5. Kapitel
Sully
Michaela verabschiedete sich von Dr. Brody und verließ darauf die Klinik.
Sie wusste nicht wirklich wohin sie sollte, doch ihre Füße trugen sie einfach davon. Sie lief und lief, aber nicht zurück in die Stadt, nein, sie lief quer durch den Wald.
Plötzlich stand sie an einer Wiese und vor ihr war ein wunderschöner Wasserfall.
„Das kenne ich", sagte sie und ging zu dem Wasserfall.
Sie ließ sich vor ihm nieder und steckte ihre Hand ins warme Wasser.
Es tat gut, dass Wasser zu spüren.
Dann sah sie einen Baumstamm, der ihr vertraut vorkam.
Sie lief zu ihm hin und fuhr ebenfalls mit ihrer Hand darüber.
Dann entdeckte sie etwas, was im Baum eingeritzt war
„Michaela Quinn & Byron Sully", war darauf eingeritzt.
„Michaela Quinn", sagte sie zu sich selbst.
Sie saß noch eine Weile dort, doch dann hörte sie ein rascheln.
Sie zuckte zusammen und in dem Moment kam ein Wolf auf sie zugelaufen.
Sie bekam Panik, weil sie nicht wusste, was nun passieren würde.
Sie kletterte auf den Stamm und hoffte, dass er an ihr vorbei lief.
„Wolf! Komm her, wir gehen nach Hause", sagte nun eine Männerstimme.
Sofort machte der Wolf kehrt und lief zurück.
Michaela fasste sich an ihr Herz, das vor Angst wie wild geschlagen hatte.
Nun ließ sie sich vom Stamm gleiten und saß nun im Gras.
„Wolf? Moment da war doch was."
Michaela öffnete ihre Tasche und holte die Schnitzerei heraus.
Sie erkannte den Wolfshund von eben wieder und schaute ihm hinterher.
„Das war Wolf."
Sie stand auf und machte sich auf den Weg, ihn noch einmal wieder zu finden, denn wo er ist, muss auch Sully sein.
Michaela schaute zu Boden und fand auch frische Fußspuren im Sand, denen sie folgte.
Es war ein langer Weg den er zurückgelegt hatte, aber Michaela kam der Weg sehr bekannt vor.
Sie folgte dem Weg und kam schließlich an einem Haus an.
Es war groß und sehr schön.
Draußen war eine große Koppel, wo einige Pferde standen und Hühner liefen auch herum.
Und da war er wieder, der Wolfshund von vorhin.
Als er sie sah, lief er erneut auf sie zu.
Michaela blieb ruhig und hoffte, dass er erneut zurück gerufen wurde, aber der Mann schien nicht da zu sein.
Also kniete sich Michaela zu ihm herunter, als sie sah, dass er mit dem Schwanz wedelte.
„Na? Du bist aber ein ganz lieber", sagte sie und fing an ihn zu kraulen.
Nun fing er an zu bellen und Michaela versuchte ihn zu beruhigen.
Doch sie schaffte es nicht und er bellte weiter.
Dann plötzlich kam ER.
„Wolf sei ruhig und…" er konnte nicht weiter sprechen, denn als er Michaela sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
Michaela stand auf und blickte ihn an.
„Es tut mir leid, dass ich so plötzlich hier bin, aber…ich wollte. Ach", sagte sie, drehte sich um und wollte gehen.
„Michaela?" fragte der Mann nun.
Michaela blieb stehen.
„Ja?"
„Bist du es wirklich oder bist nur ein Traum?" Der Mann kam auf die zu.
„Ich weiß nicht, was für eine Michaela sie suchen", sagte sie.
„Michaela? Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es Sully, dein Mann."
Dieser Satz kam Michaela sehr bekannt vor, genau denselben Satz, hatte sie in einer Vision gehört.
Sie sah die Tränen der Verzweiflung in seinen Augen und auch sie bekam Gänsehaut in seiner Nähe. Hier musste sie vorher gewohnt haben, hier musste sie zuhause gewesen sein, denn alles kam ihr so vertraut vor.
„Sully?" Nun kamen ihr wieder ein paar Erinnerungen, als sie ihn sah. Geistesblitze huschten ihr durchs Gedächtnis und sie wusste nun, dass sie hier richtig war.
Sully kam auf sie zu, sah sie an und nahm sie einfach in den Arm.
„Wo warst du die ganze Zeit? Wir haben gedacht du wärst tot. Ich habe dich so vermisst. Wo kommst du her?" fragte er sie und konnte sich die Tränen nicht mehr verkneifen.
