KAPITEL 4

Ich bin es, der hier die Pläne schmiedet! Ich habe die Fäden in der Hand, mit denen ich die Marionetten führe. Und ich denke nicht daran, diese Fäden auch nur annäherungsweise aus der Hand zu geben!"

- Cos Palpatine, Notizen


Tarkin nahm nach Aufforderung platz. Er benahm sich militärisch korrekt, dennoch war sich Palpatine seiner Loyalität nicht sehr sicher. Dafür kannte er ihn einfach zu wenig. Aber, so viel war sicher, seine Jugendlichkeit versprach Formbarkeit. Zudem war Tarkin, zumindest nach seinen Informationen, einer seiner glühensten Verehrer innerhalb des militärischen Stabes. Aber was Tarkin jetzt hier, an einem Samstag, am späten Vormittag, bei ihm wollte, war ihm nicht klar. Allerdings schien es für Tarkin von großer Dringlichkeit zu sein, dass er mit dem Kanzler sprechen konnte. Allein sprechen konnte.

„Worum geht es?", fragte er ohne Umschweife.

Tarkin schien etwas angespannt zu sein, obwohl er es zu verstecken versuchte. Möglicherweise wusste Tarkin nicht einmal, dass er angespannt war; oder aber der junge Offizier fühlte sich geehrt mit ihm sprechen zu dürfen. Unter vier Augen. Allein. Zum allerersten Mal. Wahrscheinlich hatte Tarkin nicht angenommen, dass der Kanzler sich Zeit für ihn nehmen würde. Aber Tarkin war ein kluger Kopf, besaß Skrupellosigkeit, und das gefiel ihm. In diesem Falle Sidious. Und daher galt es, Tarkin bei der Stange zu halten, ihm also zu suggerieren, dass er Ernst genommen würde.

„Exzellenz, vor ein paar Wochen hatte ich Einsicht in die Unterlagen, die auf Geonosis den Separatisten abgenommen wurden."

In der Tat?

„Diese Raumstation, die sie planten?"

„Ja, dabei ist mir aufgefallen, dass die Republik, natürlich erst nach gewissen Modifikationen an den Originalplänen, in der Lage sein dürfte, diese Raumstation selbst zu bauen und zu nutzen."

Stille.

Palpatine versuchte wirklich, möglichst schockiert und überrascht zugleich zu wirken. Schockiert, da er als friedliebend galt, und überrascht, weil ja ein friedliebender Kanzler nicht über eigene Verwendungszwecke nachdenken würde oder sollte.

Erzähle mir etwas Neues,…

Natürlich hatte Tarkin Recht. Und selbstverständlich plante er auch diesen Kampfmond, diese Raumstation zu benutzen. Nur eben noch nicht zu diesem Zeitpunkt. Es war noch nicht an der Zeit. Zu früh! Zu gefährlich…

Er musste Vorsicht walten lassen, aber es war sicher nicht verkehrt, Tarkin gewisse verblühmte Hinweise auf seine wahre Einstellung zu diesem Thema zu geben.

„Der Senat wird dem nicht zustimmen, auch wenn ich es befürworten würde. Es ist nicht gerade ein Zeichen des Friedens, wenn die Republik eine Raumstation mit solch einer Feuerkraft besitzt, die vielmehr ein Zeichen des Terrors wäre als ein Symbol der Friedfertigkeit. Sagt mir, Wilhuff, weshalb habt Ihr Euch mit dieser Thematik auseinander gesetzt?"

„Unter den Stabsoffizieren ist das Thema aufgekommen. Natürlich ist es Topsecret, aber…ich kenne einen recht fähigen Architekten…Bevel Lemelisk. Er könnte diese Modifikationen vornehmen."

„Wie ich bereits sagte: Mir sind die Hände in diesem Fall gebunden."

