Bevor ich anfange, möchte ich noch ein paar Sachen los werden:
Ja, meine „Aktion"war kindisch, das gebe ich zu, aber ich bin auch kindisch, nehmt mir das also nicht übel. Ich kann einfach nicht anders! Ich war einfach verzweifelt und wusste mir nicht anders zu helfen ;-) (Ich war jung und brauchte die Reviews). Und es hat was gebracht; ich danke an dieser Stelle allen, die mir so fleißig Reviews geschrieben haben!!
Vielleicht werde ich jetzt einige von euch enttäuschen, aber das hier wird keine Legolas-Romanze. Und wenn, dann nur andeutungsweise. Tut mir leid, ich habe Legolas zwar auch gern, aber ich glaube, dass es schon genug solcher Geschichten gibt und ich persönlich habe kein solches Faible für Romanzen (siehe meine Geschichte „Regenbogen". Da ging das ja schon etwas daneben). Nicht böse sein!
Aber schlussendlich... Mein Streik ist hiermit offiziell beendet und deshalb bekommt ihr jetzt das 14. Kapitel.
Kapitel 14
Legolas hörte seinen eigenen, heiseren Aufschrei nicht. Er spürte nicht die Tränen, die seine schmutzigen Wangen hinabflossen, als er sich neben seinem reglosen Freund niederkniete und auf sein bleiches Gesicht blickte. Er sah nur das Blut, so viel Blut, das unaufhaltsam aus der Wunde sprudelte. Der tödliche Pfeil, ein schwarzes, aber überaus sorgfältig gearbeitetes Stück, lag nun beinahe unschuldig neben Boromir, nur das Blut, das an seiner Spitze klebte, verriet ihn. Legolas hatte ihn vorsichtig aus Boromirs Brust gezogen, aber alles Geschick und Erfahrung hatte nichts genützt. Die Wunde war tödlich. Legolas konnte nichts für den jungen Heermeister tun und das wusste er.
Fassungslos starrte er auf den Körper hinab, der gerade noch neben ihm gestanden hatte, lebendig, und er konnte förmlich spüren wie das Leben mit jedem Blutstropfen, der durch Legolas' Hände floss, Boromirs Körper verließ. Dennoch presste er verzweifelt seine Finger auf die Wunde und hoffte inständig, dass ein Wunder geschehen möge, das das verhängnisvolle Loch in der Brust des Menschen verschließen würde und die Blutung stoppen würde.
Er wusste nicht wie lange er so da gesessen hatte und hilflos zusah wie sein Freund starb, als sich eine zarte, leichte Hand mitfühlend auf seine Schulter legte. Er brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass es Seraphin war.
„Er stirbt."sagte er unter Tränen, die er genau so wenig wie das Blut unter seinen Händen aufhalten konnte.
„Ich weiß."antwortete ihm Seraphins Stimme leise. „Und Ihr könnte nichts dagegen tun."
Legolas schüttelte langsam den Kopf. Er hatte das zwar selbst geahnt, aber es aus dem Mund eines anderen zu hören schmerzte ihn noch mehr.
Seraphin kniete sich neben ihnen nieder. Mit sanftem Druck schob sie seine Hände von Boromir fort. Legolas schaute ihr, halb verwundert, halb zornig ins Gesicht und wollte protestieren, aber der ernste Gesichtsausdruck der Elbin ließ ihn verstummen.
„Ihr könnte ihm nicht mehr helfen. Aber vielleicht kann ich es." Mit diesen Worten legte sie ihre Hände auf die Stelle, an die sich bis eben noch Legolas' Hände auf das kalte Fleisch gepresst hatten. Angespannt wartete Legolas, dass das erhoffte Wunder eintreten würde, doch nichts geschah. Enttäuscht sackte er in sich zusammen. Er wusste nicht warum, aber für einen Moment hatte ihn doch tatsächlich die Hoffnung erfüllt, dass Seraphin Boromir wirklich helfen könnte. Aber es war unmöglich. Nichts konnte seinen Freund retten. Sein junges Leben endete hier, kaum dass es richtig begonnen hatte.
