Servus!
Viel Spaß mit diesem Kapitel. Bitte macht mir eine Freude und schreibt eine Review.
Danke!
Tanja
Kapitel 2- Alles nur gespielt
Lily ergriff den Türklopfer und schlug die eiserne, gewundene Schlange gegen die dunkle Haustür die ihre besten Tage bereits hinter sich gelassen hatte. Die schwarze Farbe war an manchen Stellen abgeplatzt und entblößte halb verwittertes Holz. Während sie wartete betrachtete sie skeptisch den vertrockneten Vorgarten.
Gestern hat es doch geregnet, grübelte sie und drückte den Klingelknopf als sich nichts zuregen schien. Als sie das kühle Metal berührte fühlte sie eine Gravur und bei näherem Hinsehen erblickte Lily wieder eine gewundene Schlange.
Was ist das denn für ein Kerl, schüttelte sie innerlich den Kopf und machte sich auf das schlimmste gefasst.
Verzögert drang ein leises Klingeln an ihr Ohr und dann hörte sie Schritte. Drei Sekunden später wurde die Haustür aufgerissen und ein junger Mann, der nicht älter als sie selbst seien konnte sah ihr abschätzend, unter einem Schleier aus pechschwarzem Haar, entgegen.
„Ja?", fragte er gelangweilt und lehnte gegen den Türrahmen.
„Guten Tag.", grüßte Lily. „Mr. Sirius Black, nehme ich an?", erkundigte sie sich. „Mein Name ist Lilian Evans.", und sie reichte ihm ihre Rechte.
„Angenehm. Was führt Sie zu mir? Ich habe nicht viel Zeit.", grummelte er ihr entgegen bevor sie weiter sprechen konnte.
„Ich komme von Artemis & Verne um mir das Amulett anzusehen.", stellte sie sich weiter vor. „Ich bin ihr Verhandlungspartner.", lächelte sie charmant.
„Wenn das so ist, kommen Sie rein.", antwortete Sirius etwas freundlicher. Eigentlich hatte er geplant James' Arbeitskollegin so unhöflich wie möglich zu behandeln, doch irgendetwas ließ ihn von seinem Vorhaben abweichen.
„Vielen Dank.", lächelte Lily noch immer und trat an ihm vorbei in die dunkle Eingangshalle. Für einen kurzen Moment war alles schwarz, doch dann gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis. Ihr Blick schweifte über die vergilbten und mit unzähligen Portraits behangenen Wände. Es roch modrig und alt. Der Ort wirkte beklemmend und einschüchternd und sie wünschte sich sehnlich einen helleren, freundlicheren Raum.
„Folgen Sie mir bitte.", wies Sirius sie an und Lily folgte ihm den langen Flur entlang. Leise öffnete er eine Tür zu seiner linken und beide betraten, ganz zu Lilys Verblüffung, ein helles und freundliches Wohnzimmer. Große, sich bis zum Fußboden erstreckende Fenster waren geöffnet und ein sanfter Wind wehte durch den Raum.
„Bitte setzen Sie sich doch.", dirigierte er sie auf ein bequemes Sofa und setzte sich neben sie.
„Danke.", begann Lily ohne Umschweife. „Ich bin die Vermittlerin bei diesem Verkauf und mein Käufer wünscht eine schnelle Abwicklung des Geschäftes. ", noch immer lächelte sie betörend.
Sirius betrachtete sie eine Weile eingehend. Kein Wunder, James hat gesagt, ich soll die Finger still halten, beschwerte sich Padfoot im Geiste und verfluchte sich, dass er Prongs geschworen hatte nicht seinen Charme spielen zulassen.
„Mr. Black?", fragte Lily vorsichtig. Der junge Mann neben ihr schien irgendwie abwesend. Seine grau- blauen Augen sahen an ihr vorbei und starrten an die Wand hinter ihr.
„Mr. Black?", versuchte sie erneut und berührte ihn am Arm. „Ist alles in Ordnung?"
„Wie?", schnappte Sirius zurück in die Realität.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"
„Ja, was haben Sie gesagt?", blinzelte er.
Lily lächelte ihm nachsichtig zu. „Ich habe Sie gebeten mir das Amulett zuzeigen. Ich möchte es auf seine Echtheit überprüfen, wenn Sie gestatten."
