Kapitel: Neue Bekanntschaften

Als Madame Pomfrey überrascht auf Harry zugerannt kam und Freudenschreie von sich gab, wurde ihm bewusst, dass das hier die Realität sein musste.

Er sah zum Fenster raus und sah, dass die Sonne dabei war aufzugehen.

Sein erster Sonnenaufgang in seinem neuen Leben.

Ohne auf Madame Pomfrey und die herbeigeeilten Lehrer zu achten stand er einfach auf. Madame Pomfrey ermahnte ihn zwar bloß liegen zu bleiben, aber das kümmerte ihn nicht.

Er machte sich in seinem Schlafanzug auf den Weg zum Turm der Gryffindors. Auf seinem, weg dorthin traf er niemanden. Auch im Aufenthaltsraum war niemand. So ging er unbehelligt in den Schlafsaal. Die anderen schliefen noch. So nutzte er die Gelegenheit um sich zu duschen und sich frische Sachen anzuziehen.

Dabei besah er sich das erste mal seit, er weiß nicht mehr wie lange, endlich im Spiegel. Er hatte sich wirklich verändert. Seine Augen und seine Gesichtsformen waren immer noch die Selben, aber seine Haare waren, zwar immer noch so wuschelig und zerzaust, wie sie vorher gewesen waren, nun aber doch anders gefärbt: Sie waren wie die Haare von Andariel silbern und die Narbe auf seiner Stirn war verschwunden. Er war ihr wirklich ähnlicher geworden, als er gedacht hätte. Ob die anderen ihn noch erkennen würden?

Er brauchte nur noch an den Gegenstand, wie das Handtuch zum Abtrocknen, zu denken und schon flog es in seine Hand. Beim Abtrocknen sah er kurz seinen rücken im Spiegel. Auf ihnen war nun eine komische Tätowierung zu sehen, zwei Flügel, ziemlich große Engelsgleiche Flügel waren dort zu sehen.

Er zog sich seine Schuluniform an. Dabei bemerkte er auch, dass sein Körper so unmerklich und unsichtbar muskulöser war, als je zu vor.

Er verließ das Badezimmer und machte sich auf den Weg in den Aufenthaltsraum zurück.

Dort setzte er sich auf seinen alten Platz, den er so viele Male in seinen sieben Jahren besetzt hatte. Nun musste er lächeln, denn er begann jetzt bereits in Erinnerungen zu schwelgen, wie es alte Menschen tuen.

Harry saß nur da und dachte nach. Er rief sich alles in Erinnerung, was geschehen war und er überlegte, was er jetzt tuen sollte, jetzt, da er die Möglichkeit hatte etwas zu ändern.

Dann hörte er die ersten Geräusche aus den Schlafsälen. Merkwürdig war, dass keiner seine Anwesenheit bemerkt hatte.

Nach einer viertel Stunde kamen die ersten die Treppe herunter. Allen voran Neville, der sonst immer einer der letzten war.

Neville bemerkte die Person als erster. Misstrauisch ging er näher ran und sah der Person ins Gesicht. Die anderen Gryffindors hielten sich zurück und warteten auf Nevilles Reaktion.

Als Neville die Person erkannte und doch nicht sicher war fragte er ängstlich und erstaunt: „Harry? Bist du das?"

Harry, der seine Augen geschlossen hatte, öffnete langsam die Augen und sah Neville in die Augen. In Nevilles Augen sah er etwas, das er nicht kannte. Seine Augen waren wie Strudel, so schien sich seine Iris zu bewegen.

Dennoch antwortete er: „Ja. Ich bin es."

„Harry!" schrie ihm Neville entgegen, der ihn dann auch noch aus lauter Erleichterung umarmte. Alle vielen in einen Freudenschrei und waren froh, dass er zurück war. Doch Harry blieb kühl. Diese Umarmung hatte für ihn keine Bedeutung mehr. Es war ihm vollkommen gleich. Da spürte er das erste Mal, dass er sich wirklich verändert hatte. Er war nicht mehr der Selbe, der er noch vor einem Monat gewesen war.

So fügte er hinzu: „Und doch bin ich es nicht."

Neville ließ entgeistert von ihm ab. „Was meinst du?" fragte Neville ungläubig.

