7. Kapitel
Aufklärung
„Du hast richtig gehört. Ich bin verheiratet. Seit 1 Jahr, ich heiße Michaela Wilder", antwortete sie.
Sully stand vom Bett auf, der Satz hatte ihm ein Stich versetzt.
„Bist du glücklich mit ihm?" fragte er nun.
„Ich glaube ja."
„Du glaubst ja? Was denn nun? Ja oder nein?"
„Ja", sagte sie nun schüchtern.
Sully konnte nicht glauben, was Michaela ihm da gerade erzählt.
„Wieso hast du mich vorhin geküsst? Macht dir das Spaß mir weh zu tun?" fragte er sie nun und wurde sauer.
„Wieso wehtun? Ich habe doch nichts gemacht", wehrte sie sich.
„Nichts gemacht? Du kamst hier her und hast so getan, als ob alles in Ordnung wäre, küsst mich und erzählst mir dann, dass du verheiratet bist? Es wäre besser gewesen, wenn du erst gar nicht hier her gekommen wärst", sagte er nun und verließ das Schlafzimmer.
Michaela saß perplex auf dem Bett und schaute zur Tür, die nun offen stand. Dann hörte sie, wie eine Tür zugeschlagen wurde und nun war alles ruhig.
Sully lief in die Scheune und weinte. Noch nie hatte ihm jemand so wehgetan, wie Michaela gerade.
Michaela ging auch runter und schaute nach Sully, doch im Haus war er nirgends zu finden.
Sie öffnete die Haustür und entdeckte, dass die Scheunentür offen stand. Sie lief rüber und blieb in der Tür stehen.
Sie sah Sully, wie er auf dem Boden kniete und weinte.
„Wo ist meine Michaela hin, die ich kennen und lieben gelernt habe?" fragte er sich und schniefte.
„Hier, hier ist die Michaela, die du kennen und lieben gelernt hast", antwortete Michaela, trat in die Scheune und schaute ihn an.
Sie hatte ihr Haarband gelöst, sodass nun ihre hüftlangen Locken sich auf ihrem Rücken kringelten.
Sully fuhr erschrocken herum.
„Du bist nicht die Michaela", sagte er noch immer boshaft.
Michaela ging auf ihn zu und da er noch immer auf dem Boden kniete, ging sein Kopf ihr gerade mal zum Bauchnabel.
„Sully, ich weiß das du verletzt bist, aber ich kann nichts dafür. Ich wusste nicht wer ich war. Du hast mir gezeigt wer ich bin und wo ich hin gehöre. Bitte stoss mich nicht weg. Zeig mir mehr von deiner…von unserer Welt." Sie legte ihre Hände um seinen Kopf und hob ihn an.
Sie sah die Tränen in seinen Augen und wischte sie ihm weg.
„Wieso willst du mehr von unserer Welt sehen? Dein Herz gehört jemand anderes."
„Wenn mein Herz wirklich nach Denver gehören würde, wäre ich nicht hier…hier bei dir und würde dies tun", sagte sie sanft, beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen leichten Kuss.
Michaela schmeckte das salzige seiner Tränen.
Sully konnte sich nicht wehren, zu sehr hatte er sich danach gesehnt. Er liebte diese Frau, wie konnte er sie von sich stoßen? Wegen dieser Frau, ist er damals in Colorado – Springs geblieben und wegen ihr, hätte er alles aufgegeben.
„Ich liebe dich so sehr Michaela", sagte er und drückte sie runter ins Heu.
Michaela blickte ihn an. Nun wo sie in seinen Armen lag, fühlte sie sich geborgen, sie fühlte die Wärme die er ausstrahlte, sie fühlte, wie ihr Herz in seiner Gegenwart Luftsprünge machte. Sie wollte nur noch ihn, sie wollte in seinen Armen liegen, die Welt um sich herum vergessen und nur noch in seine Augen schauen. Sie wollte in seiner Welt leben, nicht in Denver, wo sie sich nie wie Zuhause gefühlt hatte. Sie kam sich immer fremd vor in der Stadt, doch als sie nach Colorado kam, war alles anders. Hier fühlte sie, dass sie her gehörte.
Michaela bekam Bauchkribbeln, als Sully sie wieder anfing zu küssen. Die Küssen waren so vertraut, so leidenschaftlich. Soweit sie sich zurück erinnern kann, hatte sie nie ein Mann so leidenschaftlich geküsst, wie Sully.
Sie fuhr mit ihrer Hand durch sein welliges Haar und plötzlich war alles wie früher.
Ihr kamen die schönen Stunden wieder in den Sinn. Sie dachte nicht mehr an Denver, nicht mehr an Daniel, sondern hatte nur noch Gedanken für Sully, für den Mann, den sie liebte und von dem sie soviel Zärtlichkeit bekam, wie schon lange nicht mehr.