Nur ein Atemzug. Nur ein Atemzug in meinen Leben.
Er konnte sich noch gut an den Tag seiner Geburt erinnern. Daran, wie ein blonder Kinderschopf erwartungsvoll zu ihm hoch blickte und ihn fragte, ob er, der berühmte Elb, ihn später, wenn er groß sei, mit auf seine gefährliche Abenteuer nehmen würde. Er sah den achtjährigen Boromir, der verzweifelt versuchte ein Schwert zu halten, sich aber dem Gewicht der Waffe geschlagen geben musste und mit den Tränen kämpfte. Das schadenfrohe und triumphierende Grinsen auf dem Gesicht des Heranwachsenden, als er den Elben zum ersten Mal zu Boden gekämpft hatte, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, dass Legolas ihn hatte gewinnen lassen. Den jungen Mann, wie er stolz, aber fast auch ein wenig erschrocken seine Ernennung zum Heermeister annahm, und dabei nervös zu ihm hinüberblickte. All das sah er direkt vor sich und alles schien ihm in ein strahlendes, blaues, aber zugleich warmes Licht getaucht, das bis in das hier und heute schien.
Er blinzelte. Das Licht war hier. Es kam nicht aus seinen Erinnerungen. Verwirrt starrte er auf Seraphins Hände und er hätte schwören können, dass dieses Licht von ihr stammte, doch im nächsten Moment war es fort, so dass er sich nicht sicher sein konnte, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte.
Erschöpft sank Seraphin neben ihm zu Boden. Boromirs Wunde blutete nicht mehr.
Mit offenem Mund und einem Ausdruck maßlosen Erstaunens starrte Legolas die junge Elbin neben ihm an. „Wie... wie habt ihr das gemacht?"
„Ich weiß es nicht."Seraphins Gesicht war bleich, fast noch bleicher als es Boromirs Gesicht bis eben noch gewesen war und sie wirkte zerbrechlich, so zerbrechlich, das Legolas sich nicht mehr vorstellen konnte, dass dieses Wesen und das, was die Männer vorhin so furchtlos und so entschlossen in den Kampf geführt hatte, ein und dasselbe waren. „Ich weiß es wirklich nicht." Sie schien am Ende ihrer Kräfte und Legolas beschloss ihr keine Fragen mehr zu stellen. Zumindest nicht bis er sicher sein konnte, dass sie jeden Moment zusammenbrach.
Willenlos ließ sie sich von ihm auf die Beine helfen, ohne jedoch den Blick von Boromir zu wenden. „Er braucht dringend elbische Medizin."sagte sie, dann wandte sie den Kopf und sah ihn beinahe verwundert an. „Er blutet nicht mehr, aber ohne die Versorgung durch einen Heiler wird er trotzdem nicht mehr lange überleben." Ihre Stimme schien nun wieder etwas kräftiger, aber dennoch klang sie als würde sie aus weiter Ferne kommen, so als wäre sie in Gedanken ganz wo anders. Als Legolas ihr antwortete, zuckte sie merklich zusammen und an ihren verwirrten Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass sie gar nicht gehört hatte, was er gesagt hatte. Aber das war auch nicht so wichtig. Angestrengt dachte er darüber nach, wo die nächsten Elben oder heilkundigen Menschen anzutreffen wären, aber er fand in seinem Gedächtnis keine nahe gelegenen Ort.
Leise fluchte er, dann wandte er sich aber an die restlichen Männer und befahl ihnen eine Trage zu bauen, woraufhin einige von ihnen davoneilten um passendes Material zu suchen. Auch den nächsten Anweisungen, die er gab, gehorchten sie ohne zu zögern. Sie nahmen es einfach hin, dass Legolas nun ihr Anführer war, obgleich er eigentlich nicht einmal Mitglied der königlichen Truppen war. Aber er war der Freund ihres Heermeisters und sie wussten, dass er am besten wusste, was nun zu tun war um das Leben eben jenes Mannes zu retten.
