„Was soll ich nur machen? Es ist doch eh schon alles vorbei. Warum bring ich mich nicht einfach um? Dann wär alles vorbei…" solche Dinge murmelte Harry nun schon seit fast zwei Stunden vor sich hin, während er auf einem alten Holzstuhl an einem alten Tisch in einer kleinen Hütte mitten im Wald saß, und im Selbstmitleid versank.

Ihm gegenüber saß Remus, der kurz nachdem sie in seinem Heim angekommen waren begonnen hatte, Tee zu machen, und nun Harry beobachtete und dabei den heißen Grünen Tee trank. Er war vor ein paar Jahren auf den Geschmack gekommen diesen Tee zu trinken, als… aber das ist eine andere Geschichte.

Sirius hatte sich nach fast eineinhalb Stunden auf und ab Gehen endlich hingesetzt, und beobachtete nun ebenfalls Harry. Zu Anfang hatten sie noch versucht, ihn aufzubauen, und ihm zu erklären, dass sein Tod niemand helfen würde, aber er hörte ihnen nicht einmal zu.

Nun war das Einzige, das noch in diesem Raum zu hören war, das Ticken einer alten Uhr im Eck des Zimmers. Erneut hob Remus seine Tasse, um einen Schluck zu trinken, als Sirius schließlich genug hatte.

„Es reicht! Verdammt noch einmal, Harry! Jetzt reiß dich endlich zusammen. Im Moment bist du doch frei, und lebendig auch…" Sirius sah sich nach Worten ringend um, bis sein Gesicht sich schließlich zu einem bitteren Lächeln verzog. „Abgesehen davon bist du doch in bester Gesellschaft, findest du nicht? Ein Massenmörder aus Askaban, ein verrückter Werwolf…"

Er blickte zur Seite. Sirius wusste einfach nicht, was er sagen konnte, um seinen Patensohn aufzumuntern. „…Und ein depressiver und selbstmordgefährdeter Dieb. Ist es das, was du damit sagen willst… Padfoot?" fragte ihn der junge Mann leise.

Überrascht sah Sirius auf. Allein, dass Harry gesprochen hatte, war ein Wunder. Vielleicht konnte er nun endlich zu ihm durchdringen. „Harry, das Ganze ist doch nicht so schlimm, wie du es dir einbildest. Wir haben doch schon Schlimmeres überstanden, oder?"

„Achja? Ich kann mich nicht erinnern, jemals von einem Haufen Irrer verfolgt zu werden, die denken, ich könnte ihren Meister wiederbeleben, und mich in Gegenwart eines Hundes, der in Wirklichkeit ein Massenmörder ist, und eines Werwolfes, der angeblich verrückt ist, zu befinden."

Sowohl Animagus als auch Werwolf schauten betreten zur Seite. Aus diesem Blickwinkel gesehen, sah Harrys Situation wirklich nicht besonders gut aus. Schließlich setzte Remus seine Tasse mit mehr Wucht als notwendig ab, und starrte Harry entschlossen an.

„Wenn das so ist, dann sollten wir uns vielleicht erst einmal ordentlich vorstellen." Er schwieg kurz, um sich zu sammeln. Harry schaute ihn währenddessen erwartungsvoll an. „Also gut, in der Zeitung stand soweit ich weiß, dass ich verrückt bin, aber nicht warum."

Er blickte zu Sirius, der genauso wie Harry zu ihm sah. „Die Wahrheit ist, ich wurde für verrückt erklärt, weil ich immer wieder behauptet habe, dass er" dabei zeigte er auf Sirius „ein Animagus ist. Irgendwann hatten diese Auroren genug davon, und wollten mich schlicht und einfach wegsperren. Später hieß es dann, dass ich als Gefahr für jeden von der Abteilung für gefährliche Kreaturen getötet werden sollte."

Er holte tief Luft bevor er fortfuhr. „Allerdings hatte das Ganze auch einen Anfang. Ich war, und bin es in meinem Herzen noch immer, ein sehr guter Freund deiner Eltern. Genauso wie Sirius, obwohl ich noch immer nicht überzeugt bin, dass er sie nicht an Voldemort verkauft hat." Den letzten Teil hatte er direkt an den, am Boden sitzenden, Animagus gerichtet.

