Paradies auf Umwegen
Draco starrte an die Tafel. Unerklärlicherweise verspürte er heute überhaupt keine Lust, einen Zaubertrank zu brauen. Und Draco mochte Zaubertränke wirklich. Er riss sich zusammen und holte seine Zutaten aus dem Schrank beim Lehrerpult. In dem Gedrängel, das entstand, wenn mehrere Schüler Zutaten holen wollten, stieß er versehentlich jemanden an. Nicht, dass es ihm leid tat. Zu seinem größten Pech jedoch war es Potter gewesen, der das sofort wieder persönlich nahm.
„Malfoy, pass doch auf! Immer musst du mich herumschubsen!", zischte er leise, damit Snape ihn nicht hörte.
Draco hätte ja entnervt aufgeseufzt, aber das passte hier wirklich nicht. Also drehte er sich zu Potter um und zog seine Augenbrauen hoch.
„Potty, was kann ich dafür, wenn du im Weg stehst?"
„Du hast doch Augen im Kopf! Also benutze sie auch."
„Uh, hatten wir heute einen Geistesblitz? Versuche lieber, das bisschen Gehirn in deinem Kopf für den Unterricht zu benutzen", sagte Draco und ging dann zu seinem Platz. Nervtötend ohne Ende, dieser Potter.
Draco war dann schnell fertig mit seinem Trank und schaute sich gelangweilt um. Sein Blick fiel auf Potter, der hinter ihm saß. Unbewusst zogen Dracos Mundwinkel sich hoch. Ein kleines Wortduell würde seine Laune jetzt erheblich aufbessern.
„Na, Potter, noch nicht fertig? Überlegst noch, was noch einmal die Drachenklaue, und was die Tollkirsche war? Ich muss zugeben, die sehen sich ja auch verdammt ähnlich!"
„Halt die Klappe, Malfoy", sagte Potter in einem unterdrückten Ton.
„Und wenn nicht, Potter? Was hast du dann vor?"
Nun hob Potter seinen Blick und schaute Draco hasserfüllt an. Draco versuchte, einmal nett zu lächeln, aber es musste wohl wie ein gehässiges Grinsen ausgesehen haben. Auf jeden Fall verdunkelte sich Potters Miene.
„Wirst du schon sehen."
„Ich zittere ja richtig vor dir, Potter, siehst du das?" Draco streckte seine Hand aus, zitterte übertrieben mit ihr und warf dabei absichtlich ein paar von Potters Zutaten auf den Boden.
„Malfoy! Heb die wieder auf!"
„Nein. Ich habe wegen dir gezittert, also kann ich doch nichts dafür", verteidigte Draco sich.
„Sie liegen vor deinen Füßen! Du musst dich nur einmal bücken, ich müsste um den ganzen Tisch herum gehen!"
Draco zeigte Potter seine Zähne. „Faul, Potter?"
Das brachte Potter ziemlich auf die Palme. Und Draco behielt Recht, seine Laune hatte sich gebessert. Potter verließ seinen Platz und hob die Beeren vor Dracos Füßen auf. Draco war sich bewusst, dass das Wiesel und das Schlammblut ihn ganz genau beobachteten. Doch das hielt ihn nicht ab, seinen Fuß auf Potters Hand zu stellen.
„Soll ich feste zutreten, Potter? Du weißt, dass ich dir schon einmal etwas ganz anderes gebrochen habe", meinte er genüsslich. Draco mochte es, wenn er Potter in seiner Gewalt hatte. Snape war gerade dabei, Longbottom zur Schnecke zu machen. Und selbst wenn er einen Blick auf Draco geworfen hätte, hätte er wahrscheinlich Potter eine Strafarbeit für das Beschmutzen von Dracos Schuhsohlen gegeben.
Plötzlich wurde Draco aus seinen Gedanken gerissen, als er einen Schmerz an seinem Fußgelenk spürte. So ein Mist aber auch, dass Potter zwei Hände hatte!
OoOoO
Harry stöhnte auf, als er sah, wie Malfoy seine Beeren auf den Boden warf.
„Malfoy! Heb die wieder auf!"
„Nein. Ich habe wegen dir gezittert, also kann ich doch nichts dafür", schleimte Malfoy ihn an.
„Sie liegen vor deinen Füßen! Du musst dich nur einmal bücken, ich müsste um den ganzen Tisch herum gehen!"
Malfoy grinste. „Faul, Potter?"
Harry hatte keine Lust, sich weiter fertig machen zu lassen. Er ging um den Tisch herum und kniete sich hin. Er hatte schon die Beeren in der Hand und wollte gerade aufstehen, als Malfoy ihm auf die Hand trat.
„Soll ich feste zutreten, Potter? Du weißt, dass ich dir schon einmal etwas ganz anderes gebrochen habe", sagte er dabei.
Aber Harry war nicht dumm. Er flitzte mit seiner freien Hand, inklusive Fingernägel, unter Malfoys Hose, grub sie in sein nacktes Fußgelenk. Ein kurzes Aufkeuchen war alles, was er ihm damit entlockte. Und beunruhigender Weise stellte Harry fest, dass ihm dieses Keuchen Genugtuung einbrachte. Er krallte noch ein bißchen fester, wenn das denn möglich war.
Damit brachte er Malfoy zumindest soweit, sich hinzuhocken. Schon spürte Harry dessen Hand in seinem Arm. Wer hätte das geglaubt, sogar Malfoy hatte Fingernägel.
„Lass los!", zischte Harry. Malfoy hob eine Augenbraue, Harry war sich nicht sicher, ob bewusst oder unbewusst.
„Nein. Du zuerst."
„Wer hat denn angefangen, Malfoy?"
„Du", erwiderte Malfoy seelenruhig. Er konnte es sich erlauben, gewiss, Snape würde nur Harry bestrafen, wenn er sie beide auf dem Boden vorfand. Aber Harry war jetzt in Prügellaune. Er wollte Malfoy noch ein paar Mal keuchen hören, bevor er aufgab. Er beugte sich zu seinem Arm – und biss in Malfoys Hand.
„Ah! Potter! Bist du noch ganz dicht? Professor!" Malfoy ließ Harrys Arm los, aber er hob seine Stimme. Schnell überlegte Harry, was er noch tun könnte. Er würde eine Strafarbeit kriegen, so viel stand fest. Also war es egal, was er jetzt noch tat. Mit Malfoys Fuß immer noch auf seiner Hand flitzte seine andere nach oben und beförderte den hockenden Malfoy auf den Boden. So ließ dieser auch von Harrys Hand ab.
„POTTER! Lassen Sie sofort Mister Malfoy in Ruhe!"
OoOoO
Draco hatte seine Aufmerksamkeit auf Snape gerichtet, ein Fehler. Denn schon zog Potter ihn zu sich auf den Boden. Als Snapes Stimme durch den Raum hallte, grinste Draco Potter schadenfroh an. Aber er machte keine Anstalten, aufzustehen. Eventuell konnte er so tun, als hätte er sich den Fuß verstaucht, das könnte witzig werden.
Potter kraxelte sich hoch. Snape hatte sich schon vor ihm aufgebaut. Bevor Draco noch aktiv werden konnte, donnerte Snape schon: „Und helfen Sie Mr. Malfoy auf, oder wollen Sie, dass er sich erkältet?"
Potter sah aus, als würde er explodieren. Draco stand schnell auf, dieser Demütigung wollte er sich nicht ausliefern. Snape blickte noch wütender drein, wenn das denn möglich war, weil Draco ihn um eine Möglichkeit gebracht hatte, Potter anzuschreien und noch mehr Strafarbeiten aufzubrummen.
Potter blickte Draco an, als wäre Halloween vorverlegt worden. Einfach nur verdutzt. Draco schickte einen Todesblick zu ihm und wandte sich dann unbeteiligt seinem Trank zu.
„Potter, das bedeutet Strafarbeit! Heute Abend um sieben! Und Sie, Mr. Malfoy..."
Seine Überraschung nicht zeigend, drehte Draco sich wieder um. „Sie werden auch anwesend sein!", blaffte Snape. Draco klappte der Mund auf. Was war denn in den gefahren? Seit wann bestrafte er Slytherins, für nichts und wieder nichts?
„Aber Professor! Ich habe... Potter hat..."
Auch Dracos Freunde waren sprachlos.
„Keine Widerrede, Mr. Malfoy!", sagte Snape gefährlich leise. Dann rauschte er an ihnen vorbei zu seinem Pult. Draco zielte seine Wut auf Potter, der noch neben ihm stand.
„Alles deine Schuld, du kleiner..." Vor lauter Wut fiel Draco noch nicht mal die passende Beleidigung ein. Plötzlich wagte Potter es, zu grinsen.
„Tja, Malfoy, ist schon hart, auch mal bestraft zu werden, ne?" Dann ging er seelenruhig zu seinem Platz zurück. Draco ließ ihn nicht aus den Augen. Er suchte ihn seinem Gehirn nach irgendetwas, um es Potter an den Kopf zu schmeißen.
OoOoO
Harry musste schmunzeln, auch wenn er nun die Strafarbeit am Hals hatte. Und das auch noch mit Malfoy. Aber der Ausdruck auf dessen Gesicht machte alles wieder wett.
Etwas später im Gemeinschaftsraum lachte er noch mit Ron darüber. „Aber es ist schon komisch, das musst du zugeben", sagte Ron. „Snape gibt einem Schüler aus seinem Haus eine Strafe..."
Hermine gesellte sich zu ihnen. „Vielleicht hat ihm ja jemand die Augen geöffnet, was manche Slytherins angeht", warf sie in den Raum.
„Ach ja? Und wer sollte das sein? Snape hört doch noch nicht einmal auf Dumbledore!", fauchte Ron. Hermine zuckte mit den Schultern.
Harry lenkte schnell vom Thema ab, damit die beiden nicht wieder anfingen, sich zu streiten. Je näher sieben Uhr kam, desto nervöser wurde er. Dabei wusste er gar nicht, warum. Strafarbeiten waren zwar unangenehm, aber kein Grund, nervös zu werden. Er würde Snapes Gemeinheiten schon überleben.
Als er zu dem Kerker kam, stand Malfoy mit verschränkten Armen davor. Kaum war Harry bei ihm, packte Malfoy ihn am Kragen. „Damit das klar ist, Potter. Es ist deine Schuld, dass ich hier bin. Das werde ich dich noch büßen lassen."
