Disclaimer: Die Charaktere, außer Heiler Brown, gehören J. K. Rowling. Mir gehört nur der Plot. Ich verdiene mir dieser Fiction kein Geld.

Bitte entschuldigt, dass ich so lange nicht geschrieben habe, aber ich bin seit meinem letzten Update krank gewesen, umgezogen, durch meine Abschlussprüfung gefallen und habe mittlerweile einen Freund. Ich verspreche aber hoch und heilig, dass ich ab jetzt wieder schneller updaten werde.

Anmerkung zu diesem Kapitel:

Das siebte Kapitel „Sommer" ist auf meinem Computer 14 Seiten lang. Da wahrscheinlich niemand Lust hat 14 Din A4 Seiten auf dem Bildschirm zu lesen, habe ich das Kapitel in zwei Teile unterteilt. Hier ist der erste Streich, der zweite folgt in ein paar Tagen.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

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7.1 Sommer Teil I

In den nächsten Wochen kamen Harry und Draco immer seltener abends vorbei, denn die UTZ´s standen ins Haus und Dracos strikter Lernplan, den er auch auf seinen Freund ausgedehnt hatte, ließ Harry kaum noch Luft zum Atmen. Hermine stand natürlich auf der Seite ihres Schulsprecherkollegen, und Harry musste zugeben, dass er sich noch nie auf Prüfungen so gut vorbereitet gefühlt hatte, wie auf seine Abschlussprüfungen. Severus und Remus konnten das nur bestätigen, denn schon beim ersten flüchtigen Durchsehen der Klausuren sowohl in Verteidigung gegen die Dunklen Künste als auch in Zaubertränke, fiel ihnen auf, dass sie überdurchschnittlich gut waren. Auch die praktischen Prüfungen von ihren beiden Patenkindern waren sehr gut verlaufen.

„Unsere Kleinen kommen bestimmt alle nach Ravenclaw", sagte Remus stolz.

Severus hoffte, dass wenigstens eines der Kleinen in sein Haus kommen würde.

Nach den Prüfungen hatten Draco und Harry einen Liebesurlaub in Venedig geplant und fragten Remus nach seiner Meinung. Der schwangere Werwolf lächelte.

„Fahrt ihr ruhig. Ihr habt schließlich auch euer eigenes Leben."

„Und was ist mit dir?"

Dracos graue Augen musterten ihn besorgt. Remus schlang seine Arme um seinen Liebsten, der kaum noch von seiner Seite wich.

„Ich habe einen wundervollen Tränkemeister bei mir, der schon dafür sorgen wird, dass ich mich nicht langweile."

Dann wurde er ernst.

„Ich kann und will nicht von euch verlangen, dass ihr ständig springt, wenn ich rufe. Ihr seid schließlich nur einmal jung."

Harry umarmte ihn.

„Danke. Wir bringen dir auch etwas Schönes mit."

Draco küsste ihn auf die Wange.

„Dann lass´ dich mal richtig von Severus verwöhnen."

„Das werde ich."

Zwei Tage später reisten die beiden jungen Männer ab.

„Was meinst du, werden sie mehr sehen als ihr Hotelzimmer?" fragte Severus, als sie den beiden hinterher sahen, bis sie die Appariergrenze erreicht hatten. Remus grinste nur.

Die nächsten Tage verbrachten sie oft am See. Sie gingen spazieren, picknickten oder genossen einfach die warme Sonne. Severus überredete Remus sogar schwimmen zu gehen, eine Sportart, die dieser nicht besonders schätzte. Besonders jetzt nicht, wo der Riesenkrake sich gern an der Wasseroberfläche treiben ließ. Erst als Severus ihm versichert hatte, dass das große Tier weder ihm noch den Kleinen etwas antun würde, stieg er in das kühle Nass, um es nach kurzer Zeit wieder zu verlassen und sich in der Sonne zu aalen. Der Tränkemeister hingegen fühlte sich pudelwohl und tauchte mit dem Riesenkraken um die Wette.

Nach eineinhalb Wochen kam Heiler Brown zu einer Stippvisite. Er hatte seinen Besuch angekündigt, und Remus erwartet ihn bereits auf der Krankenstation.

