Lebe wohl. Mögest du ein besseres Leben führen, mögest du wieder Trost finden und dein atemloses Lächeln. Und wenn das Sonnenlicht auf dein liebliches Gesicht leuchtet, dann sei gewiss, ich werde dich nie vergessen...

Tage vergingen... Wochen vergingen. Kagome kam nicht zurück...

"Wie oft denn noch Shippou? Sie kann nicht zurückkommen!" Knurrte der Hanyou den kleinen Fuchsdämon entgegen.
"Aber Inu Yasha..." jammerte der kleine Kitsune zur Antwort.
Wütend schmetterte der Halbdämon die Kette mit dem Juwel der 4 Seelen auf den Tisch.
Leicht zuckten die Anwesenden zusammen.
Miroku, Sango, Kaede. Alle saßen sie um den Tisch herum. Den Kopf leicht nach unten geneigt, dem Gespräch des Hanyous und des Fuchsdämons lauschend.
"Sie hat mir das Juwel gegeben! Sie hat mir ihre einzige Möglichkeit gegeben hierher zurückzureisen. Sie will nicht mehr zurück!" Berichtete er.
"Aber Inu Yasha, woher willst du das wissen?"
Shippou war der einzigste der sich jeden Tag, seit Kagomes Abreise, mit Inu Yasha anlegte. Er war der einzigste der sich traute ihren Namen auszusprechen. Er war der einzigste der es wagte Inu Yasha zu verurteilen...
"Ich weiß es einfach! Sonst hätte sie es doch nicht getan!"
Keiner wagte es. Nur er. Seitdem Kagome weg war, war Inu Yasha noch unausstehlicher geworden als vorher. Er war noch mehr dazu entschlossen das Juwel zubekommen um ein vollwertiger Yokai zu werden. Jedoch reichte seine Entschlossenheit dazu, oder würde er es sich doch anders überlegen?
"Es reicht!" Zischte der Hanyou, während er seinen Gefährten den Rücken zukehrte und Schnellenschrittes das Haus verließ.
Als das grelle Licht der Sonne ihm entgegenkam, zuckte Inu Yasha für einen kurzen Moment zusammen, hielt sich schützend den Arm vor die Augen.
Sie kam nicht zurück... sie konnte nicht zurück... Wieso?
Kopfschüttelnd, seine Krallen in seiner Handfläche bohrend, sprang der Halbdämon in den Wald hinein...
Langsam schritt nun Sango aus der Hütte. Auch sie hielt sich schützend die Hand vor ihre Augen, als die ersten Sonnenstrahlen sie erreichten.
"Viel Glück..."
Wie der Blitz sprang der Halbdämon mit Leichtigkeit von einem Baum zum nächsten. Tief in ihm drin die Hoffnung, dass er all seine Sorgen, all den Schmerz den er in sich trug, mit dem Wind davon tragen könnte.
Sie war weg. Würde nicht zurückkommen. Nie mehr...
Die einzige Möglichkeit das junge Mädchen hierher zurückzuholen wäre gewesen, selbst in ihre Zeit zureisen um sie zuholen.
Doch das konnte der Dämon nicht. Sie gehörte nicht hier her... nicht in diese Welt.
Ja.
Er hatte es gesagt. Er hatte ihr gesagt, dass es ihr Schicksal sei hier bei ihm zu sein. Dass sie die Widergeburt einer Miko sei und deshalb hierher gehöre. Doch dem war nicht so, er wusste es und doch, tief in ihm drin, hatte er es sich eingeredet.
Seufzend legte er Halt ein, als er an einem kleinen Bach angelangte, dessen Wasseroberfläche, im Glanz der Sonne, wie winzige Juwelen funkelte.
Aufschnaubend hockte er sich, an einem nah stehenden Baum an, dessen Krone ihm ein wenig Schutz von der Sonne bat.
Weg...
Nie wieder würde er ihr Lächeln sehen.
Nie wieder würde er ihre Stimme hören.
Nie wieder diesen Glanz in ihren Augen...
Nie wieder... Sitz . Ein leichtes Schmunzeln huschte dem Hanyou über die Lippen.
Er vermisste sie und sein Herz... das schmerzte.
"Inu Yasha!"
Dem Himmel empor blickend sprang der junge Halbdämon auf und sah sich suchend um.
Ihre Stimme. Er hörte sie. Doch sie war doch nicht da.
Wütend auf sich selbst ballte er seine Hände zu Fäusten. Wie töricht er doch war. Seine Gedanken hangen so sehr an ihr fest, dass er sich bereits einbildete ihre Stimme zuhören.
"Inu Yasha!"
Da . Wieder. Hatte er es sich doch nicht nur eingebildet?
"Du Narr!" Leises Rascheln war hinter ihm zu vernehmen. Schritte die sich ihm behutsam näherten.
Langsam drehte er sich zu der Person um, deren Stimme ihn ansprach.
Seine Augen musterten seinen Gegenüber. Unten an den Füßen angefangen, glitt sein Blick hinauf in die unergründlichen, tiefen braunen Augen. Die Hakama der jungen Frau wehte mit dem Wind, sowie ihre Baykue und ihr langes schwarzes Haar, dass sie nur mit einer Spange zu zähmen vermochte. Traurig durchforschte ihr Blick den seinen. Seit dem er sie kannte, kannte er nur jenen Blick an ihr.
