9.Kapitel: Der Tod kann jeden treffen

Eriel schloss an nächsten Morgen das Geschäft wieder auf. Sie ahnte nichts böses, als sie hoch ging um nach George zu sehen.

Auf dem Flur aber wusste sie schon das etwas nicht so war, wie immer.

Die Tür seines Zimmer stand offen. Das wunderte sie schon.

Sie ging auf die Tür zu und sah hinein.

„Guten Mor..." setzte sie an, aber das Zimmer war leer. Niemand war da.

Sie stutzte.

'Eigenartig.' dachte sie sich. ' Ob er hier wohl irgendwo ist?'

Und so rief sie Georges Namen durch das ganze Haus, bekam aber keine Antwort.

Nach zehn Minuten gab sie es allerdings auf ihn zu suchen. Vielleich hatte er ja endlich seine Trauer überwunden und war gerade unterwegs um etwas zu erledigen oder ein bisschen Spass zu haben. Daran glaubte sie selbst nicht, denn sie hatte das Gefühl, dass George, so wie sie ihn kannte, nicht mehr existierte.

So ging sie an die Arbeit und machte sich fürs erste keine neuen Gedanken darüber.

Hermine sah diesen Morgen sehr fertig aus. Sie hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, denn jetzt waren schon wieder Schüler spurlos verschwunden. In den letzten fünf Tagen waren insgesamt vier Schüler spurlos aus dem Schloss verschwunden. Zuerst verschwanden Ginny und Malfoy an ein und dem selben Tag. Seit gestern Abend war Pavati unauffindbar und seit heute Morgen wurde Goyle vermisst.

Heute Nacht war ein Treffen mit den Lehrern und Dumbledore zu genau diesem Thema und man hatte auch schon wieder die Überlegung angestellt, ob man die Schule nicht schließen wolle. Hermine hatte sich dagegen ausgesprochen aber fast alle Lehrer waren sich einig, das man die Schule schließen sollte, wenn das noch einmal vorkommen sollte.

Hermine schleppte sich schlapp zum Frühstück.

„Guten Morgen. Du siehst ja schlimm aus." hörte sie Harry sagen, der auch nicht sehr ausgeschlafen aussah. Sie setzte sich neben ihn, da er extra ein Stück zur Seite rutschte um Platz zu machen.

„Danke für das Kompliment." antwortete sie schnippisch. „Du siehst ja auch so viel besser aus."

„Verzeihung." Harry hob schützend die Hände, als würde sie ihm gleich an den Hals springen. „Ich schlaf in letzter Zeit nicht so gut." Und das war nichts als die reine Wahrheit. Das Zeichen hatte sich fast auf seinem ganzen Körper ausgebreitet. Er hatte das Gefühl, dass er jedes Mal, wenn er eingeschlafen war nicht mehr aufwachen würde. Seine Träume wurden zunehmend merkwürdiger und er konnte nicht mehr richtig schlafen.

Harry und Hermine saßen nun schweigend nebeneinander und aßen ihr Frühstück, dass Harry nicht mehr schmecken konnte. Er hatte bereits seinen Tastsinn, seinen Riechsinn und seinen Schmecksinn verloren. Und das schon vor Tagen. Doch keiner hatte das bemerkt.

Hermine seufzte bald laut auf und legte die Gabel nieder, mit der sie die ganze Zeit in ihrem Obstsalat gestochert hatte, und fragte Harry: „Sag mal, wo ist Ron? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen."

„Keine Ahnung." war die Antwort. „Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war er nicht mehr im Zimmer."

'Oh nein.' dachte sich Hermine. Sie hatte plötzlich Angst, dass Ron auch entführt worden ist.

Sie sprang von ihrem Platz auf und rannte in Richtung Schlafsäle.

Sie rannte so schnell sie konnte. Unterwegs fragte sie alle möglichen Leute, ob sie Ron gesehen hätten, aber niemand konnte ihr weiter helfen. So rannte sie durch die ganze Schule und kam dabei auch wieder an der Großen Halle vorbei, in der noch einige Schüler hektisch frühstückten. Ihr Blick fiel dabei auf die Decke. Draußen hatte sich ein Gewitter zusammengezogen, denn der Himmel war stockfinster.

Doch sie rannte weiter und irgendwann verließ sie die Schule durch einen Hinterausgang. Sie wusste, dass das gefährlich war. Aber das kümmerte sie im Moment nicht.

