So, das hier ist das letzte Kapitel! Ich hoffe es hat gefallen!
Noch mal einen besonderen Dank an Phania:)
Und sollte was unklar sein, immer nur raus mit den Fragen!
Vorsichtig beobachteten alle Kaja, wie sieh hinter der Treppe vorkam. Langsam schritt sie
auf die anderen zu und seufzte kurz.
„Es tut mir leid! Ich weiß nicht, wie ich so unhöflich sein konnte!" verlegen sah sie zu Boden,
als sie vor Nereus stehen blieb. Dann blickte sie hoch und sah ihm in die Augen.
„Ich habe euch unterbrochen und das tut mir leid! Ich hatte nicht das Recht dazu! Bitte …!"
sie machte eine einladende Handbewegung. „… fahrt fort!" Keiner der Anwesenden bewegte
sich, oder traute sich etwas zu sagen. Jeder blickte Kaja nur verwirrt an, als sie sprach.
Sie war so anders, als zuvor. Es schien, als wäre von Kaja nichts mehr übrig, außer ihrer Hülle.
Traurig blickte Phoebe sie an, als sie erkannte, dass nichts mehr von ihr empfang. Sie spürte
keinen Zorn, keinen Hass, keine Angst, keine Liebe! Nur gähnende Leere. So etwas hatte
sie noch nie erlebt. Entsetzt schüttelte sie den Kopf.
„Kaja?"doch Kaja reagierte nicht. Immer noch sah sie Nereus tief in die Augen.
„Nun, alter Mann, was habt Ihr zu sagen?" Auch Nereus erkannte die Leere in ihren Augen
und wich ihrem Blick aus. Wieder schloss er die Augen und begann leise zu sprechen.
Gespannt versuchten die Schwestern etwas von dem, was Nereus sprach, zu verstehen, doch
konnten nicht. Zu leise sprach er, als dass sie etwas aufschnappen konnten. Einige Minuten
standen sich Kaja und Nereus gegenüber, die Augen geschlossen und immer wieder sahen sie,
wie Kaja ihm leise antwortete. Phoebe hielt es nicht länger aus und ging näher an sie ran. Langsam
wurden ihre Stimmen etwas deutlicher, doch sie verstand diese alte Sprache nicht.
„Tha mi 'nam chiopair! Tha iad 'nan cadal" schnappte sie auf.
„A bheil thu sgìth?"
„Tha!" antwortete Kaja leise.
„An toigh leat...?"
„Tha!" Nereus hielt kurz inne und seufzte, ehe er weiter sprach.
„Gun till do cheum, as gach ceàrn, fo rionnag-iùil an dachaidh!" Nereus öffnete wieder seine
Augen und sah Kaja an, die tief Luft einsog. Sie riss die Augen auf uns sah ängstlich auf
Nereus, als sie langsam zu Boden sackte. Sie stützte sich mit den Armen auf den staubigen
Kellergrund ab und stöhnte. Unendlich viele Bilder strömten auf sie zu und sie schluckte.
Was hast du getant? hörte sie eine Stimme. Gun robh dion air t-ionmahas! eine andere. Sie
sah einen alten Mann mit weißem Bart in einem goldenen Umhang und dann wieder einen
Mann, dessen Anblick sie erschaudern ließ. Immer wieder wechselten die Bilder sich ab und
immer wieder hörte sie die Stimmen sprechen. Kaja stöhnte und ließ sich auf den Boden
sinken. Sie schloss die Augen, während sie gegen die Übelkeit, die in ihr hoch kroch,
ankämpfte. Langsam wiederholten sich die Bilder, bis sie nur noch den alten Mann in dem
goldenen Umhang sah.
„Ja!" flüsterte sie, für die anderen kaum hörbar.
„Ich kann dich hören!" immer noch hatte sie die Augen geschlossen und umfing mit ihren
Armen dieangezogenen Beine.
„Tha!" sagte sie.
„Tha! Ich werde es nicht vergessen!" Langsam rollte sie auf den Rücken und sah an die
Decke. Ihre Augen waren starr ins Leere gerichtet und ihre Lippen bebten leicht.
Dann sah sie zu den Schwestern.
„Tapadh leat!" Kaja lächelte.
„Gun dìonadh sibh Dia agus an taigh leotha!" Obwohl sie nicht anders konnte, wusste, dass
die Schwestern sie nicht verstanden, fühlte sie sich wohl ihnen das gesagt zu haben.
Dann sah sie zu Chris und ihr Lächeln verschwand. Traurig sah sie ihm in die Augen, als er
sich zu ihr kniete.
„Kaja? Alles in Ordnung?" Sie war müde und ihre Augen waren glasig. Sie hatte Angst, ihn
vielleicht nie wieder zu sehen. Sie schloss kurz die Augen und schluckte, ehe sie
den Blick wieder auf Chris richtete.
„Mi gradhaich a thu, Chris!" Eine stille Träne rann ihr über die Wange.
„Beannachd leibh!" Dann rührte sie sich nicht mehr. Langsam stiegen zwei Lichter von ihr
empor und vermischten sich zu einer Einheit. Schwar-weiß erstrahlten sie über den Köpfen
aller und umschlangen sich, als würden sie tanzen. Sie entfernten sich voneinander und erstrahlten
noch heller als zuvor. Selbst das dunkle Licht schien den Keller mehr zu erhellen, als es die
kleine Lampe an der Kellerdecke jemals vermag. Ein Spiel aus Licht uns Schatten umfing alle
und jeder sah fasziniert zu, während Kaja immer noch regungslos am Boden lag. Langsam
steuerten die Mächte aufeinander zu und prallten still aufeinander. Es war nichts zu hören,
als die Lichter zu explodieren schienen und ein Wechselspiel von schwarzen und weißen Funken
langsam auf sie niederprasselte. Paige streckte ihre Hand aus, als würde sie Schneeflocken damit
einfangen wollen, doch ehe die Funken sie berührten, waren sie auch schon erloschen.
