Kapitel 33
Spätsommer 1996
Harry nippte an seinem Butterbier und spürte, wie die Ausgelassenheit der Feiernden ihn allmählich ansteckte. Doch seine nachdenkliche Stimmung wollte nicht so recht von ihm weichen. Er sah zu Caro hinüber, die ihre Arme um Charlie gelegt hatte und ihm etwas zuflüsterte. Ihr Gesicht strahlte eine Sanftheit aus, die er nie zuvor an ihr gesehen hatte.
Er lächelte, als er sich erinnerte, wie glücklich sie ausgesehen hatte, als sie ihm vor wenigen Wochen erzählt hatte, dass sie sich mit Charlie Weasley verlobt hatte und dass sie, sobald sie nächstes Jahr mit der Schule fertig werden würde, heiraten wolle. Charlies Eltern waren nicht sehr erfreut über die Neuigkeit gewesen, aber all ihre Überredungsversuche hatten nichts gebracht. Charlie und Caro hatten sich durchgesetzt und ihre Verlobungsparty versprach ein Erfolg zu werden. Auch Mrs. Weasley schien sich mittlerweile damit abgefunden haben.
Harry richtete seinen Blick auf das Meer und spürte, wie der Anblick der schäumenden Wogen ihn wieder gefangen nahm. Als sie unter wahren Namen nach Hogwarts zurückgekehrt waren, war die Wahrheit über ihre Identität schnell herausgekommen. Sie hatten die neugierigen Fragen abgewehrt und auch die Feindseligkeit, die ihnen entgegengeschlagen war, als sie kühl und abweisend reagiert hatten. Es war nur gut, dass nur wenige die Wahrheit kannten, was in Arreton Castle passiert war und vor allem, dass er Voldemorts Enkel war, dachte Harry. So waren Harry, Caro und Draco unter sich geblieben.
Bis er Ginny in der Bibliothek getroffen hatte. Sie hatten sich angestarrt und Harry hatte gesehen, dass sie sein Armband und seinen Ring aus Schnee trug und irgendetwas hatte ihn dazu gebracht ihre Hand zu ergreifen, sie auf die Zinnen des Schlosses zu führen und ihr alles zu erzählen. Seitdem hatte er sich oft abends aus dem Gemeinschaftsraum der Slytherins fort geschlichen und hatte sich mit Ginny getroffen und irgendwann musste auch Caro begonnen haben sich heimlich mit Charlie zu treffen, dachte Harry lächelnd und sah wieder zu seiner Freundin hinüber. Caro wirbelte lachend mit Charlie im Kreis herum.
Sich über ihr Glück freuend, wanderte sein Blick weiter zu Draco, der sich zu seiner Überraschung mit Hermione unterhielt und Harry fragte sich wieder einmal, ob er Recht hatte mit seiner Vermutung, dass Draco sich in Hermione verliebt hatte. Die Zeit würde es sicherlich erweisen. Den Blick bemerkend, den Caro, die nun auch in Richtung Dracos und Hermiones sah, den beiden zuwarf, seufzte Harry. Caro und Hermione würden wohl nie enge Freundinnen werden, zuviel Hass stand zwischen ihnen, aber immerhin hatten sie vorerst einen Waffenstillstand geschlossen.
Harry schlenderte zu einem der kleinen, im Garten verstraut, stehenden Tischchen herüber und stellte sein mittlerweile ausgetrunkenes Glas ab. Sich wieder umdrehend, fiel sein Blick auf Sirius, der Jamie beobachtete, der Lizzie so heftig auf der Tanzfläche herumwirbelte, dass ihnen alle anderen, sich dort befindlichen, Paare ausweichen mussten. Plötzlich, als hätte sein Pate gespürt, dass er beobachtet wurde, wandte er den Kopf und traf Harrys Blick. Einen Augenblick sahen sie sich an. Dann hob Sirius sein Glas zum Gruß und lächelte ihm zu. Seit ihrem Streit hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen, Harrys Versuche sich zu entschuldigen waren fehlgeschlagen. Als Harry Sirius' Lächeln überrascht erwiderte, schöpfte er Hoffnung, dass Sirius ihm eines Tages verzeihen würde. Sirius wandte sich zu Remus und Emily und Harry hing seinen Gedanken nach.
Vielleicht war alles genau so vorherbestimmt gewesen und er hätte nichts an ihrer aller Schicksal ändern können, auch wenn er andere Entscheidungen getroffen hätte. Doch wenn er Arreton Castle niemals verlassen hätte, dann würde der Krieg wohl immer noch wüten, dachte Harry. Der Gedanke tröstete ihn und zum ersten Mal sah er seiner Zukunft nicht bang und ängstlich entgegen, sondern erwartungsvoll und freudig. Wer weiß, was seine Zukunft noch alles für ihn bereithalten würde.