Dann stieß er Harry weg und betrat den Kerker. Harry fing sich und folgte ihm. Hatte Malfoy auf ihn gewartet, um Harry das zu sagen? Wie lächerlich.
Snape funkelte ihn an. „Zu spät, Potter! Das bedeutet, Sie werden den passiven Teil übernehmen müssen!"
Harry schluckte. Wenn es einen passiven Part gab, gab es auch einen aktiven. Malfoy war das anscheinend auch bewusst, denn er grinste selbstgefällig.
„Und wobei, Professor?", wollte Harry wissen. „Das werden Sie noch früh genug erfahren! Folgen Sie mir, beide!"
Snape stürmte heraus, Harry und Malfoy guckten sich an und folgten ihm dann. Sie hatten keine Zeit zum Streiten, sonst hätten sie Snape aus den Augen verloren.
Er ging durch Gänge in Hogwarts, die selbst Harry nicht kannte. Letztendlich blieb er vor einer Tür stehen. Mit einem stummen Zauber öffnete er sie.
Drinnen war es stockdunkel. Harry war etwas mulmig zumute. Mit Snape und Malfoy wollte er nicht gerade in ein dunkles Zimmer gehen. Aber wie es aussah, blieb ihm keine andere Möglichkeit. Snape verschwand im Raum, Malfoy blickte Harry an.
„Nach dir", sagte er. Harry erinnerte sich, dass Malfoy ein ziemlicher Angsthase war.
„Was, hast du Angst im Dunkeln, Malfoy?", sagte er.
„Davon träumst du nachts, Potter", zischte Malfoy.
„Oh nein, ich träume bestimmt nicht davon, wie du im Dunkeln schlotterst, aber bitte -" Harry ging in das Zimmer, bevor Snape ungeduldig wurde. Er blickte nicht zurück, sollte Malfoy von ihm aus draußen bleiben. Doch dann spürte Harry Malfoy dicht hinter ihm, so dicht, dass es ihm schon unangenehm war.
„Malfoy!", sagte Harry. Bevor er seine Beschwerde aussprechen konnte, knallte hinter ihnen die Tür zu und nahm ihnen somit das letzte Bisschen Licht. Harry blieb aus Reflex stehen.
„Professor Snape?", fragte er in die Dunkelheit. Keine Antwort. Etwas krallte sich in seinen Arm. Harry zuckte zusammen.
„Potter, sei nicht so ein Angsthase. Ich bin es nur."
Harry musste unwillkürlich lachen. „Ach, nur du, Malfoy? Ts. Soll ich nicht lieber deine Hand halten?"
Er hörte nur ein undeutliches Brummen rechts neben sich. Doch los ließ Malfoy trotzdem nicht. Stattdessen fing er an „Professor? Professor?" zu rufen.
Ein glühender Zauberstab erschien plötzlich unter Harrys Nase. Im Schein des Lichtes konnte er Snapes Hakennase überdeutlich erkennen. „Wie Sie sehen, habe ich hier einen Trank, der in völliger Dunkelheit gären muss."
Harry und Malfoy sahen einen Kessel, der auf einem Tisch stand.
„Nur einer von ihnen hält das Licht, während der andere alle fünf Minuten umrührt. Da Potter unbegabt ist, Zaubertränke anzurühren, wird Malfoy das machen. Während der fünf Minuten, die sie darauf warten, umzurühren, werden Sie in absoluter Dunkelheit hier sitzen. Ich komme in ein bis zwei Stunden wieder, und falls Sie sich nicht an meine Instruktionen halten, werde ich das merken!"
„Aber Professor, Sie können mich doch nicht mit Potter..."
„Ruhe!", unterbrach Snape Malfoy. Dann drückte er ihm einen großen Holzlöffel, der neben dem Trank gelegen hatte, in die Hand.
„Sie wissen, was zu tun ist", sagte er, dann verließ er den Raum. Harry holte seinen Zauberstab raus und ließ die Spitze erglimmen. Malfoy rührte ein paar Mal um, dann setzte er sich auf einen Tisch. Harry sagte: „Nox", und Nacht wurde es auch.
Bis zum nächsten Umrühren sprach keiner von ihnen ein Wort. Doch als Harrys Zauberstab erneut erlosch, wurde ihm die Stille zu bedrückend.
„Wie kommt es eigentlich, dass Snape dich bestraft? Das ist doch ungewöhnlich", überlegte er laut.
„Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, aber glaub nicht, dass du so einfach davon kommst, Potter."
„Ich kann mir schon denken, dass du in den nächsten Tagen ein bißchen gemeiner als üblich sein wirst. Tu, was du nicht lassen kannst", meinte Harry gleichgültig. „Aber erwarte dann von mir nicht, dass ich dich vor der Dunkelheit beschütze", fügte er hämischer Weise hinzu.
Zu gerne hätte er nun Malfoys Gesicht gesehen. Die Reaktion des anderen zu sehen, gehörte doch irgendwie zum Streiten dazu. So hörte er aber nur die boshafte Antwort.
„Du solltest dich lieber in Acht nehmen, und zwar nicht vor der Dunkelheit."
„Malfoy, langsam langweilt mich das..." Demonstrativ machte Harry Gähngeräusche. „Tut es das? Mach mal Licht", sagte Malfoy. Harry tat es, Malfoy rührte um, dann saßen sie wieder in der Dunkelheit. Doch diesmal hatte Harry sich auf den Tisch neben Malfoy gesetzt, damit er beim nächsten Mal nicht mehr zum Trank laufen musste.
„Also... was genau langweilt dich? Dein Leben? Kann ich verstehen. Muss schon hart sein, immer wieder für etwas gelobt zu werden, wobei die eigenen Eltern draufgegangen sind."
„Fällt dir nie etwas anderes ein, als auf meinen Eltern rumzuhacken?"
„Nein, Potter, mehr gibt es bei dir noch nicht einmal zum Beleidigen. Schon tragisch."
Harrys Augen hatten sich noch immer nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Wenn Malfoy redete, hörte er ihn zwar, aber sehen konnte Harry ihn nicht. Trotzdem hatte Harry keine Lust, sich die ganze Zeit zu streiten.
„Malfoy, kannst du eigentlich nicht einmal normal reden? So wie jeder andere?"
„Natürlich kann ich das, ich sehe nur keinen Grund, mit dir normal zu reden. Du legst doch alles darauf an."
„Wie meinst du das?"
„Ganz einfach, du nervst mich und kommst mir immer in den Weg. Warum sollte ich da -"
„Moment einmal, ich komme dir in den Weg? Wer fängt denn hier immer mit den Beleidigungen an?"
Harry konnte nicht glauben, dass Malfoy jetzt auch noch die Schuld an ihrer Feindschaft auf ihn schob.
„Na, du hast es doch darauf angelegt, vom ersten Tag an! Jetzt tu nicht so scheinheilig, der ach- so- große- Potter würde ja nie einer Fliege ein Haar krümmen..."
„Malfoy, du scheinst vergessen zu haben, dass ich einen Zauberstab in der Hand halte."
„Da, du tust es schon wieder!" Aus Dracos Tonfall konnte Harry förmlich sein selbstgefälliges Grinsen spüren. Aus Reflex sprang er auf. „DU tust es schon wieder, Malfoy", rief er aus. Plötzlich spürte er eine kalte Hand an seinem Hals. Sofort schlug er sie weg, was leichter ging als erwartet. Dann brachte Harry ihn zu Fall, weil er sich gegen Malfoy schmiss. Da es dunkel war, und er sich nur auf seinen Tastsinn verlassen konnte, spürte er Malfoy deutlicher als bei ihren übrigen Prügeleien. Harry saß auf ihm, hielt seine Arme am Boden gepinnt. Erst wandte Draco sich, ächzte und versuchte, sich zu befreien, doch dann gab er urplötzlich auf.
„Potter, geh von mir runter", sagte er stattdessen.
„Ach – nö. Habe gerade gar keine Lust. Bist wirklich gemütlich", grinste Harry. Ihm kam der Gedanke, wie es wohl wäre, friedlich und kuschelnd neben Draco zu liegen – ein aberwitziger Gedanke. Einmal da, konnte Harry ihn nicht vertreiben, aber er wusste auch, dass er nie wahr werden würde.
„Aber es ist nicht gemütlich, deine Knie in meinem Bauch gebohrt zu kriegen", erwiderte Malfoy.
„Jetzt übertreib mal nicht, meine Knie sind auf dem Boden, Malfoy", sagte Harry. „Direkt neben deinen bewegungslosen Armen."
Bewegungslos waren Dracos Arme jedoch ganz und gar nicht. Da Harry nur die Oberarme am Boden festnagelte, konnte Draco noch seine Unterarme benutzen. Und im Moment benutzte er sie dazu, um Harrys Knie abzutasten.
„Du hast Recht, Potter, zum ersten Mal in deinem Leben. Tolles Gefühl, oder?"
„Hm hm", machte Harry. Es war ein tolles Gefühl, von Draco gestreichelt zu werden, auch wenn dieser das nicht so beabsichtigte. Obwohl, jetzt strichen seine Hände Harrys Oberschenkel entlang. Die Dunkelheit brachte ihn anscheinend auf verrückte Ideen. Oder die veränderte Wahrnehmung, die damit einher ging. Harry atmete überrascht ein. Wenn er nur Dracos Gesicht sehen konnte, grinste dieser, was bedeuten würde, dass er Harry verarschte, oder hatte er eine ernste Miene?
Harrys rechte Hand verließ ihren Platz. Sie wanderte den Arm weiter hinauf, über Dracos Schulter, seinen Hals entlang, zu seinem Mund. Nein, ein Grinsen war da nicht. Aber diese Lippen, unglaublich weich! Wie es wohl wäre, sie zu küssen?
Mit einem Male wurde Harry bewusst, worüber er die letzten Minuten nachgedacht hatte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Er ignorierte die Hände, die nun seinen Rücken hinauf wanderten, und wollte aufstehen. Doch er hatte nicht mit Draco gerechnet, der ihn festhielt.
„Potter, einmal in unserem Leben sind wir uns über etwas einig, also versaue es nicht", kam es von ihm.
