Ryan blieb für einen Moment der Mund offen stehen. Er wusste nicht was er auf die geschockten Blicke seiner Großeltern sagen sollte. Er starrte sie nur an und plötzlich wurde ihm etwas bewusst: „Mike´s Pils Pub" war einfach nur die Abkürzung für „Michael´s Pils Pub". Hätte er das Adressschild gelesen, würde er jetzt nicht so bewegungslos auf einem der Barhocker sitzen. Aber wer hätte auch gedacht, dass sein erster Versuch ein 100-Punkte Treffer war?

„Wie ist dein Name?"

Die Stimme der Frau riss ihn so augenblicklich aus seiner Starre, das er zusammenzuckte bevor er überhaupt antworten konnte.

„Ryan", antwortete er nach kurzem Zögern: „Ryan Edwood".

"Wie heißt deine Mutter?", die Frage kam nicht von ihr sondern von ihm.

„Terry Edwood".

„Wo ist sie?", Ryan glaubte im Gesicht seiner Großmutter einen Hoffnungsschimmer zu erkennen. Und er fragte sich ob Sarah überhaupt noch Kontakt zu ihnen hatte. Ihrem Verhalten nach schloß er, dass sie nicht mal von seiner Existenz wussten

„Meine Mum ist tot!", sagte Ryan und senkte seinen Blick auf die Kaffeetasse vor ihm.

„Sie ist tot!", Ryan wusste nicht ob Maria ihn etwas gefragt hatte oder einfach eine Feststellung machte. Ihre Augen waren geweitet. Der Hoffnungsschimmer, der noch vor einigen Sekunden so deutlich aus ihren Augen strahlte war nun verschwunden. Die Angst keimte in ihnen auf. Ryan war für einen Moment nicht fähig zu antworten. Auch die „ach so lustigen Säufer" schwiegen. Sie zogen es lieber vor das Weite zu suchen und so standen Ryan, Michael und Maria alleine im Pub. Das Schweigen dauerte noch einige Minuten an bis Michael sagte: „Und woher wissen wir das du die Wahrheit sagst?".

Ryan schreckte auf. Verdammt. So etwas hatte er befürchtet. Aber wenn man es mal von der Seite von den Beiden sah. Ja, genau. Warum sollten sie ihm auch Glauben schenken und ihn mit offenen Armen empfangen? Jemand von dessen Existenz sie noch nicht einmal wussten. Er atmete tief durch und sah seinem Großvater in die Augen: „Ich habe Beweise." Dies war eine Feststellung und duldete keinen Widerspruch. Er drehte sich um und kramte in seinem Rucksack. Maria und Michael schwiegen. Darauf wartend was dieser junge Mann, der ihrer Tochter so verdammt ähnlich sah zu seiner Verteidigung vor zubringen hatte. Sie hatten Terry so lange nicht gesehen. Maria wünschte es sich fast das dieser Ryan die Wahrheit sagte.

Michael hingegen dachte darüber nach was sie dem Jungen alles erklären mussten würde es wirklich ihr Enkel sein. Vielleicht würden sich all die Fragen endlich beantworten.

Die beiden wurden aus ihren Gedanken gerissen als Ryan zu sprechen begann:

„Meine Mutter starb letzte Woche bei einem Autounfall. Ich habe sie bis dahin nicht gekannt. Erst als jemand vorbei kam und mir ihren Nachlass brachte erfuhr ich mehr über sie."

Mit diesem Worten und seinen ausdrucksstarken Augen gab er Maria das Tagebuch. Er hoffte das dies als Beweis ausreichen würde. Er konnte ja nicht wissen wie ähnlich er seiner Mutter sah und das Michael eben diesen Südstaatencharakter hatte und wie viele Fragen beide hatten.

Maria umklammerte das Tagebuch als wäre es eine Art Rettungsanker an dem man sich festhalten konnte. Es war also wahr. Vor ihr stand also wirklich ihr Enkel. Das letzte was ihr von ihrer Tochter noch blieb. Es war fast nicht zu ertragen wie ähnlich der Junge Terry sah. Die gleichen blonden Haare und die gleichen ausdrucksvollen Augen. Jene Augen die Maria schon einmal entgegengelächelt hatten schauten sie jetzt erneut an. In diesem Moment begriff sie es. Dies war ihr Enkel und das einzige was ihr von Terry geblieben war.

