Die Hitze des Spiels
Harrys Augen flitzten übers Spielfeld und zwischen den Tribünen her, sein Umfeld hatte er vollkommen ausgeblendet. So flog er nun schon mindestens eine Stunde hin und her, das einzige, was bis zu ihm vorgedrungen war, war, dass Slytherin einen leichten Vorsprung hatte. Eine Tatsache, die Harry seine Anstrengungen nur verdoppeln ließ. Die Tatsache, dass Draco Malfoy ihn jedes Mal, wenn sie sich streiften, hämisch angrinste, trug ebenfalls dazu bei. Aber er ließ sich nicht aus der Fassung bringen, oh nein. Bestimmt nicht von diesem Möchte- gern- Todesser. Also zog er weiter seine Kreise.
„Bell hat den Quaffel, wirft ihn zu Johnson, ah, leider, Pucey fängt ihn ab", hörte Harry Jordan kommentieren.
„Pucey fliegt zum Tor der Gryffindor, aber ich bin sicher, Ron wird -"
Lautes Gegröle und Gesang von den Slytherins zeigten Harry, dass Ron eben doch nicht hatte. Seine Augen suchten jeden Winkel ab. Besonders heute war es wichtig, den Schnatz zu fangen. Und da war er auch schon, auf der Slytherin Seite des Feldes, kurz über dem Boden. Harrys Besen legte sich in einen Sturzflug, er registrierte nebenbei einen grünen Punkt auf seiner linken Seite, der auf ihn zuraste. Der Schnatz beschrieb einen Kreis und flog zur Gryffindor Seite hinüber, durch diesen Richtungswechsel war Malfoy nun näher an ihm...
Harry verdoppelte seine Geschwindigkeit, wenn das noch möglich war. Schon bald flog er an Malfoys Seite und streckte seine Hand nach dem Schnatz aus. Malfoy, nun an seiner rechten, tat das ebenfalls mit einem kleinen Vorsprung – aber er verfehlte ihn. Harry nutzte seine Chance und zwei Sekunden später hatte er den Schnatz in der Hand, Gryffindor hatte gewonnen!
Die Menge kreischte und johlte, die Buhrufe der Slytherins gingen zum Glück unter. Doch dann traf Harry ein Gewicht in den Rücken, er flog vom Besen und krachte gute zwei Meter tiefer auf dem gefrorenem Rasen auf.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
Harry pfefferte seinen Besen wütend auf die Bank in dem Umkleideraum. Er hatte noch zu gut die Stimmen der Slytherins im Kopf.
Gefällt dir mein Lied, Potter? oder Ich habe noch keinen miserableren Hüter gesehen, am liebsten hätte er Malfoy eine verpasst, aber er war zu beschäftigt damit gewesen, George von genau demselben abzuhalten.
Warum eigentlich? Malfoy hätte es verdient gehabt, der arrogante, kleine Widerling, dachte Harry, während er sich langsam auszog. Ron war gleich nach dem Spiel alleine verschwunden, die anderen hatten ihm noch gratuliert, dann war Madam Hooch angerannt gekommen und hatte wie wild auf ihn eingeredet, ist auch alles in Ordnung mit dir, dieser Stoß am Ende war ja so was von ungerechtfertigt!
Als er es geschafft hatte, sie davon zu überzeugen, dass sein Rücken weder gebrochen noch sein Gehirn durchgerüttelt worden war, hatte sie ihm ein weiteres Mal gratuliert, ihre Bewunderung ausgesprochen und ihn dann letztendlich doch gehen gelassen. Nun war der Raum leer, in der Begeisterung hatte niemand Harrys Fehlen bemerkt, und da Ron ja auch nicht da gewesen war... Harry war es nur recht, vor ihrer Siegesfeier einen Augenblick der Ruhe zu haben, sich abzukühlen und auch seine Wut runterzuschrauben.
-aber du magst die Bruchbude der Weasleys, nicht wahr, Potter? Erinnert dich an deine eigene, höhnte Malfoys Stimme in seinem Kopf und Harry ballte unbewusste seine Faust. Warum konnte der Fiesling ihn nicht einfach alleine lassen? Immer musste er seinen Kommentar am Ende abgeben, das nervte. Und dann auch noch zu denselben Themen, die im Moment gar nichts zu Sache taten. Einfallslos war er also auch.