„Malfoy, wenn wir uns einig wären, würde ich kaum aufstehen wollen."
„Potter, wenn du nicht von mir angetan wärst, würde dir das hier nicht gefallen."
„Was genau meinst du?", sagte Harry. Er hatte überhaupt nichts dagegen, noch länger sitzen bleiben zu müssen, die Stimme seines Verstandes drückte er gerade mit seiner ganzen Willenskraft in die letzte Ecke.
Und dann verstand er, was Draco meinte. Harry spürte, dass Draco sich auflehnte, und augenblicklich etwas samtenes an seinen Lippen, die zu kribbeln anfingen. So fühlte es sich also an! Er packte Draco an den Schultern, zog ihn ein wenig näher, ehe er anfing, den Kuss zu erwidern. Harry drückte seine Lippen gegen Dracos, küsste immer und immer wieder. Gemeinsam sanken sie zurück auf den Boden. Als Draco noch seine Zunge ins Spiel brachte, war Harry ihm schon restlos verfallen. Er hatte die Augen geschlossen, die Hände in Dracos Haaren vergraben, und ihre Zungen verschmolzen miteinander. Harry entwich ein Seufzer.
Draco zog sich zurück, plötzlich war Harrys Mund unglaublich kalt und verlassen. „Was ist?", fragte er.
„Nichts", antwortete Draco, den Harry verschwommen wahrnehmen konnte. „Irgendwie kommt mir das hier so unglaublich vor."
„Dann denke nicht darüber nach", war Harrys intelligente Antwort. Schließlich war ihm sein Wunsch, friedlich mit Draco zu kuscheln, erfüllt worden. Er suchte mit seinem Mund nach Dracos, streifte über seine Wangen, bis er ihn gefunden hatte. Wieder versanken sie im Spiel ihrer Zungen. Feurig und sanft zugleich. Nach einigen Minuten unterbrachen sie wie in einem stillschweigenden Abkommen.
„Bist du schwul?", fragte Harry. Draco schnaubte. „Wonach sieht es denn aus, Potter?"
„Und ich?"
„Du auch. Du wusstest es nur noch nicht, weil ich bisher meinen Tribut nicht eingefordert hatte."
„Hä?"
„Du gehörst mir, schon seit Beginn der Schulzeit. Ist doch klar, oder hattest du jemals eine erfüllende Beziehung?"
„Nein, aber das lag daran, dass..."
„Ja?"
„Cho war nicht die Richtige."
„Offensichtlich."
„Und du? Was ist mit Pansy?"
„Kann sein, dass sie sich Hoffnungen macht, und ich sie nie aufgeklärt habe. Aber wenn sie es wüsste, wüssten es meine Eltern auch sofort."
„Aber du kannst mir nicht sagen, dass du mich schon immer geliebt hast", meinte Harry. Das wäre zu lächerlich.
„Sage ich doch nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Mir doch egal, Hauptsache, wir sind jetzt hier."
Er fing wieder an, Harry zu küssen, und Harry ließ es zu. Seine Hand ließ er dabei vorsichtig über Dracos Körper wandern. Plötzlich schreckte er zurück.
„Der Trank!", stieß Harry aus.
„Scheiße. Was ist, worauf wartest du?" Draco stieß Harry von sich herunter und stand auf. Schnell erhob Harry sich ebenfalls, ließ sein Licht leuchten und sah Draco beim Umrühren zu. Dann herrschte wieder Nacht.
„So. Wo waren wir stehen geblieben?", fragte Draco, indem er sich an Harry herandrängte.
„Werden wir es verstecken?", fragte Harry.
„Was?", wollte Draco wissen. Harry rollte mit den Augen. Wie offensichtlich war es, was er meinte, schließlich würde er nicht mit Personen rumknutschen, und danach so tun, als wäre nichts gewesen.
„Unsere Beziehung natürlich." Plötzlich war Draco aus Harrys Armen verschwunden. „Beziehung?"
„Du hast vorhin selber damit angefangen, Draco."
„Draco? Bitte sag nicht, dass ich dich dann Harry nennen muss! Selbst falls, und ich betone, falls wir eine Beziehung hätten."
„Also ziehst du es in Betracht?"
„Ich weiß nicht, Potter... Eigentlich hasse ich dich ja... Nervtötend bist du sowieso... Andererseits... so absurd es auch klingt, ich mag den Gedanken, dich immer und überall haben zu können."
„Also verstecken wir es nicht?"
Draco verdrehte die Augen, was Harry in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Aber er wusste, was er zu tun hatte, damit Harry den Mund hielt. Draco schloss die Lücke zwischen ihnen und küsste Harry. Harrys Gehirn war mit einem Augenblick leergefegt, er erwiderte den Kuss und zog Draco näher zu sich. Keiner der beiden Jungs dachte mehr an den Trank, als Draco sich an Harry rieb und aufstöhnte. Harry reagierte ebenfalls mit einem Stöhnen, dann öffnete er Dracos Gürtel und ließ seine Hand in dessen Hose gleiten. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er Dracos überraschtes Keuchen hörte. Dann fing er an, den Druck auf Dracos Glied zu verstärken, wobei er mit der Hand auf und abfuhr. Draco verlor seine künstliche Beherrschung und ließ sich gehen, stöhnte und krallte seine Hände in Harrys Rücken. Bei jedem Ruck von Harry erzitterte er, dann krampfte er sich zusammen und Harry spürte etwas heißes an seiner Hand. Er ließ erst los, als Dracos Kopf erschöpft auf Harrys Schulter fiel.
„In Ordnung", keuchte Draco heftig atmend, „Du bekommst deine Beziehung."
„Oh, gut. Ich hoffe, du bist mir auch treu."
Draco hob seinen Kopf an und sah in der Dunkelheit in Harrys Augen. „Was denkst du von mir, Potter?"
„Mann, kannst du nicht Harry sagen? Schließlich sind wir jetzt zusammen. Wie hört es sich denn an, wenn du mich mit Nachnamen ansprichst?"
„Mal gucken." Wieder versiegelte Draco Harrys Lippen mit einem Kuss. Was für eine wunderbare Möglichkeit, ihn zum Schweigen zu bringen. Er merkte, wie Harrys Unterkörper sich an ihm presste und dass er dasselbe Problem wie schon Draco zuvor hatte. „Wann wollte Snape wiederkommen?", fragte er Harry vorsichtshalber.
„In ein bis zwei Stunden", antwortete Harry. Draco sagte nichts mehr, war aber zufrieden mit der Antwort. Bedeutete es doch, dass sie noch ein wenig Zeit hatten. Ohne Vorwarnung zog er den Reißverschluss von Harrys Hose auf und beförderte sie nach unten. Es war dunkel und niemand war da, wieso sollte er das, was er vorhatte, noch verstecken?
Auch Harrys Boxershorts landeten auf dem Boden, dann griff Draco mit der einen Hand nach Harrys bestem Stück während er mit der anderen seinen Kopf zu sich zog, jegliche Geräusche in einem Kuss erstickend. Doch mit der Zeit hielt es Harry nicht mehr aus und stöhnte mehr, als das er Draco küsste. Draco gab es auf und konzentrierte sich auf seine Hand, beschleunigte den Takt, presste sich selber an Harry, den das endgültig über die Schwelle brachte. Das meiste blieb an Dracos Hose kleben, ein bißchen Sperma hatte er an der Hand. Er sprach einen Reinigungszauber, während Harry sich schwer atmend wieder ankleidete.
„Lass mich auch deine Hand säubern", sagte Draco und wartete gar nicht erst Harrys Antwort ab. Er nahm seine Hand, sprach den Zauber ein weiteres Mal und steckte den Zauberstab wieder ein.
„So, Potter", fing Draco an.
„Harry", meinte Harry.
„Habe ich dir so den Verstand verdreht? Ich heiße Malfoy", sagte Draco, obwohl er natürlich wusste, was Harry meinte.
„Draco", sagte Harry. „Sollen wir noch einmal umrühren?"
„Ich könnte zwar auch ewig so weitermachen, aber wenn wir uns nicht um den Trank kümmern, wird Snape bissig", sagte Draco grinsend und ging zu dem Tisch. „Mach Licht", befahl er.
Harry machte Licht, Draco rührte den Trank um und ließ den Löffel dann los. Harry betrachtete seinen neuen Freund im Lichtschein. Im Moment kniff er die Augenbrauen zusammen und hielt die Hand nach oben, um seine Augen vor dem Licht zu schützen. „Mach wieder aus, du Fanatiker", sagte Draco. „Du ruinierst den Trank."
„Nox. Hm..." Harry mochte die Dunkelheit nicht mehr, er wollte Draco sehen.
„Also, das mit den Beleidigungen... kannst du das nicht einstellen?", fragte Harry.
„Potter, von mir aus auch Harry, du musst mir Zeit geben. Das geht alles nicht so von heute auf morgen. Wenn wir die Spannungen zwischen uns jetzt auf eine andere Weise, die meiner Meinung nach auch effektiver ist, abbauen, werde ich nach einiger Zeit automatisch ein wenig netter. Allerdings brauchen wir dafür regelmäßige Praktiken."
„Einverstanden." Harry grinste. Obwohl ihm alles noch ungewöhnlich neu und sogar beängstigend vorkam, hatte er ein gutes Gefühl bei der Sache. Er hatte schon immer gewusst, wenn auch unterbewusst, dass die Spannungen zwischen ihnen nicht nur auf Hass zurückzuführen waren. Wie es sich jetzt herausstellte, waren sie sexuell, und Harry fragte sich, ob sie es schon immer gewesen waren oder sich erst in letzter Zeit verwandelt hatten.
Als Snape wiederkam, bemerkte er nicht, dass sie den Trank zwischenzeitlich außer Acht gelassen hatten. Er merkte auch nicht, dass Harry und Draco ziemlich schweigsam so schnell wie möglich verschwanden. In die gleiche Richtung. Dummer alter Mann. Oder war er einfach nur blind, weil er im Moment selber die Vorzüge einer Affäre entdeckte?