„Guten Morgen", grüßte der Heiler gutgelaunt, „wie geht es Ihnen heute?"

„Sehr gut, danke."

„Keinerlei Beschwerden, keine Rückenschmerzen, nichts?"

Remus grinste.

„Sind Sie jetzt enttäuscht?"

„Natürlich nicht, Professor. Ich brauche das nur für meine Aufzeichnungen. Dann machen Sie sich doch bitte frei und legen Sie sich auf das Bett."

Remus machte es sich bequem und Brown schwang seinen Zauberstab. Eine Weile brummte er nur in der für ihn typischen Art vor sich hin. Dann lächelte er die beiden gespannten Männer an.

„Möchten Sie die Kleinen einmal sehen?"

Remus nickte, während ihm Severus eine Hand auf die Schulter legte. Über Remus´ Bauch entstand eine dunkelblaue Kugel. In ihr schwebten vier kleine vierbeinige Wesen. Remus sog vor Entsetzen die Luft ein.

Was hatte das zu bedeuten? Würden seine Kleinen als Wölfe aufwachsen? Er erinnerte sich dunkel, dass Brown ihm einmal erzählt hatte, dass er die Kleinen in seiner Wolfsform zur Welt bringen würde, aber das?

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen."

Browns Stimme drang nur dumpf durch den Nebel seines Entsetzens. Umso deutlicher nahm er die Wärme von Severus´ Hand auf seiner Schulter wahr.

„Sie werden die Kleinen als Wolfsjunge zur Welt bringen, aber sie werden sich mit Ihnen zusammen bei Sonnenaufgang in ihre menschliche Gestalt verwandeln."

Remus fiel ein Stein vom Herzen.

„Und das ist sicher?" vergewisserte er sich.

„Soweit die Dokumente sagen, ja."

Brown wand seine Aufmerksamkeit wieder der Kugel zu.

„Sehen Sie hier diesen kleinen Zipfel? Und hier? Es scheint, dass Sie zweimal männlichen und zweimal weiblichen Nachwuchs erwarten."

Remus betrachtete die Kugel. Bei zwei von den Kleinen befand sich ein kleiner Zipfel zwischen den Hinterbeinen. Eines war in eine silberweiße, das zweite in eine grüne Wolke gehüllt. Severus und er erwarteten einen kleinen Sohn. Und eine kleine Tochter, die neben einem kleinen Wesen, das in eine feuerrote Wolke gehüllt war, schwebte. Remus hatte Mühe seine Tränen zurückzuhalten. Das waren ihre Kinder. Seine und die von Severus, Draco und Harry.

Plötzlich wurde ihm kalt. Würde Draco ihm den Kleinen wegnehmen? Schließlich war es ein männliches Kind, und Draco hatte schon gesagt, dass sein Kind sein Erbe sein würde. Von Severus wusste er, dass dessen Patensohn aus einer der reichsten und ältesten reinblütigen Familien kam und darüber hinaus einen Adelstitel besaß, der nach dem alten Recht auf seinen Erben übergehen würde. Er musste unbedingt mit Draco und Severus darüber reden.

Er fragte sich, ob Harrys und seine Tochter wohl Lily ähnlich sehen würde. Würde sie rote Haare haben oder dunkelbraune? Würde sie die strahlend grünen Augen ihres jungen Vaters erben? Und die beiden von Severus und ihm? Sie hatten bestimmt die natürliche Eleganz seines Liebsten und auch seine Intelligenz geerbt. Vielleicht ja sogar seine Musikalität. Er hatte einen Mini-Severus vor Augen, der seine armen Lehrer mit seinem überragenden Wissen tyrannisierte. Seinen Liebsten plagten aber anscheinend gerade andere Vorstellungen.

„Hoffentlich bleiben die beiden von meiner Nase verschont", murmelte der Tränkemeister gedankenverloren und Remus musste lächeln.

Er bezweifelte nicht, dass sie auch mit Severus´ Nase wunderschön sein würden.

„Nochmals meinen herzlichsten Glückwunsch, Professor Lupin, Professor Snape."

