Eine Katze lief die Hausmauern entlang und drückte sich ängstlich an sie, um nicht
gesehen zu werden.Sie huschte in eine schmale Gasse und verkroch sich hinter einen
Müllcontainer. Ihr Fell sträubte sich und siefauchte in die dunklen Ecken der Gasse.
Sie blickte verängstigt um sich, hastete über den Container auf dasVordach des Hauses
und verschwand über den Dächern. Eine zierliche Gestalt stand regungslos am Ende der
Gasse und sah teilnahmslos zu, wie die Katze die Flucht ergriff, bevor sie sich umdrehte.

"Wo waren wir stehen geblieben?" frage sie. Sie richtete ihren Blick auf einen jungen Mann,
der mit dem Rücken an das Ende der Gasse stand und sie herausfordernd ansah. Er hätte
verschwinden können, wenn er gewollt hätte,doch er blieb. Er war davon überzeugt der
Situation Herr zu sein und ging einen Schritt auf die junge Frau zu.
"Ich kenne dich nicht und das muss ich auch nicht! Deine Unverschämtheit wird dein Ende sein.
Ich werde dich vernichten!" fauchte er.
In seinem Gesicht war eine lange blutende Wunde zu sehen und seine Kleidung zeigte
Spuren eines Kampfes.In seiner rechten Hand nahm ein Feuerball langsam Gestalt an.
Er schleuderte seine glühende Waffe Richtung der Unbekannten, als diese schlicht ihre Hand
erhob und das Geschoss in der Luft zum Stehen brachte. Nach einem kurzen abschätzenden Blick
auf den Feuerball, der nun wie ein Spielzeug in der Luft zu tanzen schien, bewegte sie ihre Hand,
kaum merklich, und schickte das Geschoß retour an den Sender. Mit einem lauten, schmerzerfüllten
Schrei ging der Dämon in Flammen auf und verschwand. Ein zufriedenes Lächeln umspielte
Kajas Mundwinkel, als sie zusah, wie der Dämon ein jähes Ende fand.

Sie stand noch eine Weile still da und starrte an die Stelle, an der eben noch der junge Dämon
zu sehen war.
"Das war leicht! Keine Herausforderung!" murmelte sie. Die Vernichtung des Dämons erfüllte
sie mit Zufriedenheit, mit Überlegenheit und dennoch war sie etwas missmutig. Trotz allem fühlte
sie sich nicht wohl, war nicht glücklich über die Situation. Sie hatte den Dämon mit Leichtigkeit
vernichtet, aber dennoch war da noch eine Spur Zweifel, der sie quälte.
Es war zu einfach. Keine Herausforderung. Und ... was machte sie hier? Langsam drehte
sich Kaja wieder um. Sie hatte keine Ahnung, dass nicht unweit von ihr, in den dunklen Schatten
der Gasse, jemand sie beobachtete.Sie wollte die dunkle Seitengasse verlassen, als ihr Blick in
den düsteren Hintereingang eines Hauses fiel.

War da jemand? War sie nicht alleine? Das Geräusch einer umfallenden Kiste war zu hören
und sie schreckte auf, bereit sich ihrem Gegner zu stellen, doch sie sah nur, wie eine
schwarz-weiße Katze ihre neun Leben rettete und aus der Gasse verschwand.
"Weit bist du ja nicht gekommen!" sagte sie, als sie der Katze nachsah und lächelte dabei
schief. Plötzlich schrie sie auf. Ein Feuerball traf sie an der rechten Schulter. Der Dämon
von vorhin war offenbar nicht alleine gekommen. Sein Mitstreiter hatte sich zurück gehalten,
bis er sicher sein konnte, dass seine Zeit gekommen war. Kaja wirbelte herum. Ihre Schulter
schmerzte, doch sie war nicht gewillt zu verlieren. Sie hob ihren unverletzten Arm und
schleuderte einen Blitz auf den neuen Dämon, der, wie sein Vorgänger, mit einem schmerzerfüllten
Schrei in Flammen aufging. "Verdammt!" schrie sie und griff sich an die Schulter.

Lucian dachte über die Cadal-Urnen nach und darüber, was Nadir getan hatte.
Wie konnte er nur einen so wichtigen Auftrag vermasseln? Cian hatte sie strengsten in ihre
Aufgaben unterwiesen und gab ihnen vor Beginn ihrer Suche unmissverständlich zu versehen,
dass es oberste Priorität hatte die Urnen zu finden und ihm unversehrt zu übergeben. Nadir hatte
sie alle in große Schwierigkeiten gebracht und Lucian war darüber nicht sehr erfreut.
Er fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes langes Haar und blickte ins Leere. Noch
einmal sah er Cians ungläubiges Gesicht, als er ihm die Inschrift der Urne vorlas und
schluckte. Er hatte nie verstanden, warum Cian Nadir sein Vertrauen schenkte. Niemals
hätte er diesen Fehler begangen, doch nun war es zu spät. Lucian musste versuchen zu
retten, was zu retten war und das Erste war herauszufinden, ob der Ruf der alten Macht
einen erreichen konnte.