Harry drehte den Wasserhahn auf und heißes Wasser schoss herab. Innerhalb weniger Sekunden war der Duschraum mit Dampf gefüllt. Er atmete tief ein. Das Rauschen war entspannend, der Wasserstrahl löste die Verspannungen aus seinem Körper und die Ruhe um ihn berauschte ihn. Kein Fred oder George, die mit Seifen um sich warfen, so dass man immer ganz genau aufpassen musste, wo man hintrat. Oder die an die Wand, hinter der die Mädchenumkleiden lagen, klopften. Keine Slytherins, die ihnen böse Blicke zuwarfen und bissige Kommentare abgab. Harry nahm sich vor, demnächst immer als Letzter das Feld zu verlassen.
Plötzlich hörte er ein Tapsen und eine weitere Dusche rauschen, aber er konnte niemanden erkennen, er konnte sich auch nicht erklären, wer es sein konnte, denn er war der Letzte gewesen... oder?
„Wer da?", fragte er misstrauisch.
Ein Lachen erklang. Ein Lachen, das er zu gut kannte. „Potter, du bist nicht der Einzige auf der Welt, und du hast auch nicht das alleinige Recht auf die Duschen, weil du den Schnatz gefangen hast, oder der Retter der Welt bist, oder was auch immer..."
Harry verzog seinen Mund, spürte seine abgeflaute Wut wieder hoch keimen, aber er sagte nichts mehr. Heute würde die Vernunft siegen. Das nahm Harry sich vor. Ganz fest. Er schloss die Augen und schäumte seine Haare ein. Hoffentlich beeilte Malfoy sich, damit sie sich nicht noch begegnen mussten. Obwohl mit dessen Entgegenkommen nicht zu rechnen war, vielleicht sollte Harry sich lieber beeilen. Ja, dann konnte er auch schneller zur Siegesfeier. Er beeilte sich, das Shampoo auszuwaschen und nahm dann sein Duschgel zu Hand. Ein einzelner Tropfen kam heraus, dann war die Dose leer.
„Verflucht", flüsterte Harry, damit konnte er nicht fiel anfangen.
„Was? Ist dir eingefallen, dass ihr einen neuen Hüter braucht? Hättest nur mich fragen müssen, ich hätte dir das auch schon vor dem Spiel sagen können", keifte jemand aus dem dicken Nebel zu seiner linken.
Ignorieren, einfach ignorieren, ermahnte ihn Angelinas Stimme, und es half. „Hast du noch Duschgel übrig?", zischte er, er hasste es, Malfoy um etwas zu beten.
Dieser machte sich gar nicht erst die Mühe, zu antworten, stattdessen landete eine grün- gelbe Dose vor Harrys Füßen. Ohne ein Dankeswort nahm er sie und seifte sich ein.
Na toll, jetzt werde ich nach Malfoy stinken, dachte Harry. Aber so unangenehm war der Duft gar nicht, irgendwie zitronig. Er schaute auf der Dose nach, dort stand in gelben Buchstaben: LEMON. Eine Welle der guten Laune überkam ihn, gleich gab es die Feier, Fred und George hatten sicher jede Menge Essen aus der Küche stibitzt. Eine Hand erschien in seinem unmittelbaren Sichtfeld und Harry erschrak. Malfoy war doch weiter weg gewesen, warum war er nun hierher gekommen?
„Potter? Kann ich mein Zeug vielleicht wiederhaben? Weißt du, ich habe keine Lust, es mir klauen zu lassen."
„Ich bin noch nicht fertig."
„Du meine Güte, wie lange brauchst du denn? Da fängt Weasley ja schneller einen Quaffel, und das will schon was heißen."
„Malfoy, warum kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?"
„Und dann? Damit du dir ein schönes Leben machen kannst? Und wovon träumst du nachts, Potter?"
Die Hand zog sich zurück und trommelte ungeduldig auf die Fliesen an der Wand, Harry hörte nur das Geräusch, die sie dadurch erzeugten. Auf einmal wurde ihm gewahr, dass sie alleine waren, und zwar nackt. Er schluckte. Warum machte ihn das plötzlich nervös, es war ja nicht das erste Mal, dass sie ‚gemeinsam' duschten. Und alleine waren sie auch schon öfters gewesen, also, woran lag es? An der Summe dieser beiden Faktoren? Harry entschied sich dafür und beschleunigte seine Handlungen noch mehr.
„Sag mal, brauchst du vielleicht Hilfe, oder warum bist du so langsam?", keifte Malfoy ungeduldig.
