8.Kapitel: Familie
Harry wollte zu dem Büro von Professor Dumbledore. Doch schon auf dem Weg dahin lief ihm Dumbledore über den Weg. So blieb er direkt vor ihm stehen und sagte außer Atem: „Professor – KEUCH- ich muss – KEUCH – mit ihnen-KEUCH- reden -PRUST."
Professor Dumbledore blieb erstaunt stehen und sagte gelassen: „Nun beruhige dich erst einmal Harry und dann kannst du mit mir reden."
Harry stützte sich mit den Armen auf den Oberschenkeln ab und keuchte erst einmal. Als er wieder besser Luft bekam, sagte er Dumbledore, was er wollte: „Ich muss sie etwas über meine Familie fragen."
Bei diesen Worten hob Albus dir Augenbrauen an und ging langsamen Schrittes los. Harry folgte ihm. Das war das Zeichen dafür, dass er ihm etwas erzählen wollte.
„Nun Harry, was möchtest du wissen?" fragte Albus der Form halber. Er dachte sich bereits, was Harry von ihm wollte.
„Ich möchte wissen, ob die Potters wirklich meine Eltern sind." fragte Harry mit Zweifeln in der Stimme, ob er das wirklich hätte fragen sollen.
„Das ist nicht ganz leicht zu erklären Harry." war Albus Antwort darauf. „James und Lilly sind nicht deine Eltern, und doch sind sie es."
Für Harry sprach er in Rätseln. Was wollte er damit sagen?
„Um es so auszudrücken," fuhr Albus fort, „Lilly war schwanger. Sie und James freuten sich sehr auf das Kind, das geboren werden sollte. Es sollte ein Mädchen werden. Die Beiden schwebten auf Wolke 7 vor lauter Vorfreude. Doch dann kam, was kommen musste: Lilly wurde von ein Paar Todessern angegriffen. Die Aufregung war zu groß und sie war zu schwach. James brachte sie noch ins Krankenhaus, aber es war schon zu spät. Das Baby war tot und es kam zu einer Fehlgeburt."
Er legte eine Pause ein. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich und er wurde traurig. Das war ein Ausdruck auf seinem Gesichte, den man wirklich nicht häufig sah. Dann fuhr er fort: „So begab es sich, dass ein anderes Baby zur selben Zeit halb tot in einem verlassenen Haus gefunden wurde. Das Kind wurde auch ins Krankenhaus gebracht. Deine Eltern sahen das Kind und fassten einen Entschluss: Da ihr eigenes Kind tot war und dieses Kind keine Familie hatte, adoptierten sie es. Dieses Kind warst du Harry."
Das erstaunte Harry. Alle sagte ihm immer, welche Ähnlichkeit er mit seinen Eltern, ähm, Lilly und James hatte. Das konnte er wieder nicht nachvollziehen. Er war also adoptiert. Etwas, was er nicht erwartet hatte. Aber nun verstand er, was dieses Lied mit ihm zu tun hatte. Aber um sicher zu gehen fragte er nach: „Hat Lilly ihr Kind im Morgengrauen verloren?"
„Ja, warum? Die Sonne war gerade dabei aufzugehen und als sie es verlor, war die Sonne blutrot, als wenn sie das gewusst hätte."
Harry antwortete nicht. Die Schwangere in dem Lied war also seine Mutter, die das Kind verloren hat.
„Eines war doch merkwürdig." sagte Dumbledore, mehr in Gedanken, „Du hattest von Anfang an unglaubliche Ähnlichkeit mit deinen Eltern. Das hätte nicht der Fall sein dürfen, da du ja ein Findelkind warst. Das war schon seltsam. Und daran hat sich bis heute nichts geändert."
Harry bedankte sich und macht sich auf den Weg. Er hatte seine Antworten und er wusste jetzt, was er wissen wollte. Er war eigentlich kein Potter und jetzt stellte sich die Frage, wer er war? Wo kam er her und wohin sollte er gehen.
Er rannte Richtung Schlafsaal und kam dabei an dem Balkon vorbei, auf dem er die Frau getroffen hatte. Und es war verwunderlich, dass er in dem Moment wieder einen Schemen sah. Die Frau stand da und sah in den Himmel. Als sich Harry in diesem Moment näherte drehte sie sich abrupt um und er sah in ein Gesicht, das von Tränen überlaufen war. Sie weinte.
Harry ging auf sie zu und wollte frage, was los sei, als sie plötzlich verschwand und abrupt ein Dementor vor ihm stand.
Er war zu überrascht, als dass er sich noch hätte wehren können. Die Kälte fing wieder an ihn zu umfangen. Schmerzhafte und schlimme Erinnerungen kamen wieder in ihm hoch. Die Mohnblume auf seinem Arm reagierte darauf. Doch sie brachte ihm keine Schmerzen, im Gegenteil, sie half ihm. Die Schwarzen Fäden lösten sich von seinem Körper und verteidigten ihn vor dem Dementor.
Doch das alles bekam Harry nur noch schwach mit. Er war langsam in einen tiefen Schlaf gefallen.
Es klopfte an der Tür.