„Wow!" stieß Phoebe fasziniert von sich. Immer noch starrte sie an die Decke, von der die
letzten Lichtpartikel fielen.
„War es das?" fragte sie abwesend.
„Ja!" flüsterte Nereus und sah zu Kaja. Langsam bückte er sich und strich ihr sanft über den Kopf.
„Sssch, mein Kind! Nun ist alles vorbei!"
„Ist alles in Ordnung mit ihr?" fragte Phoebe besorgt und kniete sich ebenfalls neben Kaja.
„Ja, es geht ihr gut!" Nereus lächelte sanft auf Kaja herab.
„Sie hatte Glück! Hätte sie nicht losgelassen und Yale die Führung über ihren Körper überlassen,
hätte es auch anders ausgehen können! Lass ihr noch etwas Zeit!" Phoebe sah von Kaja zu
Chris und strich ihm sanft über den Arm. Sie sagte kein Wort, als er zu ihr sah, sondern schenkte
ihm ein liebevolles Lächeln. Sie konnte seine Besorgnis um Kaja und seine Zuneigung für sie
spüren. Es war keine Liebe im herkömmlichen Sinne, die sie empfang, es war etwas
anderes, viel mehr. Eine tiefe Verbundenheit und Zuneigung, wie sie sie selten gespürt hatte.
Sie wusste nicht, woher dies kam, doch sie tippte auf deren gemeinsames Erlebnis und das
Leid, dass sie geteilt hatten. Langsam stand sie wieder auf, als ihre Schwestern mit Leo zu
ihnen traten.
„Was hat sie gesagt?" Nereus sah sie lächelnd an.
„Gott schütze euch und euer Haus!" Etwas gerührt sahen die Schwestern wieder auf Kaja.
Langsam hob und senkte sich ihre Brust, doch ihre Augen waren immer noch geschlossen.
„Wird sie sich erinnern können?" Leo konnte sich vorstellen, dass mit den Mächten auch die
Erinnerung an sie und die Geschehnisse erloschen waren.
„Ja, nicht an alles, aber was mit ihr in der Zeit geschehen ist, was sie tat und sagte, das bleibt
ihr in Erinnerung! Nicht jedoch dieErinnerungen an das Wissen, das sie durch die Möchte in
sich trug!"
„Das Wissen?"
„Natürlich! Sie vereinte in sich all das Wissen von Sebulon und zum Schluss auch von Yale.
Auch wenn sie davon keinen Gebrauch machen konnte, sie wusste viel!" Dann kehrte Stille
ein und jeder ließ für sich die letzten Tage Revue passieren, als Chris sich an Nereus
richtete.
„Was …!" er stockte kurz. „Was hat sie zu mir gesagt?" Nereus bedachte ihn mit
einem Lächeln.
„All meine Liebe für dich!" Chris sah erstaunt zu Kaja. Es war nicht Nereus, der ihm antwortete.
Kaja hatte ihre Augen geöffnete und sah ihn müde an.
„Kaja! Alles in Ordnung?" Sie nickte nur und die Tränen, die sich in all den Tagen angesammelt
hatten,forderten nun ihr Recht. Unaufhaltsam strömten sie ihre Wangen hinab. Sie richtete sich
auf und umfing Chris' Hals. Fest drückte sie ihn an sich und weinte bitterlich. Sie ließ all ihre
Angst, all ihren Schmerz und die Verzweiflung, die sie innerlich fast zu erdrücken schienen,
freien Lauf. Chris legte seine Arme um sie und wiegte sie beruhigend hin und her. Er sagte
kein Wort, ließ still zu, wie sie sich von allem befreite. Langsam versiegten die Tränen. Sie
hatte keine mehr übrig und sie schluchzte still. Sie lehnte sich gegen Chris' Brust und
lauschte seinem Herzschlag, der sie sanft in einen tiefen Schlaf wiegte.
„Glaubt ihr, wir können jetzt wieder …?" Phoebe konnte die Frage nicht fertig stellen.
„Ja!" antwortete Chris. „Er wird nicht mehr kommen! Lucian hat dafür gesorgt!"
„Was denkt ihr, wo er jetzt ist?" Paige ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer sinken.
„Ich weiß es nicht!" auch Phoebe war mit ihren Gedanken bei Lucian.
„Er wird wohl, wie Chris sagte, die Konfrontation mit Cian suchen und dann seiner Wege
gehen! Vielleicht findet er ja irgendwo … irgendwann noch eine Möglichkeit der Erlösung!"
Piper setzte sich ihren Schwestern gegenüber.
„Irgendwie traurig!" flüsterte Paige geistesabwesend. „Ich meine …trotz allem, er hat uns
sehr geholfen, indem er es uns ermöglicht hatte, die zweite Urne zu finden!"
„Nicht zu vergessen, dass er auf seine einzige Chance verzichtete hat!" fuhr Phoebe
fort.
„Ja!" gab Piper monoton von sich und sah ins Leere.
„Leo?"
„Ja?" Piper sah ihren Mann mit Gedanken versunkenen Augen an, doch sprach nicht weiter.
Leo nickte wissend. „Ich werde meine Augen und Ohren offen halten! Wann immer ich etwas
höre, was ihm nützlich sein könnte, werde ich es euch wissen lassen!" Piper und Paige lächelten
zufrieden. Wenn sie selbst schon nichts tun konnten, so war dies immerhin schon ein Anfang.
