Dieses Kapitel wurde von Drake (FF.de) Beta gelesen. (Hier besser bekannt als Black Firedragon Drake)
Viel Spaß beim Lesen!
Kapitel 1 - Familientreffen in Askaban
„Heute morgen ist ein Brief für dich gekommen."
Verwundert, dass mich Mutter während der Mahlzeit überhaupt anspricht, sehe ich von meinem Teller auf. Elegant und mit einer Aura geheimnisvoller Unnahbarkeit, die sie schon soweit ich zurückdenken kann umgibt, sitzt sie dort am anderen Ende des großen Esstisches. Ihre Augen sind starr auf mich gerichtet und scheinen mich durchbohren zu wollen.
„Wie bitte?" Jemand schreibt mir? Aber Blaise sendet seine Briefe doch immer direkt an mich ins Zimmer, das hätte ich bemerkt und die jährliche Hogwartspost ist auch schon angekommen, immerhin ist es schon Ende August.
Natürlich weiß Mutter, dass ich sie durchaus verstanden habe und meine Frage nur auf nähere Informationen abzielte.
„Nun, nicht für dich im eigentlichen Sinne," fährt sie deshalb auch fort. „Die Eule war an mich gerichtet, aber der Inhalt betrifft hauptsächlich dich."
Das verwirrt mich nur noch mehr. Was kann jemand von Mutters Bekanntschaften schon von mir wollen. Bisher hat niemand von denen näheres Interesse an mir gezeigt, wenn überhaupt, dann nur, weil Mutter mit ihrem Sohn angeben möchte, der angeblich ja so gute Noten in Hogwarts bekommt.
„Er kommt von Lucius. Er möchte, dass du ihn am Samstag in Askaban besuchen kommst."
Was? Ich soll ihn besuchen kommen? Das passt überhaupt nicht zu zu Lucius. Sonst begnügt er sich doch auch immer damit, mit mir per Brief zu verkehren, selbst wenn wir uns in dem selben Haus aufhalten. Ich bezweifle, dass er mich einfach mal wieder aus reiner Sehnsucht sehen möchte.
„Hat er angedeutet, was er von mir möchte?"
„Nein, es ist mir selbst ein Rätsel, was so wichtig ist, dass er dir keinen Brief schreiben kann." Schon wieder dieser durchdringende Blick. Er schreit förmlich nach: „Sag mir, was du angestellt hast, dass Lucius dich zu sich ruft!"
Doch das hilft mir auch nicht weiter. Denn, obwohl Mutter dies zu glauben scheint, weiß ich nicht, was der Anlass sein könnte. Aber Mutter hat auch recht, mit dem was sie gesagt hat. Lucius hat mit Sicherheit einen guten Grund mich zu rufen, denn bisher gab es in meinem Leben ja nur wenige solcher Anlässe. Also bestätigte ich ihr, dass ich seiner Bitte Folge leisten werde und bekomme von ihr die letzten nötigen Informationen, die ich brauchte, um nach Askaban zu kommen.
Was zieht man an, wenn man, ohne es selbst zu wollen, jemanden im Gefängnis besuchen soll?
Jetzt stehe ich hier vor meinem Kleiderschrank und probiere nacheinander meine besten Umhänge an. In den vielen Jahren, in denen mir nicht mehr Hauselfen die Kleidung zurechtlegen und ich mich selbst entscheiden muss, was ich trage, war ich noch nie in einer vergleichbaren Situation. Auf der einen Seite muss die Kleidung Respekt einflößend sein, schließlich bin ich ein Malfoy, auf der anderen Seite muss ich natürlich bedenken, dass ich dort nichts zu sagen habe. Ich möchte nur jemanden besuchen, der selbst in einer mehr als schlechten Position ist. Die Wärter von Askaban sind also eigentlich in einer deutlich höheren Stellung als ich.
So gekleidet, denke ich, als ich mich beim dritten Versuch im Spiegel betrachte, sehe ich eindeutig zu festlich aus. Als ob ich Lucius Verhaftung befeiern würde. Ich war zwar nie traurig gewesen, dass er nun in Askaban sitzt, aber es muss ja nicht die gesamt Zaubererwelt wissen, wie uneins unsere Familie im Inneren ist. Da kommt bei mir der Slytherin durch: Ich kann eine Person so sehr hassen, wie ich will, aber wenn es von Vorteil ist, zu dieser eine gute Beziehung zu haben, wird nie jemand davon erfahren.