„Ja, natürlich.", und er erhob sich beschwingt und ging zu einem Schrank. Kurz darauf kam er mit einer kleinen Schatulle zurück und platzierte sie direkt vor ihr.
Lily nahm ein Vergrößerungsglas aus ihrer Tasche, öffnete die Schatulle und nahm eine kleine runde Scheibe aus der, mit Samt ausgeschlagenen, Box.
Vorsichtig fuhr sie mit ihren Fingern über die alten vergessenen Inschriften. Der blutrote Rubin im inneren leuchtete ihr entgegen und vermittelte ein Gefühl von Schlachten, Hass und Besessenheit.
Doch Lily ließ sich davon nicht beeindrucken. Professionell klemmte sie die Lupe vor ihr Auge und studierte das Amulett.
Kann das wirklich das Amulett von Asael sein, dachte sie und erinnerte sich daran was sie alles in Verteidigung gegen die Dunkeln Künste gehört hatte. Das Amulett war vor Jahrhunderten von einem Reisenden aus den Heiligen Stätten von Machian gestohlen worden und jetzt hielt sie es in ihren Händen. Mit allen Bluttaten die darauf lasteten. Allen Intrigen und Lügen.
Es muss das echte sein, stellte Lily nach ein paar Minuten fest, nachdem sie jede noch so kleine Kerbe im Metal untersucht hatte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, jemand würde ganz nah bei ihr stehen und sie drehte ihren Kopf in Zeitlupe zur Seite. Auf einmal sah sie in gigantische grau-blaue Augen. Vor Schreck fiel ihr das Vergrößerungsglas aus ihrem zusammengekniffenen Auge und rollte unter den Tisch.
Sirius hatte sich von hinten über die Lehne gebeugt und ihr gespannt über die Schulter geschaut.
„Und? Was halten Sie von dem Amulett. Ist es Echt? Oder nicht?", fragte er gelassen, obwohl er ihr so nah war, dass er den angenehmen Duft ihres Parfüms wahrnahm.
„Aus meinen Erfahrungen heraus würde ich sagen, dass es echt ist.", bestätige sie charmant und tastete auf dem Fußboden nach ihrem Vergrößerungsglas.
„Ah!", strahlte Sirius. „Perfekt.", und richtete sich wieder auf.
„Wie lange besitzen Sie dieses Schmuckstück schon?", erkundige sich Lily, während sie die Echtheit schriftlich bestätigte.
„Ach, schon Ewigkeiten.", erzählte er bereitwillig. „Einer meiner Vorfahren hat es auf einer Reise gekauft. Seit dem ist es in Familienbesitz."
Lily schmunzelte vor sich hin, als er ihr diese Geschichte auftischte. Im Laufe der Jahre wurden ihr schon die tollsten Sachen erzählt.
Padfoot legte das Amulett zurück in die Schatulle, als es plötzlich wisperte.
„Verräter!"
Lily blickte auf. „Was haben Sie gesagt?"
Sirius lief puderrot an und klappte schnell den Deckel zu. „N- Nichts."
„Aber ich habe doch etwas wispern gehört."
„Wirklich?", fragte er. „Ich nicht."
Lily blickte ihn einen Moment eindringlich an. Irgendetwas war merkwürdig an diesem Sirius Black. Sie hatte das Gefühl, als sei er kein Muggel. Denn wie sollte ein Muggel an dieses Amulett kommen.
Doch erstmal schob sie diese Gedanken beiseite. Sie musste den Verkauf abwickeln und James übertrumpfen. Aber das war leichter gesagt, als getan.
Einmal war Sirius der Verkaufspreis zu niedrig, dann wollte er Bedenkzeit haben und dann blockte er ganz und gar.
„Mr. Black," begann Lily. „ich habe den Eindruck, als wollten Sie gar nicht verkaufen."
„Oh doch, dass will ich.
„Aber warum wollen Sie das Geschäft dann nicht so schnell wie möglich abwickeln?"
„Weil Sie vorher mit mir auf eine Party gehen sollen.", grinste Sirius und der Schalk huschte über sein Gesicht.
Lily überlegte einen Moment. Diese Wandlung war ihr gar nicht recht „Wann ist diese Party?", fragte sie trotzdem freundlich.