Piper ergriff Leos Hand und drückte sie sanft.
„Danke!"
„Sie schläft tief und fest!" sagte Chris, als er sich ins Wohnzimmer orbte.
„Sie murmelte etwas vom P3 und einem Barhocker!" Die Schwestern lachten.
„Ich werde mit ihr reden, sobald sie ausgeschlafen hat! Ich denke, angesichts der Ereignisse hat
sie durchaus eine zweite Chance verdient!"
„Ok!" gab Chris verdutzt von sich, denn eigentlich wusste er nicht wirklich, was vorgefallen war.
Piper stand auf und ging zu Wyatt, der in seinem Laufstall lag und friedlich schlief. Sie hielt sich
am Rand an und lächelte zufrieden.
„Er ist schon ein kleiner Schatz!" sagte Leo, der zu ihr kam und sie von hinten umarmte.
„Ja, das ist er!"
„Wir sollten alle etwas schlafen!" sagte er dann und sah von Piper zu den anderen.
„Chris, vielleicht solltest du auch hier bleiben?" Chris wusste nicht, was er antworten sollte.
„Bist du sicher? Wo …?" fragte Piper, doch stockte.
„Ich meine …!" fuhr sie fort, als sie Leos Blicksah. Sie wusste nicht, wie sie ihn deuten sollte.
„Ja, natürlich, Chris, du kannst …!"
„Nein! Schon gut!" wehrte Chris schnell ab.
„Nein! Kein Problem! Ich werde in mein Zimmer im P3 zurückkehren! Es … ist besser so!"
Chris wollte gerade ins P3 orben, als Leo ihn aufhielt.
„Warte Chris!" rief er. Chris materialisierte wieder und sah Leo abwartend an.
„Ich komme gleich!" flüsterte Leo zu Piper und ging auf Chris zu.
„Kann ich dich kurz sprechen?" Leo schob Chris vorsichtig aus dem Wohnzimmer in den Flur
und blieb dann stehen. Chris hatte seine Daumen in den Hosentaschen eingehackt und sah an
Leo vorbei an die Wand. Dann sah er zu ihm.
„Leo, lass es gut sein!" Leo seufzte kurz.
„Du erinnerst dich, was ich dir indieser Welt sagte? Dass ich niemals zulassen würde, das ich
dich enttäuschen würde?" Chris nickte skeptisch, denn Worte waren noch lange keine Taten.
„Ich werde mich daran halten, werde dir ein guter Vater sein, doch lass Piper dir eine gute Mutter sein!
Wir müssen mit ihr reden! Wir müssen es ihr sagen!"
„Nein!" stieß Chris laut hervor. Leo sah erschrocken zum Wohnzimmer und hoffte, dass keiner
etwas gehört hatte.
„Warum nicht? Du kannst diese Sache nicht für dich behalten! Jetzt nicht mehr!"
„Doch, kann ich! Ich möchte nicht, dass sie es erfährt und du wirst ihr nichts sagen, hast du mich
verstanden?" Leo sah ihn verwundert an und schwieg einige Zeit.
„Findest du das fair? Findest du es ihr gegenüber fair über etwas zu schweigen, was sie genauso sehr
etwas angeht, wie dich? Und das tut es, Chris, sie ist deine Mutter!" Chris schnaufte nachdenklich,
sah kurz zu Boden, dann blickte er Leo fest in die Augen.
„Lass es gut sein, Leo!" und verschwand im blau-weißen Lichtermeer.
Es war bereits tiefste Nacht und Stille war im Halliwell-Manor eingekehrt. Alles schlief
friedlich, nur in einem Raum wachte jemand über die Nacht. Chris saß im Sessel und
beobachtete Kaja, wie sie schlief. Er war heimlich hier her georbt, als er nicht schlafen
konnte. Auch wenn er bleiben hätte können, er wollte nicht, dass jemand wusste, dass er
hier war. Immer wieder dachte er an die vergangenen Tage und an das Gespräch mit Leo.
Er lehnte sich in den Sessel zurück und sein Kopf ruhte auf dem abgestützten Arm. In dem
Zimmer war kaum etwas zu erkennen nur das hereindringende Mondlicht warf hie und da
kleine Schatten. Er lächelte, als er hörte, wie Kaja leise und zufrieden im Schlaf schnaufte.
All meine Liebe für dich! wieder lächelte er.
„Und all meine für dich!" flüsterte er leise. Er ließ den Arm auf die Lehne sinken und lehnte
sich zurück. Er schloss die Augen und dachte nach, doch es dauerte nicht lange, bis ihn der
warme Mantel der Nacht umfing und er in einen tiefen Schlaf versank. Chris wusste nicht, wie
viel Zeit vergangen war, als ihn ein Geräusch aus dem Schlaf riss. Er öffnete vorsichtig die
Augen und versuchte sich zu orientieren. Er sah Kaja, wie sie sich langsam auf das Ende des
Betts setzte. Langsam hob er seinen Kopf und sah sie fragend an. Sein Blick wanderte von Kaja
auf die Wand, auf die sie starrte.
„Kaja?" doch sie rührte sich nicht. Sie sah konzentriert gerade aus und schloss die Augen.
„Kaja?" fragte Chris erneut und Besorgnis machte sich in ihm breit. Er setzte sich nun ganz auf
und beugte sich vorsichtig nach vorne. Er sah wieder auf die Wand und blickte auf ein Zeichen,
das Kaja an die Wand gemalt hatte.
„Oh bitte, nicht schon wieder!" stieß er erschrocken aus und sprang vom Sessel hoch. Er sah
wieder zu Kaja, doch sie ignorierte ihn. Langsam ging er auf sie zu und blickte wieder auf die Wand.