Als das Tagebuch auf den Boden fiel verursachte es einen wahnsinnigen Krach. Maria liefen Tränen über die Augen. Dann war es vorbei. Sie umarmte Ryan und flüsterte: „Ja, ich glaube dir." Auch auf Michaels Gesicht sah man ein mühseliges Lächeln. Er fiel Ryan nicht um den Hals. Das einzige was er sagte war: „Willkommen zu Hause."

Ryan atmete tief durch. Diese Hürde war genommen. Seine Großeltern glaubten ihm. Sie würden Fragen stellen und vielleicht aber nur vielleicht konnten sie gemeinsam die Antworten finden nach denen alle drei so begierig suchten.

„Deine Mutter mochte keine großen Feiern", erklärte Mike und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse: „Wir haben trotzdem eine organisiert. Alle ihre Freunde waren da und auch welche aus der Nachbarschaft". „Hat es ihr nicht gefallen?", fragte Ryan obwohl er glaubte, dass das Gegenteil der Fall war.

„Oh, doch, mein Junge!", Maria lächelte: „Ich glaub sogar, dass sie es toll fand! Aber wer kann schon in das Innere eines Menschen sehen und seine Emotionen lesen?"

Ryan nickte lächelnd. Wie recht sie doch damit hatte. Er hatte es bei Marissa nicht gekonnt, geschweigeden bei Teresa. Und jetzt war er hier.

„Und was ist den passiert?", wollte Ryan wissen.

Maria nickte seufzend: „Ich wusste das du früher oder später diese Frage stellst".

Mike sah Ryan an: „Sie ist abgehauen. Zehn Wochen nach ihrem 21. Geburtstag! Sie schrieb gelegentlich eine Postkarte aus verschiedenen Ländern. Ich glaube allerdings, das sie sich in einem Land aufhielt".

Ryan schluckte. Seine Mutter dürfte zu dieser Zeit mit ihm schwanger gewesen sein. Warum ist sie dann abgehauen? Hatte sie so verständnislose Eltern?

„Was hättet ihr getan, wenn sie euch gesagt hätte dass sie schwanger ist?", Ryan wusste nicht warum ihm diese Frage so rausrutschte. Es passierte einfach.

Mike und Maria zögerten eine Weile, dann antwortete seine Großmutter:

„Ryan, früher waren die Zeiten anders. Wenn man schwanger war, musste man den Vater des Kindes heiraten. Ob man wollte oder nicht! Und es war eine Schande zu wissen, wenn es nur jemand für eine Nacht war".

„Ihr hättet von ihr verlangt mich abzutreiben, stimmt´s?", er wusste nicht ob man den Schock, den er hatte in seiner Stimme vernahm. Aber es war ihm auch egal.

„Damals schon", Michael senkte den Kopf, warf noch ein Stück Zucker in seine Tasse und rührte mit dem Löffel um. Ryan fragte sich ob er nicht schon schmeckte wie Schokolade.

Er war sich nicht sicher ob er seine Mutter verstand, aber wenn er die Geschichte genau überdachte, dann schon. Sie hätten sie gezwungen ihn abzutreiben und wenn sie es getan hätte, würde er heute nicht hier sitzen. Er würde nicht mit seinen Großeltern über die Vergangenheit seiner Mutter reden. Er würde auch keine Antworten auf die Fragen suchen.

Für einen Menschen ist es besser, wenn er sein Leben lang Fragen stellt und keine Antworten sucht!"

-Steven Spielberg präsentiert Taken-

„Ryan? Wie hast du bisher gelebt?" Sie lenkten vom Thema ab. Das merkte er. Aber dennoch ging er darauf ein, in der Absicht erneut das Gespräch auf seine Mutter zu lenken.

„Ich hab einige Jahre in Gino (Schreibweise) verbracht. Ich war dort bei Adoptiveltern. Die Mutter war eine Säuferin und ihre Kinder haben mich gehasst. Danach kam ich dank Sandy, meinem jetzigen Adoptivvater nach Orange County. Dort hat es mir bis jetzt immer ganz gut gefallen. Ich habe einen „Bruder". Er heißt Seth und ist der absolute Chaot".