„Ich liebe dich auch", sagte Michaela.
„Bist du dir sicher?" fragte Sully und blickte ihr tief in die Augen.
„Ja, ich bin mir sicher, sehr sogar."
Da Michaela ihm die ganze Zeit in die Augen geschaut hatte, als sie das sagte, war er sich sicher, dass sie es ehrlich meinte.
„Du machst mich zum glücklichsten Mann auf der Welt", sagte Sully, küsste sie wieder und fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar.
„Und du machst mich glücklich, weil ich nun endlich weiß, wohin ich gehöre."
Sie wälzten sich im Heu und küssten sich immer wieder, aber sie schliefen nicht miteinander, weil sie erstmal froh waren, dass sie sich wieder hatten.
Sie schliefen auch probt in der Scheune ein.
Am nächsten Morgen wurde Michaela sehr früh wach. Sie erschrak zuerst, weil sie nicht wusste, wo sie war, doch als sie Sully neben sich liegen sah, wusste sie wieder wo sie sich befand und kuschelte sich an ihn heran.
„Pa? Pa? Wo bist du?" rief jemand.
Michaela horchte auf.
„Sully", sagte Michaela und rüttelte an ihm.
Sully wurde wach.
„Was ist denn?"
„Da ruft jemand", sagte sie und horchte erneut.
„Pa? Wo bist du denn?"
Sully sprang auf.
„Es ist Katie. Was macht sie denn hier? Sie sollte doch bei Matthew sein. Warte du hier, ich bin sofort wieder da", sagte er und lief aus der Scheune.
Michaela stand ebenfalls auf, weil sie Katie sehen wollte.
„Hier bin ich mein Schatz. Was machst du denn schon wieder hier? Du solltest doch bei Matthew sein", sagte Sully und nahm seine Tochter auf den Arm.
„Ja eigentlich schon, aber Matthew braucht deine Hilfe und da sollte ich dich holen. Was hast du denn in der Scheune gemacht?" fragte sie nun und schaute ihren Pa fragend an.
Als Sully mit Katie sprach, hatte Michaela sich hinter die Tür gestellt du schaute zwischen den Lücken zu ihm und Katie.
Michaela hatte Tränen in den Augen, als sie Katie sah. Plötzlich bekam Michaela wieder ihre Kopfschmerzen und ließ sich auf den Boden sinken.
Sie sah jemanden im Wald. 2 Personen, die eine saß an einem Baum und die andere saß vor ihr.
Sie erkannte Sully, aber wer war die andere Person?
„Michaela bitte, lass los", sagte Sully und nun wusste Michaela, wer die andere Person war, sie selbst.
Michaela ging dichter an die beiden heran und erkannte, dass sie in den Wehen lag. Dann war es verwirrend und als sie dann wieder klarer sah, sah sie Byron, der ein Baby auf dem Arm hatte.
„Es ist ein Mädchen", sagte er.
Nun verschwamm das Bild wieder und Michaela kam wieder zu sich.
Nun weinte sie, aber leise, sodass Sully und Katie sie nicht hörten.
„Ich komme gleich mit dir, aber erst muss ich noch mal in die Scheune, gehst du schon mal ins Haus, ich bin sofort da, ok?"
Sully ließ seine Tochter runter und sie rannte ins Haus.
Dann kam Sully zurück in die Scheune und fand Michaela auf dem Boden vor und wie sie weinte.
„Hey, Schatz. Alles in Ordnung?" fragte er nach und kniete sich zu ihr herunter.
„Sully. Ich habe Katies Geburt gesehen. Sie fehlt mir so", sagte sie und fiel ihm um den Hals.
„Scht, beruhige dich. Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee wäre, wenn ich Katie sage, dass du hier bist. Sie hat dich auch total vermisst. Sie weint heute noch öfters im Schlaf. Ach Michaela, wir müssen es den Kindern langsam beibringen, dass du gar nicht tot bist."
„Wo sind Brian und Colleen?" fragte Michaela nach.
„Colleen ist mit ihrem Mann Andrew in Boston und besuchen Brian. Er ist in Boston bei der großen Zeitung, also beim Globe. Und Matthew ist hier, na ja und Katie", erklärte er ihr.
Sully und Michaela hatten so intensiv gesprochen, dass sie nicht mitbekamen, dass Katie auf den Weg in die Scheune war.
„Pa?" fragte sie, als sie die Tür aufmachte.
Sully und Michaela schraken zusammen.
Aber so schnell die Tür auf ging, so schnell konnten sie gar nicht reagieren und schon stand Katie in der Scheune und starrte auf ihren Pa und Michaela.