OoOoO
Als Harry um halb zehn in den Gryffindorturm kam, saß Ron immer noch auf dem Platz, auf dem er gesessen hatte, als Harry gegangen war. Allerdings spielte er jetzt mit Seamus Zaubererschach. Harry sah ihnen eine zeitlang zu, doch seine Gedanken begaben sich auf Wanderschaft. Was zum Teufel hatte er getan, mit Malfoy geknutscht (und noch so einiges mehr) und ihn um eine Beziehung angebettelt? Wie erniedrigend, was hatte ihn geritten? Und noch ein Gedanken kam ihm... konnte es sein, dass er schwul war? Immerhin war Malfoy ein Junge, auch wenn man die Tatsache, dass er Harrys Feind war, außer Acht ließ. Harry schüttelte sich. Bestimmt war das Ganze nur ein Albtraum, ein sehr realistischer. Schließlich hatte er noch nie Fantasien mit einem Jungen gehabt, gelegentliche feuchte Träume zählten nicht.
„Na, Harry, wie wars so?", fragte Ron, als Seamus für seinen nächsten Zug ewig brauchte.
Harry schreckte auf. Was sollte er sagen? Spielte das noch eine Rolle, da es eh nur ein Traum war, der noch andauerte? Oder war er bei der Strafarbeit eingeschlafen, und jetzt erinnerte er sich nicht mehr, wie es wirklich war?
„Gut."
„Wie jetzt? Wieso gut? Versteh ich nicht. Oder wovon redest du?", fragte Ron. Harry zuckte mit den Achseln. „Von der Strafarbeit?"
Seamus blickte ihn nun auch an. „Da komme ich aber auch nicht mit", sagte er.
„Hm... Okay. Wir mussten nur einen Trank umrühren, und in der Zwischenzeit saßen wir im dunklen Klassenzimmer. Zum Glück war Snape weg."
„In einem dunklen Zimmer mit Malfoy? Gruselig! Oder hast du ihn fertig gemacht, war es deswegen gut?"
„Nö... Wir haben ein Abkommen getroffen, sozusagen." Harry betrachtete seine Nägel. Etwas in ihm sträubte sich immer noch, mit der Wahrheit herauszurücken. Und was, wenn es nur ein Traum gewesen war? Er sollte erst einmal Dracos Reaktionen am nächsten Tag abwarten. Doch dann könnte es sein, dass Ron in Ohnmacht fällt und Harry anklagt, ihm nichts gesagt zu haben.
„Was für ein Abkommen? Mit Malfoy? Spinnst du?"
Und wie sollte Harry Ron erklären, dass er einfach so mir nichts, dir nichts, mit Malfoy zusammengekommen war? Dass es für ihn in diesem Moment als das Natürlichste der Welt erschienen war?
„Nein, das heißt, vielleicht ja doch. Das wirst du morgen sehen, hoffe ich." Da waren die Worte, ausgesprochen, und die Wahrheit. Harry hoffte, dass es wirklich passiert war. Kein Traum. Und kein Scherz.
„Was haltet ihr eigentlich von Schwulen?", fragte er schnell.
„Wie? Keine Ahnung, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Jetzt lenk doch nicht ab! Wie kommst du eigentlich darauf, hast du herausgefunden, dass Malfoy schwul ist? Hi, hi! Dass er dir das sagt! Oder hast du ihn unter Drogen gesetzt? Auch nicht schlecht!" Ron gackerte, Seamus klatschte in die Hände.
„Schachmatt, Ron, du solltest während des Spielens nicht lachen!", rief er aus.
Sofort wandte sich Ron dem Spiel zu. „Von wegen schachmatt, du solltest dir mal die Regeln merken", sagte er, bewegte seine Dame und rief: „Jetzt bist du schachmatt, ha!"
Seamus grummelte und lehnte sich zurück. „Okay, ich gebe auf."
„Na, was anderes bleibt dir ja auch nicht", grinste Ron.
„Und wer ist jetzt schwul, Harry?", fragte Seamus plötzlich.
„Malfoy", sagte Ron. „Oder, Harry?" Harry hatte schon lange nichts mehr gesagt, die Sache wurde ihm zu kompliziert. Weil er nicht wusste, ob er lügen oder die Wahrheit sagen sollte. Er beschloss es mit der Wahrheit.
„Ja, ist er."
„Oho", machte Seamus mit bedeutungsvollem Blick. Ron stieß seine Faust in die Luft. „Ich wusste es! Mit wem ist er zusammen, mit Crabbe oder mit Goyle? Oder gleich mit beiden?" Er gluckste. Harry wurde wütend. Warum musste Ron sich auch über seinen Freund lustig machen?
„Nein, mit mir", sagte er zornig. Seamus lächelte ihm wissend zu, aber Harry starrte nur Ron an und wartete auf dessen Reaktion. Es kam keine. Die Augen aufgerissen, die Faust noch in der Luft, saß er da und vergaß wahrscheinlich sogar, zu atmen. Dann jedoch fing er an zu lachen.
„Der war... oh Mann, ich habe es dir beinahe abgekauft!" Er bekam einen Lachanfall. Harry stand auf und stürmte in den Schlafsaal. Als Ron und Seamus später eintraten, stellte er sich schlafend. Sie lachten leise, und obwohl sie sich dabei über Colin Creevey unterhielten, hatte Harry das Gefühl, sie lachten über ihn.
OoOoO
Am nächsten Morgen verhielt er sich wie immer, ein Glück, dass er sowieso ein Morgenmuffel war. Hermine war auch außergewöhnlich schweigsam, was Ron aber als Glück auffasste. Je näher sie der Großen Halle kamen, desto nervöser wurde Harry, desto schlechter wurde ihm. Er hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn nicht mehr tragen wollten und mied beim Eintreten den Blick zum Slytherin Tisch. Gleich würde sich herausstellen, ob alles nur ein Traum war oder nicht.
Erst als sie sich später der Schülermasse, die herausströmte, anschlossen, wagte Harry es, seinen Blick schweifen zu lassen. Draco saß nicht am Tisch. Enttäuschung kroch in Harry hoch und griff mit eiskalten Fingern sein Herz.
Ein Blondschopf in der Menge erregte Harrys Aufmerksamkeit, doch dann sah er, dass es nicht Draco war. Plötzlich gab es so viele Schüler, die ihm ähnelten, konnte das normal sein? Und wo war der Slytherin überhaupt? Hatte er kalte Füße bekommen, so wie Harry, mit dem Unterschied, dass Harry eben ein Gryffindor war und Mut beweisen musste?
Doch als er mit Ron und Hermine auf dem Weg zu Verwandlungen war, hörte er eine Stimme hinter sich seinen Namen rufen.
„Potter!"
Er drehte sich um, Malfoy kam den Gang herauf auf ihn zugestürmt. Ron stöhnte auf. „Was will der denn schon wieder, wir sollten ihn ignorieren!"
„Wo warst du denn beim Frühstück, Draco?", fragte Harry, als Draco noch zehn Meter entfernt war (Er versuchte krampfhaft, Rons Blick zu meiden).
„Ich habe verschlafen", antwortete er einfach, dann war er angekommen. Einen Moment lang stand er unschlüssig vor den dreien und sah Harry fragend an. Harry seufzte, trat einen Schritt auf Draco zu und sagte: „Ich verschlafe nie, weil Ron mich immer weckt."
„Das ist schön", sagte Draco. Er sah Verwirrung in Rons Gesicht, als er einen schnellen Blick auf ihn warf.
„Ich weiß. Er ist mein bester Freund, weißt du?"
„Ich dachte es mir schon."
„Und er mag mich so, wie ich bin", sagte Harry, trat noch einen Schritt auf Draco zu und legte seine Hand auf die Hüfte seines Freundes. Sofort kam ein Grinsen in Dracos Gesicht.
„Na dann", meinte er erleichtert, zog Harrys Kopf mit einer Hand zu sich und küsste ihn. Harry lehnte sich stärker an ihn und erwiderte den Kuss, alle seine Zweifel verschwanden augenblicklich. Der Kuss dauerte solange, bis ein Krachen und ein Aufschrei ihn in die Wirklichkeit zurückholten.
Harry löste sich von Draco und blickte sich um. Ron lag auf dem Boden und Hermine kniete über ihm. Harry lächelte Draco entschuldigend an.
„Ha! Wenn ich früher gewusst hätte, wie leicht es ist, Weasley aus dem Weg zu räumen!", rief dieser aus. Sein Arm lag noch auf Harrys Schulter. Hermine stand auf, ihr Gesichtsausdruck war undeutbar.
„Ihr beide...", sagte sie. Harry ging zu ihr und nahm ihre Hand. „Bitte Hermine, du verstehst es doch, oder?"
Sie nickte wie in Trance. „Herzlichen Glückwunsch, Harry. Ich hoffe nur, du weißt, mit wem du dich eingelassen hast. Aber was rede ich da..." Sie klopfte Harry auf die Schulter, warf einen Blick auf Malfoy und wandte sich dann wieder zu Ron.
„Ich bringe ihn in den Krankenflügel", sagte sie. „Sag McGonagall, dass ich später komme."
Harry klatschte sich an die Stirn. „Mist, ich habe ja jetzt Unterricht. Bis später dann, Draco!"
Draco starrte ihm hinterher, als er wegrannte. Dann warf er einen spöttischen Blick auf Hermine und Ron, sagte aber nichts und schritt mit wehendem Umhang davon. Er kam drei Schritte weit.
„Malfoy!" Ein Schlammblut rief ihn, sollte er darauf hören? Aber immerhin war sie Harrys Freundin und hatte Draco nicht verteufelt. Er drehte sich also um.
„Du wirst Harry nicht verletzten, hörst du? Ich hoffe für dich, dass nicht alle Slytherins so... unverlässlich sind. Ich weiß wovon ich rede, also gib dir Mühe!" Schon hatte sie sich wieder Weasley zugewandt und ließ ihn wegschweben, selber ging sie hinterher. Draco war verwirrt. Sie wusste, wovon sie redete? Er musste gleich einmal Harry fragen, wovon sie denn geredet hatte.
OoOoO
Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, sie machte die Runde im Schloss und nach einiger Zeit glaubte die eine Hälfte der Schüler es, die andere nicht. Harry Potter und Draco Malfoy, ein Ding der Unmöglichkeit! Und darauf ansprechen wollte keiner einen der beiden, Draco Malfoy nicht, weil er leicht zu reizen war und Harry Potter nicht, weil alleine die Frage schon einer Beleidigung gleichkam, wie viele fanden. Und so hatten sich alle stillschweigend geeinigt, abzuwarten und zu beobachten, ob und was passierte.
