Kapitel 29
August 1994
Alison Snape spazierte am Ufer des Sees entlang und lächelte als sie das quietschfidele Lachen ihrer Tochter hörte, dass zu ihr herüberhallte. Hermione, Ginny, Ron und Neville hatten von irgendwoher ein kleines Boot aufgetrieben und Lizzie, Jamie und die kleine Meggie, Emilys und Remus' Tochter, hatten offensichtlich darauf bestanden auch mitzukommen.
Den Kindern zuwinkend, schlenderte sie weiter. Es war in solchen Augenblicken wie diesen, wo sie genug Muße hatte ihre Gedanken wandern zu lassen, in denen sie Severus mit quälender Intensität vermisste. Nicht zu wissen, ob er noch am Leben war oder nicht, war kaum zu ertragen, wie auch ihre eigene Hilflosigkeit. Wegen Lizzie nahm sie sich zusammen, aber Charlotte und Emily konnte sie nicht täuschen. Seit die Morde im Archiv passiert waren und Harry, Caro und Draco geflüchtet waren, war auch Charlottes Vertrauen in Albus' Fähigkeiten erschüttert. Alison war immer noch voller Zorn, wenn sie daran dachte, dass Severus nur auf Albus' Betreiben in das Hauptquartier des Dunklen Lords zurückgekehrt war.
Nach Alisons Meinung trug allein Albus die Schuld für Severus Unglück. Was Harry und seine Freunde betraf, neigte sie dazu Charlottes Zweifel für gerechtfertigt zu halten. Sie wusste, dass Charlotte mehrmals versucht hatte, Harry zu schreiben, aber die Eulen hatten jeden Brief zurückgebracht. Die Kinder schienen wie vom Erdboden verschluckt. Alison ließ ihren Blick umherschweifen und ihr stockte der Atem. Außerhalb der Schutzbanne, die Hogwarts umgaben, war ein Mann, in Lumpen gekleidet, auf die Knie gesunken. Schwarzes langes Haar fiel ihm in die Stirn. Die Gewissheit, dass es Severus war, traf sie mit plötzlicher Wucht. Und Alison begann zu laufen.
Hermione saß in der hintersten Ecke des kleinen Bootes und klammerte sich erschreckt an die Bootseiten, als es für einen Moment heftig schaukelte. Der Grund dafür waren Jamie und Lizzie, die sich mit Ron um die Ruder stritten. Ron setzte sich jedoch durch und drohte den Kleinen, dass sie, sollten sie nicht augenblicklich stillsitzen, sofort ans Ufer gebracht werden würden. Das hatte den gewünschten Effekt und Hermione konnte sich wieder entspannt zurücklehnen.
Sie lächelte Ginny zu, die ihr gegenübersaß und die fünfjährige Meggie in den Armen hielt. Doch Ginny war in der Betrachtung ihres Armbands versunken, dass wie Schnee in der Sonne glitzerte. Ihre Freundin hatte ihr nie erzählt, woher sie es hatte oder den strahlend glitzernden Ring, den sie vor wenigen Monaten erhalten hatte.
Hermione seufzte traurig. Ihr Verhältnis war längst nicht mehr so eng wie früher und Hermione wusste noch nicht einmal den Grund dafür. Seit dem einen Tag, war jedoch nichts mehr, wie es einmal war. Wären Harry, Caro und Draco doch nie hier aufgetaucht, dachte sie bitter. Sirius war so glücklich gewesen seinen Patensohn wieder gefunden zu haben und Hermione wusste, dass sie eifersüchtig gewesen war und dann auch noch entdecken zu müssen, dass Carolinas Vater ihren Papa umgebracht hatte, hätte wohl jeden dazu gebracht sich zu wünschen, sie würden wieder verschwinden. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen, aber die Folgen waren furchtbar gewesen. Ginnys Bruder war getötet worden, wie auch der andere Zauberer und die Geschehnisse hatten Sirius schwer getroffen. Er hatte sich verändert und auch Charlotte war unglücklich. Nur wegen Harry, dachte sie wütend.
„Hermione, ich habe Hunger!"
