Ich bitte um Entschuldigung, dass ich so lange kein neues Kapitel veröffentlicht habe. Aber ich hatte fürchterlichen Stress und ein spätes Kapitel ist doch besser als kein Kapitel, oder?
Deswegen auch keine Reviewantworten – sonst könnte ich dieses Kapitel in frühestens 1 1/2 Wochen veröffentlichen.
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Kapitel 9 – Unangemessenes Verhalten
In den vergangenen sechs Jahren habe ich jede Gelegenheit genutzt, Harry Potter wütend zu machen. Jetzt steht er aufgebracht vor mir, spricht kein Wort mit mir und versucht sich, trotz seiner vorübergehenden Blindheit, die Jacke ohne Hilfe anzuziehen. Doch irgendwie ist es ungewohnt. Bisher habe ich immer gewusst, was ihn aufregt, weshalb er sauer ist. Aber sein jetziger Zustand entgeht meinem Verständnis und dieser Kontrollverlust sorgt dafür, dass ich mir ein wenig verloren vorkomme.
„Potter, sei kein Idiot."
Wütend dreht sich der angesprochene Gryffindor zu mir herum und versucht mich vorwurfsvoll anzusehen. Diese Wirkung verfehlt sein Blick allerdings, da er etwa zehn Zentimeter an mir vorbei sieht.
„Lass mich in Ruhe." Damit dreht er sich wieder um und versucht, wie schon zuvor, durch Tasten einen Weg zur Tür zu finden.
Verdammte Gryffindors! Da will man ihnen mal helfen – aber nein, sie lassen es nicht zu. Und falls Potter etwas zustößt, dann möchte ich nicht in meiner Haut stecken, wenn Severus und Remus es erfahren. Schließlich hatte ich von den beiden den Auftrag, auf Potter aufzupassen. Also entschließe ich mich, Potter hinterher zu gehen und aufzuhalten. Schnell gehe ich zu ihm und packe ihn am Arm, sodass er herumwirbelt.
„Fass – mich – nicht – an." Sein Tonfall ist drohend, doch von einem Blinden lasse ich mir nichts sagen.
„Sonst was?"
Mit einem Ruck reißt sich Potter von mir los und stürmt durch die Tür, die er gerade gefunden hatte. Doch weit kommt er nicht. Eine Sekunde nachdem er das Haus verlassen hat, prallt er auch schon gegen eine alte Hexe. Während er sich entschuldigt trete ich neben ihn und packe ihn erneut – doch diesmal darauf bedacht, dass er sich nicht befreien kann.
„Malfoy, lass mich."
„Erst erklärst du mir, warum du dir nicht helfen lässt!"
„Weil du ein Arschloch bist."
„Ich sehe hier nur ein Arschloch – und das lässt sich nicht helfen, obwohl es die Hilfe scheinbar bitter nötig hat. Du solltest froh sein, dass ich überhaupt bereit bin, irgendetwas für dich zu tun." fauche ich meinen Gegenüber an. Wie kann er es wagen, die Hilfe eines Slytherins abzulehnen? Es kommt schließlich nicht oft vor, dass wir diese anbieten. Nun ja, normalerweise auch nur mit Hintergedanken, fällt mir plötzlich ein. Vielleicht ist es auch ein wenig verständlich, dass Potter sich von mir nicht helfen lässt. Wahrscheinlich würde ich an seiner Stelle genauso handeln, aber es verletzt mich trotzdem, da ich es diesmal wirklich ehrlich meine. Trotz meiner Einsicht bleibe ich dabei, dass Potter nicht grundlos wütend auf mich sein kann und meine Hilfe annehmen sollte.
„Ach ja? Ich sag dir, warum ich von dir keine Hilfe will! Du magst vielleicht gegenüber von Remus und Severus so tun, als ob du nicht für die Todesser arbeiten würdest. Aber in Wirklichkeit bist du doch Lucius' braver Sohn. Auch wenn er nicht dein Vater ist, so folgst du ihm dennoch."
'Lucius' brave Sohn'?
Eiskalt läuft es mir den Rücken herunter und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Wie kommt Potter eigentlich auf so eine dämliche Unterstellung? Ich? Für die Todesser? Wie kann er es nur wagen. Hätte er gesagt, er nimmt meine Hilfe nicht an, weil ich ein Slytherin bin, dann hätte ich es ja vielleicht sogar eingesehen, aber nach diesen Worten sehe ich rot.