George lag im Bett und rief mit schwacher Stimme: „Ja bitte?"
Die Tür öffnete sich langsam und ein kleiner Lichtstrahl fiel durch die Tür Man konnte den vielen Staub sehen, denn George war seit mehreren Tagen nicht mehr aus dem Zimmer gekommen.
In der Tür stand Eriel.
„Ich schließe jetzt ab, ja?" fragte sie freundlich.
„Ist gut."kam die schlappe Antwort.
„Du solltest mal wieder vor die Tür gehen George. Es ist nicht gut, wenn du die ganze Zeit hier bleibst."
Sie kam ihm wie seine Mutter vor. Also antworte er, wie er es auch immer bei seiner Mutter getan hatte: „Ja mache ich." Doch die Idee fand er gar nicht so schlecht, also war diese Antwort ehrlich gemeint.
Die Tür schloss sich gerade und Eriel wollte gehen, als ihr noch etwas einfiel und die Tür schnell wide aufriss.
„Ach, bevor ich es vergesse. Kuro möchte dich Mal wieder sehen. Das wünscht er sich schon seit einer halben Ewigkeit. Er hat dich schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Du fehlst ihm."
Dann schloss sie die Tür und George konnte hören wie sie das Haus verließ.
Er richtete sich auf und dachte Nach. Es stimmte schon, dass er sich total zurück gezogen hatte. Eriels und Sirius Sohn Kuro hatte er immer sehr gerne gehabt. So weit er sich erinnern konnte hatten er und sein Bruder den Kleinen immer zum Lachen gebracht. Und dieses lachende Gesicht ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es hatte ihm und seinem Bruder unheimlichen Spass gemacht den Kleinen zu unterhalten und ihm zu helfen, wo immer sie konnten.
Ein Lächeln huschte über Georges Gesicht. Doch es wurde schon wieder von diesen dunklen Gedanken zurück gedrängt.
Er hatte plötzlich das Gefühl, das er dringend Bewegung brauchte und so stand er auf, zog sich etwas an und ging vor die Tür.
Die Sonne war bereits untergegangen und die Winkelgasse war verlassen. Nicht ein Licht schien. Nur die Sterne am Himmel und der Vollmond schienen auf ihn herab.
Er ging die Straßen entlang und musste wieder an Fred denken, seinen Zwillingsbruder. Dieser war vor einem Jahr gestorben.
Fred war nicht einfach so gestorben, nein, es war Freds eigene Entscheidung gewesen. Und seine eigene Entscheidung.
Es war ein Kampf gegen etwas, was er nicht kannte, seinem Bruder aber Angst einflößte. Sie Kämpften mit all den Mitteln, die sie zur Verfügung hatten. Dennoch wurden sie immer schwächer und wussten bald nicht mehr, was sie noch tun sollten. Das, gegen das sie kämpften, war keiner von Voldemorts Anhängern, soviel hatte er verstanden.
Sie kämpften gegen etwas ohne richtige Form, ohne Gestalt, nur gegen Gedanken und Wolken, wenn man es so nennen konnte.
Sie waren in einem verlassenen Haus in einem Wald gewesen. Beide lagen am Boden und wussten nicht mehr weiter, denn nichts hatte gewirkt. Sie waren müde und erschöpft. Doch sie standen langsam wieder auf. Als sie standen sah er in das Gesicht seines Bruders und sah ein hämisches Grinsen und etwas in seinen Augen, das George beunruhigte. Was war das? Resignation? Gewissheit? Hoffnung?
„Es tut mir Leid." sagte Fred wie ein Flüstern und stieß seinen Bruder durch die Tür. George, der hart auf dem Boden aufschlug wollte gerade wieder aufstehen, als er seinen Bruder sah und die Tür sich langsam schloss.
In Freds Gesicht lag soviel wärme und Hoffnung aber in seinen Augen war zu sehen, dass er wusste, was jetzt kommen würde. Es war wie ein Abschied.
George richtete sich so schnell auf, wie er konnte, aber es war bereits zu spät. Die Tür war zu und er versuchte alles um sie zu öffnen, doch umsonst. Sie bewegte sich nicht einen Millimeter. Nun begann er mit der Faust gegen die Tür zu hämmern. Er hörte in dem Raum die Geräusche des Kampfes. Er hämmerte weiter gegen die Tür. Seine Hand wurde bereits blutig, aber er bemerkte es nicht. Tränen der Verzweiflung liefen ihm die Wangen herab. Ständig schrie er Freds Namen, in der Hoffnung, dass dadurch etwas geschah aber die Verzweiflung war bereits über ihn gekommen. So sank er erschöpft auf seine Knie herab und hämmerte nur noch schwach gegen die Tür. Seinen Kopf lehnte er an die Tür an und er schluchzte nur noch, wohl wissend, was darin geschah und das er nichts ändern konnte.
Plötzlich war alles in dem Raum still. Vorher hatte er seinen Bruder noch ein Wort schreien hören, das er nicht kannte: Spes.
Die Tür öffnete sich wie von Geisterhand und George sah seinen Bruder, wie er auf den Beinen zusammengesackt stand.