Jamies Stimme riss sie sie aus ihren Gedanken und Hermione sah auf. Da sich auch Lizzie zu Wort meldete und ebenfalls sagte, dass sie hungrig sei, brachten Ron und Neville das Boot zum Ufer zurück und machten sich auf zum Schloss zurückzugehen. Als sie die Große Halle von Hogwarts erreichten, sahen sie am anderen Ende den Schulleiter und einige Ordensmitglieder dicht zusammenstehen und heftig diskutieren. Fred und George eilten zu ihnen herüber und kamen kurz vor ihnen zum Stehen.
„ Wir haben es gerade erfahren. Ihr werdet es nicht glauben. Aber Snape ist zurückgekehrt!", teilte Fred ihnen aufgeregt mit.
Hermione umklammerte Jamies Hand und wusste selbst nicht warum, aber für einen Moment erfasste sie Angst.
Obwohl der Orden noch versucht hatte Severus' unerwartete Rückkehr geheim zu halten, wusste bald das ganze Schloss davon. Als Hermione mit Jamie zu Sirius' und Charlottes Gemächer zurückkehrte und Charlotte bald darauf kam um Jamie ins Bett zu bringen, erfuhr Hermione, was für einen Aufruhr Snapes Rückkehr verursacht hatte.
„Die Hälfte der Ordensmitglieder meint, dass es eine Falle ist und verlangt, dass Severus so schnell wie möglich das Schloss verlässt.", sagte Charlotte kopfschüttelnd, nachdem sie Jamie einen Gutenachtkuss gegeben hatte und seine Tür geschlossen hatte.
„Und wenn es das ist?", fragte Hermione, die am Tisch sitzend, an ihrem Kürbissaft nippte.
„ Nein, Severus steht nicht unter dem Imperius-Fluch, Hermione. Noch wurde Vielsaft Trank benutzt. Albus hat es überprüft. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Hermione, es wird nichts geschehen."
Hermione nickte nicht gerade überzeugt.
„ Wie konnte er denn fliehen?"
Charlotte runzelte die Stirn.
„ Ich weiß es nicht, Hermione. Eigentlich wissen wir noch gar nichts. Er ist nicht gerade in einer guten körperlichen Verfassung, was ja nicht verwunderlich ist. Jedenfalls hat Albus verboten, Severus vorerst zu befragen. In einigen Tagen werden wir sicherlich mehr wissen."
Nachdem Charlotte wieder gegangen war, stand Hermione auf und ging zu einem der Fenster. Hinaussehend, sagte sie sich, dass es keinen Grund dafür gab, aber warum hatte sie dann dieses seltsame Gefühl einer dunklen Vorahnung?
Als Severus mit den beiden Kindern, dessen Hände er festhielt immer schneller auf die sacht schimmernde Wand der Schutzzauber zu lief, erhob sich Sirius halb aus seinem Stuhl. Auch Alisons Blick war auf Severus und Lizzie und Jamie gerichtet, während das Gefühl einer irrationalen Angst und Bedrohung immer weiter zunahm. Sie erstarrte, in dem Augenblick, in dem Severus die Schutzzauber passierte und plötzlich mehrere schwarz gekleidete Gestalten, wie aus dem Nichts auftauchten und Severus und die Kinder umringten.
„Jamie!" brüllte Sirius und rannte los. Er war jedoch nicht weit gekommen, als Severus, die Kinder und die Todesser verschwanden. Alison blinzelte. Es war so schnell passiert, dass sich erst jetzt die Zauberer und Hexen, die es sich auf bunten Decken auf dem Rasen gemütlich gemacht hatten, erhoben und ihre Zauberstäbe ergriffen.
Alison stand ebenfalls auf, drehte sich langsam herum und begann zu gehen. Sie erreichte ihren Baum gegen dessen Stamm gelehnt sie Jahre zuvor um ihr ungeborenes Kind geweint hatte. Sie glitt zu Boden. Ihr Innerstes war wie erstarrt. Keine einzige Träne wollte über ihre Wange rinnen. Sie war so glücklich gewesen, als Severus wie durch ein Wunder vor einigen Tagen zurückgekehrt war.