"Kikyo..." hauchte er in den Tag hinein und für einen kurzen Augenblick hatte er all die Gedanken, die sich in seinem Kopf breit gemacht hatten, vergessen.
"Du Narr!" Wiederholte sie forsch, während sie auf ihn zuschritt und sich ihm direkt gegenüber aufbaute.
"Was... was machst du hier?" War sie wieder auf der Suche nach frischen Seelen, die sie benötigte um auf der irdischen Welt zu bleiben? Suchte sie ihn, um ihn mit ihrer Anwesenheit zu quälen, ihn Schuldgefühle einzureden und ihn zu verwirren?
"Unwichtig... Du bist solch ein Narr Inu Yasha, sagtest du nicht, dass du mich liebst."
Liebst .Hatte er dies jemals zu ihr gesagt?
"Sagtest du nicht, dass nur ich einen Platz in deinem Herzen habe? Dass du dich ewig an mich gebunden fühlst? Sagtest du nicht, dass du erst dann Ruhe finden kannst, wenn du meinen Tod gerecht hast? Sagtest du dies nicht?" Immer verzweifelter hörte sich ihre Stimme an, während ein Satz nach dem anderen ihrer Kehle entwich.
"Und jetzt? Du trauerst einem Menschenweib nach..." Verachtung sprach aus ihrer Stimme.
"Auch du bist ein Mensch, Kikyo!"
"Ich war ein Mensch! Und wir liebten uns! Wir wollten zusammen sein, doch Naraku wollte das Juwel, Naraku hat dafür gesorgt, dass wir uns verachteten und hat mich in den Tod geführt! Wolltest du dich nicht rächen, dass man dir dein Glück nicht gönnte?"
"Ja... Das mache ich auch! Ich werde Naraku töten!" Wütend bohrte er seine Krallen in seine Handflächen.
"Und was ist mit uns?" Leise stellte sie jene Fragen, als sie immer näher zu ihn schritt und ihren Kopf an seine Brust lehnte. Langsam schloss sie ihre Augen und atmete genüsslich seinen Duft ein, den sie über alles liebte und genoss einfach diese angenehme Wärme, die sein Körper verströmte.
"Was ist dann mit uns?" Fragte sie erneut, während sie ihre Hand an sein Herz drückte.
"Wenn Naraku besiegt ist, können wir zusammen sein. Das Mädchen ist weg, sie gehört nicht hier her, vergiss sie! Wir gehören zusammen und das weißt du auch Inu Yasha!"
"Wir können nie zusammen sein..." flüsterte der Hanyou zur Antwort, während er behutsam seine Arme um die junge Frau schlang und ihren zierlichen Körper an sich drückte. Ja. Auch er genoss es sie zu spüren, doch was ihm das Herz zerriss war, dass ihr Körper keine Wärme ausstrahlte, da sie nicht mehr am Leben war...
"Wieso nicht?" Wisperte sie, was darauf schließen ließ, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
"Ich kann doch hier sein... die Seelen halten mich am Leben... ich kann auf der irdischen Welt wandern, wir können immer zusammen sein..." versicherte sie.
"Kikyo, du..."
"Nein!" Unterbrach sie ihn, als sie ihren Kopf anhob und ihn in die Augen sah.
Er hatte Recht mit seiner Vermutung gehabt, Tränen befanden sich in ihren Augen.
Sacht schüttelte Kikyo ihren Kopf.
"Das geht... wir können glücklich sein Inu Yasha! Du weißt das. Du musst es nur wollen..."
"Kikyo ich..."
"Du liebst mich doch Inu Yasha, oder? Sag mir, liebst du mich noch immer?"
Liebte er sie denn? Hatte er es denn jemals wirklich getan?
"Kikyo, wir können nicht zusammen sein!" Sein Herz verkrampfte sich.
"Wieso? Wieso denn nicht?" Wisperte sie.
"Du darfst nicht hier sein..."
"Wieso?"
"Du gehörst nicht mehr in diese Welt!"
"..."
- "Uns trennen Welten! Wir dürfen, wir können nicht zusammen sein!"
"Aber..."
- "Nichts aber!"
"Sturer Bock! Alles ist möglich!" Wütend befreite sie sich aus seiner Umarmung und funkelte ihn zornig an. Noch immer standen ihr Tränen in den Augen, doch dass hinderte sie nicht daran, ihn anzublaffen. Wieso? Wieso konnten sie denn nicht zusammen sein? Sie verstand es nicht. Sein Herz konnte doch nicht wirklich so sehr an diesem Mädchen hängen, dass er nur so kurz gekannt hatte, und die ihn verlassen hatte...
"DAS aber nicht!"
Aber..."
- "Nein!"
Ich liebe dich..." flüsterte sie.
Plötzlich riss Inu Yasha seine Augen auf. Diese Szene, er kannte sie. Er hatte sie bereits schon einmal erlebt. Benommen taumelte der junge Halbdämon einige Schritte zurück, während er sich an seinen Kopf fasste.

