KAPITEL 2


Feierlichkeiten sind immer ein passender Anlass, gewisse Studien zu betreiben, mit deren Hilfe es wesentlich einfacher ist, Wesen, besonders jene Wesen, die man zu kontrollieren gedenkt, einzuschätzen, ihre Schwachstellen zu finden und ihre Talente im eigenen Sinne zu fördern. Ansonsten sind Feierlichkeiten etwas Nutzloses,…Brot und Spiele für das Volk gewissermaßen."

-Cos Palpatine, Notizen


Er mochte es nicht hofiert zu werden, zumindest nicht so offensichtlich hofiert zu werden. Es gab Wesen, die klebten wie Kletten an seinen Sohlen und sogen jedes Wort, das er von sich gab, begierig auf. Ihm war solch ein Verhalten zuwider, besonders in seiner jetzigen Position. Es machte sich nicht gut.

Von einem Servicedroiden, der Getränke auf einem Tablett servierte, nahm er am Eingang des Festsaals ein Glas Wein an. Daran würde er sich den Abend über festhalten.

Am Büfett hatte er kein Interesse, zumindest nicht im Moment.

Bedächtig, ganz langsam, ging er die große Treppe in den Festsaal hinab. Seine Leibgardisten hielten sich im Hintergrund, waren aber selbstverständlich mit einem Sprung bei ihm und wachten mit Adlersaugen über ihn. Dabei würde er sich mit Leichtigkeit auch angemessen selbst verteidigen können. Das wiederum würde allerdings dann dafür sorgen, dass seine Tarnung nachgab und in dem Moment aufflog, in dem er sich der Dunklen Seite der Macht ergab und diese anwandte um seine Gegner oder seinen Gegner, einen Attentäter oder sonst jemanden, der ihn angriff, zu erledigen. Daran hatte er kein Interesse. Es war noch zu früh, um die Maske fallen zu lassen.

Es ist als fiele man in ein Haifischbecken, nur bin ich mir nicht sicher, welches von diesen Gesprächsgrüppchen dort unten eine sichere Insel sein könnte. Frei im Saal zu ‚schwimmen' und jedem Beliebigen ausgeliefert zu sein, ist mir ein Greul, dann lieber eine langweilige, unnütze Diskussion über die Gesetzesvorlagen der vergangen Wochen.

Jedes dieser Grüppchen hatte zumeist ein Mitglied, welches ihm sauer aufstieß, das er unerträglich fand. Aber es gab keine Möglichkeit dem zu entfliehen, er musste den Abend durchstehen, wie er schon Hunderte solcher Abende durchgestanden hatte. Bald, schon rasch, wenn alles nach Plan verlief natürlich, würde er solche Festivitäten meiden können. Und niemand würde es auch nur wagen, ihn deswegen zu kritisieren oder einfach nur mit einem müden Blick zu belächeln.

Sein Erscheinen war nicht unbemerkt geblieben. Leider, wie er kurz darauf bemerkte, hatte er es dem Ausrichter dieses netten Abends zu verdanken, dass dieser ihn persönlich begrüßte, wie es selbstverständlich üblich war, ihn aber gleichfalls zu einem Grüppchen lotste, dass sein absolutes Missfallen weckte. Er lächelte freundlich in diese Runde erlauchter Senatoren, obwohl er bereits schon seine eigene Galle schmecken konnte. Der Wein reizte seinen Magen noch zusätzlich. Zu gut kannte er seine Begleiter dieses Abends: Bail Organa, Senator von Coruscant, Mon Mothma, die neue Senatorin von Chandrila, Padme Amidala, seine Nachfolgerin im Senatorenamt von Naboo. Organa hatte gelegentlich ein leicht affektiertes Auftreten, welches gewiss an seiner hohen Geburt lag, Mothma war das aufsässige, rebellische Kind par excellence und Amidala war seiner Meinung nach eine Tagträumerin, ein Püppchen, das die harten Regeln der Politik niemals begreifen würde. Es wunderte ihn daher überhaupt nicht, dass die drei sich auf Anhieb fantastisch verstanden. Eine gefährliche Kombination aus Stolz, Naivität und Rebellion. Er würde das Grüppchen im Auge behalten, hatte schon einige seiner Leute auf sie angesetzt. Aber dennoch verspürte er nicht den Drang, sich heute Abend mit ihnen auseinander zu setzen. Doch scheinbar hatte der Gastgeber, Ausrichter dieser Festivität, etwas ganz anderes im Sinn, und wollte ihn eigentlich nur bei ihnen abstellen.