Des Nachts hatte sie wach gelegen und Severus betrachtet, während sie das Wunder immer noch nicht glauben konnte, dass ihr Severus zurückgebracht hatte. Auch wenn er sich völlig verändert hatte. Seine Kälte, sein verändertes Wesen hatte sie darauf zurück geführt, dass er in der Zeit, in der er Voldemorts Gefangener gewesen war, Folter und unbeschreibliche Qualen erlitten haben musste. Sie hatte seine Veränderungen verdrängt, hatte sie nicht wahrnehmen wollen und hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass er eines Tages sein altes Ich wieder finden würde und sie wieder die glückliche Familie sein würden, die sie vor seinem Verschwinden gewesen waren. Selbst zu Lizzie, die dem Fremden eher ängstlich entgegengetreten war, hatte er sich kühl verhalten.
Es hatte sie geschmerzt, doch nun brach ihre Welt erneut zusammen. Wissend, dass der Mann, der zurückgekehrt war, nicht ihr Severus gewesen war. Severus hätte niemals seine Tochter entführt, dass wusste sie. Voldemort, dachte sie. Immer wieder war es Voldemort, der ihr Leben zerstörte. Was hatte er nur getan? Was hatte er Severus angetan?
Sie hätte misstrauischer sein müssen. Sie hätte…ja was denn? Alison spürte, wie das Entsetzen und bodenlose Angst sie packte. Sie bekam keine Luft mehr. ‚Lizzie!', schrie sie lautlos. Was bezweckte Voldemort nur mit der Entführung zweier kleiner Kinder?
Sobald Charlotte erfahren hatte, dass Jamie und Lizzie von Todessern entführt worden waren, mühte sie sich mit aller Kraft nicht die Fassung zu verlieren. In Kürze würde eine Ordensversammlung stattfinden, doch Charlotte wusste, dass der Orden keine Möglichkeit hatte, Jamie und Lizzie zu Hilfe zu eilen. Sirius stand mit starrem Gesicht am Fenster. Sie wollte zu ihm gehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst.
Sie dachte daran, wie sie Hermione vor wenigen Tagen gesagt hatte, dass sie sich keine Sorgen machen müsste. Wie recht doch diejenigen gehabt hatten, die gefordert hatten, Severus umgehend aus dem Schloss zu verbannen. Was sollten sie jetzt bloß tun? Ihr Kind, ihr einziges Kind befand sich in den Händen Voldemorts und sie konnte nicht das Geringste tun um Jamie zu retten. Verzweifelt grub sie ihre Nägel so tief in ihre Handflächen, dass Blut hervorquoll. Charlotte nahm es nicht einmal wahr, auch nicht Emilys Arm, der um ihre Schultern lag. Sie sah Jamie vor sich, das kleine Baby, das in ihren Armen schlief, das kleine Wesen, das mit unbeholfenen Schritten versucht hatte Gehen zu lernen und sie sah Jamie, der lachend auf seinem Besen saß. Eine nie gekannte Angst überkam sie und schnürte ihr die Kehle zu.
Unvermittelt wurde die Tür aufgerissen und Hermione und Ginny stürmten herein.
„ Charlotte, es gibt vielleicht einen Weg, wie wir Jamie und Lizzie befreien können.", sprudelte Hermione atemlos hervor. Ginny trat vor und sagte:
„ Letzten Oktober wurde Charlie – mein Bruder – von Todessern gefangen genommen. Sie folterten ihn und hätten ihn ungebracht, wenn nicht Harry aufgetaucht wäre. Harry hat ihm das Leben gerettet. Harry würde uns bestimmt helfen. Er kennt bestimmt einen Weg, wie wir in das Hauptquartier hineinkommen können!"
Sirius wirbelte herum. Seine Gesichtszüge waren verzerrt:
„ Harry ist ein Todesser! Er hat Farle umgebracht und deinen Bruder. Hast du das vergessen?"
Ginny schüttelte den Kopf.
„ Wenn er einer wäre, hätte er Charlie nicht das Leben gerettet. Außerdem hat er mir damals erzählt, sie seinen geflüchtet, weil sie nicht lernen wollten, wie man tötet. Und was Mr Farle und Bill betrifft, vielleicht hat es Caro getan oder Draco. Oder es ist etwas passiert, von dem wir keine Ahnung haben! Woher wollen Sie wissen, dass es Harry war?", gab Ginny aufgebracht zurück.
