Gegenwart
Lucius erwachte von Stimmen, die von irgendwoher an sein Ohr klangen. Er streckte sich in einem Meer aus Decken und Kissen. Lucius blinzelte und sah auf ein paar merkwürdige Papiertiere, die an Fäden von der Decke hingen.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er aus dem Becken gekommen war oder aus dem Bad und wie er in Lunas Schlafecke gekommen war. Jetzt war er jedenfalls alleine. Im Untergeschoss sprach jemand. Lucius glaubte, Lunas Stimme zu erkennen.
Lucius schlug die Decke zurück und stand auf. Neben dem Bett lag sein Untergewand, strahlend weiß wie an dem Tag, als er es beim Aufbruch ins Ministerium angezogen hatte. Daneben lag zusammengeschlagen eine Robe in einem goldfarbenen Gelbton, satt und voll wie das Sonnenlicht, das zur offenen Balkontür hereinfiel.
Er hatte noch nie etwas in einer solchen Farbe getragen, aber er streifte die Robe über und schloss gedankenverloren die Knöpfe, die als schmale Leiste über die Robe nach unten liefen. Während er das tat, sah er zu dem Stapel Bücher, auf welchen die Kleidungsstücke gelegen hatten. Das oberste Buch war aufgeschlagen und zeigte verschiedene Planeten.
Am Rand standen ein paar Notizen. Lucius beugte sich vor, um sie zu entziffern. "Luna", las er stumm. "Der Mond." Seine Finger glitten über die Seite. "Lux, Lucis", las er weiter. "Das Licht, die Sonne." Daneben stand sein Name. "Lucius." Ein Fragezeichen war dahinter gemalt.
Lucius richtete sich auf. Auf eine solche Idee wäre er nie gekommen. Nachdenklich ging er hinüber ins Bad und sah in den Spiegel. Er sah fast wieder so aus, wie er es in Erinnerung gehabt hatte, vor Askaban. Allerdings war etwas anders...ganz anders.
Lucius starrte einen Augenblick fassungslos in den Spiegel. Seine Haare, die immer fahlblond gewesen waren, wiesen nun einen goldenen Farbton auf. Sie erinnerten ihn an Lunas Haarfarbe, ein sattes sonniges Blond. Fast schien es mit der gelben Robe wetteifern zu wollen. Wie war das möglich?
Lunas Lachen, das aus dem unteren Stockwerk nach oben drang, riss Lucius aus seiner Starre. Er löste sich wie verzaubert vom Spiegelbild und ging die Stufen nach unten, woher die Stimmen kamen. Auf halben Weg konnte er ausmachen, dass nicht nur Luna dort unten war. Ihre Stimme war zwar auch zu hören, dann aber die eines Mannes.
Lucius blieb stehen. "Shacklebolt", flüsterte er fast tonlos. Dann sprach eine Frau. Lucius schluckte. "Nymphadora." Er hörte Luna wieder lachen und dann sprach ein Mann, dessen Stimme Lucius noch nie zuvor gehört hatte. Luna musste das Ministerium verständigt haben.
Lucius schloss kurz die Augen, aber seltsamer Weise hatte er weder Angst, noch verspürte er Zorn. Er hätte einfach unbemerkt aus dem Haus gehen können und verschwinden. Das Bild der offenen Balkontür erschien kurz vor seinem geistigen Auge. Aber merkwürdiger Weise wollte er nicht davonlaufen. Nicht schon wieder und nicht mehr. Seine Hand fuhr gedankenverloren gegen seine Haare.
Er wollte nicht zurück nach Askaban, aber er wusste um Voldemorts Macht und um seine Pläne. Er wusste, dass Luna auf der anderen Seite stand, dass sie in Gefahr war, so lange Voldemort nicht aufgehalten wurde. Aber er würde sie schützen können, nur er alleine.
Lucius setzte sich wieder in Bewegung und ging in den Korridor, um von dort in den Raum zu gelangen, aus dem die Stimmen zu hören waren. Lucius öffnete eine angelehnte Tür und trat ein. Es war ein Wohnzimmer.
Auf einer Art Sofa saß Kingsley Shacklebolt in einer Ministeriumsrobe, den Zauberstab in der rechten Hand. Neben ihm saß Nymphadora Tonks und war Samuel Lovegood zugewandt, der auf einem der Sessel saß. Alle drei sahen zu Lucius, als er eintrat. Einen Augenblick herrschte Stille.
"Verrückt", murmelte Nymphadora Tonks und sah Lucius ungläubig an.
Dessen Blick war zu Luna weitergewandert. Sie saß in dem zweiten Sessel ihrem Vater gegenüber und trug eine silberfarbene Robe, die wie sanftes Mondlicht zu schimmern schien. Ihre Haare waren fahlblond wie es einst Lucius' gewesen waren. Sie waren weich und glatt und sahen wunderschön aus.
"Lucius Malfoy." Lucius fuhr herum und sah, dass Shacklebolt aufgestanden war und seinen Zauberstab in seine Richtung hielt. "Sie sind hiermit verhaftet und werden mich zurück nach Askaban begleiten."
Lucius hob langsam die Hände um zu zeigen, dass er keinen Zauberstab hatte und keine Gegenwehr leisten würde. "Ja", sagte er seltsam gefasst. "Das werde ich tun. Aber vorher möchte ich gerne ein Geständnis ablegen, ein vollständiges dieses Mal und ich würde Ihnen gerne ein paar Dinge über Voldemort und seine Pläne verraten."
Lucius sah aus dem Augenwinkel wie Luna lächelte und alleine dieses Lächeln entschädigte ihn für all die Tage in Askaban, die ihm wieder bevorstanden.
Luna sah von Lucius zu ihrem Vater. "Siehst Du, Papa", sagte sie zu ihm. "Was habe ich Dir gesagt? Es war richtig, es doch wegzugeben."
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Hinweis: Damit endet die Story. Vielen Dank fürs Lesen und besonders an "Schwarzleser" für die bisher einzige Review.
