20.Kapitel: Der Anfang vom Ende
Harry flog über die Highlands. Vorbei an hell erleuchteten Städten und Dörfern, vorbei an Seen und Flüssen, vorbei an Bergen.
Er kam dem Ben Nevis immer näher. Am Fuß des Berges konnte er bereits hören, was ihn erwarten sollte. Ein unglaublicher Lärm war zu hören, anscheinend wollte Neville nicht einfach so aufgeben. Er beeilte sich und suchte die Quelle des Lärms. Zwar war er sich nicht sicher, ob dies wirklich der Kampfplatz war aber es war sein einziger Anhaltspunkt.
An der spitze angekommen erwartete ihn ein grausiges Bild: Neville kämpfte um sein Leben und rings um ihn herum standen die restlichen Todsünden. Momentan hatte er keine Chance.
Mit einem Energie-Ball erwischte Harry sofort Avaritia, der daraufhin durch die Luft flog und krachend zu Boden fiel.
„Harry!" schrie Neville mit dem bisschen Kraft, die er noch hatte. „Verschwinde! Es ist schon in Ordnung!" Anscheinend hatte er sich bereits selbst aufgegeben.
„Vergiss es!" schrie Harry zurück und der nächste Energie-Ball flog durch die Luft, aber niemand wurde getroffen.
Jetzt hieß es für ihn schnell zu handeln. Er flog mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf Neville zu, nebenbei schlug er Acedia direkt nieder, welcher in der Luft zu taumeln begann, packte Neville und raste so schnell davon, wie er nur konnte. Schon spürte er, wie ihn etwas hartes streifte und augenblicklich durchzuckte ihn ein starker Schmerz im Oberarm. Dennoch ließ er sich nicht beirren. Schnell flog er von dem Ort des Geschehens davon.
Nach fünf Minuten fühlte er sich sicher genug um eine kleine Rast einzulegen und sich Nevilles Verletzungen anzusehen.
Neville keuchte laut und in unregelmäßigem Tempo, mal schneller, mal langsamer. Harry fühlte seinen Puls und auch der war unregelmäßig. Auf Nevilles Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
Harry wusste, dass er bald sterben würde, wenn er nicht etwas tuen würde.
Da schlug Neville, wohl als letztes Aufbäumen, noch einmal die Augen auf. Stockend sagte er ächzend: „Harry... ist... schon.. gut. Ich... ich wusste,... wusste worauf ich mich... mich eingelassen habe..." Er hustete und Blut lief aus seinem Mund. Keuchend fuhr er fort: „Schon als ich... ich diese Kräfte über... nahm, ...war es mir...klar gewesen."
Traurig und düster sah Harry ihn an. Nach einer kurzen Pause sagte er fast wie ein Flüstern: „Du musst nicht sterben. Es gibt einen Weg. Aber ob der einen glücklich macht ist etwas anderes."
„Ich.. weiß." war die Antwort. „Was... würde dann... mit ... mir passieren?"
„Du würdest zu einem von ihnen. Wenn ich sie hole, wirst du fast normal leben können."
„Dann.. tu es... Hol sie!"
„Sicher?"
„Ja..." Seine Stimme wurde immer schwächer. Harry wusste, dass er nach seinem Wunsche handeln wollte und musste. Mit seinen Gedanken richtete er seine ganze Konzentration auf eine Person und er hörte sogar eine Antwort. Erleichtert sagte die Stimme, dass sie bereits unterwegs sei.
Nun richtete er sich wieder Neville zu. Mit allem, was ihm zur Verfügung stand stärkte Harry ihn.
In der Ferne hörte er ein Flattern. Er sah sich um und ein schwarzer Umhang landete bereits direkt neben Neville.
Neville sah sie mit glasigen Augen an und erkannte eine schöne junge Frau mit rotgoldenen Haaren.
Mit süßlicher Stimme sagte sie: „Ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte." Die nächste Frage richtete sich gegen Neville: „Willst du das wirklich? Du weißt, was dann auf dich zukommt?"
Er war nur noch zu einem nicken im Stande.
„Er hat viel Blut verloren. Aber noch ist es genug. Das wird jetzt vielleicht ein bisschen pieksen."
Die Frau beugte sich herunter zu Neville. Ihr Mund öffnete sich und sie biss ihn in den Hals.