So war aus Ästen und einer festen Decke schnell ein Gestell zusammengebastelt, das Boromirs leblosen Körper tragen und hinter dessen Pferd geschnallt werden konnte. Noch immer war die Haut des Heermeisters leichenblass, aber auf seinem Gesicht lag nun ein entspannter, friedlicher Ausdruck und es sah aus, als ob er schliefe. Doch Legolas ließ sich davon nicht täuschen, wusste er doch genau wie Seraphin, wie es wirklich um Boromir bestellt war. Er war noch lange nicht von der Schwelle des Todes getreten und würde ihn nicht bald ein kundiger Heiler, am besten ein elbischer, behandeln, dann würde er sterben.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf trieb Legolas die Truppe zu größtmöglicher Eile. Er hatte alle Karten, die sie dabei hatten, durchgesehen und er hatte sich alle Orte, die in Frage kamen, ins Gedächtnis gerufen, doch trotz dieser Bemühungen hatte er keinen gefunden, der näher als zwei Tagesmärsche lag. Und das auch nur, wenn sie den direkten Weg nehmen würden, was aber gleichzeitig bedeutete, dass sie eine Gegend durchqueren mussten, die allgemein als gefährlich und von wilden Tieren aller Art bewohnt galt. Es ging sogar das Gerücht, dass sich die letzten Reste von Mordors Truppen dorthin zurückgezogen hatten und aus diesem Grunde vermied es jedes vernünftige Wesen, auch nur einen Fuß dorthin zu setzen. Nun, sie zählten heute eben nicht dazu.
Legolas wusste nicht, ob in all den Gerüchten Wahrheit lag. Ihre Konsequenz war aber auf jeden Fall, dass diese Gegend auf den Karten nichts weiter war als ein leerer, unausgefüllter Fleck. Sie hatte nicht einmal einen Namen.
Und so ritten sie im restlichen Dunkel der Nacht, das allmählich dem fahlen Grau des Morgens wich, unter namenlosen Bäumen hindurch, die wie lebendige, riesenhafte Schatten über ihnen aufragten und auf sie hinab starrten. Jeder Schatten zwischen den einzelnen Stämmen erschien ihnen wie ein gähnendes Loch, das sie verschlingen wollte. Als die Sonne endlich ihre ersten glutroten Strahlen über den Himmel sandte, fingen ihre Kronen an zu flüstern und Legolas konnte sich eines eigenartigen Gefühls nicht erwehren, eines Gefühls, das jenem ähnlich war, als er das erste Mal den Fangorn-Wald betreten hatte.
„Sie flüstern miteinander."Seraphins Augen waren auf die grau werdenden, dunklen Flecken der Baumkronen über ihnen gerichtet und ihre Stimme schien sich mit dem leisem Seufzen des Waldes zu vermischen. „Hört ihr es auch?"
„Ja." sagte Legolas eben so leise und ein plötzliches Gefühl der Beklemmung legte sich um seine Brust. „Ich höre es. Aber ihre Worte sind nicht freundlich."
„Ich glaube, wir sind hier nicht willkommen."meinte Seraphin mit einem sarkastischen Unterton, doch dieses Mal antwortete Legolas ihr nicht, war es doch zu offensichtlich, dass sie Recht hatte. Er war ein Elb und als Elb war er eigentlich in jedem noch so unbekannte Wald ein gern gesehener Gast, doch hier kam er sich wie ein Fremder, wie ein Eindringling vor und er hatte das dringende Bedürfnis so schnell wie möglich diesen Wald zu verlassen.
Nein, sie waren hier wirklich nicht erwünscht.
Im Gegensatz zu ihm schien Seraphin diese Tatsache weniger auszumachen. Sie betrachtete die bedrohlichen, dunklen Stämme mit unverhohlener Neugier und ein befriedigtes Lächeln lag auf ihrem Mund. Legolas fragte sie nicht nach dieser auf ihn ungewöhnlich wirkende Reaktion auf diesen Wald. Er hatte es aufgegeben zu versuchen sie zu verstehen. Statt dessen wanderte sein Blick nervös und zum wiederholten Male auf die reglose Gestalt Bormirs, die in der provisorischen Trage neben ihm herglitt. Sein Zustand schien unverändert, aber Legolas' Sorge wuchs trotzdem mit jeder Minute.