Michaela hatte noch nie einen Mann gesehen der weint und da es ihr selber sehr Nahe ging, musste sie ebenfalls weinen.
Dann nahm Sully ihren Kopf zwischen seine Hände und küsste sie einfach.
Michaela erhob ihre Hände und wollte ihn wegdrücken, doch irgendwas löste dieser Kuss in ihr aus, dass sie es zuließ und ihre Hände sinken ließ.
Sie spürte seine weichen Lippen auf ihrem Mund und roch wieder den Geruch, der sie schon seit Tagen verfolgte.
„Ich liebe dich so sehr", sagte er und drückte sie wieder an sich, als er den Kuss beendet hatte.
„Ich kann mich nicht mehr erinnern", sagte sie schließlich.
Sully schaute sie nun etwas verwirrt an.
„Du kennst mich immer noch nicht?"
Michaela schüttelte schüchtern mit dem Kopf.
„Was ist nur mit dir passiert. Ich dachte du wärst im Brand umgekommen", sagte er zu ihr und nahm ihre Hände.
„Ein Brand? Wo war ein Brand?" fragte sie nach und blickte ihn nun entsetzt an.
„Du kannst dich wirklich an nichts mehr erinnern? Gut, dann komm mit rein und ich werde dir davon erzählen, wenn du möchtest."
Michaela nickte.
Sully nahm Michaela an die Hand und führte sie zur Veranda. Michaelas Herz schlug schneller als sie die Veranda betrat.
Als Sully dann auch noch die Tür öffnete und sie in das Hausinnere schauen konnte, klopfte es noch wilder.
„Geh schon rein", sagte Sully und schob sie in die Tür.
„Das kenne ich", sagte sie und schaute sich um.
Sully lächelte.
„Ich habe es in einem Traum gesehen. Der Sessel", sagte sie, ging rüber zu ihm und strich mit ihrer Hand drüber. „Der Kamin…alles kommt mir bekannt vor."
Michaela trat neben den Kamin und schaute von dort aus in den Raum hinein. Auf dem Tisch stand eine Kerze.
„Ich habe dich gesehen. Ich habe dich in meinem Traum gesehen. Du standest am Kamin, hast hineingeschaut und geweint. Du hast gesagt, dass du…dass du mich vermisst…dass du mich liebst…dass du weißt, dass ich lebe", sagte sie und eine Träne rollte ihr die Wangen herab.
„Du hast mir so Leid getan, ich wollte zu dir, dich trösten, aber immer, wenn ich dir zu nahe kam, warst du weg und ich bin wach geworden."
„Du hast mich in einem deiner Träume gesehen? Ich stand jeden Abend am Kamin und habe mit dir gesprochen. Habe nur eine Kerze brennen gehabt und habe mit dir gesprochen. Du hast mich gehört? Du warst ganz in meiner Nähe? Michaela? Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass du nicht tot bist."
Er ging auf sie zu.
„Ich habe dich am Grab gesehen. Du hast gebetet und mich angesehen. Du hast mich in meinem Träumen gesehen und mit mir gesprochen. Ich wusste bis jetzt nicht, dass es dich wirklich gibt. Zuerst habe ich gedacht, dass ich wirklich nur verrückte Träume habe, aber dann habe ich…dann habe ich diese Schnitzerei gefunden", sagte sie und holte den Wolf erneut aus ihrer Tasche und zeigte sie Sully.
„Woher hast du sie?" Sully nahm ihr die Schnitzerei aus der Hand.
„Ich habe sie bei Mr. Smith im Laden gefunden."
Sully schaute sie an.
„In Denver", sagte sie weiter. „Ich habe sie gesehen und die Initialen gesehen. Ich wusste, dass es etwas mit meiner Vergangenheit zu tun haben muss. Und als ich dann auch noch die Frau, also Dorothy getroffen habe und sie mir sagte, dass ich meine Antworten hier in Colorado – Springs finde, habe ich mich auf dem Weg gemacht und bin her gekommen. Ich habe nichts erkannt und auch mich hat keiner erkannt. Wer mir nur irgendwer bekannt vorkam, war der Mann im Saloon, der hat auch von mir gesprochen gehabt, soweit ich mich erinnern kann."
Sie machte eine kurze Pause und musste sich setzen.
Sully setzte sich zu ihr, denn er wollte mehr erfahren, er wollte wissen, wie es ihr in den letzten 2 Jahren ergangen war.
