre er nach Malfoy Manor gegangen und hätte von dort möglichst schnell seine Flucht fortgesetzt. Er hätte irgendwo untertauchen können, wo ihn niemand finden würde. Er hatte sich Mittel bereitgestellt und Wege offen gehalten lange vor der Nacht im Ministerium. Er war immer davon ausgegangen, dass es nie schaden konnte, ein sicheres Versteck zu haben, für den Fall der Fälle.

Allerdings war er jetzt nicht nach Malfoy Manor gegangen, er war nicht einmal auf dem Weg dorthin. Vielmehr war er hier und stand vor einem Haus, das er nicht kannte, in dem er nie gewesen war.

Lucius streckte seine Hand aus und öffnete die Eingangstür. Sie war nicht verschlossen, weder mechanisch noch magisch. Lucius trat ein und zog die Tür hinter sich zu. Er stand in einem Gang, der mit schwarzen und weißen Fliesen gekachelt war. An der Wand hingen ein paar geknüpfte Teppiche, deren Motive sich bewegten als wären sie lebendig.

Im Halbdunkel lief Lucius durch den Gang. Ein wenig Mondlicht fiel von den Räumen rechts und links des Korridors herein. Eine Küche, ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer - Lucius lief weiter und kam an eine Treppe, von welcher ein mattes Licht herunter schien.

Die Stufen knarrten, als er barfuß über sie nach oben lief. Er fragte sich, was er machen sollte, wenn sie nicht alleine war, wenn ihr Vater hier war. Er hatte nicht einmal einen Zauberstab. Was sollte er sagen? Wie sollte er es erklären?

Unsicher tastete seine Hand nach dem Geländer. Einen Augenblick blieb er am Absatz der Treppe stehen. Vor ihm befand sich ein großes Zimmer, das an einer doppelflügeligen Balkontür endete. Überall im Raum standen Stapel mit Büchern. Eine Ecke war mit Decken und Kissen ausgelegt.

Von der Decke hingen merkwürdige Gebilde, die wie Tiere aussahen. Lucius berührte eines davon. Es fühlte sich an wie getrocknetes Papier. Vermutlich sollte es ein Einhorn darstellen. Lucius Finger glitten ratlos über die Figur. War es ihr Zimmer?

Er wandte den Blick zu einer halb geschlossenen Tür rechts von ihm, durch deren Ritze goldenes Licht fiel. Man hörte, wie jemand vor sich hin summte. Man hörte nackte Füße über Kacheln laufen. Wasser plätscherte leise vor sich hin.

Lucius blieb stehen. Er wusste nicht, was er tun sollte und verharrte dort wo er sich befand. Eine leichte Brise warmer Nachtluft kam durch die offenen Balkontüren und wehten die zurückgezogenen Vorhänge in den Raum.

Dann öffnete sich unvermittelt die Tür und grell für seine ans Dunkel gewöhnten Augen fiel sattes goldenes Licht Lucius entgegen. Dagegen zeichnete sich der Umriss eines jungen Mädchens ab. Lucius konnte gegen das ihn blendende Licht kaum mehr erkennen als dass sie ein dünnes Nachthemd trug, die Haare offen, deren zerzaust wirkende Strähnen über ihre Schultern fielen und bis zur Hüfte reichten.

Luna Lovegood stand im Licht des Badezimmers und betrachtete Lucius Malfoy, der wie paralysiert vor ihr stand. Sie war weder überrascht noch erschrocken. Sie stand einfach nur da, so wie er einfach nur da stand. Dann sank Lucius Malfoy vor ihr auf die Knie.

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London, Haus der Familie Lovegood
Acht Jahre zuvor

"Luna, kannst Du bitte kurz mal herkommen?" Aphrodite Lovegood sah zu ihrer Tochter, die auf dem Boden saß und mit einer Schere Kreise aus einer Zeitschrift ausschnitt. Das Mädchen sah auf und eine fahle Strähne hellblondes langes silbernes und weiches Haar fiel ihr ins Gesicht.