„In drei Tagen."
„Und danach unterschreiben Sie den Vertrag?"
„Ehrenwort!", schmunzelte ihr Gegenüber.
Lily strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und neigte ihren Kopf etwas zur Seite. Wieder lächelte sie betörend und blickte ihn bescheiden an. Es umgab sie diese Aura, in der man ihr eigentlich nichts abschlagen konnte; die einen sonst bewogen hätte gleich den Vertrag zu unterschrieben. Doch Sirius sah sie immun gegen jegliche solcher Versuche, eine Antwort erwartend, an.
Als Lily realisierte, dass ihre übliche Masche nicht zog atmete sie resignierend ein und aus.
„Na gut. Wo findet die Party statt?"
Sirius lächelte freudig. „Bei der Familie Bones. Wo soll ich Sie abholen?"
„Treffen wir uns doch dort.", schlug Lily vor. „Es wäre ein großer Umweg mich erst abzuholen."
„Wie Sie wünschen."
/o/
James sah am Haus hinauf und bemerkte, wie sich ein Vorhang bewegte.
Der Drachen hält also schon nach mir Ausschau, dachte er und erschauderte bei dem Gedanken an Augusta Longbottoms grünes Kleid und ihren großen Hut, mit dem riesigen Kanarienvogel drauf. Wie Sirius zusagen pflegte.
Die Haustür wurde geöffnet und ein junger Mann mit dunklem, sorgsam gekämmtem Haar stand vor ihm.
„Hallo James.", begrüßte ihn dieser mit einem wissenden Lächeln.
„Hallo Frank. Wie geht's?", erkundigte sich James höflich. Lily war also schon hier, grummelte Prongs innerlich und machte sich für den Kampf bereit.
„Oh, ganz gut. Danke der Nachfrage.", lächelte er und trat ein Stück zur Seite. „Komm rein. Mom wartet schon auf dich.", und er wies ihm den Weg.
James folgte Frank den Flur entlang, während sich die Tür von selbst hinter ihnen schloss. Einige Portraits winkten Prongs zu. Ein kleines Mädchen machte verlegen einen Knicks vor ihm und ein älterer Mann zog seinen Hut.
Gemeinsam erklommen sie die Treppen, wichen der 14 Stufe aus, die immer knarrte und schlenderten zu Augustas persönlichem Salon.
„Mom, James ist hier.", informierte Frank überflüssigerweise Augusta Longbottom.
„Das dachte ich mir schon.", antwortete sie grantig.
Na dann auf in die Schlacht, dachte James und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Guten Tag, Mrs Longbottom.", und er reicht ihr die Hand. „Wie geht es Ihnen?"
„Wie es Hexen in meinem Alter eben so geht.", schüttelte sie seine Rechte.
„Mom!", sagte Frank ermahnend. „Bitte!", und er verschwand aus dem Zimmer.
James blickte sich kurz um. Er kannte diesen Salon sehr gut mit seinen schweren, grünen Samtvorhängen, hinter denen man sich prima verstecken konnte. Dem kleinen Branntloch im Teppich vor dem Kamin und der knarrenden Diele am hinteren Fenster, welches den Blick auf einen Garten frei gab.
Augusta trug wie immer das grüne Kleid.
Davon muss sie bestimmt hunderte haben, überlegte James und hielt auch nach der gigantischen roten Handtasche Ausschau.
Der Hut mit dem monströsen Kanarienvogel lag sorgsam auf einer ebensogroßen Hutschachtel.
„So, da bist du.", begann Mrs Longbottom und deutete auf einen unbequemen Stuhl. Dabei gruben sich immer tiefere Linien um ihren Mund ein.
„Ja, da bin.", grinste er erfolglos, denn sein Gegenüber erwiderte nicht im Mindesten seine Höflichkeit. Im Gegenteil, sie blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue herrisch an.
Stille breitete sich zwischen ihnen aus und kleine Staubkörnchen tanzten fröhlich durch das einfallende Sonnenlicht.
„Ähm, wollen wir?", fragte James vorsichtig und nahm ein paar Papiere aus seiner Tasche.