Harry stand auf und wetterte los: „Sieh dich doch um! Alle sind froh, dass ich wieder da bin. Ihr freut euch für mich, dass es mir gut geht. Aber ihr wisst es doch gar nicht! Ihr wisst nicht, ob es mir wirklich gut geht! Ihr habt keine Ahnung!"

Während er dies sagte, erschien Inaer in dem Gemeinschaftsraum. Sie konnte kaum glauben, dass er den Fluch überstanden und bezwungen hatte und dass sein Wunsch immer noch aktiv war. Aber da bemerkte sie, dass er vollkommen anders aus sah, als zuvor. Sie verstand sofort, was er gemeint haben musste.

Harry fuhr fort: „Und jetzt seht mich an! Ich sehe vollkommen anders aus. Ich bin vollkommen anders. Ich habe mich verändert. Nur das scheint jeder von euch auszublenden!"

„Nicht jeder blendet es vollkommen aus!" mischte sich nun Inaer ein.

Harry wandte sich zu ihr um. Inaer ergänzte: „Ich sehe, dass du anders bist. Aber ich kann es nicht nur sehen, ich spüre es auch. Deine Kraft ist angewachsen. Du bist vollkommen anders."

Inaer ging ein paar Schritte auf ihn zu, Harry tat das Gleiche.

„Aber auch, wenn du jetzt vollkommen anders bist, so haben sich meine Gefühle dir gegenüber nicht geändert."

„Meine auf nicht. Während ich schlief habe ich dich öfter mit deiner Schwester zusammen gesehen. Ich wollte dich so gerne berühren, aber es ging nicht." Während er dies sagte, berührte er ihr Gesicht. Er beugte sich leicht zu ihr runter und flüsterte: „Ich liebe dich!" Er küsste sie und sie küsste ihn mit all ihrer Leidenschaft, die sie noch zur Verfügung hatte, zurück.

Dann aber löste sie sich von ihm. Und traurig und erfreut zugleich sagte sie: „Wie kann es sein, dass du noch etwas fühlst, jetzt, wo du zu einem Silberling geworden bist?"

Harry musste lächeln. Das war die selbe Frage, die er auch schon gestellt hatte. So antwortete er mit einem Lächeln: „Um meine Lehrerin zu zitieren: Es gibt Ausnahmen."

„Damit hat er recht. Er ist eine dieser Ausnahmen." sagte jetzt Jemand aus der hintersten Ecke das Raumes.

Harry sah sofort dorthin und rief: „Bist du jetzt doch endlich hier angekommen. Ging es nicht schneller?"

„Nein. Hätte es denn schneller gemusst?"

„Du hast gesagt, du kommst so schnell wie du kannst!"

„Hab ich das? Ich hätte wohl eher sagen sollen, so schnell, wie ich will."

Inaer mischte sich jetzt erstaunt ein: „Du bist Andariel? Die Andariel? Und du hast ihm dazu verholfen?"

Andariel antwortete wie immer kalt: „Ja. Und du musst Inaer sein."

„Ganz genau. Dann seid ihr also der Neuzugang, von dem Kamiras gesprochen hat. Kommt! Ich stelle euch den anderen vor."

Inaer nahm Harry bei der Hand und zog ihn hinter sich her.

Die umstehenden Gryffindors waren überrumpelt und wurden einfach so von ihnen stehen gelassen. Sie kümmerten sich aber kaum darum. Achselzuckend gingen sie einfach in ihren Alltagstrott über.

Inaer führte die Beiden in eine ziemlich große Halle, die Harry trotz der Karte des Rummtreibers bis jetzt noch nie gesehen hatte.

In der Halle waren mehrere Personen. Da war Hermine, die nicht mehr ganz so traurig war wie damals. Dann Luna, die irgendwie stark verändert schien. Sie saß neben George und unterhielt sich mit ihm. Er sah auch irgendwie total anders aus, naja nach so was war das auch verständlich. Dann war da noch Kamiras, der im Rollstuhl saß und anscheinend schlief. Crab war nicht zu sehen, aber Eriel kam auf sie zugerannt.

„Harry! Da bist du ja wieder. Du hast aber ganz schön lange gebraucht!" sagte sie und umarmte ihn daraufhin.