Er befürchtete jeden Moment, dass die Wunde wieder aufplatzen könnte, doch was immer Seraphin auch getan hatte, es schien nachhaltig zu wirken. Trotzdem wollte er nichts riskieren und so ritten sie zwar eilig, aber nicht so schnell, als dass es Boromir auf irgendeine Weise hätte schaden können, auch wenn er selbst gerne so schnell es möglich war aus dem Schatten dieser so feindlich wirkenden Bäume herausgetreten wäre. Da es aber nicht in Frage kam schneller als in einem gemächlichen Trab zu reiten, beschäftigte er sich in Gedanken mir einem anderen Problem, das ihm keine Ruhe ließ. Noch immer hatte er keine Erklärung dafür, was Seraphin mit Boromir getan hatte. Noch nie hatte er eine Elbin etwas derartiges tun sehen. Magie? Kaum. Er bezweifelte, dass selbst Gandalf zu so etwas in der Lage gewesen wäre. Nach langem, angestrengten Überlegen fand er schließlich die einfachste Lösung: Nicht Zauberei, sondern der Zufall hatten diese Wunderheilung bewirkt. Ja, das schien ihm einleuchtend. Ganz von allein hatte die Wunde aufgehört zu bluten, gerade in dem Moment als Seraphin ihre Hand auf sie gelegt hatte. Er hätte beinahe laut gelacht, so einfach war die Erklärung, aber etwas in ihm lachte anders. Es lachte über ihn. Über seine Einfältigkeit.
Als sie endlich auf eine weite Grasebene traten, tasteten sich gerade die zaghaften, aber schon grellroten Strahlen der Morgensonne über den Himmel und enthüllten vor ihnen eine eben so wie der Wald kalt und abweisende wirkende Landschaft. Nicht, dass sie nicht fruchtbar ausgesehen hätte. Das Gras war sattgrün und die Luft roch sanft nach Blütenstaub, aber das Gefühl der Beklemmung, das Legolas empfand, war noch immer da und das drohende, leise Flüstern der Bäume schien von jedem einzelnen Grashalm aufgenommen worden zu sein.
Nun konnte Legolas verstehen, warum diese Gegend gemieden wurde und warum man sagte, dass hier dunkle Geister und wilde Tiere wohnten.
„Ist das ein unbewohntes Land?"
Seraphins Frage riss ihn aus seinen Grübeleien und er brauchte eine kurzen Moment um sich wieder in das hier und heute ein zu finden.
„Das ist es, soweit man weiß. Warum fragt Ihr?"
Seraphin hatte ihre Stirn nachdenklich in Falten gelegt. „Ich frage mich nur wie..."Sie suchte nach den passenden Worten. „...wie ein Land so viel Kälte und so viel Hass ausstrahlen kann, ohne dass... ohne das hier jemand lebt, der diese Gefühle empfindet."
Legolas zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber es gibt eine Legende, die die Menschen, die nahe an diesem Ort leben sich immer wieder erzählen. Sie sagen, dass hier vor langer Zeit ein feuerspuckender Dämon mit seinem Rotten gelebt hat und dass, nachdem er schlussendlich doch besiegt wurde, sein Geist noch immer hier haust."Er hielt kurz inne und ein spöttisches Lächeln wuchs auf seinem Gesicht. „Meiner Meinung nach ist das nichts als eine Geschichte um kleinen Kindern Angst zu machen."Schlagartig wurde er wieder ernst und aller Spott wich aus seine Augen. „Aber eines ist wohl wahr: Hier stimmt etwas nicht. Wer weiß, wer hier einst tatsächlich gelebt hat..."
Er wollte noch etwas sagen, als ein Ruf von einem der Männer weiter vorne ertönte und der ganze Zug abrupt zum Stehen kann.