Ehe ich weiter darüber nachdenken kann, habe ich Potter einen Faustschlag verpasst. Stöhnend sackt der Getroffene in sich zusammen, doch kann er sich gerade noch mit den Händen auffangen, bevor sein Oberkörper aufkommt. Ängstlich blickt er zu mir hoch – zumindest in meine Richtung. In diesem Moment fällt es mir zum ersten mal auf. Potters Augen sind blau!
Woher der plötzliche Gedanke kommt, weiß ich nicht, aber in diesem Augenblick muss ich daran denken, dass Potter gerade erst eine Operation hinter sich hat und mir ausgeliefert ist. Völlig hilflos, gegenüber einer Person, der er nicht vertrauen kann, mir. Dass ich diese Person gerade geschlagen habe, macht es auch nicht leichter.
Zwar bin ich noch immer wütend auf Potter wegen den haltlosen Unterstellungen, aber auch auf mich selbst ist der Zorn groß, weil ich etwas getan habe, wofür mir Severus den Kopf abreißen wird, wenn er davon erfährt. Zumindest wird er es tun, wenn mich nicht Remus zuvor seiner neuesten Lieferung Kappas zum Fraß vorgeworfen hat.
Außerdem schleicht sich zu meinen Gefühlen nun ein wenig Mitleid ein. Ich frage mich, wie ich mich fühlen würde, wenn ich auf Potter angewiesen wäre. Doch warum ist Potter so wütend auf mich? Was wirft er mir eigentlich vor?
Erneut packe ich ihn am Arm, zerre ihn hoch und führe ihn zum Café gegenüber - Florean Fortescues Eissalon. Dort angekommen drücke ich ihn auf einen Stuhl und setzte mich ihm gegenüber.
„Was, zum Teufel, ist los mit dir, Potter?" Ich muss mich zusammenreißen, um nicht lauthals loszubrüllen, allerdings kann ich mir etwas besseres vorstellen, als die Aufmerksamkeit von halb London auf mich zu ziehen. Also versuche ich meine Wut zu unterdrücken, was mir, trotz jahrelanger Übung, meine Emotionen zu kontrollieren, nicht vollständig gelingt.
„Du weißt genau, wer mein Pate war. Du weißt genau, wie er umgekommen ist. Gib es doch zu! Du wolltest mich wieder einmal nur fertig machen. Glückwunsch – du hast es geschafft. Und dazu benutzt du Informationen von deinem Vater."
Nun, es ist nicht gerade einfach, wenig Aufmerksamkeit zu erregen, wenn man mit einem brüllenden Potter an einem Tisch sitzt. Die Hälfte der Leute hier auf der Terrasse starren uns an und die andere Hälfte versucht so zu tun, als würden sie uns ignorieren. Das dem so nicht ist, kann man daran merken, dass quasi alle Gespräche verstummt sind. Potter, diesen Ignoranten, scheint so etwas überhaupt nicht zu interessieren.
„Wovon sprichst du, verdammt nochmal?" zische ich meinem Tischpartner leise zu, ehrliche Verwunderung schwingt in meiner Stimme mit.
„Von Sirius! Du kanntest damals die Geschichte, dass er meine Eltern verraten hätte - obwohl das nie veröffentlicht wurde. Du meintest, du an meiner Stelle würdest Rache wollen. Das kann dir nur dein angeblicher Vater erzählt haben." Sirius? Seine Eltern verraten? Meint er Sirius Black? Ist er Potters Pate?
„Potter, reg dich ab. Ich wusste nicht, dass du ihn mit 'Pate' meintest. Ich dachte, dass du jemanden meinst, bei dem du immer gelebt hast und der jetzt tot ist. Es war echt nicht böse gemeint. Ich wahr einfach neugierig," gestehe ich zum Schluss ein. Es war ja wirklich so und wenn es mir hilft, wieder ein wenig Kontrolle in die Situation zu bekommen, dann muss ich halt ein paar Eingeständnisse machen.
Ein paar Sekunden schweigen wir uns an, bis Potter wieder das Wort ergreift. In seinen ungewohnt blauen Augen sind eindeutig Tränen zu erkennen.
„Aber Lucius hat es dir erzählt, oder?"
„Er hat mir erzählt, dass Black deine Eltern verraten haben soll, nicht mehr und nicht weniger," beginne ich zu berichten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Potter und ich uns aussprechen. Schließlich sind sein Vormund und mein Pate ein Paar.
