KAPITEL 3


Ein Privatleben ist ein Luxus, des es zu vermeiden gilt, möchte man die höchsten Stufen der Macht erklimmen. So etwas wie Frau und Kinder hindert zusätzlich zu den sonstigen Schwierigkeiten. Zugegeben, ein Luxus, den ich mir, selbstverständlich unter anderen Umständen, vielleicht erlaubt und gegönnt hätte."

-Cos Palpatine, Gespräch mit Wilhuff Tarkin


Zuhause angekommen, gerade kurz nach Mitternacht, verschwand seine Müdigkeit rasch. So wie es häufig vorkam. Er konnte dann nicht einschlafen und lag wach auf seinem Bett, wartete darauf, dass die Nacht endete und ein neuer Tag begann. Und ein paar Stunden später dann, bereits wieder im Büro, überkam ihn die Müdigkeit erneut.

Aber jetzt war er erst einmal zuhause und wollte sich zur Ruhe betten. Vorübergehen, für eine paar Stunde zumindest. Er wollte die Augen schließen, seinem Geist etwas Ruhe gönnen.

Es war sehr still, lautlos. Kein Wesen war in seinen Räumen. Die hinteren Räume hatten bisher kaum eine Handvoll Wesen betreten.

Manchmal war es recht einsam. Und er fühlte diese Einsamkeit auch. Die Kälte. Manchmal genoss er dieses Gefühl, aber oft hasste er es gleichfalls.

Erinnerte sich aber an menschliche Wärme. Er wusste, wie es sich anfühlte, dass es gut tat, eine Schmeicheleinheit für die Seele. Selbst für die Seele eines Sith…

Gewiss hatte er schon hier und da einen Blick auf diverse weibliche Wesen in seiner Umgebung geworfen. Er war auch nur ein Mann.

Oh, und natürlich hatte er kurze Beziehungen geführt. Recht kurze Affären oder Liebschaften. Aber das war noch vor seiner Kanzlerschaft gewesen. Seitdem er in die höheren Ränge der Politik aufgestiegen war, vermied er weibliche Bekanntschaften. Sie konnten so schnell zur Stolperfalle werden. Ein Fleck auf seiner sonst so weißen Weste. Ein Skandal in seiner an sich skandalfreien Karriere.

Stets hatte er seine Affären sehr gut unter Verschluss gehalten, wusste er doch, dass sie eh nur von relativ kurzer Dauer sein würden. Er verfolgte keine ernsten Absichten, hatte nicht vor, sich jemals eine Frau zu suchen, um zu heiraten und eine Familie zu gründen. Das war nur hinderlich.

Allerdings, und das erschwerte die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse im Besonderen, lehnte er auch den Umgang mit Prostituierten ab. Man hatte schon mehrfach versucht, ihm eine dieser Damen aus den Edelbordellen der Hauptstadt zuzuführen. Er hatte dankend abgelehnt. Zumal, was hatte er davon, dass zwar seine Befriedigung dann gesättigt, aber der Hunger nach Wärme, nach schwächender, menschlicher Zuneigung aufkam? Nach mehr...

Das konnte er nicht gebrauchen. Sollte er eine dieser Huren in sein Bett lassen, würde es nicht warm, sondern kälter werden! Das war dann eine eher geschäftliche Angelegenheit als ein Vergnügen privater Natur. Außerdem würde diese Dame selbstverständlich nicht bei ihm übernachten!

Dann verzichtete er doch lieber auf menschliche Wärme, Nähe und Zärtlichkeiten.

Damit wäre dann auch die Gefahr diverser Gerüchte oder Berichte dieser Damen, es kam ja immer mal wieder zu Enthüllungen in der Presse, gebannt. Er hatte nicht das Bedürfnis, dass alle Welt von seinen Bettgeschichten oder gar von seinen sexuellen Vorlieben erfuhr.


Sein Bett war kalt, als er endlich zum Liegen kam. Er verzog sich unter die Decke, schloss genüsslich die Augen…und blieb wach liegen. Durch die Jalousien seines Schlafzimmers viel mattes Licht. Es wurde nie richtig dunkel auf Coruscant.

Es dauerte, bis er einschlief. Und er schlief unruhig. Schwitzte. Hatte Alpträume. Want sich und fuhr dann hoch. Der Chrono zeigte an, dass der morgen gerade graute. Es war grau, dunkle Wolken verdunkelten den möglichen Sonnenaufgang. Vielleicht regnete es auch. Oder würde bald regnen.