In ihrem Wahn und in ihrer Angst kam sie auch am See vorbei. Dort hielt sie erst einmal inne um zu verschnaufen. Ihr Atem ging schnell und schwer. Sie erschrak, als ein Blitz direkt über ihr, gefolgt von einem lauten Donnerschlag, zischte. Sie schloss die Augen vor Angst. Sie wusste, wenn sie Ron nicht finden würde, würde sie hier draußen in Panik ausbrechen.

Sie zwang sich dazu die Augen wieder zu öffnen. In diesem Moment zuckte noch ein Blitz vom Himmel herab. In dem Lichtschein erkannte sie einen Schemen, der auf einer Anhöhe stand.

Hoffnung flackerte in ihr auf. Sie hoffte, dass diese Person Ron war. So fing sie wieder an zu laufen. Die Hoffnung in ihr wuchs immer weiter und um sich Gewissheit zu verschaffen schrie sie in einen Donner so laut wie sie konnte: „Roooon!"

Die Person drehte sich um und sie war so erleichtert. Es war Ron. Ron war hier, hier draußen. Er war nicht verschwunden. Er war hier.

Sie lief weiter und hielt erst an, als sie in seinen Armen lag. Aus reiner Erleichterung fing sie an zu weinen. So machte sie sich wieder Luft. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht." schluchzte sie in seinen Umhang.

Er sagte nichts. Er stand nur da. Sie klammerte sich an ihn, doch er legte weder einen Arm um sie, noch sagte er etwas dazu. Er stand einfach da.

Das bemerkte sie jetzt auch. Sie sah zu ihm auf und fragte besorgt: „Ron, was ist los? Ist alles in Ordnung?"

Sie erschrak so sehr, dass sie sich von ihm wegdrückte. Denn als sie in Rons Gesicht gesehen hatte, hatte sie nicht in die blauen Augen geblickt, die sie sonst kannte. Sie sah in glühende, rote Augen. Sie sah auch dieses hämische Grinsen auf seinem Gesicht, das sonst immer nur Malfoy trug. Aber das war noch nicht alles. In einem der Blitze, konnte sie einen besseren Blick auf ihn seiner Gesamtheit werfen. Seine Kleidung war mit Blut bespritzt. Und seine rechte Hand vollkommen in Blut getaucht.

Verzweifelt und aus reiner Angst fragte sie jetzt: „Was ist los? Was ist passiert?"

Ron, oder wer immer das war, kam jetzt auf sie zu und sagte mit einer eiskalten Stimme, dir nicht Ron gehörte: „Ich habe uns nur ein paar Probleme aus dem Weg geräumt."

Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her.

„Siehst du?" sagte er zu dem, was sie erblickte. „Ist es nicht wunderschön?"

Hermine war schlecht. Das was sie hinter dem Berg sah konnte sie nicht so einfach verkraften. Es war ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte.

Sie blickte in ein Tal, ein totes Tal. Sie sah tote Bäume und an diesen Bäumen waren grausam vier Männer und Frauen aufgehängt worden. Die Zweige der Bäume hatten ihren Weg durch ihre Körper gefunden und das Blut floss an ihren Körpern und den Ästen der Bäume herab und sammelte sich am Boden zu einem See an.

Hermine musste einen Schrei unterdrücken, als sie herab sah. Vor ihren Füssen lag jemand, der schon stark verletzt war, sich aber immer noch regte. Bei näherer Betrachtung sah sie, dass diese Person auch die Schuluniform von Hogwarts trug und als sie noch genauer hinsah erkannte sie auch sein Gesicht. Es war Neville. Neville Longbotten lag vor ihr, der sich eisern an das bisschen Leben klammerte, das er noch hatte.

Ron ließ ihr Handgelenk los, neigte sich herab und zog Neville an seinem Kragen hoch.

„Von dir muss ich mich nicht befreien. Ich habe die Opfer, die ich brauchte erledigt. Dich brauche ich nicht zu töten aber ich glaube, ich tu's trotzdem. Bin gerade so in Tötungslaune." Bei diesen Worten drückte er immer wieder auf irgendwelche Wunden.

Hermine stand daneben. Nicht fähig sich zu bewegen. Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie Ron aufhalten können, aber sie konnte nicht. Sie verstand das alles nicht. In ihr war ein reiner Denkstop zustande gekommen. Sie dachte nicht mehr. Sie starrte nur noch auf Ron und den todgeweihten Neville unfähig sich nur irgendwie zu bewegen. Doch als Ron zu einem Schlag ausholte glomm etwas in ihr auf und sie Packte seine rechte Hand, mit der er zuschlagen wollte, und hielt ihn zurück. Sie stemmte sich mit allem dagegen, was sie hatte.