„Danke."

Der Heiler runzelte die Stirn.

„Wo sind eigentlich Mr. Potter und Mr. Malfoy?"

„Sie machen Urlaub."

„Jetzt!"

„Die beiden haben gerade ihre Abschlussprüfungen hinter sich", schaltete sich Severus ein, „Professor Lupin war damit einverstanden, dass sie sich jetzt einen wohlverdienten Urlaub gönnen."

Remus lächelte.

„Ich komme gut zurecht."

Brown betrachtete ihn intensiv.

„Wirklich?"

Severus presste die Lippen aufeinander. Ihn begann die Impertinenz des Heilers zu nerven, auch wenn er seinen Forscherdrang verstand. Remus drückte beruhigend seine Hand.

„Es geht mir gut."

Brown beschwor eine Feder und Pergament und begann zu schreiben.

„Spüren Sie einen Verlust? Spüren Sie ihn körperlich oder seelisch? Und wenn ja, spüren Sie den Verlust selbst oder vermisst nur Ihr Wolf die beiden?"

Remus senkte den Blick. Es war ihm immer noch unangenehm über seine Sehnsucht nach den anderen beiden Vätern seiner Kleinen zu sprechen.

„Ich vermisse die beiden seelisch und manchmal auch körperlich", wisperte er und wagte kaum in Severus´ Richtung zu sehen.

„Ich meine, ich vermisse es von ihnen umarmt zu werden, sie bei mir zu haben. Manchmal … manchmal sehne ich mich danach sie bei mir zu haben, wenn ich aufwache."

Er starrte auf seine Beine. Seine Wangen waren heiß. Wie konnte er nur so etwas denken? Severus drückte leicht seine Schulter. Browns Feder kratzte eifrig über das Pergament.

„Also vermissen Sie sie persönlich?" bohrte der Heiler weiter. Remus nickte.

„Und ihr Wolf?"

Remus verzog das Gesicht.

„Er winselt den ganzen Tag. Wenn Sev-, ich meine, Professor Snape bei mir ist, beruhigt er sich ein wenig."

Brown schrieb ohne aufzusehen. Dann lehnte er sich zurück und überflog das Geschriebene. Er blätterte durch seine Pergamente Schließlich seufzte er und fuhr sich durch das dunkle Haar.

„Es gibt nicht mehr viel, was ich Ihnen sagen kann. Sie werden sich ein paar Tage vor der Geburt zurückzuziehen, denn Werwölfe bringen nach diesen Aufzeichnungen, ebenso wie Wölfe in der Natur, ihren Nachwuchs allein zur Welt. Erst wenn die Sonne nach dem Vollmond wieder aufgeht, ist es ungefährlich sich Ihnen und Ihrem Nachwuchs zu nähern."

„Und wenn etwas passiert?"

Severus´ Augen durchbohrten den Heiler.

„Madam Pomfrey und ich werden einen Zauber über Sie legen, sodass wir sofort eingreifen können, wenn etwas passiert."

Remus nickte. Severus wirkte nicht ganz überzeugt, aber er sagte nichts.

„Und was ist danach? Ich meine, wenn die Kleinen auf der Welt sind. Worauf müssen wir achten, was dürfen sie essen, welche Untersuchungen brauchen sie?"

Brown senkte den Kopf.

„Das kann ich Ihnen nicht sagen."

„Wieso nicht?"

„Es gibt keine Aufzeichnungen", sagte er schnell.

Severus wurde misstrauisch.

„Warum nicht?"

Brown nestelte an seinen Papieren. Dann holte er tief Luft.

„Sie wurden getötet."

Remus wurde blass.

„Was?"

„Die Kleinen und ihre Eltern. Das Ministerium hielt es für zu gefährlich sechs Werwölfe, die sie ohnehin in ihrer Hand hatten, am Leben zu lassen."

Remus keuchte. Er griff panisch nach der Hand seines Liebsten.

„Der erste, der Remus oder den Kleinen auch nur ein Haar krümmt, bekommt es mit mir zu tun", drohte der Tränkemeister und seine schwarzen Augen blitzten wütend.