„Ich weiß nicht, warum ich dich damals damit aufgezogen habe." So viel zum Thema aussprechen. Es ist eine glatte Lüge von mir dies zu behaupten, da ich sehr wohl weiß, dass ich das damals getan habe, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sowohl von Lucius als auch von Potter. Doch ist mir nicht ganz klar, warum mir das so wichtig war, also erzähle ich lieber nichts davon.
Stattdessen will ich endlich diesen dauerhaften Streit zwischen uns beenden. Auch wenn es eine seltsame Vorstellung ist, aber Potter ist immerhin das Symbol, der Hoffnungsschimmer, von allen, die sich gegen den Dunklen Lord stellen. Also eigentlich auch für mich. Innerlich muss ich bei diesem Gedanken lachen - Potter als mein Hoffnungsschimmer, so tief bin ich dann doch noch nicht gesunken.
„Potter, ich...," jäh werde ich unterbrochen, als sich eine Person zu uns an den Tisch stellt.
„Ah, der junge Malfoy, welche Ehre, und Mr Potter, Harry, freut mich, Sie wieder einmal begrüßen zu dürfen. Darf ich Sie zu einem Eisbecher einladen? Kiwi? Diese Woche sehr zu empfehlen. Und Ihr Freund? Mr Malfoy, was darf ich Ihnen servieren?"
Völlig überrumpelt angesichts dieser Frechheit, mir einfach das Wort abzuschneiden, sehe ich von Potter auf. Florean Fortescue, mit einem breiten Lächeln im Gesicht, war an unseren Tisch herangetreten. Ich hatte noch gar keinen Gedanken daran verschwendet, dass wir uns in einem Café befinden und wir deshalb etwas bestellen müssen. Potter scheint im Gegensatz zu mir mit der Situation lockerer umgehen zu können. Während ich noch nachdenke, was ich sagen soll, antwortet er bereits: „Guten Tag, Florean. Vielen Dank, ja, ein Kiwieisbecher wäre jetzt das Richtige."
„Und Sie, Mr Malfoy? Selbstverständlich sind Sie ebenfalls eingeladen."
Mittlerweile habe auch ich mich entschieden: „Einen Kaffee, bitte."
„Eiskaffee?"
„Nein, einen normalen Kaffee – schwarz." Können die Leute nicht mal widerspruchslos das machen, was man wünscht? Zumindest von Kellnern in einem Café sollte man das erwarten können.
Während wir auf unsere Bestellung warten, schweigen Potter und ich uns an. Eigentlich könnte ich diese Gelegenheit nutzen, um endlich Frieden mit Potter zu schließen, das wäre für meine Zukunft sicher angenehmer, aber mittlerweile ist mir der Mut dafür vergangen. Potter würde mich dafür sicher nur auslachen.
Stattdessen mustere ich ihn von oben bis unten. Dies ist die erste Gelegenheit seit unserem ersten Zusammenstoß, dass ich Potter ungeniert betrachten kann, schließlich wäre es schon etwas komisch, wenn ich ihn einfach so anstarren würde, aber da er im Moment blind ist, wird er es nie erfahren.
Eigentlich sieht er ja richtig gut aus, beschließe ich während meiner Betrachtungen. Diese störrische rabenschwarze Frisur verleiht ihm etwas Verwegenes, Lässiges und ich kann nicht leugnen, dass Potter genau die Figur hat, von der ich nachts träume. Nur seine Kleidung sieht reichlich abgetragen aus. Sie ist scheinbar mehrere Nummern zu groß und vermittelt nicht gerade einen guten Geschmack. Dass ich bei diesen unpassenden Sachen überhaupt etwas von Potters Figur erkennen kann, ist auch nur der Tatsache zuzuschreiben, dass er sich in seinem Stuhl zurück gelehnt hat und so der Stoff über dem Bauch und der Brust direkt am Körper anliegt.
„Wo nimmst du eigentlich diese Klamotten her, Potter," schnarre ich ihn an. Verdammt, ich wollte doch zumindest darauf achten, wie ich mit ihm rede. Jetzt habe ich wiedereinmal einen Tonfall gewählt, der die ganze entspannte Stimmung zerstört.
Obwohl ich aufgrund meiner aggressiven Stimmlage nicht damit gerechnet habe, antwortet mir Potter: „Von meinem Cousin." Doch dass er mir das eigentlich lieber nicht gesagt hätte, erkennt man gut daran, dass er sich jetzt auf die Unterlippe beißt, als ob er hofft, das Gesagte dadurch rückgängig machen zu können.