Nun erkannte er das Symbol wieder. Er hatte es schon einmal gesehen, in Kajas Wohnung. Es war das
Runenzeichen ‚Sowilo' und bedeutete Lebenskraft, Lebenswille, was er sich erinnern konnte.
Langsam ließ er sich neben Kaja aufs Bett nieder und überlegte. Er ergriff Kajas Hand und
drückte sie leicht, als sie die Augen aufriss und ihn plötzlich anstarrte.
„Ich habe es nicht vergessen!" Chris zuckte erschrocken zusammen und sah Kaja verwirrt an.
„Ich kann mich erinnern!"
Chris sah Kaja verdutzt an. Er verstand nicht, was los war.
„Woran kannst du dich erinnern? Was hast du nicht vergessen?" Er war ein einziges Fragezeichen,
das nach Antwort lechzte, doch Kaja lächelte ihn nur an und erhob sich vom Bett.
„Bring mich zu ihm!" Chris schüttelte den Kopf.
„Komm!" Auch Chris stand vom Bettrand auf und ließ Kajas Hand los.
„Zu wem?"
„Komm!"
„Wenn du mir nicht sagst, wohin ich die bringen soll, wird es etwas schwierig für
mich werden!" Kaja ging zum Sessel, auf dem ihr Gewand lag und zog sich an, ehe sie
wieder zu Chris trat und ihn an der Hand nahm.
„Lucian!" Chris kniff die Augen zusammen und blickte Kaja skeptisch entgegen. Was wollte sie
von Lucian und woher sollte er wissen, wo er sich aufhielt? Langsam wich er einen Schritt zurück.
„Kaja, ich weiß nicht, wo er ist und selbst wenn, hat das denn nicht bis morgen Zeit?"
„Nein!" Die Wortkargheit von Kaja machte ihn etwas nervös. So kannte er sie nicht.
„Bitte!"
„Ich weiß nicht, wo er ist!" und seine Stimme klang dabei etwas bestimmter, als zuvor.
„Doch, du weißt es, genauso, wie ich!" gab sie ihm sanft zur Antwort und streckte ihm ihre Hand
entgegen.
„Vertraue dir! Vertraue mir!"
Ungläubig schüttelte er den Kopf und dachte nach. Wo würde er hin gehen, wenn er Lucian
war? Er wusste es nicht, doch ergriff Kajas Hand. „Schließ deine Augen, lass dich leiten!"
Kaja drückte sanft seine Hand und schloss ebenfalls ihre Augen. Chris wusste nicht, was
geschah, doch die Luft roch plötzlich salzig und eine frische Brise wehte ihm entgegen.
Erschrocken öffnete er wieder die Augen.
„Was …?" Sie standen immer noch im Zimmer des Halliwell-Manors. Er spürte, wie Kaja ihn
an der Hand zog.
"Ssch … vertrau deinem Gefühl!" Etwas irritiert schloss er wieder seine Augen. Wieder roch
er die salzige Luft in die sich nun der Duft von nassem, nebeligem Gras vermischte.
In einem Lichtermeer lösten sich Kaja und Chris auf.
Als er die Augen wieder öffnete, konnte er sein Erstaunen nicht verbergen. Er
stieß ein kurzes ungläubiges Lachen aus, als er sich umsah.
„Sind wir …?"
„Ja! Das istIrland!" Chris konnte es nicht glauben, wie waren sie hier her gekommen?
Langsam drehte er sich und sah sich um. Alles wirkte etwas karg und dennoch … grün so weit
sein Auge reichte. Hie und da ragten kleine Felsen aus dem Boden und unterbrachen das Farbenspiel
der unterschiedlichen Grüntöne. Er sah zum Himmel. Obwohl keine Wolke zu sehen war
schien es, als würde etwas die Sonne überdecken, als könnte sie nicht ihre ganze Kraft auf
dieses Land werfen. Einige Möwen kreisten über ihnen und er senkte seinen Blick. Wieder
sog er diese Luft, die ihm so völlig fremd war, in sich ein. Sie standen an einer Klippe und
unter ihnen peitschte die Gischt gegen die Felsen.
„Aber …!" begann er.
„Wieso sind wir hier?" Kaja sah ihn lächelnd an.
„Weißt du es immer noch nicht?" Chris schüttelte den Kopf. Er hatte eine Theorie, doch niemals
hätte er behauptet, dass er wusste, warum sie ausgerechnet hier gelandet waren.
„Komm!" sagte Kaja, nahm ihn wieder bei der Hand und führte ihn den Hügel hinauf.
„Weißt du noch, was mit Sebulon und Yale geschah, als sie ihrer Mächte entledigt wurden?"
„Ja! Irgendwann starben sie!" Kaja blieb stehen, als sie auf der höchsten Stelle des Hügels
ankamen.
„Ja, das taten sie!" antwortete Kaja und ihr Blick war weit in die Ferne gerichtet.
Sie seufzte kurz, dann richtete sie ihren Blick wieder auf Chris.
„Was passiert, wenn jemand stirbt?" Chris schüttelte den Kopf. Er war kein Theologe, er
wusste es nicht, auch wenn er diese Erfahrung schon einmal machen musste, schon einmal
weiter eindrang, als es ihm lieb war.
„Du meinst mit der Seele?"
„Das auch, doch was geschieht davor?" Wieder dachte Chris nach, griff auf seine Theorie
zurück, bis ihn die Erkenntnis traf. Natürlich, auch wenn Sebulon und Yale zu einer durchaus
düstern Zeit lebten, so geschah damals mit den Toten dasselbe, wie heute.