Also vielleicht doch lieber der schwarze Umhang? Ja, dieser ist wohl weit besser geeignet, schlicht und doch edel genug, um zu zeigen, dass ich selbst nichts von dem Respekt, den man mir zu zollen hat, eingebüßt habe, auch wenn Lucius ein verurteilter Todesser ist.
Ein weiterer Blick in den Spiegel bestätigt mir, dass ich in dieser Kleidung gesehen werden kann, doch wie jedes mal, wenn ich mich betrachte merke ich, dass ich ganz anders aussehe, als Lucius. Die Gesichtszüge habe ich vollständig von meiner Mutter geerbt, sie sind nur ein wenig männlicher und spitzer. Wenn mich jemand, der meinen Vater kennt, zum ersten mal sieht, dann bekomme ich immer gesagt, wie ähnlich ich diesem doch sehe. Dabei habe ich bestenfalls seine glatten, blonden Haare und blaugrauen Augen geerbt und selbst die könnten genauso gut von Mutter stammen.
Doch so ist mir mein Aussehen auch deutlich lieber. So kann ich mich leichter von ihm abgrenzen, unabhängig von der Meinung anderer Leute.
„Guten Tag! Ihr Name?"
„Draco Malfoy." Ohne weiter darüber nachzudenken muss ich antworten. Die Frage kam so direkt und unerwartet, dass sie mich völlig überrumpelt hat. Eigentlich unvorstellbar für einen Malfoy, aber ich war erst einen Augenblick zuvor angekommen und hatte mich noch nicht einmal umgesehen, als der Gefängniswärter mich auch schon ansprach.
„Anlass?"
So kurz angebunden kann ein Mensch alleine doch nicht sein. Ob der auch Sätze mit mehr als zwei Wörtern kennt? Er sieht zumindest so aus, als wäre dies nicht der Fall. Mit seinem Dreitagebart und der unordentlichen Uniform könnte man, wären da nicht die Abzeichen, denken, dass auch er zu den Gefangenen gehört.
„Ich bin hier um Lucius Malfoy zu besuchen. Er hat meiner Mutter vor wenigen Tagen einen Brief geschrieben, in dem stand, dass ich heute kommen solle. Anbei lag auch diese Genehmigung von Direktor Addison." Der Wärter wirft nur einen flüchtigen Blick auf das Papier, welches ich ihm bei meinen Worten auf den Empfangstresen zischen uns lege, steckt es in einen Ordner und gibt mir mit einem Kopfnicken ein Zeichen, dass ich ihm folgen soll.
Durch zwei Gittertüren hindurch, vorbei an mindestens einem halben Duzend Dementoren kommen wir nach fünf Minuten endlich in dem kleinen Besucherzimmer an. Es ist sehr spärlich, mit nur einem Tisch und fünf Stühlen, eingerichtet, dennoch ist es sauberer, als ich erwartet habe. Liegt wohl an dem unordentlichen Äußeren des Wärters, dass ich den Eindruck hatte, als müsste sich das Besucherzimmer zwangsläufig in einem ähnlichen Zustand befinden.
„Der Gefangene kommt gleich." Mit diesen Worten wird die dicke Stahltür hinter mir abgeschlossen, als wäre ich selbst ein Gefangener. Dieser Raum ist dadurch auch nicht gemütlicher. Er mag zwar sauber sein, aber er wirkt auch sehr bedrängend. Die Gitter vor dem Fenster machten diesen Eindruck noch deutlicher.
Die nächsten zehn Minuten verbringe ich damit die triste Landschaft zu beobachten, bis ich von der Tür her lautes Klacken vernehme. Scheinbar wird gerade aufgeschlossen, damit Lucius den Raum betreten kann und so ist es auch.
„Sie haben exakt eine Halbe Stunde, dann komme ich sie abholen."