Das Gespräch pendelte zwischen privat und beruflich, sprang ständig hin und her. Bei beruflich antwortete er nur in offenen Sätzen, legte sich niemals fest, bei privat mauerte er sofort. Es ging niemand an, wie sein Privatleben aussah. Oder ob er überhaupt eines besaß. Ein anderes Leben außerhalb der Mauern des Senatsgebäudes lebte und ausfüllte. Aber selbstverständlich nahm er jedes gesprochene Wort seiner Gegenüber, beruflicher wie privater Natur auf, bedacht darauf, alles in seinem Hirn abzuspeichern, um es dann, bei Gelegenheit wieder abzurufen. Wissen war immer nützlich. Egal ob es dabei um berufliche oder private Dinge handelte. Stolpersteine konnte das eine wie das andere bilden, eine Affäre, eine unbedachte Aussage unter Weingenuss während einer Feierlichkeit, ein abfälliger Witz…ein offenes Ohr ist oft nützlicher als Redegewandtheit an falscher Stelle.

Leider waren seine Gesprächspartner noch nicht so weinselig, dass etwas Nützliches für ihn heraus kam, nur das Übliche an Klatsch und Tratsch, privaten Tragödien, Beziehungsstreitigkeiten und üblen Nachreden. Er tat so, als würde er Anteil daran nehmen, dass Organas Ehefrau erneut ein Kind verloren hatte. Wohl das Zweite, nachdem die beiden es nun schon seit Jahren versuchten. Was Beziehungen oder Familienplanungen anging, wusste er sowieso nichts beizutragen. Er hielt seine wenige, recht kurzen Affären unter Verschluss, hatte es immer schon so gehandhabt und in den letzten Jahren sogar darauf verzichtet.

Er gab sich bieder, farblos und ruhig, fast schon still. Ein Beobachter. Nicht besonders anziehend für das Gros der Frauen, die hier nach neuen Allianzen suchten. Allein seine Position ließ ihn möglicherweise attraktiv erscheinen, aber er gab sich zu beschäftigt, als dass er Interesse an einer neuen Bekanntschaft hatte oder sich gar auf eine Beziehung, womöglich eine längerfristig geartete, einzulassen gedachte.

Natürlich war ihm bewusst, dass seine Ehe- und Kinderlosigkeit nicht bei allen Wesen gern gesehen war, aber die Qualität seiner Arbeit tat ihr Übriges, um jegliche Bedenken gegen seine Person, und somit auch gegen seinen Familienstand, auszuschalten.

Gelegentlich wagte er einen kurzen Blick auf ein Chrono, welches hoch oben über der großen Treppe, weit über ihnen allen angebracht war. Die Zeit rieselte dahin, schlich fast. Sekunden wurden zu Ewigkeiten. Es war ihm schier unerträglich. Als er sein erstes Glas Wein geleert hatte, nahm er sich ein Neues. Er war mittlerweile kurz davor, sollte es ihm nicht gelingen, bald irgendwo anders Anschluss zu finden, den Entschluss zu fassen, dass der heutige Abend einen sehr guter Anlass dazu bot, um sich zu betrinken, oder ihn sich zumindest schön zu trinken.

Er war noch nie auf einer solchen Festivität abgestürzt, noch nie. Aber es gab immer ein erstes Mal. Aber der Gedanke daran, gefiel ihm nicht wirklich. Oh, gelegentlich, ein oder zwei Mal, hatte er sich schon dem Alkohol hingegeben, allerdings war er dann stets allein gewesen, in seinem Appartement. Niemand hatte ihm dabei gesehen oder gar beobachten können. Zumindest war er der festen Überzeugung dass dem so war. Aber zu einem richtigen Absturz, als dass er hätte auf einen Blackout verweisen können, hatte er noch nicht erlebt. Und eigentlich wusste er sehr wohl, dass er auf diese Erfahrung auch verzichten konnte.