„Sie wurden beerdigt! Doch wer sollte …!" Kaja unterbrach ihn, als sie ihre Hand vorsichtig
auf seinen Mund legte. Wieder blickte sie auf die Ebene vor ihnen und deutete mit ihrer Hand auf
eine Stelle, rechts von ihnen. Chris konzentrierte sich, versuchte etwas zu erkennen, doch es war
schwierig. Er sah einen Felsen und davor einen kleinen dunklen Punkt, doch konnte ihn nicht
identifizieren.
„Was ist das?"
„Als Yale starb war Tarik bei ihm, stand ihm bei! Er war es auch, der ihn beerdigt hatte!
Hier auf dieser Ebene!" Verwundert sah er zu Kaja.
„Woher weißt du das?" Wieder lächelte sie ihn an.
„Er hat es mir gesagt!"
„Wer? Tarik?"
„Nein, Yale!" Kaja wandt sich wieder von Chris ab und deutete nun auf die linke Seite der Ebene.
„Sieh hier!" sagte sie und Chris folgte ihrem Wink. Nicht unweit von der anderen Stelle, sah er das
gleiche Bild noch einmal. Er stieß erkennend einen Seufzer aus.
„Das Grab von Sebulon!"
„Ja!"
„Aber woher …?" fragte Chris nachdenklich. Er überlegte kurz, ging in sich ehe er fort
fuhr.
„Sebulon … er hat es uns gesagt!"
„Ja, das tat er! Du konntest dich nur nicht erinnern, doch tief in deinem Inneren wusstest du es,
so wie du vieles andere von ihm weißt!" Chriswich mit seinem Blick nicht von der Stelle und
kniff die Augen zusammen. Etwas war anders.
Jemand stand an Sebulons Grab.
„Lucian!" hauchte Chris, als ihm klar wurde, dass er es tatsächlich wissen hätte müssen, dass
er sich hier aufhielt. Wo sonst hätte er hin gehen können? Sebulon starb vor langer Zeit und
nun war auch dessen Macht für immer vernichtet. Wo, wenn nicht hier, konnte Lucian von
seiner letzten Hoffnung Abschied nehmen, als am Grab jenes Mannes, der ihn zu dem machte,
was er war? Wo, wenn nicht hier, konnte er seine letzte Hoffnung begraben? Wieder überlegte Chris.
„Es war Lucian, nicht wahr?" Kaja nickte.
„Ja, er hat damals Sebulon hier beerdigt! Er hatte keine andere Wahl!" sagte sie.
Chris verzog betrübt das Gesicht, während er immer noch auf die Ebene hinunterblickte.
„Er war ihm durch dessen Schwur dazu verbunden!" Langsam gingen sie den flachen Hügel
hinunter. Keiner sagte ein Wort. Vor allem Chris dachte über diese ganze Sache nach. Er
hatte Lucian im Keller des Halliwell-Manors gehen lassen, hatte nicht versucht ihn
aufzuhalten. Warum? Was wusste er tatsächlich, an das er sich nicht mehr erinnern konnte?
Was war da noch, außer dem Wissen, wo Lucian sich aufhalten könnte? Doch so sehr er
sich anstrengte, er kam zu keinen neunen Erkenntnissen. „Was willst du hier?" fragte er
schließlich Kaja und blieb stehen. Sie waren nicht mehr weit von Lucian entfernt, doch er
blickte sich nicht nach ihnen um. Sie sah Chris kurz an, lächelte und fuhr mit ihrem Weg fort.
Doch Chris bewegte sich nicht.
„Was willst du hier?" fragte er erneut. Dass sie Lucian gefunden hatten, war eine Sache,
doch die Frage, warum sie überhaupt auf der Suche nach ihm waren, beschäftigte ihn nun mehr.
Wieder blieb Kaja stehen und wandte sich an Chris. Sie schwieg einen Augenblick, als sie
einige Schritte auf ihn zuging.
„Ich habe ihm etwas zu sagen!" flüsterte sie sanft. Chris sah sie durchdringend an und wartete.
„Yale hat ihm etwas zu sagen!" Sie schwieg. Wieder ging sie einige Schritte auf Chris zu und
blieb dicht vor ihm stehen. Sie strich ihm sanft über die Wange.
„Vertrau mir!" dann nahm sie seine Hand und führte ihn weiter den Weg hinunter auf die Ebene.
Lucian kniete vor dem Grab von Sebulon. Der harte, felsige Grund dieses Teiles des Landes,
ließ es nicht zu, dass man ihm den Körper eines Toten übergab und so bestand das Grab
aus Steinen, die zu einem Hügel aufeinander gestapelt wurden. Es gab weder einen Stein,
der den Namen des Verstorbenen trug, noch ein Kreuz. Nichts. Lucians Körper ruhte auf
seinen Beinen und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er richtete seinen Blick vom
felsigen Grab in den Himmel und schloss die Augen.
„Was willst du hier?" fragte er nach einer Zeit, ohne die Augen wieder zu öffnen. Kaja hatte
sich neben ihn gekniet und sah auf das Grab. Sie schwieg, während auch sie ihren Blick gen
Himmel richtete. Chris stand einige Schritte hinter ihnen und wartete. Gespannt beobachtete er
Kaja und Lucian, doch nichts geschah. Still betrachtete er das karge Grab. Wäre es nicht das
Grab von Sebulon gewesen, hätte er mit Mitleid für diese arme Seele empfunden, die darin beerdigt
wurde. Langsam drehte er sich um und sein Blick fiel auf das Grab von Yale, das nicht unweit
entfernt war. Mit schiefem Kopf betrachtete er auch dieses. Er versuchte einen Unterschied zu
erkennen, ein Anzeichen dafür, dass sich das eine von dem anderem unterschied, doch da war nichts.