Doch das brachte nicht viel. Ron riss seine Hand blitzschnell los und Hermine wurde von einer unbekannten Macht nach hinten gezogen. Sie hörte ein Flüstern in ihrem Ohr: „Nicht. Du darfst das nicht verhindern. Es muss so geschehen."

Sie landete unsanft auf ihrem Hintern und sah zu Ron und Neville auf.

Hermine schrie, als Rons Hand auf Neville zu schnellte ein lautes 'NEIN!' aber das konnte nichts mehr ändern. Rons Hand durchbohrte Nevilles Körper an der Stelle, wo sein Herz saß. Blut tropfte auf den Boden Nevilles Blut begann sich mit dem Blut der anderen zu vermischen. Hermine konnte nicht glauben, was sie da eben gesehen hatte. Ron hatte einen seiner Freunde ohne zu zögern getötet.

Sie rappelte sich noch einmal auf und schrie ihn verzweifelt an: „Warum? Sag mir, WARUM? Warum hast du ihn umgebracht? Warum hast du das alles getan?" Dabei deutete sie auf die anderen Menschen.

Ron ließ den leblosen Körper von Neville fallen und kam nun langsamen schrittes auf sie zu. Als er vor ihr stand fragte er sie direkt: „Wer ist Ron? Woher nimmst du die Gewissheit, dass mein Name Ron ist?"

Noch etwas, was sie nicht wirklich erwartet hatte aber in sich hatte sie es von Anfang an gewusst, seit sie in seine Augen gesehen hatte: Das war nicht mehr Ron Weasley, der Ron, den sie liebte.

Sie hing diesen Gedanken nach.

Der Mann kam ihr bedrohlich nahe und sagte zu ihr und sagte gehässig und ernst: „Heute lasse ich dich noch am Leben, aber ich werde wieder kommen und dich töten. Das ist ein Versprechen. Und mein Name, falls es dich interessiert, ist Superbia."

Mit diesen Worten drehte er sich von ihr ab und ging ein Stück auf die Bäume zu. Dann drehte er sich wieder um und rief ihr zuletzt noch etwas entgegen. Sie traute ihren Ohren nicht, denn es war Rons Stimme, die zu ihr sprach: „Übrigens, die vier Schüler aus eurer Schule sind tot. Genau so wie Ron Weasley nun nicht mehr existiert und ich kann nur sagen, dass ich die kardinalischen, zu denen du gehörst, noch mehr verabscheue als die theologischen. Wir sind komplett, wobei bei euch die einen oder anderen fehlen. Wir sehen uns bald wieder."

Sie sah wieder dieses hämische Grinsen auf seinem Gesicht. Er drehte sich wieder um und alles verschwamm, so wie das Land verschwimmt, wenn es heiß ist und die Sonne vom Himmel scheint.

Er verschwand mit dieser Landschaft. Sie aber blieb mit dem leblosen Körper von Neville zurück. Sie wusste nicht wie ihr geschah.

Nun fing sie wieder an zu weinen und der Regen setzte zeitgleich mit ihrer ersten Träne ein. Der Regen fiel über ihr herab und ihre Knie wurden weich. Sie sank in sich zusammen. Zu sehr war sie geschockt von dem, was sie gesehen hatte und was passiert war. Zu sehr tat ihr das Herz weh. Zu sehr fühlte sie sich betrogen und hintergangen.

Sie spürte nur noch den stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Wenn sie jetzt jemand gesehen hätte, so hätter er nicht glauben können, dass das die Schulsprecherin von Hogwarts war, Hermine Granger, die intelligenteste Schülerin, die Hogwarts seit langem gesehen hatte. Ihre Augen wurden langsam Trüb und kalt. Keinerlei Emotion spiegelte sich mehr in ihnen. Sie waren leer. Vollkommen leer.

Ihr Blick schweifte rüber zu Nevilles Körper. Er lag mit dem Gesicht nach unten.

Sie krabbelte Kraftlos aber bestimmt auf ihn zu, kniete sich neben ihn und drehte ihn auf den Rücken. Nun war die Wunde, die ihm Ron beigefügt hatte, zu erkennen. Sie ging wirklich direkt durch sein Herz. Teile der Lunge waren zu erkennen und sie zwang sich dort nicht mehr hin zu sehen. Sie legte seinen Kopf in ihren Schoß.