Ron bekam die Gerüchte, die umher gingen, natürlich mit, aber er verweigerte jeden Kommentar. Ehrlich gesagt war er noch etwas geschockt von dem Bild, das sich ihm geboten hatte... Harry küsste Malfoy! Als er im Krankenflügel aufgewacht war, hatte er erst gedacht, es wäre ein abscheulicher Traum gewesen. Doch dann holte ihn die Realität ein, in Form von Hermine Granger, die ihn zuerst besuchen kam. Ein paar Minuten später hatte sie Harry hereingelassen. Ron war ihm nicht böse, er musste nur damit klar kommen.
Aber es gab auch Gerüchte, die nicht die beiden betrafen. Seamus erzählte im ganzen Gemeinschaftsraum herum, dass Snape eine heimliche Liebschaft hatte.
„Ich weiß noch nicht, mit wem, aber ich vermute, es ist die McGonagall", grinste er.
„Aha. Und wie kommst du auf diesen absurden Gedanken?", fragte Dean.
„Ganz einfach, mein lieber Freund", antwortete Seamus, „weil ich ihn gesehen habe. Ich hatte ja ne Strafarbeit verordnet gekriegt, und als ich zu ihm ging, hatte er etwas Rotes, eindeutig Lippenstift, auf seiner Wange."
„Lächerlich! Das hätte sonst was sein können, oder er ist halt ein Transvestit", rief Dean aus. „Du hast keine Beweise, gar keine!"
Seamus ließ sich jedoch nicht beirren. „Das war nicht alles. Neville, weißt du noch, letzte Woche?", sprach er Neville an. Neville nickte. Seamus sprach weiter. „Wir haben ihn gehört. Er hat mit einer weiblichen Person geredet, und dabei gelacht!"
„Und wer war diese weibliche Person?", wollte Dean wissen. Seamus zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, wir haben ihn und sie gehört, um eine Ecke."
Dean grinste. „Tja, immer noch kein Beweis."
Harry hörte solchen Gesprächen nur halbherzig zu, und auch Hermine interessierte es nicht, sie saß wie immer über ihren Büchern. Es geschah dann und wann, dass Harry aufsprang, auf die Uhr blickte und sich wieder hinsetzte.
„Triffst du dich gleich mit ihm?", wollte Hermine wissen, während die anderen noch in ihre Snape- Theorien verstrickt waren. Harry nickte. Hermine schaute sich um und dämpfte die Stimmte.
„Ich wollte dich noch fragen... liebst du ihn, oder warum das Ganze? Bis vor kurzem hast du ihn gehasst!"
„Ich weiß...", stammelte Harry. „Vielleicht habe ich ihn nicht gehasst. Nur, dass er mich geärgert hat, das habe ich gehasst. Ist ja auch egal. Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe."
Hermine betrachtete ihn eingehend. „Ich kann dich aber irgendwie verstehen. Also, nicht, was Malfoy betrifft..."
„Sondern?"
„Na ja", sagte sie, „Manche Menschen haben eine so große Anziehungskraft auf uns, da können wir nicht widerstehen..."
„Von wem redest du?"
„Niemand Spezielles. Nur allgemein." Hermine war rot geworden und versteckte sich hinter ihrem Buch. Harry schaute sie misstrauisch an, und hätte in diesem Moment nicht seine Uhr geklingelt, so dass er aufspringen und aus dem Raum eilen musste, dann hätte er weiter nachgehakt. Aber seine Uhr hatte geklingelt.
An ihrem Treffpunkt beim Pokalzimmer, das immer offen stand, wartete er auf Draco. Als er kam, küssten sie sich stürmisch und schlüpften ins Zimmer.
Draco schloss die Tür. „Wie hat dein Freund es eigentlich aufgefasst?", fragte er.
Harry ging weiter in den Raum, schaute sich die Regale an, die er so oft hatte putzen müssen. „Gut. Hermine auch. Sie war nur merkwürdig..."
„Ja, das wollte ich dich auch noch fragen. Was meinte sie mit: sie weiß, wovon sie redet, wenn sie sagt, Slytherins wären unzuverlässig?"
Harry fuhr herum. „Hat sie das gesagt?"
Draco verschränkte die Arme und lehnte sich gegen einen Tisch. „Ja."
„Hm, zu mir meinte sie, manchen Menschen könnte sie einfach nicht widerstehen. Sie hat wohl etwas mit einem Slytherin", grinste Harry. Draco grinste auch. „Wir können ja später noch herausfinden, mit welchem. Im Moment..."
Er ging auf Harry zu und zog ihm am Kragen zu sich. „Bin ich ziemlich geladen, Potter!" Ihre Lippen trafen sich und versprachen sich gegenseitig, sich nie wieder zu trennen. Ihre Zungen liebkosten sich und vermittelten mehr, als Worte es konnten. Beide Jungs stöhnten in den Kuss, in den letzten Tagen waren sie immer anfälliger für die Berührungen des anderen geworden.
Harry drückte Draco an sich, Dracos Hände glitten über Harrys Brustkorb und wollten ihm dann das Hemd vom Körper ziehen. Harry wich zurück.
„Warte! Nicht hier! Und überhaupt!"
„Überhaupt was, Potter? Seit wir zusammen gekommen sind, waren unsere einzigen Aktivitäten die bei der Strafarbeit und ein paar Küsse!", beschwerte Draco sich.
„Da war es ja auch dunkel! Und nenn mich endlich Harry, sonst schaffen wir es nie, eine Atmosphäre des Vertrauens aufzubauen!"
Draco lachte. „Atmosphäre des Vertrauens? Du erstaunst mich immer wieder, Potter! Es ist doch nur Sex!"
„Nur Sex?", rief Harry aus, schockiert, obwohl er nie geglaubt hatte, Draco würde ihn lieben. „Wieso „nur"? Sex sollte etwas Besonderes sein! Und überhaupt!"
„Komm mir nicht mit deinem „Und überhaupt!" Was meinst du mit „Etwas Besonderes?""
Harry wusste nicht, was er sagen sollte. „Na, besonders schön und vertraulich und..."
„Das klingt jetzt aber doch kitschig. Und ich dachte, wir wollten nur Spannungen abbauen." Draco verschränkte wieder die Arme.
Wie unromantisch das klingt, dachte Harry. Und dann wurde er es sich bewusst: er wollte mehr von Draco als „nur Sex". Er war in ihn verliebt. Er wollte Tag und Nacht bei ihm sein, ihn beim Schlafen beobachten, von ihm Harry genannt werden, seine Launen ertragen, ihm den Morgen versüßen, ihn...
„Potter? Bist du ins Koma gefallen?", fragte Draco in die schönsten Gedanken.
„Ja, ja, Spannungen abbauen, Malfoy", sagte Harry. „Bin grad nicht in der Stimmung, weißt du?"
Draco riss die Augen auf. Warum nannte Harry ihn plötzlich wieder Malfoy? „Das kam mir vorhin aber ganz anders vor", sagte er.
„Pech. Und ich glaube, ich werde nie wieder in der Stimmung sein, verstehst du?"
„Nein, tue ich nicht! DU wolltest unbedingt eine Beziehung haben, schon vergessen? Was habe ich dir denn getan?"
„Nichts, gar nichts", murmelte Harry und wollte an Draco vorbeigehen, zur Tür. Doch Draco hielt ihn am Arm fest, blickte ihm in die Augen.
„Was ist los? Was soll ich davon halten? Rede doch mit mir!"
Harry guckte ihn traurig an. „Du kannst es nicht verstehen... Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen."
Draco schüttelte den Kopf, wie um etwas Unangenehmes zu vertreiben. „Aber... Woher der plötzliche Sinneswandel? Und überhaupt!"
Harry lächelte. „Die Woche war schön, Malfoy, aber ich denke, wir sind geboren, um Feinde zu sein. Zuviel Nähe tut uns nicht gut." Er riss sich los, bevor Draco noch etwas sagen konnte, stürmte aus dem Zimmer und in den Turm.
OoOoO
„Du hast ihn verlassen, weil dir aufgefallen ist, dass du ihn liebst?", kreischte Hermine.
„Pscht, nicht so laut!" Harry legte sich einen Finger auf die Lippen. Sie waren zwar alleine am See, die nächste Schüler weit entfernt, aber man konnte ja nie wissen.
„Und ja, deswegen habe ich ihn verlassen. Du glaubst doch nicht, dass Malfoy solche Gefühle erwidern würde. Er hat es doch selber gesagt: Nur Sex."
„Hm... Vielleicht solltest du es ihm sagen, damit er sich seiner eigenen Gefühle klar werden kann", überlegte Hermine.
Harry schüttelte den Kopf. „Da gibt es nicht zum klar werden. Er hat mich ja sogar die ganze Zeit noch Potter genannt. Und er würde mich auslachen, wenn ich ihm das sagen würde."
„Das denke ich auch immer, aber – manchmal ist alles anders, als man denkt! Außerdem hast du mir erzählt, er hätte gesagt, du wärst schon immer sein gewesen."
„Das war nur so daher gesagt. Bei wem denkst du dir das auch?", fragte Harry, sich plötzlich an Dracos und seinen Plan erinnernd. Auch, wenn es ihm das Herz brach, an etwas zu denken, was sie zusammen tun wollten. Seine Neugierde wenigstens wollte gestillt werden.
Hermine seufzte und ihr Blick schwiff in die Ferne, über den See, hinein in den Wald... „Also – ich habe auch eine kleine ähm, Affäre. Eine Beziehung ist es nicht. Ich traue mich auch nicht, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe, und es besteht eh keine Hoffnung, dass er meine Gefühle erwidert oder wir eine Zukunft haben könnten."
„Was? Erst predigst du mir, es zu versuchen, und dann hast du dieselben Hemmungen! Wer ist es?"
„Das möchte ich lieber noch nicht verraten."
„Ok." Sie saßen noch eine zeitlang am See, verstrickt in ihre Gedanken, bis es anfing zu regnen. Dann eilten sie hinein. Es war ein Samstagnachmittag und viele Schüler waren in Hogsmeade. In der Eingangshalle lief ihnen Draco über den Weg. Er erstarrte, als er Harry sah, und sie sahen sich einen Moment lang an.
