Ein lauwarmer Wind wehte über die Stadt und in der Ferne war ein Donnergrollen zu hören.
Die Sonne ging bereits unter und kündigte die bevorstehende Nacht an, deren dunkler Schleier
sich langsam in die entlegensten Winkel San Franciso's schleichen würde. Kaja stand am offenen
Fenster ihrer kleinen mittelmäßigen Wohnung und zog ihre Weste, die sie sich um ihre Schultern
gelegt hatte, fester zu. Trotz der lauwarmen Nacht fröstelte sie leicht. Sie konnte nicht schlafen.
Schon seit Tagen nicht. Die Phasen, in denen sie sich ungestört ausruhen konnten, wurden immer
kürzer. Immer wieder träumte sie seltsame Dinge. Zu Beginn war es nur gelegentlich, doch in letzter
Zeit häuften sich die Momente, in denen sie von ein und demselben Alptraum aus dem Schlaf gerissen wurde.
Kaja strich sich ihr Haar hinter das Ohr. Sie war müde. Ihr Blick wanderte durch ihr immer dunkler
werdendes Schlafzimmer. Sie musste sich fertig machen. Kaja hatte vor einigen Wochen einen Job gefunden.
Es war nicht unbedingt, das, was sie im Sinn hatte, denn sie arbeitete nachts. Aber angesichts der Tatsache,
dass sie zur Zeit eh nicht schlafen konnte, war das die beste Möglichkeit die wachen Stunden zu nutzen.
Schließlich war sie doch auch froh für einige Stunden hier raus zu kommen. Langsam zog sie ihre Weste
von den Schultern.
"aaaaìriiiiiim" Kaja stockte der Atem
"aaììrrriim ... dùisssiiigh"
"Nein!" keuchte sie "Nicht schon wieder!" Ein Durcheinander von Stimmen kroch langsam aus allen
Richtungen auf sie zu. Zuerst leise, undeutlich, dann immer lauter. Sie bahnten sich ihren Weg in Kajas Geist.
Sie konnte nicht verstehen, was sie sagten, was sie von ihr wollten. Kaja hielt sich ihre Ohren zu.
"dùùisssigh" hallte es immer wieder, doch sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Herz raste. Sie riss die
Augen auf und suchte in den Schatten, die die untergehende Sonne in ihrem Zimmer warf, nach dem
Ursprung, doch sie konnte niemanden sehen. Sie schlug ihre Arme über ihren Kopf zusammen und
sank am Fußende ihres Bettes auf den Boden, den Kopf fest gegen ihre Brust gedrückt.
"aìììrrrriiim" Die Stimmen waren kaum noch zu erkennen, verloren sich in einem immer lauter werdenden
Surren und Dröhnen, dass sich in Kajas Kopf ausbreitete. Kaja schluchzte. Dies geschah nun schon das
dritte Mal und sie wusste nicht, woher es kam, was es war.
"Aufhören!" schrie sie verzweifelt. "Bitte, hört auf!"
"Ok, das war es auch nicht!" sagte Paige. Chris wurde immer ungeduldiger.
"Paaaige!" schrie er.
"Ich mach doch schon!" entgegnete sie.
"Was war noch dabei, Paige, versuch dich zu erinnern!" meinte Phoebe, die ihre Daumen drückte,
in der Hoffnung, dass es Paige helfen konnte sich zu erinnern.
"Ich weiß es nicht! Wirklich!" Die beiden starrten Chris an "Er wirkt eigentlich relativ normal!" meinte Paige,
ohne den Blick von ihm zu wenden.
"Definiere normal!"
"In Bezug auf Chris?"
"Jap" "Hmm...!" Paige wusste darauf keine Antwort.
"HEY!" meldete sich Chris, der den kleinen Schlagabtausch zwischen den Schwestern nervös verfolgte.
"Wahrheitszauber?" meinte Paige. Phoebe sah ihre Schwester skeptisch an.
"Warum hast du dafür denn bitte ein Zauberelixier gebraut? Dafür gibt es doch einen Spruch?"
Paige machte eine abweisende Handbewegung und gab Phoebe zu verstehen, dass es keinen Sinn hatte,
weiter danach zu fragen. Die beiden Schwestern drehten sich wieder zu Chris und näherten sich ihm
einen Schritt. Phoebe lächelte Chris mit einem breiten Grinsen an.
"Wie ist dein Name?" fragte Paige.
"Das glaub ich jetzt einfach nicht!"
"Woher kommst du!"
"Das wisst ihr!"
"Wie viel Kinder werde ich haben?"
"Paige ...!"
"Was ist mit mir?" presste Phoebe durch das immer noch breite Grinsen zu Paige.
"Äh ... Wie heißt der zukünftige Mann von Phoebe?"
"Paige ... du weißt, dass ich euch das nicht sagen kann!" stieß Chris hervor.
"Verdammt!" kam es gleichzeitig von den Schwestern, die sich von Chris abwandten und Richtung Tisch gingen.
Wieder nichts. Paige überlegte
"Liebeszauber!" Phoebe starrte Paige mit offenem Mund an.
"Was? Wozu ... Wieso?" frage Phoebe erstaunt und etwas verärgert.
"Peter!" meinte Paige. "Peter?" Paige hob unschuldig die Schultern an. Phoebe knurrte.
Sie tat mit einer flüchtigen Handbewegung die Frage wieder ab, als ihr klar wurde, dass es wenig Sinn hatte
nachzuhacken, da ja das Liebeselixier erst vor kurzem ein jähes Ende fand. Paige und Phoebe richteten
ihre Aufmerksamkeit wieder Chris zu, der Angesichts eines möglichen Liebeszaubers einen Schritt zurück wich.