Während er noch nicht wusste, was er nach der Schule machen wollte, hatte sich Caro entschieden und wollte eine Heilerin werden, nachdem sie ein paar Stunden bei Poppy Pomfrey verbracht hatte. Harry schüttelte den Kopf. Ihre Berufswahl schien so gar nicht zu Caro zu passen. Ihre Mutter war entsetzt gewesen, doch Caro sprach ohnehin nicht mehr mit Bella. Die Neuigkeit, dass ihre Tochter sich mit Charlie Weasley verloben würde, hatte die beiden endgültig entzweit.
Seine ehemalige Lehrerin schien ihm die Schuld dafür zu geben, da ihre Augenbrauen jedes Mal Unheil verkündend zuckten, wenn sie sich begegneten. Doch das war Harry herzlich egal. Draco wollte in die Politik gehen und hatte sich entschlossen eines Tages Zaubereiminister zu werden. Harry schmunzelte, als er sich das vorstellte. Nun, Draco würde es bestimmt schaffen, dachte Harry.
Sich umschauend, lächelte er glücklich, als er Ginny endlich entdeckte. Er nickte Albus Dumbledore zu, an dem er vorbeiging und das rothaarige Mädchen, das stets an ihn geglaubt hatte, erreichend, bat er sie um einen Tanz und hörte auf, sich Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft zu machen; einzig die Gegenwart war jetzt wichtig.
Der alte Schulleiter sah Harry nach und seine Augen glitzerten. Er war froh, dass sich doch noch alles zum Guten gewandt hatte. Jetzt, zwei Jahre nachdem der Krieg geendet hatte, war das Leben endlich wieder zur Normalität zurückgekehrt. Das Zaubereiministerium war wieder aufgebaut worden und der Minister war mit Eifer dabei zu regieren. Nur die Tatsache, dass Voldemort und seine engsten Anhänger immer noch auf freiem Fuße waren, störte den Frieden. Albus Augen richteten sich unwillkürlich auf das Schloss und er seufzte, während er sich fragte, ob seine Entscheidung Harry zu vertrauen nicht eines Tages zu einer Katastrophe führen würde.
Hoch oben, an einem der Fenster, stand, unbemerkt von allen Gästen, eine schattenhafte Gestalt und beobachtete das gesellige Treiben. Seine roten, schlangenähnlichen Augen wanderten umher und fielen auf Dumbledore, der das Schloss zu betrachten schien. Ob Dumbledore wohl ahnte, dass er sich hier befand?
Wenn sie alle wüssten, dass ich hier stehe und ihnen zusehe, würden sie nicht so fröhlich feiern, dachte er. In den letzten Monaten, als seine Kräfte langsam wieder zu ihm zurückgekehrt waren, hatte er oft genug mit dem Gedanken gespielt und wie Lucius und Bella es ihm nahe gelegt hatten, zu versuchen wieder seine Macht zu erlangen. Er war auch nicht abgeneigt gewesen, wäre da nicht Harry gewesen. Hätte Harry gewusst mit welchen Gedanken er sich beschäftigte, wäre er bestürzt gewesen und wissend, dass sein Enkel alles versuchen würde, um seine Pläne zu verhindern, wusste er auch, dass er Harry verlieren würde, sollte er mit Lucius und Bella tatsächlich versuchen seine gefangenen Gefolgsleite aus Askaban zu befreien und die Welt erneut zu beherrschen.
Aber was war ihm wichtiger? Seine Augen richteten sich auf Harry und Ginny, die eng aneinander geschmiegt nach den Klängen der lieblichen Musik tanzten und es war ihm, als sähe er sich selbst zusammen mit seiner Cathy. Unvermittelt glitt ein unmerkliches strahlendes Lächeln über Tom Riddles fahles Gesicht und während ihn tiefer Frieden erfüllte, beugte sich Alison zu Severus hinunter, der, abseits der Gäste teilnahmslos und fest eingewickelt in einer warmen Decke auf einem Stuhl saß und gab ihm einen Kuss. Auch wenn Harry ihr damals gesagt hatte, dass es keinen Zauberspruch gab ihm zu helfen, so wusste sie, dass sie die Hoffnung niemals aufgeben würde. Traurig strich sie ihm über sein schwarzes Haar, in dem sich so viele graue Strähnen mischten und wollte sich schon abwenden, als eine Hand sich um ihr Handgelenk schloss. Severus' schwarze Augen blickten sie an:
„ Alison.", sagte er.
A/N: Kaum zu glauben, aber die Geschichte ist endlich fertig! Sie zu schreiben hat mir unendlich viel Spaß gemacht, jedenfalls, wenn ich nicht kurz davor war, sie wegzuwerfen.
Vielen herzlichen Dank an alle die reviewt haben! Über Kommentare, Meinungen und was auch immer sonst noch, würde ich mich natürlich weiterhin freuen!