„Ja sicher, Malfoy, als würdest du mir helfen wollen. Du und das Wort Hilfe in einem Satz erscheint mir schon... ungewöhnlich", meinte Harry ohne sich bewusst zu sein, wobei Malfoy ihm helfen wollte.
„Potter, du hast keine Ahnung, wie ich bin, also halt lieber deine vorlaute Klappe."
„Oh, wie bist du denn? Einfühlsam und sensibel?" Harrys Stimme triefte vor Sarkasmus.
Malfoy schnaubte. „Das ich dir gegenüber nichts freundlich gesinnt bin, ist doch klar. Du wolltest es nicht anders, also beschwer dich mal nicht."
„Pah", machte Harry und klappte die Dose zu. „Hier hast du das Objekt deiner Begierde", sagte er und hielt die Dose in den Nebel. Er spürte, wie Malfoy sein Handgelenk umklammerte und wurde dann fortgerissen, weg von diesem wunderbaren Wasserstrahl. Nun konnte er Malfoy sehen, sogar ohne seine Brille, denn er stand ungefähr einen Zentimeter von ihm entfernt.
„Danke", grinste er und küsste Harry auf die Lippen. Harry realisierte erst gar nicht, was er da tat, so sehr überforderte ihn die Situation. Doch dann zuckte er zurück. „Spinnst du jetzt total?"
„Potter, ist das so schwer verständlich für dein Gehirn?"
„Ein wenig schon... ich wusste nicht, dass du schwul bist", sagte Harry ehrlich verblüfft. Das Malfoy sein Handgelenk noch immer festhielt, ließ er mal außer Acht.
„Ich sagte doch, du weißt nichts über mich", sagte Malfoy genüsslich.
„Ach, aber du über mich?", trotze Harry und wandte sich unter dem Griff.
„Na ja, ich weiß, dass du mehr schlecht als recht mit Chang auswarst. Außerdem kannst du nicht behaupten, es habe dir nicht gefallen", sagte Malfoy und strich leicht über Harrys Erektion, von der Harrys gar nicht wusste, dass er sie hatte.
Harry schluckte. Es war alles so absurd, wahrscheinlich träumte er nur. Und vor allem die unbändige Lust, die plötzlich in ihm hochstieg, war geträumt, warum sonst sollte er so fühlen? Seinem Erzfeind gegenüber? Nur weil dieser sich ebenfalls erregt gegen seine Beine drückte?
„Malfoy..."
„Ich heiße Draco. Wenigstens für diesen Moment", sagte Malfoy und schaute Harry verklärt in die Augen. Dieser konnte nur nicken und wehrte sich nicht mehr gegen den Kuss, der daraufhin folgte. Neugierig fuhr Harry mit seiner Zunge über Malfoys Lippen, sie schmeckten nach Zitrone, und stöhnte auf, als er plötzlich Dracos Zunge an seiner erspürte, samtig und rau zugleich, und unheimlich geschickt darin, Harry in den Wahnsinn zu treiben.
Draco legte eine Hand auf Harrys Rücken und zog ihn näher zu sich, und so standen sie dort eine zeitlang, in der sie sich einfach nur küssten. Harry spürte, dass er sich das schon seit Jahren gewünscht hatte.
Sie brachen auseinander und schauten sich atemlos an. Harry sah das Verlangen die grauen Augen überschwappen und wusste, dass es sich auch in seinen eigenen Augen widerspiegelte. Der ganze Hass und die aufgestauten Aggressionen verwandelten sich nun in Verlangen, pures Verlangen.
Durch diesen Blick gaben sie sich zu verstehen, dass beide mehr wollten. Auf Dracos Gesicht schlich sich für einen kurzen Augenblick ein Lächeln, bevor er Harry wieder küsste, diesmal mit mehr Leidenschaft. Die Hand auf Harrys Rücken glitt herunter und massierte dessen Po. Die andere hatte er auf Harrys Hüfte gelegt. Auch Harry bewegte seine Hände über Dracos Körper, seine Haare, seine Arme, entlang des Rückens bis zu seinem Po. Dann presste er sich mit einem Ruck gegen ihn und Draco keuchte überrascht auf.
„Harry...", stöhnte er in den Kuss, und Harry musste unwillkürlich lächeln. Dann fuhr Dracos Hand von Harrys Hüfte zu seiner Erregung und streichelte sie wieder so sanft wie vorhin. Diesmal war es Harry, der aufstöhnte, und sein Stöhnen wurde atemloser, als Draco ihn ganz umschloss. Dann brach Draco ihren Kuss, drehte ihn an der Schulter herum, so dass Harry die Wand anblickte.