„Es wird Ihnen nichts geschehen", versuchte der Heiler vor allem den aufgebrachten Tränkemeister zu beruhigen.

„Zum Glück hat sich in den letzten 600 Jahren die Einstellung zu Werwölfen geändert, was unter anderem Männern wie Ihnen, Professor Snape, zu verdanken ist."

Remus beruhigte das nur wenig. Er hatte sich auf die Seite gerollt und die Arme um seinen Bauch geschlungen. Severus umarmte seinen Liebsten und fuhr ihm durch das weiche Haar. „Niemand wird dir etwas tun," flüsterte er. „Niemand. Weder dir noch den Kleinen." Remus klammerte sich an ihn. Ihm liefe die Tränen über die Wangen, die Severus zärtlich fortküsste. Brown näherte sich vorsichtig und legte Remus eine Hand auf die Schulter. „Ihnen wird nichts geschehen. Dafür verbürge ich mich persönlich. Ich lasse Sie jetzt allein. Ich muss noch etwas mit Professor McGonagall besprechen." Leise räumte er seine Sachen zusammen und verließ die Krankenstation.

Severus strich seinem Liebsten über den Rücken.

„Geht es wieder?"

Remus nickte.

„Ich bin echt peinlich, oder?"

Warme Lippen legte sich sanft auf seine Stirn.

„Das bist du nicht."

Schwarze Seen betrachteten ihn liebevoll. Womit hatte er nur diesen wundervollen Mann verdient? Remus spürte wie ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Verdammte Hormone!

„Ich könnte jetzt etwas zu essen gebrauchen, und ein bisschen Sonne", sagte er, um von seinem Gefühlsausbruch abzulenken.

Außerdem hatte er wirklich Hunger.

Severus rief einen Hauselfen und trug ihm auf an ihrem Lieblingsplatz am See ein reichhaltiges Picknick herzurichten. Dann half er seinem Liebsten aus dem Bett und die beiden Männer machten sich auf den Weg ins Freie.

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Nach zwei Wochen kamen Draco und Harry braungebrannt und über das ganze Gesicht strahlend aus Venedig zurück. Sie fielen Remus um den Hals, und weil Severus auch gerade dabei stand, fand er sich ebenfalls plötzlich in den Umarmungen der jungen Männer wieder.

„Guck mal, was wir dir mitgebracht haben", sagte Harry und zog ein in gold und grün gebundenes Buch hervor: „Die Verteidigungsflüche der Griechen im Vergleich zu denen der alten Ägypter, gesammelt und kommentiert von Cicero".

Remus stockte der Atem. Dieses Buch gab es nur dreimal auf der Welt. Er schlug es auf und bewunderte die wunderschönen handgemalten Illustrationen.

„Danke, das ist ... das ist ... Danke", stammelte er.

Er versuchte Draco und Harry gleichzeitig an sich zu drücken, was nach einigen Schwierigkeiten auch gelang. Draco befreite sich und betrachtete Remus von oben bis unten.

„Wie geht es dir? Hat Severus sich gut um dich gekümmert?" wollte er wissen.

Auch Harry musterte ihn, als erwartete er, dass Remus im nächsten Augenblick umkippte oder zusammenbrach.

„Es geht mir sehr gut", beschwichtigte sein Pate die beiden, „und Severus hat mich regelrecht verwöhnt."

„Gibt es etwas Neues?"

Remus nickte.

„Heiler Brown hat uns die Kleinen gezeigt. Sie sind alle putzmunter und entwickeln sich gut. Außerdem haben wir das Geschlecht der Kleinen erfahren."

„Und?"

Die beiden jungen Männer hingen förmlich an seinen Lippen.

„Severus und ich erwarten einen kleinen Sohn und eine kleine Tochter. Du, Draco, wirst Vater eines Sohnes, und Harry, unser Kind ist ein kleines Mädchen."

Dracos Augen leuchteten.

„Ich bekommen einen Sohn!"

Er lachte glücklich.

„Einen Sohn! Remus, du bist der Beste!"

Sprach´s und fiel dem Werwolf um den Hals.