Er hatte dieses Szenario bereits schon einmal erlebt. In seinem Traum. Fast alles lief genauso ab wie in seinem Traum, doch eine Sache war anders. In seinem Traum hatte er einen Schmerz gespürt, ein Stechen in der Brust, als er die Worte sprach, dass sie nicht zusammen sein durften. Doch hier, jetzt wo es in Wirklichkeit geschah, verspürte er rein gar nichts...
Seine Gedanken einigermaßen geordnet blickte er, wie in Trance versetzt, Kikyo in die Augen, als ihn, ganz leise, jene Worte über die Lippen schritten.
"Ich dich aber nicht!"

°

Lieb mich nicht
- denn ich weiß nicht, was ich tue

°

Es vergingen Sekunden. Es vergingen Minuten. Es vergingen Stunden.
Aus diesen Stunden wurden Tage. Aus diesen Tagen wurden Wochen. Und aus diesen Wochen wurden Monate. Und mit jeder Sekunde die verstrich, füllte sich der Krug des Schmerzes, der Besitz von den beiden Liebenden, deren Stolz zu groß gewesen war um es zuzugeben, mehr und mehr bis hinauf ins Unermessliche...

"Kagome. Liebes! Kommst du runter?" Die Stimme ihrer Mutter erfüllte das Haus der Higurashi's.
Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen hopste die mittlerweile 17-jährige Kagome, die letzten Stufen hinunter, bevor sie dann in die Küche abbog.
"Morgen Mama!" Verkündete sie heiter, während sie sich runterbeugte und ihrer Katze Buyo über den Rücken strich, die sich schnurrend an ihre Beine schmiegte.
"Natürlich auch dir einen wunderschönen guten Morgen!" Flüsterte Kagome ihrer Katze zu, während sie ihre Beine befreite und zum Frühstückstisch lief, um sich dort einen Stuhl zurecht zurücken.
"Und uns wünschst du keinen guten Morgen!" Beschwerten sich ihr Großvater und ihr kleiner Bruder Souta, wie aus einem Munde.
"Verdient ihr denn das!" Das Lächeln, welches auf ihren Lippen gelegen hatte, verschwand augenblicklich, während sie die beiden Männer des Hauses fragend beäugte.
"Kagome Liebes, was ist denn los?" Unschuldig brachte ihr Großvater jene Worte über die Lippen, während er seine Enkelin ebenso unschuldig entgegenblickte.
"Wie ich sehe habt ihr schon alles weggeputzt!" Der Blick des jungen Mädchens glitt über den Frühstückstisch, auf dem so gut wie nichts Essbares mehr lag.
"Wieso sollte ich euch denn einen guten Morgen wünschen, wenn ihr Leckermäuler, mir noch nicht einmal ein Brötchen übrig lasst!"
Souta schluckte bei ihren Worten den letzten Bissen seines Brötchens hinunter, an dem er sich beinahe verschluckte, bevor auch er nun - unschuldig wie er war- seiner älteren Schwester grinsend entgegensah.
"Aber Schwesterherz, wir dachten doch nur an deine Figur!"
"Wie liebenswert, mein Bruderherz!" Über den Tisch geneigt, streckte sie ihre Hand ihrem Bruder entgegen und kniff diesen - so fest sie nur konnte - in die Wange.
Ein Grinsen umspielte wieder ihre Lippen, während sie sich erhob und sich zu ihrer Mutter wandte.
