Sorry, dass es länger gedauert hat, aber Vivi und ich hatten mit anderen kreativen Werken zu tun (Ich verweise nochmals auf "sie oder Sie?" ). Danke auch für die ersten Reviews, die ich natürlichnoch teilweise kommentieren möchte.
Hermine Potter: Danke, hatte nicht dran gedacht und habs geändert
Jolinar89: Müsste, ja, aber darauf beziehen sich ja schon genug Storys, ein bisschen was anderes muss auch mal her ;)
Alle anderen: Danke für die Blumen
Mit dem Vormittag wurde der dichte Nebel, der sich über Nacht angesammelt hatte, wieder schwächer, und der Ligusterweg war in Sonnenlicht getaucht. Ein Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch ein Fenster im ersten Stock des Ligusterwegs Nummer 4, und hatte wenige Minuten später sein Ziel erreicht: Harry blinzelte und war mit einem Mal wach. 'So ein verrückter Traum...' Dachte er, und mit jeder Sekunde, die er wacher wurde, wurde ihm bewusst, dass es kein Traum war, was sich letzte Nacht in der Küche abgespielt hatte. Harry seufzte und setzte sich auf. Bis vier Uhr morgens lag er auf dem Bett, dachte über das Geschehene nach und fiel dann doch noch in einen unruhigen, aber traumlosen Schlaf. Etwas stieß gegen seine Fensterscheibe, und Harry öffnete es fast reflexartig. Ein brauner Waldkauz mit einem Brief im Schnabel flog herin, ließ den Brief auf sein Bett fallen, wendete, und flog gleich wieder davon. Geburtstagspost hatte sich nach wie vor nicht angesammelt. Harry nahm den Brief, riss ihn auf und angelte das Pergamentblatt im Inneren heraus. Es war ein Hogwartsbrief... Und er war nicht wie üblich förmlich, sondern recht persönlich gestaltet.
Lieber Harry,
nach reiflicher Überlegung haben ich und das Lehrerkollegium beschlossen, die Schule am laufen zu halten.
Mehrere Eltern haben bereits bestätigt, dass sie ihre Kinder gerne wieder nach Hogwarts schicken, um dem Treiben
Voldemorts zu trotzen. So bitte ich auch dich, zurückzukommen. Ich weiß, dass die Ereignisse des letzten Jahres
schwer für dich sind, und es geht niemandem hier anders. Ich erwarte nicht, dass du mir erzählst, wo du mit Albus
warst, als Hogwarts angegriffen wurde, doch ich erwarte, dass es dich nicht dazu bringt, eine Dummheit zu begehen
und dich abzukapseln. Wenn du Voldemort schlagen willst, ist der erste Schritt, ihm zu trotzen. Das tust du, indem
du dich nicht in seine Arme wirfst, sondern dein Leben weiterlebst, mit deiner schulischen Ausbildung, und mit deinen Freunden.
Ich weiß, dass es mehrere Sachen gibt, die dich gebrochen haben, und ich weiß, dass bloße Worte dich nicht trösten können.
Doch wann immer du ein offenes Ohr benötigst, vertrau dich mir an. Wir stehen alle auf deiner Seite.
Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall
Langsam senkte Harry die Hände, den Brief noch in den Händen haltend. Er hatte schon überlegt, wie es weitergehen sollte. Lange hatte er überlegt, ob er überhaupt noch nach Hogwarts zurückkehren sollte... oder wollte. Es war so viel passiert. Die ganzen Jahre lang. Aber besonders die letzteren. Er hatte noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Harry wusste, dass er sich entscheiden musste, und dass er nicht mehr all zu lang Zeit dazu hatte. Sicher hatte McGonagall irgendwo Recht, bei dem was sie geschrieben hatte, aber sollte er auf sie hören, oder lieber dem ganzen so schnell wie möglich ein Ende setzen? Bevor er weiterdenken konnte, segelte eine zweite Eule durch das noch immer geöffnete Fenster, ließ einen Brief auf seinen Schoß fallen und rauschte wieder davon. Harry erkannte direkt Ron's Schrift, öffnete den Brief und zog den Brief - der eigentlich nur aus einer Notiz bestand - aus dem Umschlag.
Harry,
Dad und ich holen dich um 12 mittags ab. Pack schonmal deine Sachen zusammen. Alles Gute zum Geburtstag.
Ron
Harry machte sich nicht viel daraus, dass dieser Geburtstagsgruß eher flüchtig war, knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Seine Sachen waren gepackt, und er sah auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Harry beschloss, seine Sachen in die Diele zu stellen und in der Küche zu warten. Unten angekommen, saßen nur seine Tante und Dudley am Tisch - Onkel Vernon war am Morgen zu einer Geschäftsreise aufgebrochen. Harry war froh drum, so musste er sich keinen blöden Kommentar zu seinem Auszug anhören. Dudley, ganz sein Vater, schaufelte Müsli in sich rein und beachtete ihn gar nicht. Tante Petunia lächelte ihm gezwungen zu. Der Kummer, den sie Harry noch vor wenigen Stunde offenbart hatte, stand ihr wieder in den Augen, als sie ihn sah. Er räusperte sich. "Also... Ich werde um zwölf abgeholt. Ron's Vater kommt vorbei." Petunia nickte und sah aus dem Fenster, und Harry meinte zu bemerken, dass sich ein feuchtes Netz auf ihre Augen legte. Dudley's Gesicht war eine Mischung aus heller Freude und Entsetzen - ersteres, weil Harry endlich weg war, letzteres, weil wieder ein Zauberer zu ihnen kommen würde... Harry beobachtete diesen Kampf der Gesichtsausdrücke belustigt, und machte sich ebenfalls eine Schale Müsli zurecht.