Oh Oh!. Paige strich ihr Haar nach hinten und näherte sich dem verunsicherten Wächter des Lichts.
Phoebe tat es ihr gleich.
"Ho! Moment! Stop!" rief Chris und hielt seine Hände in abwehrender Position hoch.
"Hey Chris!" hauchte Paige, zwinkerte ihm zu und näherte sich ihm verführerisch. Chris schloss die Augen
und ließ seine Schultern hängen. Das darf doch nicht wahr sein. Er öffnete wieder seine Augen und sah die
beiden nun verdächtig nah bei sich. Instinktiv wich er wieder einen Schritt zurück.
"Na, Süßer!" raunte Phoebe und kniff Chris in den Hintern.
"Oh, nein! Finger weg!" stieß er erschrocken hervor und stolperte über eine Teppichfalte. Mit einem
lauten Rums landete er auf seinem Hintern. Paige und Phoebe sahen sich enttäuscht an.
"Das war es dann wohl auch nicht!" meinte Paige.
"OK, DAS REICHT! Ich habe genug! Was immer es war ... ich lebe noch, also kann es nicht ganz
so schlimm sein! Keine Tests mehr! Tut mir einfach nur einen Gefallen und findet verdammt noch mal
heraus, was es war!" Chris rappelte sich wieder auf und starrte die beiden an. Er wollte nur noch raus.
Ein Abend Wyatt babysitten klang für ihn im Moment wie Erholung. Er startete zur Tür, als er erneut über
die Teppichfalte stolperte. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er erneut unsanft auf den Boden
knallen. Er ruderte mit seinen Armen und konnte sich noch rechtzeitig fangen. Er warf den Schwestern einen
genervten Blick zu und setzte seinen Weg zu Tür fort.
"Wir finden die Lösung, Chris, versprochen!" sagte Paige und grinste verlegen. Chris war schon bei der
Tür, als er am Boden ein Fläschchen von Paige's Zauberelixieren sah. Er bückte sich, hob es auf und
wollte sich wieder erheben, als die Tür zum Dachboden mit Schwung aufgestoßen wurde. Ein tiefes
dumpfes Geräusch war zu hören, als die Tür mit Chris' Kopf heftige Bekanntschaft machte. Mit einem
lauten Rums landete Chris wieder auf dem Boden und blieb am Rücken liegen.
"AAAAHHH!" stieß er hervor. Seine Hände ruhten auf seiner Nase, als könnten diese den pochenden
Schmerz vergessen machen.
"Aaaau!"
"OK, was ist hier los?" fragte Piper ernst und sah zuerst Chris, dann ihre Schwestern an, die ihr beide
mit einem breiten Grinsen im Gesicht zuwinkten. "Hi, Piper!" trällerten Paige und Phoebe gleichzeitig.
Chris hielt sich immer noch die Nase. Immer wieder kontrollierte er sie danach, ob sie blutete.
Und das tat sie.Großartig dachte sich Chris einfach großartig.
"Ok, probieren wir es noch einmal!" meinte Piper trocken. "Was ist hier los? Chris? Alles in Ordnung?"
Nichts ist hier in Ordnung dachte sich Chris. Doch er wollte es Paige und Phoebe überlassen Piper
dies hier zu erklären.
"Oh ja, könnte nicht besser gehen!" antwortete er, als er immer noch mit dem Rücken am Boden
lag und keine Anstalten machte sich zu erheben.
"Bist du dir sicher?"
"Jap!"
"Ok! Und was machst du dann da unten?"
"Ich denke nach!"
"Worüber?" Chris gab es auf seine schmerzende Nase zu halten und legte seine Arme neben seinen
Körper am Boden. Tja, worüber dachte er nach? Darüber, dass er es hier nur mit Irren zutun hatte,
darüber, dass er einfach keine Zeit für solche Spielereien hatte, darüber, dass er Paige und Phoebe am liebsten ...
"Über dies und das!" sagte er schließlich. Piper hob eine Augenbraue. Ich sagst doch: Seltsam!
"Chris?" Pipers Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihren Schwestern zu.
"Hey, na, wie ist es? Wollt ihr mir nicht antworten?" "Puh, also, naja ...!" stammelte Phoebe und stieß
Paige mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.
"Naja, also ... wir haben ...ausgemistet!" Chris verdrehte die Augen. Er konnte dieses Wort einfach
nicht mehr hören.
"Ausgemistet?" meinte Piper "Ok, das reicht! Ich weiß zwar nicht, was ihr noch macht, aber ich muss
in einer halben Stunde im Club sein, Wyatt muss noch gefüttert werden und in der Küche habe ich noch
eine Arbeit zu erledigen. Ich hab keine Zeit für so was!"
"Wir kommen mit!" schoss es aus Phoebe und Paige stimmte ihr mit einem heftigen Nicken zu.
"Ok, was ist mit dir Chris? Leo sollte sich lieber um deine Nase kümmern!"
"Oh, geht schon mal vor. Ich glaub ... ich bleib lieber noch ein wenig!" Piper gab es auf einen Sinn in dieser
ganzen Sache zu finden und drehte sich um, dicht gefolgt von ihren Schwestern. Paige und Phoebe schlichen
sich vorsichtig an Chris vorbei, der ihnen einen bösen Blick zuwarf und grinsten ihn dabei unschuldig an.