"Es ist schon spät, ich sollte mich lieber auf den Weg machen!" Schnell drückte sie ihr einen Kuss auf die Wange, strich Buyo noch einmal über den Kopf und eilte zur Wohnungstür, bei der sie angelangt sofort in ihre Schuhe schlüpfte.
Kagome packte ihre Schultasche, doch bevor sie das Haus verließ, drehte sie ihren Kopf noch ein letztes Mal in Richtung Küche und meinte: "Das ihr mir ja nicht platzt. Ich wische euch nicht vom Boden auf!" Und verließ dann- mit einem breiten Grinsen auf den Lippen- den Schrein, in dem sie seit jeher lebte.
Ja . Sah man sie so an, so meinte man zu glauben, das Mädchen sei glücklich. Unbeschwert. Doch war das Äußere nur eine Fassade, die mit jeder Sekunde die verstrich, mit jedem Male, in dem sie an jenem verwunschenem Baum vorbei ging, bröckelte. Und glaubte sie zu wissen, dass keiner sie sah, so verschwand das Lächeln auf ihren Lippen, der Glanz in ihren Augen, und ihre Gedanken schweiften fernab, in eine andere Epoche, zu längst vergangenen Tagen, zu längst vergessenen Zeiten. Doch für sie war jene Zeit, noch so reell, wie das Zeitalter in der sie lebte und wanderte.
Jeder normale Mensch, dem sie ihre Geschichte erzählt hätte, hätte sie in eine Psychiatrie geschickt, hätte gefordert, dass sie behandelt werde.
Ein Brunnen, der einen in eine andere Epoche brachte? Phantasie.
Ein Juwel welches die Kraft besaß, jeden Wunsch zu erfüllen und jene Reise möglich machte? Schwachsinn.
Dämonen. Halbdämonen. Hohepriester. Mikos. Schwarze Löcher. Tote, die wieder auferstanden. Widergeburten? Hirngespenste.
Doch all das, was für andere Menschen aus Märchenbücher entsprang, hatte sie gesehen, erlebt, gespürt und ertragen. Es hatte sich in ihre Seele gebrannt, verankert und würde sie nie wieder loslassen. Begleiten, bis hin zu ihrem Tode.
So sehr sie es auch versuchte, die Maske die sie nun seit 2 Jahren trug, aufrecht zu erhalten - allein ihrer Familie Willen, die einzigen die davon wussten und auch von dem Leid, den sie mit sich stützte- schmerzte ihr Herz ins Unermessliche. Sie wollte nicht, dass die, die sie liebte, mit ansahen, wie es sie von Innen zerriss. Jede Minute, jede Sekunde die verging und den Moment, in dem sie ihn das letzte Mal sah, mit sich davon trug.
Ja. Ihn .
Alles konnte sie vergessen. Die Dämonen. Die Hohepriester. Die Miko, Kaede. Das schwarze Loch, in der Hand eines Mannes, welcher zu ihrem Freund wurde. Sango, die Jägerin der Dämonen, die im Grunde nur auf die Rache ihres Bruders und ihres Dorfes aus war. Shippo, den kleinen Fuchsdämon. Kikyo, die Tote, die wieder zum Leben erweckt wurde. Und auch die Tatsache, dass sie Selbst die Widergeburt, dieser Kikyo war. Alles . Menschen und Dämonen, die ihr tief ins Herz gewachsen waren. So sehr sie diese auch mochte, achtete und ab und an auch vermisste. Sie konnte sie vergessen.