„Und du musst Andariel sein. Kamiras hatte uns schon gesagt, dass du kommst." Sie verbeugte sich tief.

Andariel erwiderte die Geste, auch wenn es nicht so tief war.

„Aber..." begann Eriel erneut, „ Ich wusste nicht, dass ihr noch jemanden mitbringt." Sie sah in die Finsternis.

„Ich dachte nicht, dass man mich so schnell enttarnt." antwortete die Person aus der Finsternis.

„Tja, wenn man hierher kommt, kann man davon aus gehen, dass man entdeckt wird, Neville." schrie George herüber.

Neville trat nun aus der Finsternis. Aber es war nicht mehr der Neville, der er einmal war.

„Ich weiß genau, wie du dich fühlst Harry! Mir geht es genau so! Und ich bin hier, weil ich euch helfen will."

Danach kam er näher und hob seinen Arm mit geschlossener Faust. Er drehte seine Hand um, so dass die Handfläche nach oben zeigte, und öffnete seine Faust. Sofort entsprang eine Flamme seiner Hand und diese kleine Flamme loderte vor ihren Augen immer weiter.

Eriel sah ihn entgeistert an: „Du hast die selbe Fähigkeit wie er."

Neville schloss seine Hand und die Flamme erstarb. Dann sagte er: „Er hat mir diese Fähigkeit zur Verfügung gestellt. Kurz nachdem ich wieder hier war, habe ich ihn getroffen. Er wollte, dass ich euch helfe."

„Sirius war also wirklich hier. Und ich dachte, das sei Einbildung gewesen." meinte Andariel nur dazu.

„Dann geht es ihm also gut." Eriel blickte verträumt durch die Halle. „Es geht ihm gut. Wenn Kuro das nur wüsste."

„Kuro?" fragte Inaer. „Wo ist er überhaupt, mein Neffe?"

„Nun, Mutter kümmert sich um ihn. Sie hat sogar darauf bestanden."

„Dann sind wir also das neue Team?" fragte Hermine nun.

„Anscheinend."antworteten alle im Chor.

Alle waren darüber erstaunt, dass Harry wieder da war. Auch Andariel weckte ihr Interesse. Neville begann sich nun so zu verhalten, wie er wollte, was dazu führte, dass fast jeder Schüler Respekt vor ihm hatte.

Am Abend wurden sie alle von Kamiras nach London geschickt. Dort sollten sie auf die fünf restlichen Todsünden treffen.

Sie hatten sich in Gruppen aufgeteilt. Harry und Andariel wollten erst dann eingreifen, wenn es unbedingt nötig war (eigentlich wollten sie nur die normale Bevölkerung beschützen). Eriel und Inaer hatten sich bei dem Big Ben positioniert. Im Central Park warteten Luna und George auf die Angreifer und der Buckingham Palace wurde von Neville und Hermine bewacht. Der Einzige, der allein unterwegs war, war Crab, der sich aber nicht im Umkreis von London befand, sondern einen ganz anderen Weg eingeschlagen hatte.

Fortitudo wollte nicht einfach da sitzen und warten. Er wollte etwas unternehmen. Es musste etwas geschehen. Über ihm zogen sich die Wolken zusammen und Blitzte zuckten über seinem Kopf hinweg.

Er schwebte über dem Meer und der Regen peitschte ihm ins Gesicht.

Die Wellen des Meeres schlugen gegen die Klippen des Landes. Sie wogten hin und her. Der Schaum entstand und verschwand so schnell er gekommen war um dann aufs neue wieder aufzuerstehen.

Während Fortitudo über dem Meer flog hielt er ständig die Küste im Blick und da fiel ihm auf, dass der Schaum der Wellen steif gegen die Küste schlug. Er verschwand einfach nicht mehr.

Um zu sehen, was da los war, flog er näher an die Klippen heran. Er berührte den Schaum und stellte fest, dass er fest gefroren war.

Verwundert strich er über jede Schaumkrone die aufkam und bei allen war es das Selbe. Sie waren alle fest gefroren.

Plötzlich stoppte der Regen. Fortitudo sah in den Himmel und Schnee fiel auf sein Gesicht.

Dann sah er oben auf der Klippe eine Person stehen.