Seine Augen waren komischerweise geschlossen und wenn man ihn so sah könnte man ihn für einen schlafenden Engel halten, so fein waren seine Gesichtszüge nun. Hermine fing an auf und ab zu wippen. Der Regen hatte ihre Kleidung vollkommen durchnässt, doch das spürte sie nicht mehr und ohne zu wissen warum sagte sie Neville die Worte, die ihr als erstes einfielen. Sie klangen gequält und von Schluchzern erfüllt. Sie wiederholte diese Worte immer wieder: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid."

Dann, irgendwann, umfing sie vollkommene Schwärze und sie fiel erschöpft zu Boden.

Langsam öffnete Hermine die Augen und dachte, dass sie erwachen würde, doch sie war weder auf der Wiese noch im Krankenzimmer von Hogwarts. Sie befand sich in einem wunderschönen Zimmer, das hell beleuchtet war. Sie erhob sich und öffnete die Tür.

Diese Tür führte nach draußen.

Draußen sah sie einen hoch gewachsenen, blühenden Apfelbaum, um den über all kleine Stöcke mit roten Zetteln standen. Der Raum schien heruntergekommen und dunkel. Der Raum, in dem sie sich gerade befand sah viel freundlicher aus. Sie sah auf den Boden um sich zu vergewissern, dass dort keine Stufe war und erblickte einen Zettel.

Sie hob ihn auf und las was darauf stand:

Wünsch dir was und es wird wahr.

Doch tue dies deutlich und klar.

Schreib ihn auf den Zettel dort

und an das Stöckchen an diesem Ort.

Aber alles hat seinen Preis,

den du zu zahlen hast,

denn auch Wünsche

sind nicht umsonst.

Dato

Sie hatte sofort verstanden, was damit gemeint war. Wenn sie sich etwas wünschte, müsse sie mit etwas von sich selbst bezahlen. Sie wusste schon, was sie sich wünschen wollte.

Bevor sie den Raum überhaupt betreten konnte sagte jemand hinter ihr: „Das musst du nicht tun."

Sie drehte sich um und sah in das Gesicht von Kamiras.

„Warum sollte ich das nicht tun?" fragte sie misstrauisch.

„Ich weiß, dass du dir wünschen willst, dass Ron Weasley wieder zu dir zurück kommt. Aber das ist in deinem Falle nicht so einfach, wie du denkst. Es ist alles viel komplizierter. Wenn du dir das wünscht, könntest du die Zukunft ernsthaft gefährden. Sie weiß das und doch gibt sie dir die Möglichkeit das zu tun. Ich kann sie nicht verstehen."

„Ja, sie haben recht. Das möchte ich mir wünschen. Aber ich möchte erst einmal wissen, wer sie ist und wer sie sind." antwortete sie fordernd.

Lachend antwortete er: „Typisch Prudertia. Will immer alles wissen. Also sie wird gleich hier sein, so wie ich sie kenne. Und ich? Nun du kennst mich eigentlich ganz gut und du wirst dich noch früh genug an mich erinnern." Er lächelte.

Hermine drehte sich enttäuscht um und machte sich auf den Weg zu dem Baum. Doch das konnte Kamiras nicht gut heißen: „Warte!" rief er ihr hinterher. „Das darfst du nicht tun. Bitte. Tu das nicht."

Hermine hörte aber nicht auf ihn. Sie schrieb ihren Wunsch auf einen der roten Zettel.

„Nein, bitte. Nicht! Wenn du das tust must du mit den Konsequenzen leben. Bitte, Hermine. NICHT!"

Hermine hatte sich entschieden. Und wie schlimm konnten die Konsequenzen schon sein? Langsam ging sie auf einen der leeren Stöcke zu. Kurz bevor sie den Zettel daran heftete zuckte sie zusammen.

'Kann es doch schlimme Konsequenzen geben? Aber schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Das ist das, was ich mir momentan am Meisten wünsche.'

Sie schloss ihre Augen mit einem Seufzer und heftete den Zettel an einen Stock.

Sofort wehte ein Wind durch den Raum und es schien ihr, als würde jemand lesen, was auf dem Zettel steht. Dann hörte sie, wie Harry zuvor, dieses Flüstern: „Dein Wunsch sei dir erfüllt."

„Also hast du dir das doch gewünscht und hast ihn hier zur Verzweiflung getrieben." Eine Frau mit schwarzen langen Haaren deutete auf den Mann, der nun verzweifelt auf dem Boden zusammengekauert lag. Von ihm ging ein Schluchzen aus.