Egal…es ist früh...ich habe noch soviel Zeit. Es ist Samstag, ein ruhiger Tag. Wochenende. Zumindest offiziell.

Ein müdes Lächeln kam auf seine dünnen, blutleeren Lippen. Bis auf das hoffentlich recht kurze Gespräch mit Tarkin würde es ein ruhiger Tag werden. Möglicherweise würde er sich sogar einiger Lektüre hingeben können. Am späten Nachmittag vielleicht. Wenn all die anderen bei ihren Familien waren.

Du denkst viel zu viel darüber nach in letzter Zeit, Cos, viel zu viel. Aber machst du dies nur, weil selbst Skywalker mit so etwas wie einer ‚Familiengründung' angefangen hat? Obwohl es ihm verboten ist! Dabei…was würde sein Mentor dazu sagen, sein Lehrmeister, sein Meister, wenn er davon erführe? Ein interessanter Gedanke…wirklich…Meister Kenobi ist die Naivität in persona, er merkt nicht einmal, dass der Junge ihm schon lange entglitten ist, dass er keinen Einfluss mehr auf ihn hat. Zumindest keinen prägenden Einfluss mehr. Diesen Platz habe ich eingenommen…

Er war etwas überrascht gewesen, als er durch Zufall erfuhr, dass Anakin sich den Ordensregeln widersetzt hatte und die Ehe mit Senatorin Amidala eingegangen war. Seiner Nachfolgerin. Das war eine Nachricht für ihn! Skywalker hatte nun eine Schwachstelle mehr. Der Rat würde ihm so oder so nur bedingt vertrauen, schätzte er, Anakin war arrogant, aufbrausend, fügte sich nicht gerne. Da waren seine einschmeichelnden Worte schon etwas anderes…eine Wohltat.

Es ist so leicht diesem Balg Honig ums Maul zu schmieren…so einfach…fast schon zu einfach!


Er hatte sich selbst erst einmal einen Kaffee gemacht, um wach zu werden, um diesen Termin ertragen zu können, um den Tag zu überstehen. Er war allein in seinem Büro, seine Leibgardisten nicht mitgezählt. Das Wetter draußen war noch schlechter geworden, er war im schlimmsten Unwetter, bei Dauerregen und leichten Sturmböen, in den Senat geflogen worden, war allerdings nicht trockenen Fußes in sein Büro gelangt. Da es zu windig gewesen war, konnte man ihn nicht vom Regen abschirmen, somit war sein Übermantel durchnässt gewesen. Er hatte diesen entsorgt, zum Trocknen aufgehängt, sich in seinem kleinen Bad hergerichtet. Ein makelloses Erscheinungsbild war das A und O seines Jobs.

Seine Herkunft war einfacher Natur. Er war von niederer Geburt, hatte keine Privatschule besucht, hatte sich sein Studium erarbeiten müssen, er hatte sich von ganz unten nach oben gearbeitet. Fast ohne jegliche Unterstützung. Das hatte ihm hohes Ansehen eingebracht. Besonders beim kleinen Mann. Das war auch alles, was die Öffentlichkeit über ihn erfahren konnte.

Mehr nicht.

Mein privates Leben ist ein Buch mit sieben geschlossenen Siegeln. Niemand darf diese aufbrechen,…nicht einmal ich!

Die Sprechanlage riss ihn aus seinen Gedanken. General Tarkin war da. Er ließ den Mann eintreten, erhob sich wieder aus seinem Sessel und trat ihm ein paar Schritte entgegen.

Reine Höflichkeit.

Tarkin war ein aalglatter Pragmatiker, würde für Macht alles tun. Das verband sie beide miteinander. Tarkin war ein kluger Taktiker, etliche Siege der Republik gingen allein auf sein Konto. Er war skrupellos, kalt…ein perfekter Kopf für das, was Palpatine plante. Und, Tarkin hatte Ideen…gute Ideen. Um dass zu bekommen, was er haben wollte.

Er hatte bisher nur einige Male kurz mit Tarkin gesprochen, aber nicht lang genug, um ihn definitiv einschätzen zu können. Es galt, Vorsicht walten zu lassen. Trotz allem. Tarkin wollte Macht, er würde nicht davor zurückschrecken, über gewisse Leichen zu gehen. Verrat war in hohen Kreisen normal, aber dies wollte Palpatine nicht gerade herausfordern.

Vertrauen ist eine Art von Schwäche. Wer vertraut ist blind…unvorsichtig, leichtfertig. Vorsicht bewahrt einen kühlen Kopf und sorgt dafür, dass gewisse Pläne nicht in einem Desaster enden.