„Vertrau mir einfach, okay?", hauchte Draco von hinten in sein Ohr, und zu seinem eigenen grenzenlosen Erstaunen nickte Harry und legte die Hände auf die kalten Fliesen. Dracos Hand fuhr seinen rechten Arm entlang, während seine andere Harrys Unterkörper bearbeitete. Intuitiv stieß Harry mit lautem Keuchen in Dracos Hand, und dann spürte er, wie Draco in ihn eindrang. Unbewusst hielt er die Luft an.
„Geht es so?", fragte Draco, und sein warmer Atem verursacht eine Gänsehaut in Harrys Nacken. Er drehte seinen Kopf zu ihm und sie küssten sich, bis Harry abbrach und zustimmend nickte.
Draco fing nun an, sich langsam zu bewegen, doch bald wurden seine Stöße unkontrolliert und explosiv. Harry kam in seiner Hand, und auch er ergoss sich bald in Harry. Dann ließ er sein Kinn auf Harrys Schulter sinken, während sie, beide noch gefangen von den Nachwehen des Orgasmus, einfach nur dastanden.
Draco verteile ein paar Küsse in Harrys Nacken, und seine Hand, die noch auf Harrys Arm lag, wanderte hoch und umfasste Harrys Hand. Er zog sich langsam zurück, doch er bewegte sich kein Stück von Harry weg.
„Zu schade, dass ich dich von jetzt an nur noch bekleidet sehen kann. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich zu Beleidigungen fähig bin, nach diesem Erlebnis", flüsterte Draco.
Harry hörte, dass die Dusche immer noch lief. Bei Dracos Worten verkrampfte sich etwas in ihm, was bis gerade noch mit einer Intensität gelodert hatte.
„Du kannst doch nicht... einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen", stotterte er, unsicher, ob Draco nicht genau das von ihm erwartete. Nein, Harry wusste, dass er von nun an bei jedem Aufeinandertreffen an ihr kleines Erlebnis denken würde. Er verkrallte seine Hand in Dracos, jede kleinste Berührung genießend.
„Sondern? Harry, ich..." Dracos Stimme war brüchig, er wusste nicht, was er sagen sollte. Was er sagen wollte. Harry drehte sich um, seine Hand nicht loslassend und schaute ihm tief in die Augen.
„Warum... wie konnte das passieren, Malfoy? Das wir uns verfeindet haben, und nur gegenseitig fertig machen wollten?"
„Das fragst du mich? Du wolltest es so, du hast meine Freundschaft ausgeschlagen und mich abgelehnt. Denkst du, ein Malfoy lässt sich so etwas gefallen? Außerdem hatte es mich tiefer getroffen, als ich mir eingestehen wollte."
„Es tut mir leid. Wäre ich ein bißchen toleranter gewesen...", sagte Harry betrübt und strich mit seiner freien Hand über Dracos Wange. Mit jeder Faser seines Körpers spürte er den anderen, wollte ihn spüren, ihn halten und nie mehr loslassen. Er drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.
„Harry, bedeutet das... ab heute sind wir Freunde?"
Heftiges Nicken als Antwort. Ein Lachen, wie Harry es noch nie bei Draco gesehen hatte, kehrte auf dessen Gesicht ein und seine Augen strahlten förmlich.
„Mehr als das, oder, Draco?", fragte Harry hoffnungsvoll. Noch wenige Minuten früher hatte er keine Ahnung gehabt, dass es sein größter Wunsch war, Draco Malfoy als festen Freund zu haben und mit diesem zu schlafen, wann immer er Lust dazu hatte. Wie schnell sich das Leben doch änderte.
Zur Antwort setzte Draco zu einem Kuss an, schob seine feste Zunge in Harrys Mund und dieser erwiderte das Geschehen leidenschaftlich. „Bedeutet das...?", fragte Harry in den Kuss.
„Ja", sagte Draco nur und verteilte Schmetterlingsküsse über Harrys Hals. Als dieser noch einmal hart wurde, war Draco ihm gerne behilflich. Die Feier hatte Harry schon längst vergessen, nun zählten andere Sachen.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
Eines Morgens, Harry saß gerade beim Frühstück, kam Draco auf ihn zu. Harry versuchte, mies gelaunt auszusehen, denn sie hatten ihre Beziehung noch nicht öffentlich gemacht. Auch wenn Harry dazu bereit war, Draco war es noch lange nicht.