Die Zeit schien kaum zu vergehen. Es war nun viertel vor zwölf. Dudley hatte sich aus dem Staub gemacht - vermutlich aus Angst, Harry würde ihn zum Abschied in eine Schnecke verwandeln, und er war mit Petunia alleine. Seine Tante brach schließlich die Stille. "Kommst du denn auch zurecht? Wenn du etwas benötigst, lass es mich wissen..." Harry schüttelte den Kopf. "Meine Eltern haben mir ein Vermögen vererbt... Danke, ich brauche nichts." Petunia nickte stumm, keine Miene verzog sich, als er erwähnte, dass er reich war. Harry spürte nun auch einen Kloß im Hals, je näher der Abschied rückte... Zehn vor zwölf... Sechs vor zwölf... Harry erhob sich langsam, und Petunia tat es ihm Sekunden später gleich, und sie traten in die Diele. Es wurde zwölf, und Harry vernahm, wie zweimal ein Krachen vor der Haustür ertönte. "Sie sind da," sagte er. Petunia nickte. Es schellte, und Harry öffnete die Tür. Vor ihm standen Arthur Weasley und Ron. Mr. Weasley sah aus, als hätte er seit Wochen keinen Schlaf mehr gehabt und wäre nur von Wasser und Brot ernährt worden. Von diesem Anblick leicht irritiert blickte Harry nun hinüber zu Ron, der noch größer geworden war, als Harry ihn Erinnerung hatte. Ihm schien es jedoch um längen besser zu gehen, als seinem Vater.
„Na, alter, wie geht's dir?" fragte Ron recht schroff, und klopfte Harry auf die Schulter. Harry tat es ihm gleich. Irgendwie konnte er seine Augen nicht von Mr. Weasley lassen. Er versuchte es, doch der Anblick der ihm geboten wurde, erschütterte und überraschte ihn zutiefst. Er hatte sich mittlerweile wieder von Ron gelöst, und wurde nun von Mr. Weasley begrüßt, der ihm die Hand entgegen streckte.
Seine Hand war kalt, und nach nur kurzer Zeit ließ er Harrys Hand auch wieder los. „Hallo Harry. Schön, dich wiederzusehen. Ich nehme an, du hast deine Sachen schon gepackt?" fragte er Harry.
Harry nickte, und schob die Koffer, die sich noch in der Diele befanden, nach draußen. „Gut. Dann können wir also sofort los?" fragte Ron. Harry nickte noch einmal. „Und wie kommen wir zum Fuchsbau?" fragte Harry. „Naja, du bist ja leider noch nicht ganz 17, aber wir machen ein Seit – an – Seit apparieren. Geht am schnellsten." Sagte Ron.
Harry hatte nach wie vor nicht viel für das Apparieren über, aber scheinbar hatte er im Moment keine andere Wahl. Er drehte sich noch einmal um zu Tante Petunia, die im Rahmen der Küchentür stand. Sie nickte ihm bloß noch einmal zu. "Ich... Schreib dir," murmelte er, und schloß die Haustür von außen. Er warf noch einen letzen Blick auf das Haus, in dem er aufgewachsen war - dann berührte er Ron's Schulter, und ihn überkam das Gefühl, durch einen Gartenschlauch gepresst zu werden. Kaum dass es einsetzte, hörte es wieder auf und sie standen im Garten des Fuchsbaus. Jedoch schien der Garten doppelt so groß zu sein als sonst, und deutlich gepflegter. Der notdürftige Bretterzaun war dichten, hohen Hecken gewichen, das im Sommer von der Sonne verdorrte Gras war leuchtend grün. Überall verteilt standen lange Tische mit Stühlen drumherum, und an einer Seite des Gartens stand ein Pavillon, in dessen Mitte sich eine Art Altar befand. Die Vorbereitungen für die Hochzeit von Bill und Fleur waren im vollen Gange. Bevor Harry sich weiter umsehen konnte, warf sich ihm jemand an den Hals und drohte, ihn zu erdrücken. "Alles Gute, Harry," sagte Hermine's Stimme unmittelbar neben seinem Ohr. Ihr Haar kitzelte in seiner Nase, und er löste sich lächelnd von ihr. "Danke. Scheinbar ist es bald so weit mit der Hochzeit?" Ron, der wieder zu ihnen gestoßen war, nickte. "Morgen Abend. Wird ganz schön voll, sogar Scrimgeour persönlich will vorbeischauen.." Harry schnaubte und schwor sich, dem neuen Minister fernzubleiben. "Was habt ihr so getrieben?" Fragte Harry und blickte von Ron zu Hermine. Diese schauten daraufhin etwas betreten in verschiedene Richtungen. "Nichts... Nichts bestimmtes," sagte Ron. "Ja, nicht der Rede wert," ergänzte Hermine etwas säuerlich.
Harry runzelte die Stirn und dachte an das letzte Schuljahr, in dem Ron und Hermine sich doch etwas näher gekommen waren, was die Szene zwischen ihnen bei Dumbledore's Beerdigugn bestätigte. Lief doch etwas schief? Er nahm sich vor, sie später unter vier Augen drauf anzusprechen. "Dann ist ja gut," erwiederte er, und Stille trat ein. Doch diese wurde unterbrochen. "Hallo, Harry," kam es von hinten. Er drehte sich um, und blickte in die braunen Augen von Ginny, die ihn unsicher musterten.