„Ja, warum nicht.", antwortete Augusta kurz angebunden und zauberte ein silbernes Armband aus den unzähligen Falten ihres Kleides hervor. In der Mitte hatte es ein gewundenes „H" und rechts und links davon reihten sich jeweils ein Adler, ein Dachs und auf der anderen Seite ein Griffin und eine Schlange auf.
Ohne ein Wort reichte sie es ihm und er nahm seine Lupe heraus.
„Ich weiß, dass es echt ist.", erklärte er. „Aber ich habe es schon so lange nicht mehr gesehen."
Sehnsüchte betrachtete James die filigrane Arbeit und ärgerte sich, dass er es nicht kaufen konnte. Nun ja, kaufen hätte er es schon können, aber wie hätte er David erklären sollen, dass er dem besten Kunden von A & V ein Sammlerstück weggeschnappt hatte?
Vorsichtig platzierte er das Armband auf dem polierten Holztisch zwischen ihnen und bestätigte die Echtheit.
Beiläufig erwähnte er den Kaufpreis und Augusta schien nichts gegen den angebotenen Preis zuhaben.
„Ich habe den Vertrag schon mitgebracht. Mein Kunde hätte gerne eine schnelle Abwicklung.", flötete James, während Mrs Longbottom ihm gelangweilt zusah. Jedenfalls bis jetzt.
„Ich verkaufe jetzt noch nicht. Ich will noch etwas Bedenkzeit."
James tat überrascht. „Haben Sie doch etwas einzuwenden?"
„Nein, habe ich nicht.", antwortete sie mürrisch.
„Dann verstehe ich nicht recht... „, begann er, denn von Augusta hatte James mehr Einfallsreichtum erwartet. Doch sie unterbrach ihn ruppig.
„Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Ich verkaufe in einer Woche. Guten Tag.", und sie erhob sich und rauschte aus dem Salon.
James blinzelte, als könnte er nicht glauben, dass diese betagte Frau so schnell verschwinden konnte. Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihm und Frank betrat den Raum.
„Beachte Mom nicht. Es hat sie sehr aufgeregt, als Lily da war.", und er ließ sich auf das Sofa fallen. „Ich habe zu ihr gesagt, dass ich nicht glaube, dass du so etwas machst. Aber wenn es um Lily geht ...", er sah ihn vielsagend an. „... da sieht sie keinen Boden mehr im Kessel!"
„Wer hier mit diesem hinterhältigen Kram angefangen hat.", schnappte James. „Ich ganz bestimmt nicht."
„Das sagt Lily auch. Sie war so sauer! Das letzte Mal das ich sie so gesehen habe war, als ich mit dem Zauberstab gespielt habe und sie plötzlich blonde Haare hatte. Sie ist so stolz auf ihr rot."
James klappte plötzlich das Kinn runter. Warum war er nicht selber darauf gekommen?
„Moment mal.", begann er und setzte sich aufrecht hin. „Lilian Evans ist... ist eine Hexe?"
„Ähm, ja. Wußtest du das nicht?", antwortete Frank etwas unwohl. James machte den Eindruck, als würde er jeden Moment vom Stuhl fallen.
„Nein, woher denn?", brauste er auf und verstummte augenblicklich. Auf seiner Stirn zeichneten sich tiefe Falten ab. Es sah aus als würde er angestrengt überlegen.
„Sie hat dich verhext und du hast es nicht gemerkt, stimmt's?", feixte Frank. Prongs sah ihn noch immer grübelnd an. Doch auf einmal riss er die Augen auf.
„Sie hat mich verhext!", antwortete er entrüstet. Ihn, ausgerechnet ihn, James Potter.
„Was hat Lily denn gemacht?", grinste sein Gegenüber.
„Ich glaube, sie hat mich mit Absicht lächerlich gemacht! Sie hat meinen Hosenstall offen gezaubert und ICH habe es nicht gemerkt!", brach es aus ihm heraus.
„Ja, das ist Lily. Ich glaube sie ist das weibliche Gegenstück zu dir.", lachte Frank Longbottom lauthals. „Non- verbale Zaubersprüche sind ihre Spezialität. Bei ihr wäre ich vorsichtig."
James zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Das zahle ich ihr heim, dachte er. Das macht niemand ungestraft mit mir, egal ob sie hübsch ist oder nicht.