„Draco kann es nicht gewesen sein. Er hat zu diesem Zeitpunkt bei mir nachsitzen müssen.", warf Remus ein.
„Dann eben Caro.", sagte Ginny und zuckte die Achseln.
Hermione blickte nachdenklich auf: Sie hatte es nicht glauben wollen, als Ginny zu ihr gekommen war und ihr erzählt hatte, dass sie nie an Harrys Schuld geglaubt hatte und dass er es gewesen war, der ihr das Armband und den Ring geschenkt hatte, wie auch, dass Charlie ihm sein Leben verdankte. Während sie Ginny zuhörte, hatte sie auch begriffen, warum Ginny ihr nie davon erzählt hatte. Sie hatte nie einen Hehl ais ihrer Abneigung gegen Harry und seine Freunden gemacht und erst als sie verstanden hatte, dass Ginny Harry liebte, hatte sie begriffen, wie sehr sie Ginny unwissentlich verletzt hatte.
Auch musste sie zugeben, dass Ginnys Argumente nicht gänzlich von der Hand zu weisen waren. Außerdem, dachte sie, wenn auch nur eine kleine Chance besteht, dass sie so Jamie retten konnte, würde sie ihren Gedanken nicht verschwiegen.
„Vielleicht haben sie auch gar nicht für den Dunkeln Lord spioniert. Vielleicht wollten sie einfach nur herausfinden, wer Caros Vater getötet hat.", sagte sie leise.
Sirius und Remus starrten sie verdutzt an, während Ginny sich die Hand gegen die Stirn schlug.
"Natürlich, sie müssen danach gesucht haben!", rief Ginny aus.
„ Wonach?", fragte Remus scharf.
„Caros Vater wurde vom Phönixorden umgebracht. Sie müssen nach irgendwelchen Beweisen gesucht haben.", erklärte Hermione, die überrascht feststellte, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, als sie an Caro dachte. Von Ginny zu erfahren, dass Caros Vater vom Ordern umgebracht worden war, hatte sie verwirrt.
„ Das ändert nichts daran, dass sie Farle und Bill Weasley getötet haben.", sagte Sirius heftig.
Charlotte setzte sich ruckartig auf.
„ Sirius, wer hat Caros Vater umgebracht? Wenn es Alfred Farle war, dann hätten sie einen Grund gehabt."
Die Ereignisse, die sich letztes Jahr in Hogwarts abgespielt hatten, erschienen allen Anwesenden plötzlich in neuem Licht.
„ Ich weiß es nicht! Aber Bill? Er hätte Caros Vater wohl kaum umbringen können!"
„ Wie dem auch sei.", sagte Charlotte, „ es ist auf jeden Fall einen Versuch wert."
Sirius starrte sine Frau ungläubig an.
„ Was?"
Auf das zornige Funkeln in ihren Augen war er nicht gefasst. Sie stand auf und blieb direkt vor ihm stehen.
„ Glaubst du, dass der Orden Voldemorts Hauptquartier angreifen wird? Dass Albus das erlauben wird? Und selbst wenn, wie viel Zeit würde vergehen, bis wir das Schloss gestürmt hätten? Wenn wir es überhaupt jemals schaffen sollten! Was ich stark bezweifele! Bis dahin wären Jamie und Lizzie…."
Charlottes Stimme brach, doch dann fuhr sie fort.
„ Ich werde nicht zulassen, dass Voldemort mir mein Kind nimmt, Sirius! Und wenn Harry uns helfen kann, ist es mir völlig egal, ob er irgendwen umgebracht hat oder nicht! Ich habe sowieso die ganze Zeit an seiner Schuld gezweifelt! Außerdem, wenn er Charlie geholfen hat, warum sollte er dann nicht Jamie und Lizzie helfen? Er hat die Kleinen gern gehabt! Und er kennt Voldemorts Schloss. Er ist dort aufgewachsen! Wir müssen es versuchen, Sirius!"
Sirius blinzelte und zog Charlotte, deren Stimme so verzweifelt geklungen hatte, an sich. Schluchzend klammerte sie sich für einen Augenblick an ihm fest.