„Es wird ihm an nichts fehlen. Er wird ein richtiger Malfoy werden. Ich werde ihn sofort nach der Geburt in unseren Familienstammbaumeintragen lassen. Ich muss Gringott´s Bescheid geben, dass sie ein Verlies für ihn einrichten und ihn als meinen Universalerben eintragen, sobald er seinen Namen hat. Er wird einen mächtigen Namen tragen, einen Namen, den jeder Zauberer nur mit Ehrfurcht aussprechen wird. Oh, Remus, du bist wunderbar!"

Remus wurde bei jedem Wort des jungen Adeligen das Herz schwerer. Er musste unbedingt mit ihm sprechen.

„Sie könnten bei uns wohnen", schaltete Harry sich ein, „Dann habt ihr mehr Zeit für eure beiden. Natürlich wird unsere Tochter uneingeschränkten Zugang zu den Verliesen der Potters haben. Wie fügt man eigentlich jemanden zum Familienstammbaum hinzu?" erkundigte er sich bei Draco.

Dieser öffnete gerade den Mund, um zu antworten, als Remus dazwischen fuhr.

„Halt stop! Ich möchte gern, dass ihr heute abend in unsere Quartiere kommt. Ich muss mit euch reden."

Alle drei Männer sahen ihn erstaunt an.

„Was ist denn los?" fragte Harry.

„Ich muss einfach mit euch reden. Am besten seid ihr um 19.00 Uhr da. Passt dir das, Severus?"

Der Tränkemeister fühlte sich etwas überrumpelt.

„Ähem, ja."

„Gut. Bis dann."

Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ mit wehenden Roben die Eingangshalle. Er zitterte vor Wut. Er wollte, dass die Kleinen zusammen aufwuchsen. Und das würde er den anderen heute abend auch klar machen. Basta! Von wegen „Sie könnten bei uns wohnen." Das hättest du wohl gern, Potter!

Moony jaulte, dass er zu den Vätern der Kleinen zurückwollte, aber die Wut gab Remus die Kraft ihn zu ignorieren. Sie wollten ihm die Kleinen wegnehmen. Sie wollten ihm die Kleinen wegnehmen!

Er eilte über die Wiesen von Hogwarts, ohne zu wissen wohin. Plötzlich stand er vor einem der großen Gewächshäuser. Er öffnete die Tür und stürmte hinein. Die warme, duftgeschwängerte Luft umfing und beruhigte ihn. Ein wenig. Er schritt durch die Grünpflanzen und seine Wut wich langsam der Verzweiflung.

Er hatte sich vor einigen Tagen einen halben Tag lang in der Bibliothek vergraben, und jede Seite von „Traditionen in den alten Familien" eingehend studiert. In den alten reinblütigen Zaubererfamilien hatte nach jahrhundertealten Regeln und Gesetzen der Vater als Familienoberhaupt absolute Verfügungsgewalt über seinen erstgeborenen Sohn. Er bestimmte welchen Name sein Erbe bekam und welchen Paten. Er bestimmte die Lehrer für seinen Sohn und schenkte ihm bereits zur Geburt ein Verlies dessen Inhalt der Grundstock zu einem eigenen Vermögen des Sohnes war, das dieser zu vergrößern hatte, bis er den größten Teil des Familienvermögens und den Familiensitz erben würde.

Die Erben der großen Familien waren zumeist auf dem Familiensitz unterrichtet worden bis sie mit Eintritt der Volljährigkeit auf einem großen Ball in die Gesellschaft eingeführt wurden.

Die Malfoys hatten mit dieser Tradition im 12. Jahrhundert gebrochen, um bereits in der Schule wertvolle Verbindungen für das spätere Leben knüpfen zu können.

Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich einige Regeln gelockert. So konnten auch erstgeborene Töchter erben. Erst nur, wenn es keinen Sohn gab, doch im 20. Jahrhundert waren einige Familien dazu übergegangen, überhaupt die Erstgeborenen, egal welches Geschlecht, als Erbe des Familienvermögens einzusetzen. Remus wusste, wenn Draco seinen Sohn für sich beanspruchte, hatte er, nach dem Gesetz, keine Chance. Draco hatte das Recht seinen Sohn mit zu sich nach Malfoy Manor zu nehmen, und ihn auch dort zu behalten, bis er volljährig war.