Auch Yales Grab war ein namenloser Steinhügel.
„Nun?" Chris drehte sich wieder um, als er Lucians Stimme hörte. Immer noch kniete er auf dem
feuchten Gras, doch sein Blick war nun wieder auf das Grab gerichtet.
„Was willst du hier?" seine Stimme klang leise und ruhig, ließ nichts von seiner Stimmung erkennen.
Kaja schwieg noch einen Augenblick, ehe sie ihr Wort an Lucian richtete.
„Ich danke dir!" sagte sie schließlich und sah ihm in seine grünen Augen.Sie hielt seinem fragenden
Blick stand und dachte nach. Erst jetzt erkannte sie, wie jung er wirkte, doch seine Augen waren
alt. Sehr alt. Sie erkannte erst jetzt wie viel Kälte, Wut, Trauer und Güte in ihnen lagen, die sie
in sich vereinten, dass ihr Herz schwer wurde.
„Es ist selten geworden auf dieser Welt …!" begann sie „…, dass jemand das Wohl eines anderen
über das Eigene stellt! In all der Zeit, in der kurzen Zeit, in der ich auf Erden lebe, habe ich
dies nur drei Mal erleben dürfen!" Sie sah zu Chris und lächelte ihn aus vollem Herzen an.
Dann wandte sie sich wieder an Lucian.
„Chris hat mir beigestanden, mein Leid mit mir geteilt, hatte sein Leben dafür gegeben, damit ich
meines wieder erhalte! Die Schwestern hatten ohne zu zögern ihr Leben für das Meine aufs Spiel gesetzt!"
Sie legte ihre Hand auf die von Lucian.
„Doch du hast nicht nur dein Leben riskiert, du hast deine Seele für mich gegeben und dafür kann
ich dir nicht genug danken!" Lucians Blick wurde sanfter, während er ihr zuhörte, und es schien,
als würden die Kälte und die Wut kurzfristig aus seinen Augen weichen.
„Das ist wohl das Wertvollste, was jemand geben kann!" fuhr sie fort.
„Doch auch Yale dankt dir! Er hatte dich schon damals beobachtet, ließ dich nicht aus den Augen,
doch er konnte dein Schicksal nicht abwenden! Es war dir vorherbestimmt!"
Lucian blickte Kaja fragend an, wich zurück, doch sagte nichts.
„Du warst ein Teil des Ganzen, warst das Bindeglied, das sich durch diese ganze Geschichte zog!
Es tut ihm leid, dass du dies alles durchmachen musstest, doch er lässt mich dir etwas ausrichten!"
Lucian hörte nicht mehr zu. Geistesabwesend starrte er hinüber auf Yales Grab. Wie konnte er nur?
Er ließ die vergangenen Jahrhunderte vor seinem inneren Auge Revue passieren und schluckte.
All die Jahre, all die Zeit. Er dachte daran, was aus ihm geworden wäre, wäre er nicht in diese
Geschichte mit hineingezogen worden.
„Lucian?" Er richtete seinen Blick wieder auf Kaja.
„Was immer mir dieser alte Mann zu sagen hat, es ist zu spät! Es interessiert mich nicht
mehr!" gab er trocken von sich und stand auf. Wütend warf er einen Feuerball auf Yales
Grab und drehte sich um.
„Es ist noch nicht alle Hoffnung vergebens!" Kaja kniete immer noch in dem feuchten Gras
und sah auf Lucian. Er dachte nach.
„Was meinst du damit?" fragte er vorsichtig und drehte sich wieder zu ihr.
„Samhain!" Lucian sah sie verwirrt an. Was hatte das damit zutun? Er sah kurz zu Chris, der
immer noch abseits stand und ihnen zuhörte, dann wandte er sich wieder an Kaja.
„Wie kann Samhain mir helfen?"
„Das kann ich dir nicht sagen! Das ist, was du herausfinden musst! Für dich!" Nun stand auch
Kaja auf. Chris kam nun auf die beiden zu. „Entschuldigt bitte, aber was ist Samhain?"
„Das Fest der Toten!" antworteten Lucian und Kaja gleichzeigit ohne Chris dabei anzusehen.
Immer noch starrten sie sich in die Augen.
„Samhain ist einer der vier Hexensabbate!" begann Kaja und blickte zu Chris.
„In dieser Nacht ist die Grenze zwischen Dieswelt und Anderswelt sehr dünn! Zu Samhain steht
das Tor zur Anderswelt offen, Vergangenheit und Gegenwart verbinden sich und die Geister
werden wach!" erklärte Kaja. Sie wandte sich wieder zu Lucian.
„Ich würde dir ja gerne helfen, doch mir sind die Hände gebunden! Das ist alles, was
ich dir von Yale ausrichten kann! In der Nacht von Samhain steckt deine Hoffnung!" Lucian
ließ die Schultern hängen. Was soll ich in dieser Nacht? Was? Er schüttelte ungläubig den
Kopf.
„Was, wenn diese Nacht kommt und ich nicht weiß, was ich tun soll?" Kaja lächelte ihn
schief an.
„Es werden noch viele Totenfeste kommen, Lucian! Wenn es nicht dieses ist, dann
ist es das Nächste" Lucian wandte sich von ihr ab. Er fuhr sich mit der Hand durch sein
schwarzes Haar und schloss die Augen, verharrte einige Zeit. Dann sah er wieder hoch zum
Himmel.
„Ich hab ja Zeit!" sagte er etwas sarkastisch, doch seine Stimme verriet die Trauer,
die er in sich verbarg.