Doch was meint er mit seiner Antwort? Hat sein Cousin seine Kleidung gekauft. Wenn ja, dann hat er absolut keinen Geschmack. Aber ich wusste ja noch nicht einmal, dass Potter überhaupt einen Cousin hat, geschweige denn, dass er ihm so nahe steht, dass dieser für sein Outfit verantwortlich ist.
„Der muss einen grauenhaften Geschmack haben." Nun bin ich wieder an der Reihe, meine Worte zu bereuen. Ich wollte doch nichts mehr gegen Potter sagen. Doch dieser Kommentar war absolut gegen seine Familie und damit gegen ihn.
Doch zu meinem Erstaunen muss Potter lachen. Dabei hätte ich ihm alles zugetraut, angefangen damit, mich zu ignorieren bis dahin, mir die Faust ins Gesicht zu rammen. Dass er sich scheinbar über meine Bemerkung amüsiert, bringt mich nun völlig aus dem Konzept.
„Ja, das auch, aber so meinte ich es eigentlich," merkt er an, nachdem er sich wieder gefangen hat. „Nicht nur, dass Dudley sie ausgewählt hat, die Sachen sind auch für ihn gekauft worden. Ich trage sie nur auf, sobald er sie nicht mehr mag."
„Du trägst die Klamotten deines Cousins auf? Warum denn das? Außerdem sind die Sachen doch viel zu groß." Ich bin ernsthaft erstaunt. Immerhin heißt es, dass die Familie, bei der er aufgewachsen ist, nicht gerade arm ist. Hinzu kommt noch das Erbe der Potters.
„Die Dursleys sind nicht gut auf Zauberer zu sprechen. Sie hassen die Magie und das lassen sie mich jede Minute, die ich bei ihnen bin, spüren."
„Warum sollten sie Zauberer hassen? Wir sind doch auch nur Menschen. Sie sollten sogar zu uns aufsehen," meine ich daraufhin überrascht. Muggel sollten eigentlich Zauberer um ihre Fähigkeiten beneiden, Ehrfurcht empfinden, aber doch keinen Hass, sodass sie Zauberer deswegen sogar schlecht behandeln.
„Gegenfrage," erwidert Potter. „Warum sollte ein muggelgeborener Magier zu einem Reinblütigen aufsehen? Es sind doch auch nur Zauberer oder Hexen." Ein wenig bin ich platt, noch nie war Potter so schlagfertig. Doch lasse ich mir nicht einfach so meine Überzeugung anfechten.
„Ihnen fehlt die Ahnenehre. Die Ehre, die dadurch entsteht, dass die Eltern und Großeltern ebenfalls Zauberer oder Hexen waren."
„Was ist daran ehrenhaft?" fragt daraufhin mein Gegenüber. „Oder was sollte so schlimm daran sein, diese Ehre nicht zu haben, dass man nicht reinblütige Magier dafür bestrafen könnte. Wenn nicht diese Person Zauberervorfahren hat, so hat sie sein Kind."
Vielleicht ist es wahr, vielleicht kann man Leute nicht dafür diskriminieren, dass ihre Eltern keine Zauberer waren. Aber es ist ja noch mehr.
„Also, wenn man einen hohen Maßstab ansetzt, dann ist niemand reinblütig, der nicht eine Ahnenreihe von Magiern vorweisen kann, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Außerdem ist noch der Unterschied zwischen einem Schlammblut und anderen Zauberern, dass sie, bis sie den Hogwartsbrief bekommen, überhaupt nichts von Magie wissen."
Gerade will Potter etwas fragen, als wir wieder einmal von Fortescue unterbrochen werden.
„So, hier wären dann Ihre Bestellungen. Wenn Sie noch etwas wünschen, sagen Sie Bescheid."
So schnell wie er gekommen ist, ist der Cafébesitzer auch wieder verschwunden und gerade hebe ich meinen Tasse zum Mund, da lasse ich sie auch schon wieder sinken. Seufzend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück. Warum ist es eigentlich nicht möglich, einen normalen Kaffee zu bekommen? Ich hatte explizit „schwarz" gesagt, aber nein, ich muss dazu noch eine Portion Sahne hinein bekommen.
Fragend sieht Potter mich an, wirft dann einen Blick in meine Tasse und kann sich dann kaum noch halten vor Lachen.
„Ja, lach du nur," gifte ich ihn an, aber ich meine es nicht böse, da ich es verstehen kann, dass er es lustig findet. Zu Fortescues Glück wurde ich zu diesem Kaffee eingeladen, sonst würde ich mich wohl lauthals beschweren. Nun, eins ist klar: in dieses Café werde ich mich nicht noch einmal hineinsetzen.