Aphrodite Lovegood liebte die Haare ihrer Tochter und wenn Luna Abends ins Bett ging und ihr Vater ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vom dreibeinigen Huckelpuff oder den unsichtbaren Gamsklauen erzählte, dann bürstete Aphrodite ihrer Tochter die langen blonden Haare, bis sie schimmerten wie sanftes Mondlicht.

"Ja, Mama." Das Mädchen hatte sich vom Fußboden aufgerappelt und war zu ihrer Mutter herüber gekommen, die am Fenster stand. Aphrodite trug ihre gewöhnliche dunkelbraune Robe, die sie immer anzog, wenn sie arbeitete und ihre dunkelblonden halblangen Haare waren ordentlichzusammengebunden und jede Strähne sorgsam mit Nadeln festgesteckt. Man konnte nicht vorsichtig genug sein, wenn man mit neuen Zaubersprüchen experimentierte.

"Sind das Papas Zeitschriften, die Du da zerschneidest?", wollte Aphrodite prüfend wissen, während Luna zu ihr herüber kam.

Das kleine Mädchen nickte eifrig. "Ich mache daraus Schrumpfhörnige Schnarchkackler, mit Mehlkleber."

"Oh, da wird sich Papa aber freuen", sagte Aphrodite, die gedankenverloren zu den kümmerlichen Resten der neusten Klitterer-Ausgabe auf dem Fußboden sah. "Und jetzt stell Dich mal dort hin." Sie schob Luna ein Stück in den Raum, vorsichtig bedacht, dass keine entflammbaren Dinge in der Nähe waren.

"Hast Du einen neuen?", wollte Luna neugierig wissen.

Aphrodite Lovegood lächelte. "Ja, ich habe einen neuen. Und er ist richtig gut."

"Oh, was ist es denn?", wollte die kleine Luna aufgeregt wissen.

"Das wird nicht verraten."

Strahlend vor Aufregung sah Luna zu ihrer Mutter, welche die Ärmel ihrer Robe hochschob und den Zauberstab leicht in der Hand drehte.

"Bereit, Luna?"

"Bereit, Mama."

"Okay, und los geht es." Aphrodite Lovegood kniff die Augen zusammen, um sich vollkommen zu konzentrieren. Für einen Augenblick gab es nur sie, den Stab und ihre kleine Tochter. "Tutamen Amatorosum."

Ein Strahl goldener Magie schoss aus Aphrodite Lovegoods Zauberstab und traf Luna. Das goldene Licht tanzte über Lunas Gestalt wie Sonnenlicht über frisch gefallenen Schnee. Ihre Haarsträhnen funkelten glitzernd und ihre Haut schimmerte wie Seide im Licht.

Doch plötzlich verdunkelte sich das Licht. Schatten tanzten über die Haare und ein violetter Schimmer glitt über Lunas Gestalt. Zäh wie Pech ballte sich schwarze Magie wabernd um das Mädchen.

"Mamaaa!"

"Lunaaa!"

Der Zauberstab fiel zu Boden. Aphrodite Lovegood wollte einen Schritt nach vorne machen, um ihrer Tochter zu helfen, sie zu berühren, die Dunkelheit von ihr zu nehmen. Doch in diesem Augenblick bündelte sich die Finsternis und schoss von Luna in einem gleißenden Strahl Dunkelheit zu ihrer Mutter.

Die Schwärze traf auf Aphrodite Lovegood. Violette Blitze flackerten um sie auf. Ihr Körper zuckte in einem letzten Aufbäumen, als das Schwarz in sie eindrang. Aphrodite Lovegoods Körper wurde nach hinten geschleudert und prallte gegen das Fenster. Die Scheibe zersplitterte, der Körper sackte nach vorne über und blieb liegen.

Leblose Augen waren gegen die Decke gerichtet, als Luna zu ihrer Mutter rannte und sich über sie beugte. "Mamaa! Mamaaaa!"