„Was zum Teufel..."Legolas richtete sich im Sattel auf, aber er konnte trotzdem nicht erkennen, was die Männer zum Anhalten veranlasst hatte. Ärgerlich drückte er Arod seine Fersen an die Flanke und trabte nach vorne um nachzusehen, was so wichtig war, dass es eine Verzögerung wert war.
„Was ist hier los?"fragte er die an der Vorhut reitenden Männer, aber sie antworteten nicht, sondern starrten gespannt auf einen Gegenstand vor ihnen. Als Legolas ihren Blicken folgte erstarrte er. Vor ihnen, fast unsichtbar zwischen einer Ansammlung von Felsen, stand ein Reiter. Sein Haar war dunkel und lang, seine Ohren spitz und sein Blick unbeweglich. Ruhig und gelassen sah er ihnen entgegen und rührte sich nicht. Legolas ließ Arod eine Schritt vortreten. „Ich grüße dich, Fremder."rief er dem Unbekannte zu, doch jener ließ noch immer keinerlei Anzeichen erkennen, dass er sich überhaupt bewegen konnte und nicht selbst Teil der Felsformation um ihn herum war. Erst als Legolas zögerte, ging ein leiser Ruck durch den Körper des fremden Elben und in einem leichten und schellen Schritt kam er auf sie zugeritten.
„Ich grüße dich."antwortete er dem Düsterwald-Elben, doch dem Klang seiner Worte war deutlich zu entnehmen, dass sie nichts weiter als gesprochene Worte waren. Kalt musterte er Legolas, dann wanderte sein Blick zu dem Troß aus Gondor.
„Wie ich sehe, führst du, Elb aus dem Düsterwald, Menschen in dieses heilige Land."
Legolas war erstaunt. Er hatte nicht damit gerechnet hier ein lebendes Wesen anzutreffen, dazu noch eine Elben, den er keinen der ihm bekannten Elbenvölker zuordnen konnte, aber noch erstaunlicher war, dass dieser Elb auf den ersten Blick erkannt hatte, woher er stammte. Doch gerade seine letzten Worte verwunderten ihn, widersprachen sie doch allem, was bis jetzt über jenes Land gehört hatte. „Ist diese Gegend hier heilig?"fragte er, wobei er an die Legende von dem Feuer-Dämonen denken musste und sich fragte, wie das zu einem geheiligten Land passte.
Ein Lächeln erschien auf dem ebenmäßigen Gesicht des dunkelhaarigen Elben, doch erreichte es nicht seine Augen, die noch immer kalt und abschätzend die Menschen musterte. „Es ist uns heilig."antwortete er. „Einigen anderen ist es das nicht." Es war offensichtlich, wen er mit seine letzten, scharf gesprochenen Worten gemeint hatte und Legolas fühlt sich zunehmend unwohler.
„Verzeiht, dass wir hier so unwissend eindrangen.",sagte er entschuldigend, „aber wir haben einen Grund für unser Handeln: Einer der Männer ist verletzt und bedarf dringend Hilfe, so dass wir den schellsten Weg nahmen. Er... er...."Legolas versagte die Stimme und sein Kopf sank nach unten. „...er ist mein Freund, versteht ihr?"
Noch immer zeigte sich keinerlei Gefühlsregung in dem Gesicht des Fremden, aber in seinen ebenso wie sein Haar sehr dunklen Augen blitzte es auf. „So, Ihr nennt einen dieser Menschen also Euren Freund?"Die Kälte aus seine Augen schien nun sein ganzes Gesicht in Besitz genommen zu haben und mit unverhohlener Geringschätzung betrachtete er den blonden Elben vor sich, doch dann schüttelte er den Kopf und lachte ein leises, auf seltsame Weise amüsiert klingendes Lachen, das wohl eigentlich hatte freundlich wirken sollen. „Ich bin Astoi. Nennt mir Euren Namen, mein Freund, und den Eurer Gefährten, dann werde ich Euch zu meinem Herren begleiten. Er wird Euren Freund heilen können. Wenn er wirklich Euer Freund ist, wird er dieses Mal, denke ich, nicht erzürnt darüber sein, dass ungeweihte Füße sein Land betraten."