Während mein Gegenüber beginnt, sein Eis zu essen, schweift mein Blick durch die Gegend und bleibt letztendlich auf dem Eisbecher auf unserem Tisch hängen. Angesichts der Farbe fällt mir wieder Potters Operation ein und überrascht frage ich: „Seit wann kannst du eigentlich wieder sehen?"
Jetzt fixiert der Schwarzhaarige mich mit seinen Augen, die zu meiner Erleichterung wieder ihr gewohntes Grün angenommen haben, obwohl sie nun ein bisschen dunkler wirken.
„Es kam so nach und nach," beginnt Potter, nachdem er einen weiteren Löffel voll Eis gegessen hat. „Während wir hier gesessen haben. Erst nur Umrisse und dann immer klarer. Ich würde sagen, die Heilung müsste bald abgeschlossen sein."
Darauf fällt mir nichts sinnvolles ein, was ich sagen könnte, also beobachte ich einfach schweigend, wie Potter sein Eis isst. Doch dieser scheint das zu bemerken und sieht fragend auf.
„Mache ich irgendetwas falsch?"
„Nein, ich habe nur nachgedacht." und tatsächlich klinge ich bei dieser Aussage recht abwesend. Es entspricht auch der Wahrheit, dass ich nachgedacht habe.
Ein Gedanke war, ob ich nun wirklich ein Schlammblut bin, nur weil ich von einem abstamme. Natürlich habe ich dadurch nicht die Ahnenehre, von der ich geredet habe, doch zumindest kann ich behaupten, dass ich schon vor meinem elften Geburtstag von Hogwarts erfahren habe. Vielleicht ist die Einteilung in Schlammblut und Reinblut wirklich lächerlich, zumal es keine klaren Grenzen gibt. Vor allem die Diskriminierung scheint mir aus meinem aktuellen Blickwinkel unklar. Warum sollte man jemanden dafür benachteiligen, dass er etwas nicht wissen kann? Wäre es nicht eher angebracht ihnen beizubringen, was ihnen unbekannt ist, als sie davon auszuschließen? Und bin ich als Zauberer weniger wert, nur weil ich nun weiß, von wem ich abstamme? Das Gespräch vorhin mit Potter hat mir die Augen ein wenig geöffnet.
Ich sollte wirklich langsam mal dafür sorgen, dass wir unseren Streit begraben, nehme ich mir nun zum wiederholten Male an diesem Tag vor.
„Potter," traue ich mich dann tatsächlich zu sagen, „ich hätte einen Vorschlag. Wir werden in der nächsten Zeit sicher noch viel miteinander zu tun haben. Dass wir auch friedlich miteinander umgehen können, haben wir die letzten fünfundzwanzig Minuten lang bewiesen. Wie wäre es, wenn wir aufhören würden uns immer so anzufeinden?"
Gefragter sieht mich daraufhin recht ungläubig an, bis er mir antwortet: „Ich sehe nichts, was dagegen spricht. Also so etwas wie Waffenstillstand? Aber du darfst auch Ron und Hermine nicht mehr beleidigen."
„Wenn es dir nicht aufgefallen ist, ich habe gegen die beiden schon seit den Sommerferien nichts mehr gesagt."
„Dann habe ich keine Einwände," meint Potter und ein Lächeln überzieht sein Gesicht. Plötzlich habe ich einen Einfall, was wir mit der Zeit machen können, die uns noch bleibt, bis wir uns mit Severus und Remus wiedertreffen.
„So, und wenn du dein Eis aufgegessen hast, dann gehen wir erst mal zu Bourie Franke."
Daraufhin sieht mich der Schwarzhaarige wieder einmal verwirrt fragend an. Langsam hat sich dieser Gesichtszug in meinen Kopf eingebrannt, so amüsant finde ich diesen Blick.
„Eine der besten Boutiquen hier in der Winkelgasse. Wenn du schon deine Brille losgeworden bist, dann kleiden wir dich auch gleich mal neu ein. Danach bist du sicherlich der am besten aussehende Junge der ganzen Schule – nach mir, natürlich," meine ich zwinkernd und wir lächeln uns gegenseitig an.
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Vielen Dank an Werdandi, meine Beta, die sehr schnell dieses Kapitel korrigiert hat und auch an alle Reviewer! Ich habe mich über jedes einzelne Review gefreut und ohne ihnen hätte ich wohl auch nicht weitergeschrieben.
Eure Aufgabe ist klar! Reviews schreiben den Fortbestand dieser Story retten!
