5. Kapitel
Der Brief
Nachdem Sully gefahren war, war Michaela zwar sehr traurig darüber, aber sie hoffte jeden Tag, dass er wieder kam.
Joseph lenkte seine Tochter auch so gut es ging ab, damit sie nicht wieder in die Traurigkeit fiel.
Als sie am Abend nach Hause kam, war sie total erledigt und wollte eigentlich nur noch in ihr Bett.
„Miss. Quinn?" fragte nun Martha das Hausmädchen und schaute sie an.
„Ja, was ist Martha?"
„Der Brief wurde heute für sie abgegeben", sagte sie und hielt ihr einen Umschlag hin.
„Ich danke dir. Wenn Mutter fragt, wo ich bin, sag ihr, ich habe mich hingelegt."
Michaela raffte ihre Röcke und stieg in den ersten Stock.
Sie ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Sie schloss die Augen und nun kam ihre Traurigkeit erneut wieder hoch. Michaela begann an zu weinen.
Sie ging zu ihrer Kommode, setzte sich davor und betrachtete sich im Spiegel.
Sie zupfte wieder ihre Haarnadeln aus dem Haar, lockerte sie auf und zog sich um.
Michaela hatte total den Brief vergessen. Es fiel ihr erst wieder ein, als sie in ihr Bett gehen wollte.
Die Handschrift kannte sie nicht, aber als sie den Stempel auf dem Umschlag sah, machte ihr Herz Luftsprünge.
Sie riss den Umschlag auf und hielt ihn an ihr Herz.
Dann faltete sie denn Brief auf und las ihn:
Liebe Michaela,
es tut mir leid, dass ich so schnell abreisen musste. Die Zeit mit dir war wunderschön und ich wünsche mir mehr Zeit mit dir. Leider habe ich im Moment nicht die Möglichkeit zu dir zu kommen, aber sobald ich es kann, sitze ich schon im Zug zu der Frau meines Herzens.
Bitte vergiss mich nicht. Ich liebe dich über alles.
Dein Sully
P.S.: Tausend Küsse für dich!
Michaela bekam Tränen der Freude in die Augen. Sie setzte sich an ihren Tisch und beantwortete sofort den Brief, damit sie ihn morgen im Postamt abgeben konnte:
Lieber Sully,
freut mich sehr, dass du mir geschrieben hast. Ich fand die Zeit mit dir auch wundervoll. Und wenn ich könnte, würde ich sofort zu dir kommen, aber im Moment ist viel zu tun und ich kann Vater nicht alleine lassen.
Ich werde dich nicht vergessen, dafür bist du mir einfach zu Wichtig. Ich liebe dich auch.
Deine Michaela
P.S.: Tausend Küsse zurück!
Sie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Briefumschlag und klebte ihn zu.
Dann legte sie sich in ihr Bett und schlief.
Mitten in der Nacht wurde sie wach, weil sie nichts gegessen hatte und Hunger verspürte. Leise schlich sie sich auf den Flur und runter in die Küche. Martha bewahrte immer das Essen vom Abend im Kühlschrank auf und da fand sie es auch.
Als sie etwas gegessen hatte, legte sie sich wieder in ihr Bett und schlief weiter.
4 tage, nachdem sie den Brief an Sully abgeschickt hatte, bekam sie erneut eine Antwort, aber diesmal ein Telegramm.
„Miss. Quinn? Ein Telegramm für sie."
Michaela nahm es an und las es durch. Das was in dem Telegramm drin stand, erfreute sie sehr, sodass sie sogar Martha freudig um den Hals fiel.
„Daddy! Daddy!" Michaela lief ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
„Was ist denn mein Kind?" fragte er sie nun und sah das Lächeln in ihrem Gesicht.
„Lies mal", sagte sie und hielt ihm das Telegramm hin.
Joseph nahm das Telegramm entgegen und las es durch.
Plötzlich wurde er blass.
„Vater? Was ist mit dir?" fragte sie nach
Er legte das Telegramm zur Seite und schaute sie an.
„Darüber muss ich erst mit deiner Mutter sprechen."
„Sie soll was?" fragte Elisabeth ihren Mann und war ganz außer sich.
„Du hast richtig gehört."
„Ich will aber nicht, dass sie dorthin geht. Wer weiß, was da für Leute wohnen. Nein Joseph, ich lass es nicht zu, dass sie nach Colorado – Springs zieht."
Michaela bekam das Gespräch mit und ging nun hin.
„Aber Mutter, sie brauchen einen Arzt."
„Michaela, es gibt genug andere Ärzte, wieso musst ausgerechnet du in den Westen gehen?" fragte nun Elisabeth und sah ihre Tochter fest an.
„Weil ich Sully liebe und ich für ihn, bis ans Ende der Welt gehen würde", sagte sie nun.
„Sully? Was ist das denn für ein Name? Das ist bestimmt auch einer von den Wilden dort. Ich möchte nicht, dass du dort hin gehst. Keine weitere Diskussion."
Michaela war wütend. „Ich gehe, egal ob du es willst oder nicht", sagte Michaela fest und stapfte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie suchte all ihre Sachen zusammen und packte ihre Koffer.
Sie nahm das Bild, was immer auf ihrem Nachttisch stand und legte es ganz oben auf die Sachen, in den Koffer.
Es klopfte an ihre Tür.
„Ja?"
Die Tür öffnete sich und ihr Vater kam in ihr Zimmer.
Er sah die Koffer und schloss die Tür.
„Willst du wirklich?" fragte er nun sanft und schaute seine Tochter an.
Michaela nickte.
„Ja Vater, sie brauchen dringend einen Arzt und ich will…ich will bei Sully sein. Verstehst du mich?"
„Wenn du mir eins versprichst?"
„Ich verspreche dir alles."
„Du musst mich besuchen, wenn du in Colorado – Springs bist. Und Sully musst du auch mitbringen."
Michaela war so glücklich und fiel ihrem Dad erfreut um den Hals.
„Das werde ich auf jeden Fall. Ich liebe dich", sagte sie noch und wischte sich dann ihre Tränen aus den Augen.
„Was ist mit Mutter?"
„Sie wird sich schon beruhigen. Ich will doch nur eins…dass du glücklich bist."
„Das will ich auch."
Nun begann für Michaela ein neues Leben, sie wagte den Schritt in den Westen, was alles auf sie zukommt, werdet ihr noch alles erfahren.