„Wie lange kann es schon dauern? Weiter 450 Jahre?" Er merkte nicht, wie Kaja an seine
Seite trat. Sie ergriff ihn am Arm und zog sich leicht daran hoch.
„Ich wünsche dir die Erlösung, nach der du so lange sehnst!" und gab ihm einen Kuss auf die
Wange.
„Leb wohl!" sie lächelte ihn noch einmal an, als sie sich umdrehte und zu Chris ging.
Sie ergriff Chris' Hand.
„Lass uns nach hause gehen!" Chris sah sich noch einmal um. Blickte von Yales Grab auf
Sebulons und dann zu Lucian, blickte ihm einige Sekunden in die Augen.Dann nickte er ihm zu.
„Leb wohl, Lucian!" Auch Lucian nickte und Chris sah, wie er ihnen
still nachsah, als er sich mit Kaja in den weiß-blauen Funken auflöste.
Der Morgen graute bereits in San Francisco, als Chris mit Kaja im Wohnzimmer des
Halliwell-Manors erschien. Es war noch still im Haus, alles schien noch zu schlafen. Chris
ließ Kajas Hand los und ging zum Sofa, doch setzte sich nicht. Geistesabwesend starrte er
darauf und dachte nach.
„Chris? Alles in Ordnung?"
„Hm…?"
„Was ist los, Chris? Worüber denkst du nach?" Er sah zu Kaja und ließ sich auf das Sofa sinken.
„Wird er es schaffen? Ich meine, wird er, wenn es soweit ist, wissen, was zu tun ist?"
Er blickte Kaja fragend an. Er konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie ihm nicht die ganze
Wahrheit gesagt hatte. Kaja presste ihre Lippen zusammen und ließ sich neben Chris nieder.
„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es für ihn! Diese Nacht … Samhain … sie ist so viel mehr,
als nur ein Totenfest! Zu keiner Zeit sind das Reich der Toten und die Vergangenheit so spürbar,
so greifbar, wie in dieser Nacht! Ich kann dir nicht sagen, wie diese Nacht Lucian helfen kann!"
sie wusste, dass Chris davon ausging, dass sie selbst mehr wusste, als sie sagte.
„Nicht, weil ich es dir nicht sagen will, weil ich es selber ehrlich nicht weiß!" Still hielt sie seinem
Blick stand und stellte mit Erleichterung fest, dass er ihr glaubte. Sie schlang ihren Arm um dessen
Schulter, zog ihn an sich und gab ihm ebenfalls einen Kuss. „Ich danke dir! Ich danke dir für alles,
Chris! Du hast für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen!" Chris musste lächeln.
„Und du in meinem!" Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
„Und all meine Liebe für dich!" er hatte es ihr schon gesagt, als sie schlief, doch er wollte, dass
sie es weiß. Eine Zeit lang verharrten sie in dieser Umarmung ehe sich Chris' Lächeln veränderte.
Seine Augen blitzten frech, als er ihr ins Ohr flüsterte.
„Du wirst ihn vermissen, richtig?" Kaja löste sich von ihm und sah ihn mit einem ungläubigen
Lächeln auf dem Gesicht groß an.
„Wen?"
„Lucian!"
„Wie kommst du darauf?" Chris hob eine Augenbraue und biss sich auf die Lippen.
„Einfach nur so!"
„Einfach nur so? Du sagst nie etwas einfach nur so!" Chris kam etwas näher.
„Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, ich kenne dich nun besser, als du glaubst!"
Er zwinkerte ihr zu.
„Du wirst ihn vermissen, das weiß ich!" Kaja rümpfte die Nase. Er hatte Recht. Er kannte sie
wirklich gut, dennoch …sie presste ihre Stirn gegen seine.
„Nein!" sagte sie langsam, mit verschmitztem Lächeln.
„Nicht mehr als du!" Chris musste laut lachen.
„Oh ja, die Befürchtung habe ich!"
„Ui, da sollten wir besser nicht stören!" Kaja und Chris drehten sich rasch um. Phoebe und
Paige waren bereits munter und standen hinter ihnen. Leise schlichen sie sich wieder weg.
„Es ist nicht, wie …!" begann Chris, doch Kaja unterbrach ihn.
„Lass sie doch in dem Glauben!"
„Nicht?" fragte Phoebe etwas enttäuscht.
„Aha, na gut! Jemand Kaffee?" Chris und Kaja standen vom Sofa auf und gingen auf die
beiden Schwestern zu. Chris nickte nur, als er vor Phoebe stehen blieb.
„In Ordnung! Paige, bist du so nett und könntest du schon mal einen hin stellen? Vielleicht
kann dir Kaja ja behilflich sein?" Paige sah ihre Schwester irritiert an, doch als Kaja sie in
die Küche schob, folgte sie anstandslos.
„Chris, kann ich kurz mit dir reden?" und sah ihm tief in die Augen.
„Ich weiß, wie sehr du es vermeiden wolltest, dass jemand von deiner wahren Herkunft
erfährt und wie sehr es an dir nagt, dass Leo nun auch Bescheid weiß! Doch gib ihm eine
Chance! Du kannst ihn nicht für etwas verantwortlich machen, dass er noch nicht getan hat,
was er vielleicht auch nie tun wird, jetzt, wo sich die Dinge anders entwickeln!" Chris
schwieg, sah betroffen auf den Boden. Er mochte Phoebe sehr und war froh gewesen, dass
sie sein Geheimnis herausgefunden hatte, doch Leo …? Er war ihm für seine Bemühungen
ihn aus der Zwischenwelt zu holen wirklich dankbar, doch für ihn selber war es nicht einfach.