„Ich nehme an, Ihr gehört auch zu den Anbetern dieser Uhr da oben", wandte sich Mon Mothma plötzlich an ihn.

„Pardon?", er war zu sehr in seinen Gedanken gewesen, als dass er mitbekommen hatte, dass sie den Entschluss gefasst hatte, mit ihm Konversation betreiben zu wollen.

„Der Chrono da oben! Jeder starrt darauf, aber niemand gibt es zu."

„Wollt Ihr, dass ich es zugebe?"

„Nein", ein Lächeln, „Aber es ist Euch durchaus anzusehen, dass Ihr Euch langweilt."

„Oh?", er verzog seine dünnen, blutleeren Lippen zu einem Lächeln, „Ist das jetzt tatsächlich so offensichtlich? Ich dachte, ich hätte meinen Gesichtsausdruck noch einigermaßen unter Kontrolle."

„Wer hat das schon? Nun, hier langweilt sich jeder. Selbst die hohen Militärs dort drüben."

Ihr Kopf wandte sch nach rechts, er folgte ihrem Blick. In der Tat standen in einer anderen Ecke einige hohe Admiräle und Generäle. Die Meisten kannte er persönlich. Mehr oder weniger zumindest. Niemanden privat. Aber darauf konnte er auch verzichten. Tarkin, hieß einer, mit dem er bekannt war, ein genialer Stratege. Dodonna, ein anderer, schon etwas angegrauter General. Den anderen zweien konnte er auf Anhieb keinen Namen zuordnen.

Wie auch immer…

„Ich kann es ihnen nicht verübeln."

Tarkin stand auf der Liste der Leute, die er nach den Klonkriegen, wenn alles vorüber war, auch weiterhin beschäftigen wollte. Dodonna erschien ich zu alt, um in den neuen, dann anbrechenden Zeiten zu Recht zu kommen. Tarkin hingegen war jung, noch formbar und ein mehr als treuer Anhänger. Auf der Liste standen etliche Namen, auch Namen einiger Senatoren. Mothma war mit einem Fragezeichen versehen, aber mittlerweile war er kurz davor, ihren Namen zu streichen. Sie war zu rebellisch,…und befand sich in zunehmend schlechter Gesellschaft.

Es wurde gerade 2200 Standart als er das dritte Glas Wein dieses abends begann, noch immer in dieser Gruppe. Mittlerweile hatten Organa und Amidala ein angeregtes Gespräch darüber begonnen, ob auch genug Spendengelder eingenommen wurden, um diese Party überhaupt zu finanzieren. Mothma hingegen war drauf und dran, sich schon jetzt absetzen zu wollen. Irgendwie. Ihr würde man es nachsehen. Ihm nicht.

Um 2330 Standart, kurz bevor er sich selbst auf den Heimweg machen wollte, gesellte sich Tarkin zu ihnen. Organa und Amidala schien dies nur minder zu gefallen. Als Politiker hatten sie wahrscheinlich nichts für Militärs übrig. Umgekehrt war es genauso.

Er bat darum, ihn morgen früh sprechen zu dürfen. Es sei zwar nicht dringend, doch er habe Informationen, die ihn sicher interessieren dürften. Offizielle Kanäle seien, so Tarkin, nicht flexibel genug, ihm einen Termin am Wochenende beim Kanzler zu verschaffen. Palpatine sagte zu.

„Um 1100 Standart. Sagt Pestage, dass ich Euch zugesagt habe,…falls er eine Frage stellen sollte."

Eine Verbeugung des Generals, militärisch korrekt, dann ging er. Und wieder war er allein unter dem Rudel Wölfen, die aber nicht über ihn herfielen, ihn nur beäugten.


Danke für's Reviewen. Worum es geht, wird bald enthüllt werden...versprochen!