/o/
„Halt, Moment bitte!", rief Lily ein paar Meter vom Fahrstuhl entfernt. Sie wollte nicht auf den nächsten warten. Gerade war sie dazu verdammt worden, mit einem Kunden auszugehen, nur um den Vertrag so schnell wie möglich abwickeln zu können. Merlin allein wusste, was sie auf der Party erwarten würde.
Eigenwillig drängelte sie sich durch und betrat den Fahrstuhl.
„Wo möchten Sie hin?", fragte eine sanfte Männerstimme. Noch bevor Lily aufgesehen hatte, wusste sie wer gefragt hatte.
Da stand er vor ihr. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem verschmitzten Blick im Gesicht.
„In den dritten bitte.", antwortete sie und lächelte ebenfalls.
Vergessen waren alle Versprechen, die sie sich gegeben hatte, James Potter zur Rede zu stellen.
James beugte sich etwas nach vorne um den Knopf zu drücken und streifte dabei leicht ihren Arm.
„Wir fahren doch in denselben Stock.", unterbrach sie ihn.
Er antwortete ihr mit einem Lächeln und die Fahrstuhltüren schlossen sich.
Lily bekam eine Gänsehaut unter seinem Blick. Das war ihr nicht passiert seit... nein, eigentlich noch nie.
„Und, wie geht es Ihnen?", erkundigte sich Lily um Smalltalk bemüht. Was war los mit ihr? Noch vor einer Stunde hätte sie James in die nächste Woche hexen können und nun fragte sie ihn wie es ihm ging!
„Wollen wir nicht endlich zu den Vornamen wechseln?", bot er an. „Wir werden noch lange zusammen arbeiten und da finde ich es irgendwie angebrachter."
„Na gut.", antwortete sie. „Lily.", sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
„James.", er nahm sie und wieder entstand dieser Augenblick wo sich beide tief in die Augen sahen.
In diesem Moment öffnete sich die Fahrstuhltür und Menschen drängelten hinein. Lily musste einen Schritt auf James zu machen um nicht angerempelt zu werden. Doch nun stand sie eng an James gepresst. Seine warmen braunen Augen ruhten auf ihren smaragdgrünen und sie versanken in den Blicken des anderen.
James' Herz schlug schneller, als er ihren Duft einatmete und ließ ihn vergessen, dass er ihr noch vor einer Stunde die Meinung sagen wollte. Irgendwie schien die Temperatur anzusteigen. Die Luft war so aufgeladen... es knisterte um sie herum.
Nein, jemand raschelte mit einer Tüte.
„Bing". Sie hatten den dritten Stock erreicht und die Menschen strömten aus dem engen Raum. Ganz in eine Ecke gedrängt standen sie noch immer und hielten die Hände.
„Ich... ich glaube wir sind da.", sagte James langsam.
„Glaubst du?", fragte sie sanft.
„Ja, ich kann Estelle sehen, wie sie uns anstarrt."
Mit einem Mal ließen beide los. Die Realität hatte sie wieder erreicht.
Schweigend betraten sie den dritten Stock und eilten in ihr Büro. James und Lily spürten den bohrenden Blick der Empfangsdame in ihrem Rücken.
Das gibt bestimmt Gerüchte, dachte James und schloss eilends die Bürotür hinter sich.
Melanie saß an ihrem Schreibtische und tippte etwas in den Computer.
Als ihre Kollegen eintraten sah sie die leicht geröteten Gesichter und sie lächelte ihnen wissend entgegen. Ihr Plan funktionierte. Sie hatte darauf vertraut, dass es James und Lily nicht fertig brachten sich gegenseitig zur Rede zustellen und bis jetzt hatte alles funktioniert.
Das läuft besser als ich dachte, feixte sie in sich hinein und änderte einige Dinge an dem Vertrag ab, den sie schon bald abschließen würde.
James hatte hinter seinem Schreibtisch platz genommen und brütete dem Anschein nach über einem Auktionskatalog. Doch in Wahrheit ohrfeigte er sich innerlich, dass er Lily nicht gleich alles heimgezahlt hatte. Im Fahrstuhl hätte er die Gelegenheit dazu gehabt. Stattdessen werfe ich mich ihr praktisch an den Hals, dachte er. Ob sie einen Zauber an mir benutzt, grübelte er weiter und dachte an alle möglichen Sprüche die er je in der Bücherei in Hogwarts gefunden hatte. Doch er konnte sich an keinen erinnern, der einen so verhexte und alle Vorhaben, die man hatte vergessen ließ. Imperius vielleicht, aber den hätte er ohne Probleme überwunden.