„Leider musst du auch den Preis bezahlen, in dem Moment, in dem der Wunsch erfüllt wird. Was das für einer ist, das wirst du schon noch sehen. Aber bevor ich dir weitere Dinge erzähle stelle ich uns erst einmal vor: Ich bin Temperantia und das Häufchen Elend da ist Kamiras. Und dein wahrer Name ist nicht Hermine. Der Name deiner Seele ist Prudertia."

Das letzte Wort hallte in Hermines Kopf wieder und wieder. Es schien etwas wichtiges zu bedeuten. Und da waren plötzlich diese Bilder und Gefühle, die sie nicht kannte. Erinnerungen einer anderen Person schlussfolgerte sie.

„Wenn du irgendwelche Fragen hast, dann frag einfach." wurde Prudertia nun angeboten. Und das nahm sie sofort an: „Warum hat Ron sich so verändert?"

Es schien, als würde Temperantia kurz überlegen, ob sie diese Frage beantworten sollte oder nicht. Doch sie rang sich zu einer Antwort durch: „Er ist nicht mehr Ron."

Enttäuscht antwortete Prudertia darauf: „Das hat er mir auch schon gesagt. Ich will wissen, was mit ihm passiert ist."

Die Frau seufzte und schien sich geschlagen zu geben. „Nun gut, ich erzähle dir alles. Aber erst einmal möchte ich an einen anderen Ort."

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen veränderte sich die Umgebung. Nun glich sie einem Park. Temperantia winkte Prudertia zu sich, damit sie sich auf die Bank setzt.

Das tat sie dann auch und Temperantia begann: „Nun, mit ihm ist das selbe passiert, wie mit dir eben. Du hattest plötzlich Erinnerungen, die nicht deine waren. Deine Seele hat dir die Erinnerungen von Prudertia, der Personifikation der Klugheit, übermittelt. Dabei sind diese Bilder dazu gefügt worden. Bei Ron war das etwas anders. Er hatte auch diese Bilder und Gedanken aber er hat dabei sein eigenes Ich verloren. Es ist verdrängt worden. In Computersprache ausgedrückt: Die Daten seiner Person sind von den Daten der Person von Superbia, der Personifikation des Hochmutes, überschrieben worden. Er ist jetzt nur noch Superbia wohingegen du sowohl Hermine als auch Prudertia sein kannst."

Hermine war jetzt etwas verwirrt. Aber dann würde ihr Wunsch Ron vielleicht wirklich zurück bringen. Sie hoffte. Dann fragte sie aber verwundert: „Wenn ich zwei Gesichter habe, wie ist es dann mit dir?"

Nicht überrascht von der Frage kam die Antwort: „Ich bin sowohl Temperantia als auch eine andere Person, die du auch kennst. Sie ist in deiner Nähe. So wie die anderen auch alle in deiner Nähe sind, auch Ron. Und Neville."

Da wurde Hermine hell hörig. Woher wusste sie das von Neville?

„Tja, ich weiß davon, weil ich es gesehen habe."

Kann sie Gedanken lesen?

„Ja, das kann ich. Aber nur hier. Keine Sorge. Und wegen Neville. Es war das Schicksal, das ihn ausgesucht hatte um zu sterben. Es hätte genau so gut jeder andere mit seinen Veranlagungen sein können. Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf. Der Tod kann jeden immer und überall treffen. Auch ich könnte im nächsten Moment einfach tot umkippen."

Hermine fragte Geistesgegenwärtig: „Was versuchst du zu verstecken?" Dabei sprang sie auf und wurde bei jedem Wort etwas lauter.

Temperantia fing an zu lachen. „Also wirklich, diese Ähnlichkeit." sagte sie nur erheitert und lachend dazu. „Du stellst fast genau die selben Fragen wie Harry bei unserem ersten Treffen."

Hermine stutzte. Harry? Hatte sie wirklich gerade Harry gesagt?

„Ja, das habe ich gesagt und ich meine den selben Harry wie du. Aber für heute ist es genug. Du kannst Harry ja auf der Suche nach mir behilflich sein. Euch bleiben noch zwei Tage."

Das letzte was Hermine sah war das Lächeln auf ihrem Gesicht. Es war echt und ehrlich. Nicht so wie viele der Lächeln, die sie tagtäglich sah.

Sie öffnete die Augen auf ein neues.