„Potter", sagte Draco. Harry verzog seinen Mund zu einem gezwungenen Lächeln. „Hi."
„Genießt du deine Zeit ohne mich, ja?", fragte Draco, nun wieder hämisch wie eh und je. Harry zuckte mit den Schultern und wollte die Treppe heraufgehen.
„Und du, Malfoy? Wie fühlst du dich ohne Harry?", ertönte es da aus Hermines Mund. Harry legte schnell eine Hand auf ihren Mund. Draco blickte sie böse an. „Als würde das dich oder deinen Harry interessieren", spie er aus, „Er hielt es ja noch nicht einmal für nötig, mir den Grund für unser plötzliches Ende zu nennen."
Sein Blick traf wieder auf Harrys. Harry erschauderte. Und – zuckte mit den Schultern. Draco schnaubte und ging zu den Kellern. Hermine stach Harry mit Blicken auf. „Er leidet unter der Trennung", sagte sie.
„Vielleicht. Weil ich seinen Stolz verletzt habe, Hermine."
„Das wirst du nur erfahren, wenn du zu ihm gehst."
„Und du, Hermine? Gehst du dann zu deinem Verehrer?" Harry blickte sie siegesgewiss an. Hermine stieg die Treppe hoch. „Komm schon", sagte sie dabei. „Ich denke, das werde ich nicht. Das ist aber etwas Anderes."
„Nein, es ist genau dasselbe", sagte Harry, als er sie eingeholte hatte. „Wir beide lieben jemanden, der uns nie zurücklieben wird. So ist das Leben."
„Harry, du bist so pessimistisch! Erstens könnte es durchaus sein, dass Malfoy Gefühle für dich entwickelt, er ist schwul und will zumindest deinen Körper! Und zweitens, selbst wenn er keine Gefühle entwickelt, dann geh doch zu ihm und genieße eure Zeit zu zweit, sicher kannst du etwas von ihm lernen!"
„Aber es würde mich umbringen, zu wissen, dass er mich nicht so liebt wie ich ihn", sagte Harry. „Erbsensuppe."
Die fette Dame schwang zur Seite. Während sie sich zu Ron, Seamus und Dean setzten, dachte er über Hermines Worte nach. Er könnte niemals so handeln wie sie vorgeschlagen hatte, er wollte alles – oder nichts. Vielleicht sollte er dafür etwas riskieren.
OoOoO
Die letzte Stunde am nächsten Tag war Zaubertränke, gleich danach wollte Harry mit Draco sprechen. Die beste Gelegenheit, sie könnten runter zum See gehen, oder einfach im Kerker bleiben, wenn Snape vor ihnen rausgehen würde. Während des Unterrichts konnte Harry sich nicht konzentrieren und verlor ein paar Punkte, aber das war nichts Neues in Zaubertränke.
Als Snape damit beschäftigt war, Notizen zu machen und sie einen Trank brauen sollten, lehnte Harry sich nach vorne.
„Pscht! Malfoy!", sagte er. Draco drehte sich nicht um, er hatte Harry schon die ganzen Tage seit ihrer Begegnung in der Halle ignoriert. Harry nahm eine Beere und warf sie dem Slytherin in den Kopf. Darauf reagierte Draco, er drehte sich um und zischte: „Lass mich in Ruhe, Potter, das wolltest du doch unbedingt, also halte dich daran!"
„Wir müssen reden!", sagte Harry.
„Ich wüsste nicht, worüber!" Draco drehte sich wieder um.
„Ich möchte, dass du es weißt! Den Grund für..."
Und wieder wandte Draco sich ihm zu. „Es ist mir jetzt aber egal, Potter. Denkst du, ich weine dir ewig hinterher?"
„Aber – bist du nicht neugierig?"
„Nein."
Den Rest der Stunde verfiel Harry in ein Schweigen, selbst Ron konnte nichts aus ihm herauslocken. Hermine hatte nichts mitbekommen, da sie sich eifrig über ihren Kessel beugte und nicht einmal aufblickte.
„Ach, komm", sagte Ron später im Gemeinschaftsraum und klopfte ihm auf den Rücken. Er hatte die Trennung sehr gefasst aufgenommen. „Hängst du immer noch an Malfoy? Ich sage, das war das Beste, was du machen konntest! Jetzt lässt er uns wenigstens in Ruhe!"
„Ron! Versuche einmal in deinem Leben, sensibel zu sein", sagte Hermine vorwerfend. Ron streckte ihr die Zunge heraus, stand auf und setzte sich zu Seamus und Dean. Hermine seufzte. „Oh Harry, es tut mir so leid", sagte sie. „Jetzt, wo du es ihm sagen wolltest... Du warst einfach zu langsam!"
Harry nickte. „Wie auch immer, ich muss jetzt gehen." Sie stand auf.
„Oh. Gehst du zu – ihm?" Hermine nickte. „Viel Spaß. Und richte ihm aus, dass ich ihn killen werde, wenn er dich jemals schlecht behandelt", sagte Harry grimmig. Hermine lächelte. „Lieber nicht."
OoOoO
Am nächsten Samstag saß Harry alleine am See und starrte Löcher in die Luft. Langsam wurde es Zeit, Draco zu vergessen, langsam wurde es lächerlich. Aber so sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht. Der Krake streckte seine Tentakel aus dem See, wie um die ersten warmen Sonnenstrahlen einzufangen. Am Ufer ging ein Pärchen Hand in Hand spazieren. Harry blickte ihnen hinterher, bis sie auf der anderen Seite des Sees waren. Dann setzte sich jemand neben ihn.
„Okay, wenn es dich glücklich macht, erzähl mir deine Geschichte", sagte er. Harry drehte seinen Kopf.
„Warum, ich dachte, sie wäre dir egal. Und vielleicht sollte es auch so sein."
„Ich bin bestimmt nicht hierhin gekommen, um mir wieder eine Ausrede anzuhören", sagte Draco. Er pflückte ein paar Grashalme und schmiss sie auf Harrys Kopf. Dann lachte er darüber. Harry sah ihn sich an, wie er da saß und lachte. Wunderschön sah er aus. Und fröhlich, fröhlich, obwohl sie nicht zusammen waren. Sollte er es ihm nun noch erzählen, oder nicht? Auf einmal wurde ihm ganz schlecht vor Nervosität. Aber gerade das gab ihm den nötigen Antrieb. Augen zu und durch, er hatte nichts mehr zu verlieren.
„Draco! Pass auf, ich sage dir jetzt etwas, das du für dich behalten musst, okay?"
Draco schaute ihn neugierig an. „Wann habe ich das jemals nicht?", fragte er. Harry schüttelte den Kopf. „Nein, im Ernst. Es ist sehr persönlich."
Draco schluckte und nickte. „Also dann... ich habe Schluss gemacht, weil... ich konnte den Gedanken nicht ertragen, für dich nur zum Spannungsabbau, wie du es so schön nanntest, da zu sein. Mir ist klar geworden, dass ich in dich verliebt bin. Und ich wusste, dass du das nie erwidern würdest. Da, bitte. Nun kennst du den Grund."
Harry beobachtete Dracos Reaktionen, doch der starrte nur auf den See, keine Mimik zeigte sich in seinem Gesicht. Harry seufzte und drehte sich ein wenig weg. Das Paar auf der anderen Seite des Sees saß jetzt eng umschlungen da. Neidisch betrachtete Harry sie.
„Und was, wenn du dich geirrt hast?", fragte Draco von der Seite. Harry drehte seinen Kopf. „Wie?"
„Warum dachtest du, ich kann deine Gefühle nicht erwidern? Weil ich ein Slytherin bin, oder wie? Du hast es ja noch nicht einmal probiert! Du hattest von Anfang an dein Urteil und ich keine Chance!"
„Du hast mir doch selber gesagt, dass es nur Sex für dich ist!"
„Wir hatten aber noch keinen Sex! Vielleicht meinte ich damit, dass du dich nicht so verkrampfen sollst!"
„Pft. Selbst das ist nicht sehr nett, findest du nicht?"
„Ich bin ja auch nicht nett", sagte Draco. „Jedenfalls... Ich habe in letzter Zeit, als du nicht da warst..."
„Ja?"
„Unterbrich mich nicht! So, ich habe gemerkt, dass ich dich vermisse, mich nach dir gesehnt habe. Und ich bin sehr wohl in dich... na ja, du weißt schon." Draco starrte auf den Boden. Na toll, jetzt hatte er sich lächerlich gemacht.
„Ich weiß es nicht, wenn ich es nicht von dir höre", sagte Harry. Draco konnte nicht das meinen, was er dachte, was er sich erhoffte...
„Verliebt, Harry!", wisperte Draco.
„Oh", machte Harry. Und dann machte es Klick in seinem Kopf. Er musste Lachen. „Na, dann ist doch alles gut, oder?", fragte er Draco. Draco nickte und lachte ebenfalls. Es war ein erleichtertes Lachen. Er kitzelte Harry und sie wälzten sich lachend im Gras, das andere Paar war schon vergessen. Dann kamen sie zur Ruhe, Draco lag auf Harry und sie blickten sich verliebt an. Draco beugte sich hinunter, legte seine Lippen auf Harrys. Ihr Kuss war leidenschaftlicher als jemals zuvor, und sie steigerten sich immer mehr hinein. Schließlich wanderte Dracos Mund Harrys Hals hinunter, seine Hände waren schon längst auf Wanderschaft gegangen, unter Harrys T-Shirt.
„Wir können solange warten, wie du es für nötig hältst", sagte Draco leise. Dabei zwirbelte er Harrys Brustwarzen. Harry bäumte sich mit einem Stöhnen auf, als er dazu noch Dracos Erregung durch seine Hose spürte.
„Ich will aber nicht warten", schaffte er zu sagen.
Draco stoppte und sah ihn an. „Sicher?" Harry nickte. Draco riss ihm das T-Shirt über den Kopf und vergrub seinen Kopf in Harrys Halsbeuge.
„Warte!", rief Harry aus. Draco schoss nach oben. „Kannst du dich mal entscheiden?"