Überrascht und froh, das sein Bruder noch lebte, sprang er auf und rannte zu ihm hin. In diesem Moment kippte Fred hintenüber und George konnte ihn gerade noch auffangen.
„Fred, du lebst." rief er aus lauter Heiterkeit. Er war so erleichtert.
Fred jedoch war schwer verwundet. Überall auf seinem Körper hatte er Schnittwunden und an manche Stelln waren ihm regelrecht ganze Fleischstücke weggerissen worden. Aber er lebte und er hätte auch überlebt, wenn er nicht das gesagt hätte, was George in seinem Inneren für immer prägen würde, und was er nicht nachvollziehen konnte: „George, ich weiß, es ist viel verlangt aber, bitte, töte mich."
„Wa-Warum sollte ich das tun Fred? Du wirst wieder gesund, wir können da weiter machen, wo wir aufgehört haben." war seine geschockte Reaktion darauf, denn er konnte nicht verstehen, warum seine Bruder ihn um so etwas bittete.
„George, ich weiß es ist viel verlangt," sagte Fred langsam und kraftlos, „ich könnte überleben, aber das wäre nicht gut. Sieh mich an. Ich müsste längst tot sein, aber ich bin es nicht. Dieses Wesen ist in meinem Körper und hält mich am Leben. Es will mei-meinen Körper dazu benutzen-HUST,HUST- um sein Werk zu vollenden. Bitte George, tu, was ich von dir verlange, töte mich, bitte."
George wusste nicht, ob er das wollte. Zum einen war da sein Bruder, der ihn darum bat ihn zu töten und der einfach nur zu leiden schien, zum anderen war er SEIN Bruder und George wusste nicht, wie das ohne ihn gehen sollte. Er saß in einer Zwickmühle.
Fred ergriff noch einmal das Wort: „Was ist dir lieber? Das ich noch ein paar Tage dein Bruder bin und dann die Welt zerstöre und nicht länger dein Bruder bin oder, dass ich als dein Bruder sterbe, getötet von dem Menschen, der mir am Meisten bedeutet?"
George hatte sich nach diesen Worten schweren Herzens entschieden. So antwortete er leise und traurig: „Na gut, ich werde dir deinen Wunsch erfüllen. Wenn es dich glücklich macht."
Fred lächelte und er sah unendlich dankbar aus.
George zog seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf seinen Bruder.
„Leb wohl Fred." sagte er zum Abschied und Tränen liefen ihm wieder die Wangen herab.
„Leb wohl, George. Und vergiss nicht: Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Er lachte und schweren Herzens rief George: „Avada Kedavra"
Grüner Nebel umschloss Fred und als sich der Nebel verzogen hatte, war er tot. Wie ein Kind lag er da, so unschuldig und rein schien er zu sein.
George weinte die ganze Zeit und ein Schrei befreite ihn von seinen Schmerzen teilweise und es war leichter Fred jetzt fort zu bringen.
Er wurde beerdigt, an dem Ort, der sein liebster gewesen war, der Ort an dem er seine Liebe kennen gelernt hatte. Alle waren da. Freunde, Verwandte und Leute, die George noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
Nach der Feier fragte er Eriel, ob sie nicht den Laden mit ihm betreiben würde. Als sie 'ja' sagte, viel ihm ein Stein vom Herzen. Seit diesem Tag schloss er sich in seinem Zimmer ein und hing seinen Erinnerungen nach. Alle versuchten ihn wieder an dem Leben teilhaben zu lassen, aber es war umsonst. Er saß lieber in dem Zimmer und dachte an vergangene Zeiten. Eriel kümmerte sich um ihn und ab und zu befolgte er ihre Ratschläge.
Nun stand er auf der schwach beleuchteten Brücke und sah in die Themse hinab. Plötzlich stieg ein Zorn in ihm auf und eine unbändige Wut, die er irgendwo ablassen musste. Er wusste, dass er selbst an allem schuld war. Aber seine Wut richtete sich nicht gegen ihn selber, sondern gegen alle anderen. Alles, bis auf ein paar winzige Ausnahmen, war daran schuld, dass sein Bruder tot war. Dieses Leben wollte er nicht mehr führen. Er sah in den nun sternenlosen Himmel. Der Vollmond sah aus, als würde er über ihn lachen, sich über ihn lustig machen.
George sprang auf die Brüstung ohne Nachzudenken und wünschte sich nichts weiter als nun dahin zu gehen, wo sein Bruder auch war, der durch seine Schuld tot war.
Die Wut auf die Welt in ihm wuchs immer weiter und er konnte das nicht mehr kontrollieren. Er sprang einfach, das schien ihm der beste Ausweg. Noch im Flug schossen ihm Bilder durch den Kopf, die nicht seine Erinnerungen waren. Ein Wort wurde im Fall immer klarer. Es zeichnete sich in seinen Gedanken ab: Ira.
Als er in das Wasser eintauchte geschah aber nicht das, was er erhofft hatte. Er hatte noch einen langen Leidensweg vor sich, das wusste er in diesem Moment.