Lucius sieht grauenvoll aus, vor allem, wenn man erwartet hat, dass eine Person den Raum betritt, die immer absolut selbstsicher und gefasst wirkt. Doch dieser Zauberer vor mir, hat äußerlich nur wenig mit dem, den ich erwartet habe, gemeinsam. Noch nie habe ich ihn mit Bart gesehen, denn den entfernt er sich für gewöhnlich mit einem simplen Zauberspruch. Auch die Haarfarbe ist in der Zeit hier in Askaban deutlich dunkler geworden. Scheinbar bekommt er zur Körperpflege nicht die teuren Waren, die in unserem Badezimmer anzutreffen sind.
Noch immer bin ich ein wenig neben der Spur wegen des seltsamen Aussehens Lucius, als dieser mich auch schon begrüßt.
„Draco! Gut das du gekommen bist, ich habe etwas mit dir zu bereden." Anderenfalls hättest du mich wohl nicht hierher bestellt. Doch das sage ich lieber nicht, sondern setzte mich schweigend auf einen der Stühle, ihm direkt gegenüber.
„Ich komme direkt zur Sache:" Seine Stimme ist bei diesen einfachen, einleitenden Worten bereits so eisig, dass selbst mir, der ich ihm schon so oft zugehört habe, ein Schauer über den Rücken läuft. „Ich gestehe, ich bin schwer enttäuscht von dir. Ich dachte immer, dass du wüsstest, was sich für einen reinblütigen Zauberer gehört. Aber was muss ich von meiner Quelle erfahren? So etwas hätte ich von dir nicht erwartet."
Wie bitte? So etwas? Wovon redet er denn? Ich bin mir nicht bewusst, etwas getan zu haben, was dem Namen der Malfoys in irgendeiner Weise schaden könnte.
„Wovon redest du?"
„Wovon? Von deiner abnormalen Neigung." Lucius lehnt sich bei diesen Worten so dicht zu mir herüber, dass ich erschrocken vor seinem Gesicht zurückweiche. Giftig, sein Gesicht bedrohlich nahe, fährt er fort: „Wie kannst du deinem Namen nur so eine Schande bereiten? Ein echter Mann hat sich eine Frau zu suchen, die er heiratet und mit der er Kinder bekommt. Der Familie einen Erben zu schenken muss eines der höchsten Ziele deines Lebens sein. Aber stattdessen vergnügst du dich mit deinem eigenen Geschlecht. Du ekelst mich an!"
Ich kann es nicht glauben. Wie hat er davon Wind bekommen? Dabei haben wir doch so gut darauf geachtet, dass uns niemand sehen kann. Hoffentlich bekommt Blaise nicht ebenfalls Ärger.
Wieder auf seinem Stuhl zurückgelehnt wartet Lucius nicht auf eine Erwiederung von mir.
„Ich erzähle dir jetzt etwas, denn wenn du glaubst, nur weil du den Namen Malfoy trägst, kannst du dir alles erlauben, so muss ich dich enttäuschen. Es gibt da etwas, das du nicht weißt."
Ich fasse es nicht!
Wie konnten sie mir so etwas vorenthalten!
Den Weg zurück, von der Besucherzelle zum Empfangsraum, nehme ich nur am Rande wahr und auch die Heimreise per Portschlüssel reißt mich nicht aus meinen Gedanken. Erst Mutters eisblauen Augen in unserem Salon, erinnern mich daran, wie sich ein Malfoy zu benehmen hat. Sofort straffe ich meine Körperhaltung und begegne dem Blick, der mich mustert, als könnte Mutter auf diese Weise erfahren, was vorgefallen ist, genau so kühl, wie er mir entgegenkommt.
Ich muss mit jemandem darüber reden. Das kann doch nicht wahr sein. Mutter könnte es mir sagen. Aber mit ihr darüber reden? Mit ihr, die es mir mein Leben lang vorenthielt? Nein, ihr kann ich nicht länger in die Augen blicken. Mit diesem Gedanken wende ich mich von der Frau, die vor mir steht ab und gehe die Treppe zu meinem Raum nach oben.
Leise höre ich noch ihre Worte: „Eine Eule von Blaise Zabini ist für dich gekommen und wartet in deinem Zimmer." und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
Natürlich, mit Blaise könnte ich darüber reden. Schon bin ich in meinem Zimmer verschwunden, setzte mich an den Tisch und verfasse einen Brief.
Ups, was wohl gerade passiert ist? Was ist das, was Lucius zu Draco gesagt hat? Ich höre gerne eure Vermutungen... in Form eines Reviews...