... Doch einen nicht ...

Mit jedem Schritt den sie setzte, fühlten sich ihre Knochen schwerer an und die Last, die sie mit sich trug wuchs über sie hinaus. Ihr Gang wurde immer langsamer, bis sie letzten Endes stand.
Nicht anders zu erwarten, hatten ihre Beine sie- während sie in ihren Gedanken versunken war- zu jenem Baum gebracht, der ihr Schicksal besiegelt hatte, der ihre Fassade zum Bröckeln brachte. Ihr Blick haftete an der Stelle, an dem sie Ihn vor über 500 Jahren von seinem Bann befreit hatte, der ihn eigentlich ewig hätte an diesem Baum ketten sollen.
Ein fataler Fehler? Vielleicht. Sie bereute ihn jedoch nicht. Es war ihr Schicksal gewesen, den Pfeil der Ihn am Baum gekettet hielt, aus seiner Brust zu ziehen und Ihm somit wieder Leben einzuhauchen. Es war ihr Schicksal ihm zu begegnen. Und vielleicht war es auch das Schicksal das wollte, dass sie das Juwel, welches sie in sich getragen hatte, zerstörte, um sich dann mit ihm auf die Suche nach den Teilen zu begeben.

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Die Splitter können wir auch alleine suchen! Es sind nicht mehr viele... Die Einzigen die uns noch fehlen sind die, in Narakus Besitz! Im Kampf gegen Naraku würdest du uns im Grunde sowieso nur im Wege stehen! Und wenn wir sie erst einmal haben, hast du eh keinen Grund mehr hier zu sein. Überhaupt keinen! Also kannst du eigentlich auch jetzt schon gehen! Dein Leben, in deiner Zeit leben! Wie ich schon sagte, wir brauchen dich nicht mehr!

Seine Worte hallten noch Heute- 2 Jahre, nachdem sie Sengoku Jidai, die kriegerische Epoche verlassen hatte- in ihrem Kopf wieder.
Und auch das Gefühl, welches sich in jenem Moment in ihrem Körper breit gemacht hatte, ließ sie nicht mehr los. Egal was sie tat oder sagte. Egal wie gut sie das fröhliche Mädchen spielte, ihre Maske aufbehielt. Leere . Sie blieb. Vermischte sich mit dem Kummer, mit dem Leid, mit dem Schmerz und mit den bitteren Tränen, die ihr jede Nacht aufs Neue entwischen.

Nur wegen Ihm .

Ja. Sie gab es zu. Sie stand dazu. Sie hatte ihm damals gesagt, dass sie ihr normales Leben vermisste. Dass sie ihre Familie vermisste. Dass sie es satt habe. Zu jedem einzelnen Wort, welches sie ihm damals gesagt hatte, stand sie mit jedem Winkel ihres Verstands.
Jedoch wollte sie nicht gehen. Jedoch hatte sie trotz allem bei Ihnen bleiben wollen.