Eine Weile später warf Sirius Ginny, die Harry den Brief schrieb, einen kurzen Blick zu, während seine Gedanken zu Harry wanderten und er sie zum ersten Mal seit langer Zeit zuließ. Das Durcheinander von Gefühlen, das auf ihn einstürmte war schwer zu ertragen. Was an jenem Tag geschehen war, hatte ihn erschüttert. Enttäuscht und verraten hatte er Harry aus seinem Herzen verbannt. Unvermittelte begann er über Ginnys Worte nachzudenken und ein Hoffnungsschimmer begann ihn zu erfüllen. Konnte es sein, dass Harry damals nicht derjenige gewesen war, der die beiden ermordet hatte? Aber war das jetzt noch wichtig? Einzig und allein Jamie zählte im Augenblick und um ihn zu retten, hätte er sich sogar mit Voldemort persönlich zusammengetan.
Sirius erstarrte. Was für ein Unsinn. Voldemort war der Grund für all sein Unglück, seine Trauer und seinen Schmerz, die er in den vergangenen fünfzehn Jahren erlebt hatte und nun auch verantwortlich für die Entführung Jamies war, denn, dass Severus freiwillig seine Tochter entführte, daran glaubte Severus nicht, auch wenn er Severus seit jeher gehasst hatte. Zu Alison hinüberschauend, stürmte Wut auf ihn auf. Warum zum Teufel hatte sie nichts gemerkt? Sie hätte doch etwas merken müssen! Und Dumbledore, weshalb hatte er nichts bemerkt und weshalb hatte er es zugelassen, dass Snape ein Armband bekam?
Ohne Armband hätte Snape die Schutzzauber niemals verlassen können. Ohnmächtige Wut kochte in ihm hoch. Die Angst um Jamie machte ihn fast wahnsinnig und die Erkenntnis, dass er sich tatsächlich mit seinem ärgsten Feind verbünden würde, um das Leben seines Sohnes zu retten, regte ihn nicht minder auf. ‚Du würdest alles verraten, woran du glaubst.', flüsterte eine Stimme in ihn und Sirius war entsetzt, als er merkte, dass ihn das nicht sonderlich störte. Er sah, wie Charlotte und Alison Ginnys Brief noch einige Zeilen zufügten und beobachtete, wie Ginny sich aus dem Fenster lehnte:
„Rainbow!", schrie sie und es dauerte eine Weile ehe Sirius begriff, dass Ginny nach Harrys Phönix rief. Harry, dachte er, würde er ihnen helfen und ihnen Zugang zu dem Schloss des Dunklen Lords schaffen? Sirius' Gedanken gingen nur so weit. Er verbot es sich krampfhaft darüber nachzudenken, was sie im Hauptquartier des Dunkeln Lords vorfinden würden oder was sich dort ereignen würde. Das würde unweigerlich über seine Kräfte gehen. Sein Armband leuchtete auf und Sirius runzelte die Stirn. Was auch immer Albus bestimmen würde, eines wusste Sirius; er würde sich nicht daran halten. Nichts, nichts auf der Welt würde ihn davon abringen Jamie zu retten.
„ Bring den Brief so schnell wie möglich zu Harry, ja? Es ist sehr wichtig.", hörte er Ginny zu dem schwarz schimmernden Phönix sagen und für einen Augenblick ging Sirius durch den Kopf, ob der magische Vogel auch nur ein Wort von Ginnys Bitte verstanden hatte.
Ginny sah in die schwarzen Augen Rainbows und konnte nicht umhin zu glauben, dass alles gut werden würde. Sie schauderte bei dem Gedanken, was sie getan hätten, wäre Rainbow heute nicht gekommen um Fawkes zu besuchen. Fast schien es so, als ob Rainbow gewusst hatte, dass sie sie brauchen würden. Als Rainbow sich in die Lüfte schwang, umklammerte Ginny ihr Armband und blickte dem magischen Vogel nach. Die Armbänder der Erwachsenen trillerten und Sirius riss sich von dem Anblick des Phönixes los, der beinahe schon außer Sichtweite war und trat zu Charlotte und Alison.
„Lasst uns gehen.", sagte er mit rauer Stimme.
