4. Kapitel

Colorado – Springs

Michaela hatte Daniel gesagt, dass sie nach Colorado - Springs fahren musste, weil sie endlich wissen wollte, was das alles zu bedeuten hatte.

Daniel verstand sie zwar nicht, wieso sie ausgerechnet dafür nach Colorado – Springs fahren musste, aber er ließ sie fahren.

„Pass gut auf dich auf und wenn was ist, also wenn du Hilfe brauchst, dann telegrafiere mir und ich werde so schnell es geht kommen", sagte Daniel am Bahnhof zu Michaela, drückte sie noch einmal fest an sich und gab ihr einen Kuss.

„Das mache ich auf jeden Fall. Ich liebe dich", sagte sie noch zum ihm und stieg in den Zug.

„Ich liebe dich auch."

Daniel winkte ihr zum Abschied.

Michaela setzte sich ein Abteil und nun wurde ihr sehr unwohl zu mute. Sie wusste nicht, was sie erwartet, wenn sie an den Ort geht, wo sie angeblich ihre Antworten finden würde.

Diese Reise dauerte eine Weile. Michaela schloss die Augen und schlief ein.

In ihrem Traum wurde sie von jemandem begleitet. Sie wusste aber nicht wer, denn sie kannte ihn nicht. Es war nicht der, der sie in ihren Träumen aufgesucht hatte. Er war viel Älter als der andere Mann.

Aber auch er kam auf Michaela zu.

Er lächelte sie an und sie lächelte zurück.

Wie geht's dir mein Kind?" fragte er.

Michaela schaute ihn an.

Kind? Mir geht's gut…Vater?" fragte Michaela nach.

Er nickte und drückte sie fest an sich.

Ich liebe dich mein Kind und ich weiß, dass du das Richtige tust."

Wie meinst du das?" fragte Michaela, doch das Bild verschwamm und auch ihr Vater wurde schwächer und war dann ganz weg.

Michaela streckte eine Hand nach ihm aus und urplötzlich liefen ihr Tränen die Wangen hinab.

Sie wurde wach und merkte, dass sie ihre Hand noch immer ausgestreckt hatte und ihr auch Tränen die Wangen hinab liefen.

„Vater", sagte sie leise, zog ihren Arm zurück und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Sie zog ihre Beine an und schaute aus dem Fenster. Weit und breit sah sie nur Prärie. Nichts als unberührte Landschaft.

Hier sollte sie ihre Antworten finden? Hier, wo nichts war?

Nach langer Zugfahrt, hielt der Zug endlich an.

Michaela ging vorsichtig zur Tür. Sie hatte Angst vor dem, was dahinter war, aber zurück? Nein, dass konnte sie nicht, sie wollte endlich wissen, was das Alles zu bedeuten hatte.

Die Tür öffnete sich und Michaela trat auf die erste Stufe und schaute hinaus.

Eine kleine Stadt lag vor ihren Füßen.

Sie stieg aus und ging zum Bahnhofshäuschen.

„Herzlich Willkommen in Colorado – Springs Ma´m", begrüßte sie ein Mann, der ihr zulächelte und den Hut kurz anhob.

Michaela lächelte zurück.

„Danke", sagte sie schüchtern und schaute sich um.

Sie ging ein wenig den Weg entlang.

Es kam ihr sehr bekannt vor, doch als sie sich umschaute, sah sie nichts, was sie an etwas erinnerte.

Ihr kamen ein paar Leute entgegen, aber kennen taten sie sich nicht.

„Ich weiß gar nicht was ich hier soll? Mich kennt hier sowieso keiner und hier soll ich meine Antworten finden?" fragte sie sich selbst und stellte sich mitten auf den Platz und blickte sich um.

Plötzlich entdeckte sie ein Platz, der ihr bekannt vorkam.

Sie ging auf ihn zu und nun schnürte sich ihr Magen zusammen.

Diesen Platz kannte sie, aus ihren Traum. Hier war der Mann, der um jemanden geweint hat.

Langsam und etwas ängstlich ging sie auf die Stelle zu, wo sie in ihrem Traum war.

Immer unwohler wurde ihr, als sie den kleinen Friedhof betrat.

Und da stand er, der Grabstein, den sie in ihrem Traum gesehen hatte.

Ihr wurde übel. Sie ging auf ihn zu und strich mit ihrer Hand über den Stein.

Sie fuhr die Buchstaben nach. Bei dem Vornamen musste sie schlucken, aber den Nachnamen kannte sie nicht.