„Ich meinte doch nur, wir sollten es nicht unbedingt hier tun!" Draco entfernte seinen Blick von Harry. Tatsächlich, sie waren ja noch auf öffentlichem Gelände. Nicht weit entfernt starrten ein paar Schüler herüber, und die Menge wurde immer größer.
„Steh auf", sagte Draco, stand selber auf und reichte Harry eine Hand. Dann zog er ihn über das Schlossgelände in die Schule. Harry grinste die Vorbeikommenden unschuldig an, versuchte von der Tatsache abzulenken, dass sein T-Shirt noch draußen lag und er sich halbnackt von Draco Malfoy an der Hand durch das Schloss ziehen ließ. Nun, Gerüchte würde es sicher nicht mehr geben, da diese sich nun als Tatsache herausstellten.
Draco kam vor dem Raum der Wünsche zum Stehen und ging ungeduldig auf und ab. Dann zog er Harry durch die Türe, verschloss sie und verlor keine Zeit, schubste Harry auf das grüne Bett in der Mitte des Raumes. Harry hatte in dem kurzen Augenblick, in dem Draco die Tür verschloss, sehen können, dass sich außer dem Bett nicht viel in dem Raum befand. Rechts wenn man hereinkam ein Kamin mit silbernem Vorleger, links standen zwei Sessel.
Draco fiel über Harrys Oberkörper her, machte sich mit den Händen an dessen Jeans zu schaffen. Harry versuchte unterdessen, Draco ebenfalls sein T-Shirt auszuziehen, was ihm mit dessen Hilfe auch gelang. Draco wandte sich wieder Harrys Jeans zu, aber Harry hielt ihn noch einmal ab, indem er ihn zu sich hinunter zog und küsste.
Draco gab sich dem Kuss hin, und genoss den Kontakt ihrer nackten Oberkörper. Hingebungsvoll rieb er sich an Harrys.
Harry nutzte Dracos Pause und öffnete schnell dessen Reißverschluss an der Hose, dann fasste er ungeduldig hinein. Draco stöhnte leise auf. Seine Hand fuhr an Harrys Körper entlang, kniff in seinen Po und sein Becken bewegte sich im Takt zu Harrys Hand.
Draco biss in Harrys Schulter, als er kam. „Harry, du bist viel zu ungeduldig", sagte er leise. Er stand auf, zog sich seine Hose und seine Boxershorts aus, dann entkleidete er Harry, der nur dalag und ihn anstarrte. Dann kuschelte er sich an ihn.
„Ich hatte eigentlich etwas anderes vorgehabt, weißt du", sagte er. Harry schlang einen Arm im ihn und schüttelte den Kopf. Draco verdrehte die Augen. Dann drehte er sich auf die andere Seite, Harry den Rücken zu.
„Was habe ich dir getan?", fragte Harry.
Anstatt zu antworten, griff Draco nach hinten und zog Harry näher zu sich, bis er dessen Erregung an seinem Po spürte. „Noch nichts", sagte Draco. „Aber du könntest langsam mal anfangen!"
Harry verstand. Er schluckte, ungewohnt war es ja schon. Was, wenn er es nicht schaffte? Wenn er es einfach nicht konnte, wenn er der einzige Mensch auf dieser Welt war, der keinen Sex haben konnte? Er schloss die Augen und küsste Draco in den Nacken, seine Arme um dessen Brust geschlungen.
„Keine Angst", flüsterte Draco. Harry ließ die Augen geschlossen und suchte mit seinem Unterkörper den Eingang. Aber er fand ihn einfach nicht, er war einfach zu nervös. Bevor er sich noch lächerlich machte, sagte er: „Draco, ich... finde wir sollten vielleicht doch noch warten."
Harry schämte sich. Er zog seine Arme zurück und legte sich auf die andere Seite. Draco hatte ihn nicht verdient, er sollte sich lieber jemand anderen suchen. Dann spürte er heißen Atem an seinem Nacken und Arme, die ihn umschlangen, auf den Rücken zerrten. Draco küsste ihn. „Macht dir keine Gedanken. Wir lassen uns Zeit, okay, wir haben alle Zeit der Welt. Ich muss dir etwas gestehen... ich bin selber noch unerfahren, auch wenn ich einen anderen Eindruck zu vermitteln versuche."
Harry fühlte sich ein bißchen erleichtert und lächelte. „Aber das heißt ja nicht, dass du hier unbefriedigt bleiben musst", redete Draco weiter.
Er streichelte Harrys Glied und nahm seine Augen nicht von dessen Gesicht. Er genoss die Lust, die sich in Harrys Augen widerspiegelte, und die Züge, die sich darauf einstellten, je fordernder er wurde. Schließlich umfasste er ihn ganz und pumpte feste, Harry hatte schon die Augen geschlossen und krallte seine Hände in die Laken. Kurz vor dem Höhepunkt ließ Draco los und küsste Harry auf den Mund. Harry löste sich schnell. „Was soll das", keuchte er. „Mach weiter!"
Draco grinste diabolisch. „Machs dir doch selber, Potter!"
Harry riss die Augen auf. „Wie bitte?" Für einen Moment überkam ihn der Gedanke, dass Draco alles nur geschauspielert hatte. Er setzte sich auf, doch Draco drückte ihn mit einer Hand nach unten.
„Hey, reg dich ab. Alte Gewohnheit, ich konnte es nicht unterdrücken! Pass auf", sagte er, lächelte Harry an und rutschte dann tiefer. Harry spürte, wie seine Beine von kräftigen Händen auseinander gedrückt wurden, dann umschloss ihn plötzlich etwas Heißes, Feuchtes. Dazu kam eine vorwitzige Zunge und ein starkes Saugen, und da er sowieso schon kurz vor dem Höhepunkt stand, brachte ihn das augenblicklich über die Schwelle. Er verkrampfte sich, vergrub seine Hände unbewusst in Dracos Haaren und stöhnte.
Draco riss die Augen auf, als Hände ihn gegen Harrys Unterkörper drückten. Er verschluckte sich, musste Husten, bekam aber gleichzeitig keine Luft, da seine Nase gegen Harry gedrückt wurde. Dann ließ Harry aber zum Glück los und Draco schoss nach oben, nach Luft japsend und hustend gleichzeitig. Harry klopfte ihm besorgt auf den Rücken.
„Alles in Ordnung?"
Draco schüttelte den Kopf, hustete weiter. Nach einiger Zeit klang sein Anfall ab. „Mann, Harry, du bist ja echt gefährlich", sagte er. „Was denn? Was habe ich gemacht! Verträgst du... es nicht?"
Draco zog Harry wieder aufs Laken und küsste ihn. „Das hatte nichts mit deinem Sperma zu tun. Du hast mir nur die Luft abgeschnitten."
„Oh. Alles mache ich falsch", sagte Harry betrübt. Draco wollte keine Einwände hören und brachte ihn einfach mit seiner neuen Methode zum Schweigen.
OoOoO
Harry kam beschwingt und betrübt gleichzeitig in den Gryffindor Raum. Beschwingt, weil er von seinem Treffen mit Draco kam und betrübt, weil nicht alles perfekt abgelaufen war. Im Raum herrschte auch keine gute Stimmung, Seamus und Dean saßen schweigend in den Sesseln, sonst war niemand da.
„Was ist los?", fragte Harry, als er sich einfach neben sie setzte. Seamus zuckte mit den Schultern.
„Du willst es nicht wissen."
„Doch."
„Nein, willst du nicht, Harry", sagte Dean kopfschüttelnd.
„Doch, will ich, ihr Bekloppten!"
„Schön. Aber wir sagen es dir nicht", meinte Seamus und trommelte ärgerlich auf den Armsessel. Dean schüttelte zur Bestätigung noch einmal den Kopf.
„Mal was anderes", sagte Dean, „Wo ist dein T-Shirt?"
„Ach, das", sagte Harry und blickte an sich herunter. „Liegt wohl noch draußen. Ihr habt Recht, ich zieh mir eben was über und hole es!" Er sprang auf und ging in Richtung Schlafsaal.
„Aber warum hast du es ausgezogen?", rief Dean.
„Das wollt ihr nicht wissen." Harry grinste, als er die Treppen hochstieg. Wie du mir, so ich dir. Schnell fand er ein anderes, zog es sich an und ging nach unten. Dean und Seamus versperrten ihm den Weg zur Tür.
„Jetzt sind wir schon neugierig auf deine Geschichte", meinte Seamus. Harry zuckte mit den Schultern. „Pech. Lasst mich jetzt durch. Es sei denn..." Er rieb sich sein Kinn. Seamus und Dean blickten ihn neugierig an.
„Es sei denn, ihr erzählt mir zuerst eure Geschichte."
Dean blickte ihn böse an, Seamus schien nachzudenken. „Okay. Früher oder später muss er es erfahren", sagte er zu seinem Freund. Dean nickte, schaute aber nicht fröhlicher aus der Wäsche. „Du solltest dich setzen", sagte er nur.
Die drei setzten sich, Harry war gespannt auf das, was jetzt kam. Seamus atmete tief ein.
„Wir haben Snape gesehen, knutschend, wir sind in sein Büro gegangen, mein Gott, zum Glück hat er uns nicht entdeckt, wir wären nicht mehr lebend
„Wir waren ja auch sehr leise!", warf Dean ein, „Immerhin hatten wir verdächtige Geräusche von draußen gehört." herausgekommen!"
„Ja. Und dann haben wir – sie – gesehen."
Harry schaute von einem zum anderen. „Ist es McGonagall?"
Dean schüttelte den Kopf.
„Sprout?"
Seamus schüttelte den Kopf.
„Vielleicht Dumbledore? Mann, was macht ihr da für ein Geheimnis draus?"
„Das ist nicht lustig, Harry,", sagte Seamus, obwohl er so aussah, bei diesem Gedanken lachen zu müssen, „eine todernste Angelegenheit. Es ist – eine Schülerin."
„Oh. Hm. Kenne ich sie?"
„Verdammt, es war Hermine!", platzte Dean heraus. „Zufrieden?" Harry war erblasst. „Ihr müsst euch geirrt haben!"
„Ganz eindeutig nicht. Sie hat uns sogar gesehen, sie hat wohl bessere Ohren als der alte Knacker und schlug die Augen auf, eine ganze Sekunde konnte ich ihrem vorwurfsvollen Blick standhalten. Dann sind wir geflüchtet. Erzähle es bloß niemandem, Harry, wir haben es nur dir erzählt, und ich denke, Hermine wird uns sowieso die Leviten lesen."
