Friedlich
durch das Leben geh'n, ist gar nicht mal so leicht.
Wieder
steht so ein Idiot vor mir und fragt mich: 'Suchst Du
Streit!'
'Ich bin doch nicht zum Spaß hier', sag ich,
'kann man das nicht seh'n?
Einer von uns beiden muss jetzt
geh'n!'
Ach, sie suchen Streit!
- Ach, Sie suchen Streit -
- - Onkelz - -
Colin hatte es endlich
geschafft. Er war rettungslos durchnässt, als er durch die
Haustür ging.Er stieg das Treppenhaus
hoch, zwischendurch immer mal jeweils 2 Stufen nehmend. Gar nicht so
einfach!
Oben vor der Wohnungstür, die Hände in
den Hosentaschen, den Schlüsselbund schon in Handfläche der Rechten, blieb er einen Moment stehen. Da war dieses Gefühl;
dieser Gedanke. Es war schön gewesen, Coxy in der Wohnung zu
haben – mit ihm allein zu sein – mit ihm im Bett zu liegen –
ihn...zu küssen. Colin fuhr sich mit der Zunge über die
Lippen. Mit ganz viel Anstrengung konnte er Coxy noch schmecken.
Er
fuhr heftig zusammen, als die Tür plötzlich von innen
aufgerissen wurde!
„Hast du vergessen, wie man einen Schlüssel
benutzt!" Mark stand mit einer Zigarette im Mundwinkel und einer
Tasse Tee in der Hand vor ihm.
Colin hatte schnell den Mund
geschlossen und jetzt schob er sich an Mark vorbei ins Innere.
Der
knallte die Tür zu, lehnte sich an die Wand und beobachtete
Colin.
„Ist es Colin?", kam
Vaters Stimme aus dem Wohnzimmer.
„Ja", schrie Mark
zurück. Dann wurde seine Stimme wieder leiser: „Wo warst du?"
Colin ignorierte die Frage und
hing seine Bomberjacke auf.
„Bei Coxy?"
Krampfhaft wich Colin
Mark's Blick aus, den er wie einen Stein im Rücken
spürte.
„Eh!"
„Was geht dich an, wo ich war!"
„Du
warst bei ihm...", schlussfolgerte Mark zugegebenermaßen
richtig.
„Wo war er!",
schrie seine Mutter jetzt.
Colin hatte schon den
Mund zur Antwort geöffnet, als Mark ihm zuvor kam:
„Was geht dich das an,
wo er war!"
Colin starrte Mark an.
„So ist es doch, richtig!"
Verbissen schweigend
ging Colin Richtung Zimmer. Er wusste, das Mark ihm folgen würde.
Er setzte sich eben aufs Bett, als Mark reinkam. Colin wünschte,
er könnte ihn einfach rausschmeißen, aber es war natürlich
auch Marks Zimmer und Colin hasste es. Er wollte allein sein.
„Was
habt ihr gemacht? Doktor gespielt?" Mark setzte sich böse
lachend auf sein eigenes Bett, ihm gegenüber.
„Komm schon, was hat
das Schandmaul gemacht?"
Schandmaul? Colin hob den Kopf und sah
Mark an.
„Ich mag seinen Mund. Seine Lippen sind weich."
Mark
hob beide Augenbrauen.
„Ach tatsächlich. Und, toll,
eh!"
„Yeah", war die schlichte Antwort.
„Er spielt nur
mit dir, das ist dir aber schon klar!" Colin starrte Mark an.
„Ob dir das klar ist!" Colin reagierte nach einigen Sekunden
immer noch nicht und als Mark das Gestarre zu blöd wurde, stand
er auf, schubste Colin halbherzig rücklings aufs Bett und
schrie:
„Er spielt nur mit dir!"
„NEIN, TUT ER NICHT!"
Colin federte sich ab und stand ruckartig auf.
„Ach, hör
doch auf!", fauchte Mark verächtlich.
„Ich tu, was ich
will!", warf Colin zurück.
„Was DU willst!" Mark
lachte bitter und boxte, ohne Colins Kopf zu berühren, dessen
Mütze – nein, Coxys Mütze! – von Colins kurzrasierten
Haaren.
„Du? Oder IHR!" Er fasste es ja einfach
nicht!
„Ich...", antworte Colin trotzig und sah zu Boden. Er
schien einen Moment zu überlegen, dann bückte er sich, hob
die Mütze auf und hielt sie festumklammert, so als wäre sie
1000 Pfund wert.
„Also? Was willst du dann!", wiederholte
Mark.
„Das du gehst", flüsterte Colin, ohne von der Mütze
aufzusehen.
„Und wohin?"
„Raus. Mich einfach allein
lässt."
Mark lachte – ein zynisches Lachen.
„Und
wenn ich sage: Nein?"
"Fuck off!", zischte Colin zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Was? Ich versteh dich so
schlecht", provozierte Mark. „Und hör auf, auf dieses Ding
zu starren, wenn du mir was sagen willst."
Für einen langen
Moment war absolute Stille im Raum. Dann sah Mark, wie sein Bruder
die Finger in den schwarzen Stoff der Mütze grub – Fäuste
machte – und dann plötzlich:
"FUCK OFF!" Colins Stimme
überschlug sich vor Anstrengung und Aufregung. Ihm wurde die
Spannung zu viel; unerträglich.
„Fuck, ich bin weg
hier!", knurrte er mit zitternder Stimme und stürmte in den
Flur.
„Zurück zu ihm,
ja!", schrie Mark ihm hinterher, seine Stimme kratzig.
Er erreichte eben den
Flur, als das laute Schlagen, der heftig zugeschmissenen Wohnungstür
ihm antwortete. Mark fluchte lautstark, ignorierte einen
verschissenen Kommentar seines Vaters, ging zurück ins Zimmer
und warf sich aufs Bett. Toll! Ganz toll hatte er das hinbekommen!
TBC...