Der Legende nach war keiner mehr übrig und das hieße, dass die Suche nach der alten
Macht eine lange, sehr lange Zeit in Anspruch nehmen würde, wenn sie sie denn überhaupt
finden würden. Er stand in einem finsteren Winkel von San Francisco und machte sich die
Schatten der hohen Häuser zu nutze. Er konnte kaum seine Hand vor Augen sehen,
nicht einmal, wenn er es wollte und das war gut so. Er beobachtete, wie eine junge Frau
mit Leichtigkeit einen Dämon mit den eigenen Waffen das Handwerk legte und war sich
sicher Ihn' gefunden zu haben. Er beobachtete, wie die junge Frau unbeeindruckt von
ihrer Tat dem Geschen den Rücken zuwandte.

Lucian war sichtlich erstaunt. Kann es sein, dass es doch noch einen gibt, dass sich
die Legende geirrt hatte und dass er selbst so schnell in der Lage war ihn zu finden?
Er drückte sich an die Mauer des Hauses, als er merkte, dass die junge Frau ihren Blick
in seine Richtung wandte. Er wollte auf keinen Fall entdeckt werden. Unsanft gab
er einer Katze, die sich ihm näherte einen Tritt, als diese aufgeschreckt aus dem dunklen
Versteck rannte und die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich lenkte. Er beobachtet,
wie ein erneuter Dämon der jungen Frau habhaft werden wollte und an seinem Versuch
scheiterte. Lucian hatte genug gesehen. Er musste Cian berichten, was er entdeckt hatte
und schimmerte aus seinem Versteck.

Chris materialisierte wieder in seinem Zimmer im P3. Er war irritiert. So viele unterschiedliche
Gefühle machten sich in ihm breit und er wusste nicht, ob dies alles seine waren. Er atmete
schwer, als würde er gegen eine Ohnmacht ankämpfen. Wütend über die Geschehnisse im
Halliwell-Manor schleuderte er die Einrichtung seiner Behausung mit seinen telekinetischen
Kräften durch die Luft. Er hatte sich Paige gegenüber mies verhalten, aber vor allem Phoebe
hatte er Angst bereitet. Er hatte Leo verletzen wollen und konnte seinen Zorn darüber nicht
Einhalt gebieten. Plötzlich schrie er schmerzerfüllt auf.

Chris griff sich an seine rechte Schulter, die stark zu bluten begann. Ein stechender
Schmerz breitete sich von der Schulter in den Rest seines Körpers aus. Er hatte das
Gefühl, als wäre er von etwas getroffen worden, doch es war nichts zu sehen.
Niemand war in der Nähe, der ihm das angetan haben könnte. Er taumelte einige
Schritte zurück, bis ihm die Wand keine weitere Möglichkeit mehr bot, als inne zu halten.
Mit schmerzverzehrten Gesicht lehnte er an der kalten Mauer und sackte langsam zu Boden.
Tief im Inneren spürte er den Schmerz noch einmal. Anders. Ein Gefühl, das nicht ihm
zu gehörten schien.

"Was zum Teufel ...!" ächzte er als er in der Ecke seines Zimmer kauerte. Bilder zogen an
seinem inneren Aug vorbei. Nebel. Ein junger Mann.
"Erwache!" Ängstlich sah er sich um. Er war versucht nach Leo zu rufen, doch er
entschied anders. Warum sollte Leo ihm helfen, nachdem er ihn so behandelt hatte?
Leo hatte es verdient, doch war dies keine Entschuldigung dafür, was er tat. Er starrte
an die Wand gegenüber. Der Schmerz in der Schulter wich langsam einem tauben Gefühl
und seine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen voller Schmerz und Verzweiflung. Was sollte
er tun. Was war nur los mit ihm? Chris schloss die Augen.

"Leo! Alles in Ordnung?" frage Piper besorgt, als sie zu ihrem Ehemann hastete und ihm aufhalf.
Leo starrte immer noch an die Stelle, an der zuvor Chris stand.
"Ja. Alles in Ordnung! Mir fehlt nichts!" sagte er monoton.
"Ähm, .. kann mir das bitte jemand erklären?" frage Phoebe, die die ganze Sache erst jetzt
richtig mitbekam.
"Chris ist ein Wächter des Lichts, oder? Seit wann hat ein Wächter des Lichts telekinetische
Fähigkeit? Und seit wann ...und das ist eindeutig das seltsamste hier ... kann ein Wächter des Lichts
... schimmern ... wie ein Dämon? Kannst du schimmern, Leo? Kannst du?" Phoebe war sichtlich
aufgeregt. Sie wusste nicht, wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte. Paige legte
ihrer Schwester beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Phoebe, beruhig dich. Glaub mir, ich verstehe es auch nicht!" Leo war mit Hilfe von Piper
wieder auf den Beinen und sah alle Anwesenden fassungslos an.
"Ich weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht!" stammelte er. Sie sahen einander fragend
an und richteten gemeinsam ihren Blick auf Tarik, der, offenbar nicht ganz so erstaunt von
der Sache, im Raum stand.
"Ok, Tarik, wir wollen jetzt alles hören! Hast du verstanden? Alles!" In Pipers Stimme
schwang sowohl Unsicherheit, als auch Wut, als sie sich dem Wächter des Lichts zuwandte.
"Ich bin genauso überrascht, wie ihr!" gab Tarik als Antwort, doch etwas in seiner Stimme
verriet den Schwestern, dass es wohl doch nicht so überraschend für ihn war.
"Erzähl! Jetzt!" fauchte Phoebe. Tarik sah jeden in der Runde kurz an als er seine
Ausführung von vorhin aufnahm.
"Sagt euch der Begriff Schläfer' etwas?"