Bei Ihm bleiben wollen.

Langsam schloss das junge Mädchen ihre Augen und atmete die Luft ein, die der sanfte Frühlingswind mit sich brachte, der um ihren Körper wehte und ihr Haar tanzen ließ.
Und vor ihrem inneren Auge sah sie die Szene, die sie immer sah, wenn sie ihre Augen schloss.

Sie stand vor Ihm . Der Brunnen lag hinter ihr. Tapfer blickte sie Ihm entgegen. Unterdrückte die aufkeimenden Tränen. Das Juwel hatte sie Ihm bereits gegeben.
"Das war's dann wohl!" Hatte sie leise geflüstert und ein leichtes Nicken als Antwort erhalten.

Und da war es!
Jedes Mal, wenn sie ihre Augen schloss, sah sie das, was sie in jenem Moment nicht gesehen hatte oder nicht wahrhaben wollte.

Er hatte geweint.
Ihm waren Tränen in die Augen gestiegen, die er schnell weggeblinzelt hatte, da sie ihn verraten hätten.
Da sie das preisgegeben hätten, was er wirklich empfand.
Leise hatte er dann "Aufwidersehen!" geflüstert, was sie zum Nicken brachte.
Kagome hatte sich umgedreht, ließ ihre Tränen nun zu und war hinab gesprungen in den Brunnen, der sie zurückbrachte in ihre Zeit, weit weg von ihm ...

Er wollte keine Schwäche zeigen.

Bedacht öffnete das Mädchen wieder ihre Augen, während sie ihren Kopf nach vorne neigte, ihr, vereinzelte Haarsträhnen, ins Gesicht fielen, und sie langsam ihren Kopf schüttelte.
Einbildung. Sie war sich sicher, dass sie sich dies nur einbildete. Er hatte nicht geweint. Ihm waren keine Tränen in die Augen gestiegen. Er hatte sie nicht weggeblinzelt. Ihre Phantasie wollte es nur so haben ...

Ein leiser Seufzer, entwisch Kagomes Rachen, während sie sich vom Baum abwandte und dem Weg entlang sah.
Zur Schule würde sie nun auf jeden Fall zu spät kommen. Das würde wieder Nachsitzen geben und bei jenem Gedanken huschte ihr ein leichtes Lächeln über die Lippen.
Gerade als sie einen Schritt nach vorne gehen wollte, keimte ein starker Wind auf, der die Blätter, die auf dem Boden geruht hatten, aufwirbelte. Schützend hielt sie sich einen Arm vor die Augen, während ihr ein Laut des Entsetzens, dem Rachen, entwisch.
Als der Wind nachließ, ließ sie langsam ihren Arm wieder sinken und auch ihre Schulter, die sich angespannt hatten, sacken.
Verwundert furchte Kagome ihre Stirn, als sie sah, dass kein einziges Blatt mehr auf dem Boden lag. Ihr Kopf drehte sich zur Seite, in Richtung des kleinen Schreins in der, der ,verwunschene' - so wie ihr Großvater es gerne zu sagen pflegte- Brunnen lag.
Vor diesem kleinen Schrein häufte sich nun ein Stapel von Blättern, als habe sie einer zusammengekehrt.
Verdutzt schüttelte sie ihren Kopf. Das war doch verrückt!
Erneut wollte sie einen Schritt nach vorne setzen, als ihr plötzlich eine Gänsehaut den Rücken hinunterjagte.
Ihr schien es gar so, als habe ihr Herz ausgesetzt zu schlagen und als habe irgendein anderes Wesen Besitz von ihrem Körper ergriffen, der es zuließ, dass sie ihren Kopf erneut in die Richtung des Schreins drehte.
Eine Blässe legte sich über Kagomes Gesicht, als sie- in Richtung des Schreins, - einen Fuß vor dem anderen setzte, und sich diesem somit immer mehr näherte.
Ihr Blick lag fest im Inneren des Schreins und obwohl Sonnenlicht auf dieses schien, herrschte Dunkelheit in ihm.
"Aber das ist doch..." flüsterte sie leise, während sie weiter gemächlich den Weg entlang schritt, ihren Blick immer noch fest in das Innere des kleinen Gebäudes gerichtet.