„Katie. Du solltest doch im Haus auf mich warten", sagte Sully und stand vom Boden auf.
Doch Katie reagierte gar nicht auf ihren Pa, sonder starrte noch immer auf Michaela.
„Ma?" fragte sie und rieb sich die Augen.
Michaela stand ebenfalls auf.
„Katie?"
Michaela wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte. Ihre Gefühle waren so durcheinander geworfen, dass sie nichts sagen konnte.
Sully kniete sich zu Katie herunter.
„Ja Katie, dass ist deine Ma, sie ist nicht tot. Sie lebt."
Katie bekam Tränen in den Augen.
Sie ging auf Michaela zu, hob ihre Arme und boxte ihr in den Bauch.
„Wo warst du solange? Wieso hast du uns im Glauben gelassen, dass du tot bist. Ich habe dich so vermisst. Wieso bist du wieder hier?" Somit lief sie aus der Scheune zurück ins Haus.
Michaela schaute Sully an und hielt dich den Bauch, wo soeben Katie reingeboxt hatte.
„Ich geh zu ihr, warte hier."
Sully lief Katie nach, die sich in ihr Zimmer aufs Bett geworfen hatte und weinte.
„Katie, Schatz. Beruhige dich wieder." Sully strich ihrer Tochter über den Rücken.
Katie schluchzte.
„Pa?"
„Ja? Was ist mein Engel?"
„Woher kam sie plötzlich?"
„Wenn du mit runter kommst, dann hole ich deine Mutter und sie wird dir alles erklären", antwortete Byron und blickte Katie an.
Katie wischte sich ihre Tränen aus den Augen.
Sie fiel ihrem Pa in die Arme. „Okay, ich komme mit runter."
Sully nahm sie auf den Arm und ging mit ihr runter ins Erdgeschoss.
„Warte hier und ich hole Ma."
Katie nickte.
Kaum hatte Sully die Veranda betreten fuhr ein Wagen in den Hof.
„Pa? Pa?" Es waren Colleen, Andrew, Brian und Matthew.
Sully freute sich und blieb auf der Veranda stehen.
Matthew hielt den Wagen an.
Sully half seiner großen Tochter vom Wagen, die ihm gleich vor Freunde um den Hals fiel.
„Ich freu mich ja so, dich zu sehen", lächelte Colleen und drückte ihren Vater einen Kuss auf die Wange.
Nachdem sie sich alle begrüßt hatten, schaute Colleen ihren Pa an.
„Wie geht es Katie? Weint sie immer noch jeden Abend?"
Sully nickte.
„Ja, sie ist drin. Geht ihr schon mal rein? Ich komme sofort nach."
Die 4 nickten und gingen zu Katie ins Haus, die sich natürlich riesig freute und total vergaß wieso sie eben geweint hatte.
Sully ging in die Scheune, wo Michaela schon wartete.
„Nun sind alle hier. Und Katie will dich sehen, du sollst ihr erzählen, wieso du solange weg warst", erklärte Sully.
Michaela schluckte.
„Ok, ich komme mit."
Sully nahm sie an die Hand und ging mit ihr rüber zum Haus.
Als Byron die Tür öffnete schauten alle hin.
Doch als Michaela hinter Sully her kam, war es still.
Jedoch Colleen fing sich wieder.
„Ma?"
Michaela schaute sich um und sah die Kinder.
Sie nickte.
Colleen fing an zu grinsen, lief auf sie zu und nahm sie in die Arme.
Michaela konnte ihre Gefühlswelt nicht länger unter Kontrolle halten und musste weinen.
Sie drückte Colleen ganz fest an sich.
„Wir haben dich so vermisst, wo warst du? Wir dachten du wärst tot. Was hast du die ganzen 2 Jahre gemacht?"
Colleen bombardierte Michaela mit Fragen zu.
„Ich ähm…"
„Nun lass sich deine Ma doch erstmal hinsetzen, sie wird es euch erklären, so wie sie es mir erklärt hat", sagte Sully.
Brian, der noch immer mit offenem Mund da stand, ging nun auf Michaela zu und nahm sie ebenfalls in den Arm.
Normalerweise hatte Brian schon lange nicht mehr geweint, aber nun konnte auch er seine Gefühle nicht mehr halten und weinte ebenfalls.
„Ich habe dich so vermisst", sagte er leise.
Nachdem auch Brian sich von Michaela gelöst hatte, konnte sie sich nun endlich in den Sessel setzen und den Kindern alles erzählen, was sie auch schon Sully erzählt hatte.
Michaela erzählte erstmal nicht soviel, da die Kinder noch sehr überwältigt waren, dass sie wieder da waren.