Während er so nachdachte nahm der Plan, es Lily heimzuzahlen gestallt an. Das würde sie ihm büßen!
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und der Himmel tauchte am Horizont in ein zartes Lila. Ein einzelner Stern war schon zusehen. Die Venus, wie Lily wusste. Sie streckte sich kurz und blickte auf. Melanie war schon gegangen und James brütete jetzt über einem dicken Ordner. Langsam stand sie auf.
„James?"
Er blickte über seine Brille hinweg und sah sie fragend an.
„Es ist schon spät. Ich glaube wir sind die letzten im Büro.", antwortete sie und kramte ein paar Dinge in ihre Handtasche, während er auf seine Uhr sah. Darauf hatte James gewartet.
„Ja, ich komm auch mit."
Gemeinsam verließen sie das Büro. Es war wirklich niemand mehr auf diesem Stockwerk. Wie konnte es passieren, dass ihnen das nicht aufgefallen war?
Als sie in den Fahrstuhl traten drückte Lily den Knopf für das Erdgeschoss. Die Fahrstuhltür schloss sich und es ging abwärts. Aber nur ein Stück, denn dann zuckte ein Lichtblitz auf und es wurde dunkel. Im gleichen Moment stoppte der Fahrstuhl.
„Was...?", begann Lily verblüfft. Das konnte nicht wahr sein. Ausgerechnet zum Feierabend bleibe ich im Fahrstuhl stecken, dachte sie. Schlimmer kann es nicht mehr kommen.
„Wir sollten so schnell wie möglich den Monteur rufen.", sagte James und etwas an seiner Stimme war anders. Irgendwie höher als sonst und als wäre er gerade gerannt.
„Ist alles in Ordnung?", erkundigte sie sich in die Dunkelheit hinein.
„N... N... Nein.", brachte Prongs gerade so heraus.
„Was... was ist!", fragte Lily alarmiert.
„Ich...", James' Stimme versagte ganz.
Lily suchte in der Dunkelheit nach ihm. Er stand gedrängt in einer Ecke.
„Was ist mit dir?", sie fühlte nach ihm. Eine Hand ruhte auf seiner Brust, die andere tastete zu seinem Gesicht.
„Ich... ich kann nicht... in engen R- Räumen sein.", atmete James schnell.
„Oh nein! Du hast Klaustrophobie!", rief Lily in Panik. Sie konnte Schweiß auf James' Gesicht fühlen und er zitterte. Sein Brustkorb ging schnell auf und ab.
„Oh nein, was soll ich nur machen?", sprach sie mit sich selber. Fieberhaft suchte sie in den Tiefen ihres Geistes nach einem natürlichen Mittel James zu helfen. Aber es fiel ihr einfach nicht ein!
Es hilft nichts, dachte sie. Ich muss es tun. Ich muss ihm helfen.
„James, egal was ich jetzt mache, du sagst niemandem ein Wort. Oder ich muss dein Gedächtnis modifizieren."
„Wa... wa... was?"
„Du wirst sehen. Ganz ruhig. Gleich geht es dir besser."
James konnte sie in ihrer Handtasche kramen hören. Eigentlich tat es ihm schon wieder leid, dass er es ihr auf diesem Weg heimzahlte. Er hatte ihre Berührungen genossen, aber wenn das hier raus kam würde es das auf ewig gewesen sein.
„Ah, da ist er!"
„Lumos.", sagte sie und die Spitze ihres Zauberstabes erleuchtete.
„Was... was...", stammelte er und Angst zeichnete sich in seinen Augen ab.
„Alles ist in Ordnung James, Gleich wird es dir besser gehen.", versuchte sie ihn erneut zu beruhigen.
Doch er sah nur noch gehetzter aus.
Lily bekam panische Angst, als sie ihn so betrachtete. Was, wenn der Zauber nicht wirkte. Ging das überhaupt?
