Chapter Two The River

Legolas hatte schon die Hand ausgestreckt um Gimli wieder auf das Pferd zu helfen, um die Suche nach Aragorn zu starten, als ohne jede Vorankündigung auch Legolas' Pferd durchdrehte und er jede Mühe hatte sich im Sattel zu halten. Im wilden Galopp jagte das Tier durch das dichte Unterholz während Legolas verzweifelt versuchte die Zügel wieder aufzunehmen. Als er aufblickte, erstreckte sich vor ihm eine Gebirgskette, die er noch nie in seinem nicht gerade kurzen Leben gesehen hatte.

Im Gegensatz zu ihm, schien das Pferd genau zu wissen, wo es hin wollte. Zielstrebig trabte es über eine kleine Brücke, die über einen mächtigen Fluss führte und in einer kleinen Schlucht endete die von diesem eingezäunt war. Saftig grüne Wiese lag nun zu Legolas' Füßen und einzelne kleine Bäume spendeten Schutz und Schatten vor der glühenden Sonne. Die erwärmte Luft wurde, von den steilen Felswänden, die sich in den anderen drei Himmelsrichtungen einige tausend Meter nach oben erstreckten, festgehalten und drückte aufgrund der Flusses schwül und klamm.

An einer der Felsen sah Legolas Aragorns Pferd grasen und suchte erschrocken nach seinem Freund.

Sein scharfer Blick glitt über die Felsen und Steine und fand den Gesuchten schließlich im Eingang einer kleinen Höhle.

Regungslos lag er auf dem Boden. Der Kopf war zur Seite gedreht und die Augen waren geschlossen. Entsetzt stürzte Legolas zu dem leblosen Körper und beugte sich besorgt über ihn. Erleichtert atmete er auf als er feststellte, das Aragorn noch lebte. Zärtlich fuhr er mit den Fingerspitzen der rechten Hand über Aragorns Wange und strich eine verirrte Haarsträne zur Seite.

Bis auf eine kleine Kopfverletzung konnte Legolas keine weiteren Wunden finden und schloss daraus, dass sein Freund lediglich an einer Gehirnerschütterung litt, die er seinem durchaus stürmischen Pferd zu verdanken hatte.

Ein erst leises und mit der Zeit immer lauter werdendes Donnern lies Legolas aufblicken. Schwarze Gewitterwolken hatten sich am Himmel gesammelt und ein frischer Wind kündigte einen bald aufkommenden Sturm an.

Von außerhalb der Höhle konnte Legolas das unruhige Wiehern der Pferde vernehmen und als er sich aufrichtete zuckte ein erster Blitz über den dunklen Himmel.

Vorsichtig zog er den bewusstlosen Körper Aragorns tiefer in die Höhle um ihn vor der Naturgewalt zu schützen. Schnell lief er hinaus und brachte die Pferde ebenfalls in der Höhle unter, bevor er sich selbst neben Aragorn setzte und seinen Kopf in seinem Schoß bettete.

Die Höhle war dunkel und von draußen hörte man den Sturm gegen die Felsen preschen. Der Regen war zu einem dichten Vorhang aus Milliarden von Tropfen geworden und jedes mal wenn ein Blitz über den Himmel fegte, konnte man sehen, wie meterhohe Wellen den kleinen Fluss zu einem unüberwindlichen Strom aufpeitschten.

Sanft fuhren Legolas Finger durch Aragorns dichtes Haar und er lächelte als Aragorn leise stöhnte, da er das Bewusstsein wiedererlangte und sich ein stechender Kopfschmerz in ihm ausbreitete.

Orientierungslos wollte er sich aufrichten doch Legolas hielt ihn davon ab. Beruhigend strich er über sein Gesicht und hauchte einen Kuss auf seine Stirn.

„Ganz ruhig mein Freund!", sagte er leise.

„Wo bin ich?"

„Das kann ich dir nicht sagen. Aber bevor der Sturm nicht abgeklungen ist, können wir es nicht herausfinden."

Aragorn wandte seinen Blick in Richtung Höhleneingang und seufzte.

„Wo ist Gimli?", fragte er schließlich, als er diesen nirgendwo in der Höhle ausmachen konnte.

„Ich weiß es nicht. Ich hatte mein Pferd kurz nach der Schlacht genauso wenig im Griff wie du.

Aber jetzt ruh dich aus. Dein Pferd hat ein Talent dafür, dich an Orten abzuwerfen, wo du nicht sehr weich landest."

Für einen Moment blickte Legolas tief in die leuchtend blauen Augen seines Gefährten bevor er den Blick von ihm abwandte und ins Dunkel starrte.

Schon vor einer ganzen Weile hatte er, sich selbst gegenüber, seine, über Freundschaft hinausgehenden, Gefühle für Aragorn eingestanden, doch noch im gleichen Gedanken sich damit abgefunden, das dieser zu Arwen gehörte. Sie waren nur Freunde und nie würde sich etwas an dieser Tatsache ändern, dessen war er sich sicher.

Er würde für ihn in jede Schlacht ziehen um die er ihn bat und nie würde er zulassen, dass ihm etwas geschehe. Er hatte sich geschworen ihn zu beschützen und wenn es sein Leben kosten würde. Das war er ihm schuldig. Auch wenn er sich diese Schuld selbst auferlegt hatte. Doch sie waren nur Freunde. Nur Freunde.

Und damit würde er leben müssen. Noch einmal strich er über das glänzende Haar, den Augenblick genießend, denn er war sich bewusst, dass dies einer der wenigen Momente war, in denen er Aragorn so nah sein konnte.