Dass sollte genügen, um ihm zu suggerieren, dass ich durchaus Interesse hätte. Natürlich nur zum Wohle der Republik... Bevel Lemelisk,…der Name sagt mir etwas…ein hervorragender Konstrukteur und Architekt. Ein Genie auf seinem Gebiet…

„Und es ist mir, als Oberster Kanzler, nicht möglich, mich über die Wünsche und die Meinungen des Senates hinweg zu setzen", fügte er hinzu, „Natürlich ist der Gedanke faszinierend, die Pläne der Separatisten für unsere Zwecke zu nutzen, zumal die Republik mit dieser Raumstation den Frieden sichern könnte."

Damit war das Treffen beendet. Zumindest dann, wenn Tarkin nicht noch etwas anderes vorbringen würde. Aber der junge Mann schwieg zunächst, dankte dann für den raschen Termin und verabschiedete sich.


Er war sitzen geblieben. Minutenlang. Hatte vor sich hin gestarrt, nachgedacht, ein Für und Wider abgewogen. Dann hatte er sich via DataPad in die Datenbank des Senats eingelockt, seinen Code eingegeben, auf die Bestätigung gewartet und die Datei mit den Plänen der Raumstation aufgerufen. Mit Faszination blickte er nun auf den Bildschirm seines DataPads, auf dem die Pläne der Raumstation erschienen waren.

Er hatte die Pläne schon dutzende Male gesehen, hatte sie bewundert. Sie entstammten den Gehirnen von Geonosianern, die sich den Separatisten angeschlossen hatten. Sein Schüler, Darth Tyrannus, hatte ihm erstmalig von diversen Ideen der Geonosianer erzählt. Von dieser Raumstation in Form eines kleinen Mondes, der eine Feuerkraft besaß, mit der ein ganzer Planet zerstört werden konnte.

Welch faszinierender Gedanke. Ein wahrlich lustiges Spielzeug... ein tödliches Spielzeug noch dazu.

Die Pläne waren bei der Schlacht auf Geonosis erbeutet worden. Er hatte schockiert getan, obwohl er schon längst davon gewusst hatte. Der Senat hatte die Pläne sofort unter Verschluss genommen. Es galt die Öffentlichkeit zu beruhigen, denn die wäre sicher beunruhigt, wenn sie hören und sehen könnte, über welche technischen Meisterleistungen die Separatisten verfügen konnten. Und Unruhen jeglicher hat konnte weder der Senat, noch er als Oberster Kanzler, noch sein Alter-Ego Sidious gebrauchen. Das war nur hinderlich, zumal die Stimmung unter der Bevölkerung eh schon gelegentlich aufbrauste. Frustration und angst waren an der Tagesordnung, die anhaltenden Klonkriege zermürbten die Gemüter. Das hingegen war positiv für seine späteren Pläne.

Je unzufriedener die Bevölkerung war, desto leichter wäre es, einen Sturz der Regierung durch die Umstrukturierung eben dieser herbeizuführen. Er war sehr nah an der Verwirklichung seiner lang gehegten und ausgebauten, ausgeweiteten Pläne. Alles fügte sich nun langsam zusammen und ergab ein Bild, wie ein großes Puzzle.

Bald…bald…

Es war leicht, die Pläne zu kopieren und aus dem Gebäude zu schmuggeln. Er wurde nicht kontrolliert, nahm man doch an, dass er auf Seiten der Republik stünde…als Kanzler derselben. Er hatte schließlich die Berechtigung all diese Topsecret-Dateien einzusehen. Schon oft hatten diverse Berichte und Pläne in seiner Manteltasche diese Räumlichkeiten verlassen und waren so in die Hände der Sith gefallen. Es war so einfach…

Und auch diese Pläne waren beim ihm in guten Händen; so zumindest seine Meinung.

Ein Handlanger würde Lemelisk kontaktieren, sich mit ihm treffen, Konditionen aushandeln…und ihn selbstverständlich bedrohen. Lemelisk würde die Pläne weiter modifizieren, Berechnungen und Kostenvoranschläge erstellen. Die Finanzierung dieses Projektes war kein Problem. Er hatte über die Jahre aus diversen Quellen mehr als ausreichend Credits anhäufen können. Der Bau würde sofort beginnen können, wenn seine Pläne aufgegangen waren.

Es würde seine zweite Order sein.

Die erste Order, mit Namen Order 66, hatte er ganz speziellen Freunden gewidmet.