Harry stand wie in Trance auf und verließ den Raum, er ignorierte alles, was Seamus und Dean ihm noch hinterher riefen. Er hatte doch etwas vorgehabt... ihm fiel nur nicht mehr ein, was. Er sträubte sich gegen den Gedanken, das Hermine so etwas tun sollte. Auch wenn dann alles einen Sinn ergeben würde – ein Slytherin, keine gemeinsame Zukunft – Moment, das würde bedeuten, sie würde ihn lieben. Hermine liebte diesen Griesgram bestimmt nicht. Harry lachte erleichtert auf, nein, es konnte nicht Hermine sein, die sie gesehen haben, unmöglich.
So unmöglich wie Harry Potter mit Draco Malfoy, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, die er sofort verbannte. Apropos, er wollte ja das T-Shirt holen, das Draco ihm vom Leib gerissen hatte. Ein paar Schülerinnen, an denen er vorbeiging, kicherten. Er beachtete sie nicht.
Sein T-Shirt war nicht mehr da. Weder an dem Platz, an dem sie gelegen hatten, noch in der Nähe. Komisch. Vielleicht hatte es ja jemand genommen und würde es ihm bringen. Auf dem Rückweg zum Turm begegnete er Hermine in der Eingangshalle. Ohne ein Wort gingen sie zusammen Treppen hinauf. Dann hielt Harry es nicht mehr aus.
„Hast du -"
„Du weißt -" Hermine fing im selben Moment an zu sprechen. Harry verstummte. „Du zuerst", sagte er.
„Sie haben es dir erzählt, stimmt es?"
„Also warst du es? Hermine, das kannst du mir nicht antun!"
Hermine blieb stehen und verschränkte die Arme. „Wenn mich einer verstehen müsste, dann wärst du das, Harry."
Harry schüttelte den Kopf. „Also, wie du selbst gesagt hast, das ist etwas Anderes..."
Hermine tippte mit dem Fuß auf den Boden. „Akzeptierst du es oder nicht?", meinte sie leicht sauer.
„Natürlich tue ich es, Hermine! Als würde ich irgendetwas von dir nicht akzeptieren! Wo du mir doch so gut geholfen hast, mit Draco."
„Was ist denn jetzt mit euch beiden?", fragte Hermine. Ihre Miene schlug sofort um.
Harry strahlte. „Tja, du hattest Recht. Er kann meine Gefühle erwidern, zumindest hat er das gesagt."
„Glaubst du ihm?"
„Ja. Irgendwie schon. Ist so ein Gefühl von mir, vielleicht auch nur Hoffnung, aber so, wie er sich benimmt... Kann ich dich mal etwas fragen?"
„Klar." Hermine ging weiter und hakte sich bei Harry unter.
„Also, habt ihr auch...äh." Harry wollte es sich nicht einmal vorstellen, geschweige denn aussprechen. Hermine wusste jedoch, was er meinte und wurde rot. „Kann schon sein", sagte sie.
„Und, hat alles sofort gut geklappt?", sagte Harry. Hermine blickte ihn fragend an. „Willst du jetzt Einzelheiten?", fragte sie.
„Oh Gott, bloß nicht, nein! Ich habe mich nur ein bißchen blöd angestellt, mit Draco..."
Hermine kicherte. „Keine Angst, Harry, das ist am Anfang ganz normal. Severus -" Sie stoppte plötzlich und blickte sich um. Harry unterdrückte ein Würggeräusch. „Na ja, zuerst waren wir halt noch befangen und so. Das legt sich."
„Wie lange läuft das schon", fragte Harry. Hermine zuckte die Schultern. „Seit Weihnachten."
Harry ging ein Licht auf. „Also warst du nicht sogar nachts in der Bibliothek, wie blöd waren wir eigentlich!"
„Ja, es war nicht leicht", kicherte Hermine. Sie waren an dem Portrait angekommen. Als sie eintraten, war keine Spur von Seamus und Dean zu sehen.
OoOoO
Harry gewöhnte sich schnell an Hermines „Affäre", wie sie es nannte, auch wenn Harry es mit einer Beziehung gleichsetzen würde. Eine heimliche eben. Er und Draco waren da ganz anders. Ganz und gar nicht heimlich. Schon am Tag nach ihrer erneuten Verbündung kam Draco beim Frühstück zu Harry. Harry sah ihn schon vom Weitem auf sich zustreben und verschluckte sich am Essen. Schnell spülte er es hinunter und grinste Draco an, der jetzt angekommen war.
„Morgen. Was ist?"
„Wie, was ist?", sagte Draco und zwängte sich zwischen Harry und Seamus. Seamus rutschte misstrauisch so weit weg wie möglich. „Ich wollte dir einen guten Morgen wünschen, da ich dich heute noch nicht gesehen habe", sagte er und fischte ein Stück Toast von Harrys Teller. Er biss hinein und kaute, wobei er alle ihn anstarrenden Gryffindor anblickte. Sie wichen seinem Blick aus.
„Das ist mein Toast, das weißt du doch, oder?", sagte Harry. Draco zuckte mit den Schultern. „Gib es mir wieder", sagte Harry. Draco konzentrierte sich wieder auf Harry. Er grinste und zog Harry an seiner Krawatte zu sich. Einen Zentimeter vor seinem Gesicht stoppte er. „Hol es dir doch, wenn du so versessen darauf bist", flüsterte er.
„Gerne", flüsterte Harry zurück. Er legte seine Lippen auf Dracos, schloss die Augen und hoffte nur, dass Draco den Toast schon hinuntergeschluckt hatte. Er war nicht so verrückt danach, einen vorgekauten Toast im Mund zu haben.
Als ihre Zungen sich schüchtern trafen, er sich näher zu Draco beugte und schließlich seine Mundhöhle erkundete, bekam er nichts mehr mit, außer dass das Toast glücklicherweise nicht mehr da war. Stattdessen war da einfach nur Draco.
Die Rufe und den Lärm, der durch die Halle ging und die Aufmerksamkeit, die sie bekamen, bemerkte er nicht. Ein paar Schüler, die es einfach nicht glauben hatten wollten, standen sogar auf, um sie sich näher anzusehen. Seamus hielt sich eine Hand vor die Augen. Ron fiel seine Gabel vom Tisch und er brauchte ungewöhnlich lange, um sie zu suchen. Hermine fing an zu klatschen und als die halbe Halle mit einstimmte, kamen Harry und Draco endlich in die Wirklichkeit zurück. Sie grinsten sich an. Dann nahm Draco das restliche Toast und spazierte aus der Halle, als wäre nichts gewesen.
Harry grinste immer noch vor sich hin und starrte auf seinen Teller. Die Geräuschkulisse verebbte, Ron kroch unter dem Tisch hervor und Seamus klopfte ihm auf den Rücken.
„Jetzt weiß ich auch, wer dir letztens dein T-Shirt ausgezogen hat!", rief er. „Du bist ja gegangen, ohne es uns zu erzählen!"
„Ja", sagte Harry und fragte sich, ob Hermine mit den beiden geredet hatte. Er wollte Seamus hier aber nicht fragen. Sein Blick schweifte zu Hermine.
Seamus beugte sich vor und sagte leise: „Hermine verzeiht uns. Vor allem weil wir ihr versprochen haben, keiner lebenden Seele davon zu erzählen." Er grinste und Harry nickte.
OoOoO
Schneller und schneller wurde er, immer und immer wieder stieß er zu. Draco wandte sich unter ihm und kam aus dem Stöhnen nicht mehr heraus. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Aber auch Harry spürte, dass er bald kommen würde. Nach zwei weiteren Stößen ergoss er sich in Draco und fiel dann auf ihm zusammen. Er war erschöpft, aber er fasste Draco an den Schultern und drehte ihn so, dass er ihm ins Gesicht blicken konnte. Als Dracos Erregung sich gegen Harrys Bauch presste, kam er auch, schrie auf, klammerte sich an Harry und spritzte die weiße Flüssigkeit auf Harry. Ihm machte das aber nichts aus. Er kannte den Reinigungszauber mittlerweile auswendig.
Dann lagen sie kuschelnd im Bett. „Sollen wir heute Nacht hier schlafen?", fragte Harry.
„Geht nicht. Man sollte den Raum nur solange, wie es wirklich wichtig ist, nutzen", antwortet Draco und strich Harry dabei die Haare aus dem Gesicht.
„Schade. Na, dann schlafe ich eben wieder bei dir."
Draco nickte. Er war froh, dass Harry einsah, dass Draco einfach nicht im Gryffindor Schlafraum schlafen wollte.
Und Harry war froh, die Nacht überhaupt mit Draco verbringen zu können. Dafür ertrug er sogar am Abend und Morgen die spöttischen Kommentare der anderen Slytherin. Er hatte gelernt, dass sie es nicht böse meinten. Und in diesen Nächten, in denen er an Draco gekuschelt da lag, konnte er am besten und ohne Albträume schlafen.
„Ich habe Hunger", sagte Draco. Er küsste Harry, und Harry genoss diese Zunge in seinem Mund, auch wenn er sie schon seit Monaten tagtäglich dort spürte, immer wieder. Dann stand er auf und zog sich an. Harry legte sich mit einem Seufzer zurück aufs Bett. Als Draco fertig war, blickte er Harry an.
„Was ist? Abendbrotzeit! Ich verspreche, dir nichts wegzuessen, okay?"
Harry lächelte. „Schon gut, geh ruhig. Ich habe noch keinen Hunger. Und muss noch einen Aufsatz schreiben."
Draco nickte und schlüpfte dann nach einem „Bis später" aus dem Zimmer. Harry zog sich ganz langsam an, er hatte keine Lust auf Hausaufgaben. Aber die Belohnung, die danach auf ihn wartete, spornte ihn an. Harry war mehr als froh, dass ihre Beziehung, seine mit Draco, anhielt. Der Slytherin hatte ihn also nicht angelogen und mit der Zeit immer offener seine Gefühle für Harry offenbart. Hermine hatte in diesem Punkt Recht behalten: auch Slytherins haben manchmal Gefühle.