„Wieso hat es dir bis jetzt immer ganz gut gefallen?"

„Hab ich das so gesagt?", Ryan lächelte unschuldig: „Das war nicht meine Absicht". Die Tatsache, das er mit Teresa mitgegangen war und bald Vater werden würde wollte er hier noch nicht erwähnen. Er wusste selbst nicht genau warum.

„Was könnt ihr mir über meinen Vater sagen?", Ryan quälte nur diese eine Frage.

„Wir wissen nicht genau wer es war. Aber wir können es uns denken. Einer der Nachbarn hatte ihn damals mitgebracht. Ein Offizier der Airforce. Er hieß Jack ONeill".

Plötzlich stand Maria auf und kam kurz darauf mit einem Fotoalbum zurück. „Er müsste hier auf einem Foto drauf sein, aber allerdings nur von hinten. Mehr können wir dir leider nicht sagen". Ryan sah zu, wie ihre schlanken Finger konzentriert durch die Seiten blätterten. Es dauerte keine drei Sekunden, dann hatte sie es gefunden.

„Hier", sie reichte ihrem Enkel das Foto. Sein Vater hatte ungefähr die selbe Statur wie er. Wenn er es überhaupt war. Es war nur ein Schwarzweißfoto, aber es war etwas.

"Danke", meinte Ryan und man konnte deutlich hören, dass es aus tiefstem Herzen kam.

Ryan durfte bei seinen Großeltern übernachten. Am nächsten Tag zog es ihn weiter. Er wartete nicht, bis die beiden aufgestanden waren sondern hinterließ ihnen nur eine kurze Nachricht: „Danke für alles! Ryan".

Er fuhr den ganzen Tag durch Colorado Springs. Nicht wissentlich mit was für einem Ziel überhaupt. Irgendwann kehrte er in einer Wirtschaft ein. Es war sechs Uhr abends und fast ein wenig übernächtig fragte er: „Kann ich mal telefonieren?" Der Mann hinterm Tresen nickte, kaute seinen Kaugummi weiter und deutete nur abwesend auf die Telefonzelle hinterm Tresen. „Danke", murmelte Ryan.

Er wählte eine Nummer.

Es tutete ein paar Mal, dann ging jemand ran:

„United States Airforce, Guten Tag!"

"Hallo, ähm. Ich wollte gerne wissen ob bei ihnen in der Luftwaffe ein Jack ONeill arbeitet".

„Bitte nennen sie doch zu erst mal ihren Namen!"

„Das kann ich nicht", rutschte es Ryan heraus und er bereute seine Aussage sofort.

"Sagen sie doch einfach ob bei ihnen ein ONeill stationiert ist".

"Tut mir Leid, sie haben keine Berechtigung diese Auskunft zu bekommen".

„Dann können sie wohl auch nicht sagen wo ich ihn finde?", Ryan war abgenervt bis oben hin. Er war den ganzen Tag gefahren und dann so eine Abfuhr.

Statt einer Antwort legte der Typ am anderen Ende der Leitung auf. Dieser Jack ONeill, der sein Vater sein könnte, musste ein hohes Tier sein, wenn er darüber keine Auskunft bekam. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er seinen Namen nicht genannt hatte. Oder daran, dass es Unmengen von ONeills in der Luftwaffe geben konnte.

Ryan nahm sich seinen Zimmerschlüssel und legte sich ohne auszuziehen ins Bett. Er schlief sofort ein.

Mitten in der Nacht wachte er davon auf, dass jemand an dem Schlüsselloch kratzte. Sein Herz klopfte als er vorsichtig aufstand. Wollte jemand hier einbrechen. Er vermied es das Licht anzumachen und versuchte nicht über irgendwas zu stolpern. Verdammt wer war das und wo bekam er jetzt so schnell eine Verteidigung her?

Ehe sich Ryan noch Gedanken über seine Verteidigung machen konnte wurde die Tür aufgeschlagen und maskierte Männer mit Maschinenpistolen stürmten den Raum. Sie sahen aus wie von einem Sondereinsatzkommando.