Legolas atmete innerlich auf, doch nicht all seine Anspannung verließ ihn. Ein kleiner Rest verblieb in ihm und flüsterte leise, dass diesem Elb nicht zu trauen war. Doch was hatte er für eine andere Wahl? Er wusste, wenn er das Angebot von Astoi nicht annahm, dann würde Boromir auf jeden Fall sterben. Dennoch beschloss er vorsichtig zu bleiben.
„Mein Name ist Legolas und wie Ihr bereits richtig erkannt habt komme ich aus dem Düsterwald. Das hier..."Er machte eine ausholende Gest um alle Männer hinter und neben ihm zu erfassen. „...sind Krieger aus Gondor und ihr Anführer ist der, dem geholfen werden soll, Boromir, Sohn von Faramir. Und das hier ist Seraphin..."er brauchte einen Moment bis ihm wieder der Name ihres Vaters einfiel und zum wiederholten Male wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich über Seraphin wusste. „...Seraphin, Gabriels Tochter."
Astoi ließ noch einmal seine Blick über die ganze Gruppe schweifen. „Ein Grauelb, Menschen aus Gondor und..."Er stockte kurz, als Seraphin ihm ins Auge fiel und ein eigenartiges Lächeln erschien auf seine vollkommenen Lippen. „...eine Elbin."schloss er dann, aber bei diesen Worten fing der Stein an Seraphins Hals an warm zu werden; er wurde sogar so heiß, dass sie sich beherrschen musste um nicht auf zu schreien und ihn von der Kette zu reißen. Gleichzeitig aber schien etwas Eiskaltes nach ihrem Inneren zu greifen und sie verspürte das dringende Bedürfnis wegzulaufen, weit, weit weg. Doch sie ließ sich nichts anmerken und begegnete Astois Blick scheinbar gleichgültig und ruhig und rein äußerlich wies nichts darauf hin, wie schwer es ihr fiel, diesem Blick stand zu halten.
Gerade als sie glaubte nicht mehr hinschauen zu können, wandte sich Astoi endlich wieder Legolas zu, der ihn gerade gefragt hatte, wer denn sein Herr sei. „Ihr werdet es bald sehen."antwortete er und zum ersten Mal erstrahlte sein elbisch schönes Gesicht in so etwas wie einem ehrlichem Lachen. „Folgt mir!"Doch in jenem Moment, in dem er sein mächtiges Pferd wendete, erklang ein schriller Schrei und etwas schien aus dem Himmel direkt auf Astoi zu fallen. Wütend kreischend und mit dem Schnabel und seine messerscharfen Krallen nach seinem Opfer hackend flatterte Dermott um Astoi herum, der verzweifelt mit den Armen nach dem Falken schlug.
„Dermott!" schrie Seraphin entsetzt auf und bei dem Klang von Seraphins Stimme hob sich der Vogel für eine kurzen Augenblick scheinbar verwirrt wieder ein Stück in die Lüfte, nur um sich gleich darauf wieder auf Astoi zu stürzen. „Nehmt diesen verfluchten Vogel weg!"schrie jener wütend und tastete nach seinem Schwert. Mehr weil sie fürchtete, dass Astoi Dermott etwas antun könnte als anders herum, ritt sie näher und redete beruhigend auf den Vogel ein, woraufhin dieser endlich und endgültig von dem Elben abließ.
„Verzeiht." entschuldigte sie sich anschließend, doch verspürte sie bei dem, was sie sagte, wie ihr plötzlich schlecht wurde. „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist."Doch Astoi achtete nicht weiter auf sie, sondern schüttelte nur seinen Kopf und wischte sich das Blut weg, das von einem Kratzer in der Stirn stammte. „Reiten wir!"sagte er nur grimmig und trieb sein Pferd vorwärts.