Doch nicht nur Draco konnte ihm den Kleinen ohne weiteres wegnehmen, sondern auch Harry. Er war der Bezwinger Voldemorts, der Retter der Zaubererwelt. Sein Wort war Gesetz. Ebenso verhielt es sich mit Severus. Der Tränkemeister war durch die Entwicklung des Heilungstrankes zu einem der einflussreichsten Zauberern weltweit geworden und galt nach Voldmorts Fall auch als einer der mächtigsten. Er, Remus, war nur ein leidlich guter Zauberer und darüber hinaus ein Werwolf. Und auch wenn er als Kriegsheld nicht mehr mit starken Vorurteilen zu kämpfen hatte, so gab er sich nicht der Illusion hin, dass sein Wort irgendein Gewicht gegenüber der anderen Väter seiner Kleinen haben würde.

Er ließ sich auf ein Bank sinken und schlang die Arme um seinen Bauch. Er merkte kaum, dass er sich hin und her wiegte. Er war zu sehr in seine Verzweiflung verstrickt, um den jungen Mann zu bemerken, der sich ihm vorsichtig näherte.

„Professor Lupin?"

Er hob den Kopf und blickte in die hellblauen Augen von Neville Longbottom, die ihn besorgt musterten.

„Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie Schmerzen? Soll ich Professor Snape rufen?"

Remus schüttelte den Kopf.

„Sie wollen mir die Kleinen wegnehmen", wisperte er.

Neville setzte sich zu ihm.

„Wer?"

„Harry und Draco. Und Severus."

Er lehnte seinen Kopf an Nevilles Schulter. Der angehende Kräuterkundeprofessor strich seinem zukünftigen Kollegen sanft über den Rücken.

„Haben sie das gesagt?" fragte er.

Remus nickte und schmiegte sich an den kräftigen Körper des anderen. Neville legte vorsichtig die Arme um den aufgewühlten Mann.

„Das haben sie bestimmt nicht so gemeint."

„Doch", beharrte Remus.

Eine Weile saßen sie so da. Remus genoss die Wärme und Ruhe, die der junge Mann ausstrahlte.

„Neville?"

„Ja?"

„Hättest du Lust Pate zu werden?"

„Von allen?"

„Ja."

„Gern."

Remus lächelte und kuschelte sich enger an den anderen.

„Was sagen Harry, Draco und Professor Snape dazu?"

Remus entging die Vorsicht in Nevilles Stimme nicht. Er war zwar mit Harry und Draco befreundet, wollte sie aber trotzdem nicht unbedingt verärgern. Und was Severus anging, hatte der junge Mann immer noch einen Heidenrespekt vor seinem ehemaligen Angstlehrer.

„Sie werden es akzeptieren müssen."

Neville sagte eine Weile nichts.

„Die Kleinen können sich keinen besseren Vater wünschen als Sie, Professor."

„Mhm", machte Remus und schloss die Augen.

Neville lächelte auf seinen Lieblingslehrer hinab. Er mochte ihn sehr, denn er war der erste Lehrer, der ihm etwas zu getraut hatte und das würde er ihm nie vergessen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Harry, Draco oder Professor Snape Lupin die Kleinen wegnehmen würden. Vorsichtig legte Neville eine Hand auf den Bauch des Lehrers. Dieser schien nichts dagegen zu haben, und so begann er sanft die Wölbung zu streicheln. Er hatte mal gehört, dass dies sowohl Schwangere als auch ihren ungeborenen Nachwuchs beruhigte. Professor Lupin gab wohlige Laute von sich. Neville war so in den Anblick des entspannten Werwolfs vertieft und Remus genoss die Wärme des jungen Mannes so sehr, dass niemand die dunkle Gestalt bemerkte, die sich leise durch die Pflanzen davonschlich.

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Was meint ihr? Lob und konstruktive Kritik ist sehr erwünscht :)