„Sully? Hieß nicht so auch der Mann, den Dorothy meinte?" fragte sie sich nun selbst.

Sie saß noch eine Weile am Grabstein, bis sie plötzlich wieder diese wahnsinnigen Kopfschmerzen bekam.

Sie verkrampfte sich und stütze ihre Arme auf den Boden und wippte wegen den Schmerzen hin und her.

Wieder sah sie den Mann und er war ihr ganz nah, zu nah.

Er stand vor ihr und hatte Tränen in den Augen.

Er hob seine Hand und führte sie zu Michaelas Wange.

Ich habe dich so vermisst. Wo warst du? Ich brauche dich, ich liebe dich", sagte er zu ihr.

Michaela spürte seine weiche Hand auf ihrer Haut und nahm seinen Geruch wahr.

Ich kenne sie nicht, wer sind sie?" fragte sie leise, weil sie Angst hatte, die Person würde wieder verschwinden, ohne ihr zu sagen, wer sie war.

Der Mann lächelte. „Ich bin es, Sully, dein Mann, erkennst du mich nicht?" fragte er noch und nun war er verschwunden.

„Aua", sagte Michaela dann und öffnete wieder ihre Augen.

Ihr Herz raste wild und sie hatte ein Stechen in der linken Schläfe.

Sie stand vom Boden auf.

„Was war das denn?" fragte sie und blickte sich um. Nirgends war jemand zu sehen, keiner der nur im Entferntesten Michaela kannte.

Michaela ging zurück in die Stadt und suchte nach einem Zimmer, wo sie heute Nacht schlafen konnte.

Sie ging auf den Saloon zu.

Vorsichtig stieg sie die Holzstufen hinauf und blickte herein.

„Ich kenne das hier, nur woher?" fragte sie sich.

Ein Mann mit längeren blonden Haare stand am Tresen und schenkte jemanden gerade ein Drink ein.

„Hey Hank, ich möchte auch noch einen", rief ein Mann von einem der Tische und hielt sein Glas hoch.

Der Mann kam zu ihm.

„Nicht zuviel, sonst muss dich der Doc wieder beleben und er ist nicht im Entferntesten so gut, wie unsere…Gott hab sie selig…Michaela es war", sagte er und goss ihm noch ein Glas ein.

Michaela beobachtete noch eine Weile das Geschehen, doch dann wurde sie angerempelt und stürzte unsanft zu Boden.

„Es tut mir, haben sie sich weh getan, ich bringe sie zum Doc", sagte der Mann, nahm sie auf den Arm und trug sie fort.

Er brachte sie in ein Gebäude, was etwas außerhalb der Stadt war.

„Schnell Doc. Ich habe sie angerempelt und sie ist gestürzt, bekommen sie sie wieder hin?" fragte der nette Mann den Arzt.

„Legen sie sie hier drauf", sagte er und deutete auf eine Liege.

„Sagen sie mir Bescheid Dr. Brody, ob auch alles in Ordnung ist?"

„Das mache ich Mr. Lewis, warten sie draußen bitte."

Der Arzt untersuchte Michaela und sie ließ alles über sich ergehen.

„Also Ma´m…wie heißen sie überhaupt?" fragte er nun nach und blickte sie an.

„Wilder. Michaela Wilder", stellte sie sich vor.

„Also Mrs. Wilder…", er überlegte kurz. „Sind sie die Ärztin aus Denver?" fragte er nun.

Michaela schaute ihn verwundert an.

„Ja, die bin ich, wieso?"

„Ach nur so. Sie sind in Ordnung, sie können gehen", sagte er dann und lächelte.

„Ähm, ich habe eine Frage, kennen sie einen Byron Sully?" Michaela war die Frage sehr unangenehm, da sie nicht wusste, ob es den Mann auch wirklich noch gab.

„Ja klar kenne ich ihn. Er wohnt außerhalb der Stadt, hat sich aber seitdem Tod seiner Frau total zurückgezogen, er ist selten in der Stadt und wenn er in der Stadt ist, dann nur um Lebensmittel zu holen oder beim Grab seiner Frau zu sitzen", antwortete er und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl.

„Darf ich fragen, wie seine Frau gestorben ist?"

„Das weiß ich leider auch nicht, ich bin noch nicht lange hier. Seine Frau ist vor 2 Jahren gestorben und ich kam vor 1 Jahr her, weil sie einen Arzt brauchten. Seine Frau war nämlich die Ärztin hier in Colorado – Springs."

Michaela schrak zusammen. Sie war die Ärztin hier in Colorado - Springs?