Ja. Sie spürte ihn. Das letzte Mal hatte sie solch ein Gefühl gehegt, als sie sich noch in der kriegerischen Epoche befand. Sie spürte ihn. Einen Splitter.

Doch plötzlich blieb sie stehen. Energisch schüttelte sie ihren Kopf, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte und ihren Kopf schüttelte.
Nein! Das konnte nicht sein! Es gab keine Splitter mehr in ihrer Zeit und mit aller Gewissheit hatten sie im Sengoku Jidai das Juwel längst wieder zusammen.
Sie bildete sich dieses Gefühl nur ein. Sie war sich sicher. Das konnte einfach nicht sein!

Und wieder öffnete sie langsam ihre Augen, während ihr ein sanftes Lächeln über die Lippen huschte.
"Jetzt fange ich auch noch an zu spinnen..." flüsterte sie immer noch lächelnd, während sie sich zur Seite drehte.
Doch irgendetwas tief in ihr drin, sagte ihr, dass sie wenigstens ein letztes Mal hinschauen sollte. Nur um ganz sicher zu sein. Und obwohl sie sich dagegen sträubte, drehte sie ihren Kopf erneut in die Richtung, was sie im nächsten Moment jedoch sofort bereute.
Ihr Blut schien ihr in den Adern zu erfrieren, als sie zwei goldene Augen, durch die Dunkelheit hindurch, stachen sah.
"Aber..." den Satz nicht zu Ende sprechend, keinen klaren Gedanken hegend, setzte sie, so schnell sie konnte, einen Fuß vor dem anderen, rannte zu dem kleinen Schrein und riss die Türen gänzlich auf.
"Bist du hier?" Fragte sie laut, konnte das Zittern in ihrer Stimme jedoch nicht verbergen.

Sie kannte jene Augen, die ihr entgegengestarrt hatten.

Sie gehörten Ihm .

Behutsam trat sie ein und sah sich um. Nichts. Niemand war hier.
Ihr Blick glitt zu dem Brunnen, der mit Brettern zugenagelt war.
Langsam schüttelte sie ihren Kopf.
/Das darf doch nicht Wahr sein.../

Wieder drehte sie sich um. Wieder spürte sie ihn.
Den Splitter .

"Das kann nicht sein..." flüsterte sie leise, während ihr Tränen in die Augen traten.
Und trotz allem schritt sie zu dem Brunnen und riss mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, die Bretter ab und schmiss diese achtlos zu Boden.
Schnell war sie auf dem Brunnenrand geklettert, sprang hinab in die Tiefe - wie sie es so oft in früherer Zeit getan hatte- und landete unsanft auf den harten Boden.
Unentwegt rannen ihr Tränen die Wangen hinab, während sie sich mit ihren Händen auf dem Boden abstützte und ihren Kopf immer und immer wieder schüttelte.
"Nein ... nein ... Bitte ..." flüsterte sie leise vor sich hin.
Wie konnte sie bloß so naiv sein, zu glauben, dass Er gekommen war.
Er , der sie vor zwei Jahren weggeschickt hatte.
Und eine Träne von ihr, perlte von ihrer Nasenspitze ab und fand ihren Weg zum Boden.
Die Stelle die sie benetzte fing sanft an zu leuchten, was jedoch immer heller wurde.
Wieder öffnete sie ihre Augen, die sich auch sofort weiteten, als sie diesen kleinen Gegenstand dort liegen sah ...

Ein federartiges Lächeln huschte ihr über die Lippen, während sie sich auf die Knie setzte, ihre Hand nach dem Juwelensplitter streckte und diesen mit ihren Fingern umfasste.
Dieses winzige Stückchen, würde sie wieder zu ihm bringen können ...

War Er denn wirklich da gewesen?

Hatte Er ihr, jenen Splitter gebracht?

" ... Inu Yasha ..."

Fortsetzung folgt...