Ryan hob erschrocken die Hände, dann spürte er nur noch, wie etwas hartes auf seinen Kopf schlug und ihm schwarz wurde. Er war bewusstlos, als er auf den Boden fiel...

Nur mühsam gewöhnten sich seine Augen, an den dunklen Raum. Sein Kopf dröhnte, als hätte er eine dreitätige Kneipentour hinter sich. Als er um sich tastete merkte er, dass er in einem Bett lag. Vorsichtig und mit einem stöhnen richtete er sich auf.

"Alles in Ordnung?", woher kam die Stimme. Sie klang nach einer Frauenstimme. Gar nicht hart. Sondern eher weich.

Ryan hob den Kopf und entdeckte eine blonde, kurzhaarige Frau in blauer Uniform. Sie lächelte ihn aufmunternd an.

„Wer sind sie und wo bin ich?", Ryan hätte nie gedacht das er mal diese Frage stellen würde. Er kannte das bisher immer nur aus dem Fernsehen.

Sie antwortete: „Ich bin Lt. Colonel Samantha Carter. Sie sind in einem Hochsicherheitstrakt der Air Force".

"Air Force...", langsam dämmerte es Ryan. Er wurde zusammengeschlagen, nachdem er nach ONeill gefragt hatte. Hochsicherheitstrakt? Bestimmt wurde er hierher gebracht um ihn zu verhören, was er von ONeill wollte. Er hatte Recht, er musste ein hohes Tier in der Luftwaffe sein.

„Wie ist dein Name?", fragte Sam höflich.

„Sag nicht ihr habt mich noch nicht durchsucht?", Ryan wurde etwas argwöhnisch, doch Sam ließ sich nicht beirren. Außerdem fragte er sich, wie sie so plötzlich beim Du gelandet waren.

„Ich möchte es aber von dir hören", Carter blieb hartnäckig.

„Ryan Edward, 20 Jahre, ich komme aus Orange County in Californien und bin hier gelandet um einen gewissen ONeill zu finden. Dann wurde ich überfallen. Niedergeschlagen und hier her geschleppt. Ich hab keine Ahnung wo ich mich genau befinde und alles was ich je wollte war meinen Vater ausfindig zu machen", es sprudelte aus Ryan heraus wie aus einem Wasserfall.

Jetzt bemerkte er, dass er den Colonel stutzig gemacht hatte.

„Ähm, Vater?", fragte sie noch einmal nach. Sie schien sichergehen zu wollen sich nicht verhört zu haben. „Vater! Ja", antwortete Ryan.

"Entschuldige mich!", ehe sich Ryan versah, war sie zu Tür rausgerannt. Er erkannte nur noch die Wachen, die vor der Tür positioniert waren, dann blieb er alleine zurück.

„General", Carter platzte in sein Büro. Die Tür stand ohnehin offen, sonst wäre sie wahrscheinlich noch dagegen gerannt.

"Ich muss unbedingt mit ihnen reden".

Jack O'Neill, sah seinen Colonel etwas entgeistert an, da er gerade angeregt ein Gespräch mit einem der Russen führte.

"Alleine!", sagte sie mit etwas Nachdruck.

Der Russe verstand den Wink und ging nach draußen. Carter schloss die Tür und beugte sich über den Schreibtisch hinter dem Jack saß.

Jack verschnaufte einmal kurz: „Sam, ich hoffe ihnen ist klar, dass sie einen hochgradigen Offizier der Russen gerade aus meinem Büro geworfen haben. Ich hoffe ihnen ist auch klar, dass sie die erste sind, die diese Tür dort geschlossen hat. Wen es also nicht wichtig ist, bin ich in guter Stimmung sie ihn Zwangsurlaub zu schicken".

Carter ließ sich nicht beirren und redete einfach drauf los: „Das Sicherheitsleck. Der Junge, den wir in Gewahrsam haben, der sich nach ihnen erkundigt hat...".

„Carter kommen sie auf den Punkt", ONeill wurde langsam ungeduldig.

„Sein Name ist Ryan Edward und er behauptet ihr Sohn zu sein, General!"

Fortsetzung folgt.