„Gleich geht... es d- dir bess- ...er.", stotterte sie. „Sed-----„
„Sedativus.", antwortete James an ihrer Stelle ganz ruhig.
Lily sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Er sah wieder ganz normal aus. Er zitterte nicht mehr, hatte keinen Schweiß mehr auf der Stirn und lehnte lässig an der Wand.
Perplex ließ sie von ihm ab und trat ein Stück zurück. „Was!", schrie sie fast.
„Sedativus.", sagte er erneut und nahm seinen eigenen Zauberstab heraus. „Finite Incantatem.", sprach er weiter und das Licht ging wieder an und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
Lily blickte ihn noch immer überrumpelt an, doch nachdem sie zweimal geblinzelt hatte veränderte sich ihr Blick. James kannte sie erst seit einem Tag, aber selbst in seinen wildesten Träumen hätte er sich nicht vorstellen können, sie je so wütend zusehen.
„Du hast das alles hier inszeniert!", rief sie tobend. „Du wusstest, dass ich eine Hexe bin und hast mich so... verdammt! Du hast mir Angst gemacht!", und sie schlug ihn gegen die Schulter.
„Aua!", protestierte Prongs. „Das war für die Sache mit dem Hosenstall!", erklärte er ihr und rieb sich die Stelle, wo sie ihn getroffen hatte.
„Dagegen war mein Streich eine Kleinigkeit!", verteidigte sie sich. „Du hast mich außerdem provoziert! Du brauchtest diesen Denkzettel!"
James betrachtete sie eingehend. Ihre Wangen waren so rot wie ihre Haare und ihre Augen hatten den Anschein, als würden sie jeden Moment Feuer sprühen. Vielleicht bin ich doch zu weit gegangen, überlegte er kurz.
„Sind wir jetzt quitt?", fragte er und ignorierte ihre letzte Bemerkung.
Noch immer wutschnaubend sah sie ihn an. „Darüber macht man keine Witze. Ich hatte ernsthaft vor dich zuretten!"
„Das werde ich dir auf Ewig nicht vergessen.", antwortete er mit einer angedeuteten Verbeugung.
Für einen kurzen Moment wollte sie ihm schon zu lächeln, aber der Ärger gewann wieder die Oberhand. „Verdammt! Hättest du dir nicht was anderes ausdenken können?", und sie machte einen Schritt nach vorne. Irgendwie wirkte sie bedrohlich auf James.
Mittlerweile waren sie im Erdgeschoss angekommen.
Noch immer hatte sie ihren Zauberstab in ihrer Hand.
„Lily mach keine Dummheiten.", mahnte er.
„Geh mir aus den Augen.", fauchte sie und es erinnerte sie sehr an ihre Katze. Um diesen Satz zu unterstreichen sprühten Funken aus der Spitze ihres Zauberstabes.
„Ach komm schon...", startete er einen versöhnlichen Versuch.
„Verschwinde!", hisste sie erneut.
James blickte sie kurz an und disapparierte, bevor sie ihn noch verhexen konnte.
/o/
Lily lief wie ein Berserker die Straßen entlang. Menschen, die ihr auf den Bürgersteigen entgegen kamen stoben wie ein Blätterhaufen auseinander, durch den gerade der Wind gefegt war. Ich habe nichts gegen einen guten Streich, wenn er lustig ist, grummelte sie. Aber den Stunt, den James gerade abgezogen hat... der war einfach unter der Gürtellinie!
Sie merkte gar nicht wie schnell sie bei ihrer Wohnung angekommen war. Wütend stapfte sie die Treppe hinauf und dann hörte sie es. Musik! Laute nervende Musik.
Das kann doch nicht wahr sein, stöhnte sie und schloss auf.
Minerva sprang ihr entgegen und schlich um ihre Beine. Lily kraulte ihre Katze hinter den Ohren.
„Weißt du was Minnie, du kannst dem Nachbarn alles vor die Türe legen was du fängst. Ich belohne dich auch dafür.", säuselte sie dem Vierbeiner ins Ohr.
Ein dankbares Miauen erklang, gefolgt von einem noch lauteren Schnurren.
„Und jetzt brauche ich ein Entspannungsbad.", erklärte sie und Minerva folgte ihr ins Bad.