„Was willst du, Malfoy?"
Doch Draco ließ sich neben Harry sinken und stützte seinen Kopf mit seinen Armen ab. Harry blickte sich schnell um, niemand schenkte ihnen Achtung, also fragte er besorgt: „Was ist denn los?"
Draco schüttelte den Kopf. „Es ist Zeit", meinte er. „Ich kann es nicht mehr verheimlichen, auch wenn mein Vater mich köpfen wird..."
„Was denn?", fragte Harry verwirrt. Doch statt einer Antwort rutschte Draco nun zu ihm, zog ihn im Nacken zu sich und küsste Harry. Überrascht und erfreut zugleich erwiderte Harry den Kuss, liebkoste mit einer Hand Dracos Bauch. Um sich herum hörte er von weit weg Gemurmel, dass immer mehr anschwoll. Rons Stimme dröhnte von weither in einer hohen Tonlage: „Harry...?"
Dann endete ihr Kuss abrupt, weil Draco weggerissen wurde. Ein erboster Snape stand hinter ihm und hielt ihm am Kragen. „Wie können Sie es wagen, alle beide! Nachsitzen!"
„Aber, aber, Professor Snape, ich denke, die Jungs werden sich doch noch ihre Liebespartner selbst aussuchen dürfen!" Plötzlich stand Professor Dumbledore daneben und zwinkerte Harry zu.
„Liebespartner!", schnaubte Snape. „Das bezweifle ich sehr stark! Mister Malfoy wird sich eine neue Art der Unterdrückung ausgedacht haben..."
„Nein!", meldete Draco sich erbost und riss sich los. „Was haben Sie schon für eine Ahnung! Harry und ich sind schon seit Wochen zusammen und ich habe nicht vor, ihn jemals zu betrügen oder zu verlassen!"
Harry wurde rot, aber aus Freude. Dass Draco sich so für ihn einsetzte, vor der ganzen Schule! Er stand auf und ging zu Draco, der einen Arm um seine Hüfte legte und ihn zu sich zog. „Und ich habe es auch nicht vor!", meinte er selbstbewusst, doch den Blick auf seine Freunde mied er wohlweislich. Er würde später noch einmal in Ruhe mit ihnen reden.
„Na, dann hätten wir ja alles geklärt", freute Dumbledore sich. Snape starrte ihn unsicher, aber dennoch wütend an, während Harry Draco zuflüsterte: „Danke", und ihn anlächelte.
„Du kannst mir später danken", grinste Draco, dann blickte er wieder wütend zu seinem ehemaligen Lieblingslehrer. Diesen schnellen Wechsel der Gesichtsausdrücke kriegt auch nur Draco hin, dachte Harry sich und seufzte, legte seinen Kopf an Dracos Schulter, der ihn daraufhin noch enger an sich drückte.
„Das Essen ist für heute beendet", rief Dumbledore in die Halle, nickte Harry und Draco aufmunternd zu und verschwand aus der Halle. Die Schüler um sie herum begannen, sich zu bewegen, und plötzlich standen Ron und Hermine vor ihnen. Harry grinste unsicher.
„Malfoy war es also? Das...", sagte Hermine kreidebleich. „Ich meine, wir wussten, dass du dich mit jemandem triffst, aber Malfoy..."
„Hey, ich stehe zufällig neben Harry", beschwerte Draco sich. Hermine ignorierte ihn und auch Ron starrte Harry an. „Herzlichen Glückwunsch", sagte er tonlos.
Die beiden gingen auch aus der Halle. „Die kriegen sich schon ein, weißt du, sie müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen", meinte Harry.
„Schon klar", sagte Draco. „Meine Freunde starren mich auch die ganze Zeit an."
Zusammen verließen sie die Große Halle. Sie wussten, dass sie nun eine harte Zeit vor sich hatten, aber sie würden zusammen halten und allen zeigen, dass sie imstande waren, eine Beziehung zu führen. Schließlich hatten sie schon vor Jahren gelernt, die Gedanken des anderen zu lesen, auch wenn sie es damals zu einem anderen Zweck eingesetzt hatten. Doch nichts blieb, alles veränderte sich ständig, die Menschen, die Umstände, die Gefühle. Und diese neuen Gefühle gefielen beiden eindeutig besser als der alte Konkurrenzkampf.