Auch Harry drehte sich nun zu ihm. „Ist… ist das wahr?" Sirius blickte betreten zu Boden, und ließ seine Schultern fallen. „Ja… es stimmt. Aber… aber ich war es nicht, Harry. Ich bin verantwortlich an dem Ganzen, ich bin Schuld an dem Tod von… Lily… und… James, aber ich wollte es nicht." Er musste immer wieder Schlucken, und die Schatten vertreiben, die versuchten, ihn zu erdrücken.

„Warum warst du dann all die Jahre bei mir, hast dich aber nie gezeigt?" Harry wollte, nein, musste wissen, warum. Er wollte gar nicht wissen, was damals vorgefallen ist, aber er musste erfahren, wo er jetzt mit diesem Mann stand.

Sirius seufzte. „Kannst du dich noch an damals erinnern, wie wir uns das erste Mal getroffen haben?" Als Harry nickte, fuhr er fort. „Ich… ich sah, wie wenig du anderen Menschen, vor allem Erwachsenen trautest, und naja… Da du ja offensichtlich sehr an Padfoot hingst… ach übrigens „ Dabei schlich ein Lächeln über sein Gesicht „Padfoot ist sogar mein richtiger Spitzname, James hat ihn mir damals gegeben… auf alle Fälle wollte ich dieses Vertrauen nicht zerstören, darum blieb ich einfach wie und wo ich war."

Harry blickte ihn weiterhin an. Nach einiger Zeit, die Sirius wie eine Ewigkeit vorkam, wandte er sich Remus zu. „Was nun?" Sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß es nicht. Vorerst könnt ihr hier bleiben, aber auf Dauer wird es zu eng."

Harry senkte seinen Kopf wieder. Dann fiel ihm etwas ein. „Ich muss Ginny anrufen, oder schreiben. Ich muss ihr einfach sagen, dass es mir gut geht." Er sah sich nach Papier und Stift in dem Raum um, kam aber zu keinem Ergebnis.

„Ginny? Rothaarig, braune Augen, rotes Kleid und Kameratasche?" „Ja, was weißt du über sie, Padfoot?" Sirius konnte den fragenden und ängstlichen Blick des jungen Mannes nicht ertragen. Er senkte seinen Blick wieder.

„Padfoot?" Auch Remus blickte nun beunruhigt zu ihm. „Ich… hier!" Er holte den Zettel heraus, den er nun schon einen Tag lang mit sich herumtrug. Harry riss ihn ihm panisch aus der Hand. Als er den Inhalt las, verdüsterte sich seine Miene immer mehr, und er wirkte schließlich wie ein verängstigter kleiner Junge.

Auch Remus las den Zettel, und wandte sich dann wütend an Sirius. „So etwas kann dir wohl nicht ein wenig früher einfallen, oder?" „Ich hatte mir mehr Sorgen um Harry gemacht." Doch Remus war unnachgiebig.

„Wann ist das passiert?" „Kurz nachdem Harry geschnappt wurde. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal was passiert war… Diese Ginny hat mir das dann erzählt." Harry hatte bei diesen Worten aufgehorcht, und drehte sich nun langsam zu ihm.

„Du… du hast sie gesehen? Du hättest sie retten können!" schrie er, bevor er Sirius wütend attackierte. Er sprang den Animagus an, und warf ihn zu Boden. Mit beiden Händen drückte er ihm die Kehle zu.

Sirius schnappte verzweifelt nach Luft, und seine Augen waren weit aufgerissen. Er schaffte es einfach nicht, Harry wegzustoßen. Plötzlich wurde der wütende Mann weggezogen, und verlor den Halt um Sirius Hals.

Mit aller Kraft gelang es Remus endlich ihn von seinem alten Freund zu lösen, und auf seinen Stuhl zu stoßen. Dort hielt er ihn weiterhin fest, als Harry sich freikämpfen und wieder auf den Animaus stürzen wollte.

„Verdammt noch einmal, beruhig dich wieder. Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der Ort, um ihn zu töten." Sirius lag währenddessen immer noch am Boden, und rang panisch nach Luft.

Nach einigen Minuten, in denen es Harry nicht gelang, sich zu befreien, schien er sich wieder etwas zu beruhigen. Zumindest kämpfte er nicht mehr gegen Remus Griff an. Sirius setzte sich nun wieder auf, und wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür klopfte.