Er sah wieder hoch, begegnete Phoebes fürsorglichen Blick.
„Es ist nicht einfach für mich, Phoebe! Du weißt nicht, wie er war, sein wird! Für mich hat
sich nichts verändert! Du erwartest von mir, dass ich alles vergesse und ihm begegne, als wäre
alles in Ordnung, doch das ist es nicht! Noch nicht!" Phoebe strich ihm über den Arm.
„Ich weiß, Chris, ich weiß! Doch versuch es! Er wird es ebenso!"
„In Ordnung, ich werde es versuchen!" sagte er schließlich und Phoebe lächelte zufrieden.
Dann wurde sie wieder etwas ernster.
„Äh … da wäre noch etwas!" Chris sah sie skeptisch an.
„Was?"
„Nun ja, Piper …!"
„Sie muss es nicht wissen!" stieß er schnell hervor.
„Zu spät!" Chris warf genervt den Kopf nach hinten.
„Ich wares nicht! Wirklich! Es war Leo! Er hat in der Nacht mit ihr darüber gesprochen!
Ich habe nicht gelauscht, um ehrlich zu sein, war das auch nicht notwendig!" Phoebe verzog
das Gesicht, als sie sich an den entsetzten Schrei von Piper erinnerte. Wieder strich sie Chris
über den Arm.
„Ja, in dieser Familie bleibt nichts lange geheim! Wer von uns sagt es Paige?" Chris
schenkte ihr ein sarkastisches Lächeln dafür. Sie streckte sich und legte ihren Arm um seine
Schultern.
„Nun, Chris, wie ist das mit dir und Kaja!" Er lachte.
„Nichts, Phoebe, nichts ist zwischen mir und Kaja! Warum muss denn immer gleich etwas sein?"
„Oh, naja, ich dachte nur!"
„Phoebe? Nicht denken!" Sie sah ihn kurz an und das Lächeln verschwand einen Augenblick.
„Willkommen in dieser Familie!" Chris schwieg einen Augenblick, dann nahm er Phoebe in den
Arm und drückte sie an sich.
„Danke!"
„Was ist nun mit euch beiden?" hörten sie Paige ungeduldig aus der Küche rufen. Paige hantierte
mit einigen Tassen und stellte sie auf den Tisch.
„Was hattet ihr denn zu besprechen?" fragte sie neugierig. Phoebe und Chris sahen sich wissen an,
doch schwiegen.
„Ist der Kaffe fertig?" fragte Phoebe stattdessen. Sie kniff die Augen zusammen und starrte
beide an. Paige wusste, dass sie etwas vor ihr verheimlichten, doch sie würde noch dahinter kommen.
„Oh, guten Morgen!" sagte sie freudestrahlend, als sie Leo in der Tür stehen sah.
„Auch eine Tasse?" Leo lächelte sie an.
„Danke, etwas später! Chris? Könntest du kurz? Bitte?" Leo deutete ins Wohnzimmer, wo
Piper auf sie wartete. Sie hatte eine Hand in den Rücken gestemmt und mit der anderen rieb
sie sich ihre Stirn. Chris sah nervös von Kaja zu Phoebe und deutete einladend auf Paige,
während er Phoebe ansah. Dann drehte er sich um und folgte Leo ins Wohnzimmer.
„Ähm … Paige, bist du schon aufnahmefähig?" fragte Phoebe mit einem unschuldigen Lächeln.
Chris trat ins Wohnzimmer und blieb stehen. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen
vergraben und sah unsicher zu seinen Eltern. Er sagte kein Wort, wartete, während Piper ihn
immer noch nicht ansah. Auch Leo schwieg, während er von Piper zu seinem Sohn sah.
Chris wollte etwas sagen, diese unerträgliche Stille unterbrechen, doch Piper hob eine Hand
und unterbrach ihn. Langsam ging sie auf ihn zu, die Arme in die Hüfte gestemmt. Chris
hatte das Gefühl, als wäre sie wütend, als würde sie ihm am liebsten Ohrfeigen, doch er
rührte sich nicht. Dicht vor ihm blieb sie stehen und blickte ihm fest in die Augen. Jetzt erst
erkannte er, dass es nicht Wut war. Mit großen Augen sah er sie an. Sie schluckte, als sie an
ihm herab sah. Dann strich sie ihm über die Arm und Chris zog instinktiv seine Hände aus
der Hosentasche. Sie umfing mit ihren Händen die seine und ein Lächeln huschte ihr über
das Gesicht.
ENDE!
es gibt dazu auch eine fortsetzung, weil das ein paar von ner anderen seite wollten, die ist aber noch
im laufen und hat erst 5 kapitel und steht auch erst am anfang! kommt noch:)
so, nun zum Shluss noch ein wenig Gälischunterricht für das Gespräch zwischen Kaja und
Nereus:) Ich bin furchtbar, ich weiß!
Tha mi 'nam chiopair - Ich bin in meinem Hirt
Tha iad 'nan cadal sie schlafen (wörtl. sie sind in ihrem Schlafe)
A bheil thu sgìth? - Bist du müde?
Tha - Ja
Gun till do cheum, as gach ceàrn, fo rionnag-iùil an dachaidh -
Mögen deine Schritte von allen Enden der Welt unter Führung des Heimatsterns heimfinden.
Gun robh dion air t-jonmhas. - Möge das, was du schätzest, sicher sein.
Tapadh leat! - Danke dir!
Gun dìonadh sibh Dia agus an taigh leotha! - Gott schütze Euch und Euer Haus!
Mi gradhaich a thu! - All meine Liebe für dich!
Beannachd leibh! - Auf Wiedersehen!