Neville spürte, wie die letzte Lebensenergie in ihm erlosch. Es war für ihn nicht eine Sekunde vergangen, als sie schon von ihm abließ und sich selbst in die Pulsadern am Handgelenk biss. „Trink das!" sagte sie wohlwollend und freundlich. Stöhnend und kraftlos packte er ihren Arm und trank das tropfende Blut. Er fühlte sich, als wenn das Leben zurück kehren würde. Schon sehr bald ließ er wieder von ihr ab. Denn plötzlich hatte er das Gefühl, als würde sein Körper sich dagegen wehren. Er wand sich vor Schmerz. Die Frau sagte ruhig und beruhigend zu ihm: „Das ist normal. Dein Körper stirbt nun gänzlich, damit du als einer von uns wieder geboren werden kannst."
Und schon hörte der Schmerz auf. Alles um Neville herum war schwarz. Dann öffnete er die Augen und sah direkt in die Augen der Frau.
„Willkommen zurück!" rief Harry erfreut.
Neville war sich noch nicht ganz klar, was genau eben passiert war. Er wusste aber, dass er keine Mensch mehr war.
„Willkommen im Clan der Vampire, Neville." sagte die Frau erfreut.
Neville stand langsam auf. Er spürte eine immense Kraft in seinem Innern. Erstaunt sah er die Frau an. Die lächelte und sagte nun: „Wenn ich mich kurz vorstellen darf? Mein Name ist Chi. Ich bin die Führerin des Vampirclans, dem du jetzt auch beigetreten bist. Und gleich von Anfang an: Wir ernähren uns von Tierblut, das wir vom Schlachter bekommen oder von gestohlenen Blutreserven. Wir töten nicht und das ist wohl der Grund warum Harry mich ausgesucht hat."
Er war also wirklich zum Vampir geworden. Etwas das er sich schon immer erträumt hatte. Jetzt hatte er alle Zeit der Welt um seine Pflanzen zu studieren.
Harry erwähnte noch, dass er auch normal essen kann und dass er normal in der Sonne spazieren gehen kann, was nur dieser spezielle Clan von Vampiren konnte.
Sie unterhielten sich noch eine Weile über das Dasein als Vampir, doch Chi beendete es je, indem sie sagte, dass Neville mit ihr kommen musste, allerdings nur für eine kurze Zeit und dass er danach machen könne, was er wolle, solange er einmal im Monat zu ihrem Clan treffen erschien.
Neville fügte sich und bevor sie verschwanden sagte Chi an Harry gerichtet: „Du weißt, dass ihr hiermit einen weiteren Krieger verloren habt, oder?"
Harry nickte.
„Dann ist dir bestimmt auch klar, dass ihr es nun schwerer haben werdet. Du solltest auch sofort zurück kehren. Die Nacht der Nächte ist gekommen."
Mit diesen Worten schwang sie sich mit Neville im Schlepptau in die Luft und flog davon.
Harry sah ihr nach. Er wusste, was er damit angezettelt hatte und dass die letzte entscheidende Nacht nah war. Und dass er noch etwas zu erledigen hatte.
In der selben Nacht noch träumte Hermine erneut den Trau ihres Wunsches. In ihr begann langsam die Frage aufzusteigen, wann ihr Wunsch nun erfüllt werden sollte. Sie wurde immer ungeduldiger. Sie erhoffte sich im Traum eine Antwort auf ihre Frage, doch sie wurde enttäuscht. Inaer war nirgends zu finden. Stattdessen war sie an einem Ort, in dem Haus, der ihr nicht bekannt vor kam. Aus irgend einem Grund jedoch wusste sie genau wo sie war. Das schäbige Haus hatte sich nicht verändert.
Plötzlich schwang hinter ihr die Tür auf. Sie erschrak so sehr, dass sie vor Schreck zu Boden fiel. Dann sah sie zur Tür und sah Harry, wie er genau auf sie zu gerannt kam.
„Harry? Was..." setzte sie gerade an, doch Harry rannte genau in dem Moment direkt durch sie hindurch.
Verwundert sah sie sich um. Harry schien nichts bemerkt zu haben. Er ging einfach weiter. Schnell öffnete er eine Tür. Hermine staunte nicht schlecht, als sie eine Treppe in den Keller vor sich sah.
In schnellem Schritte ging Harry diese Treppe hinab. Sie folgte ihm.
Unten angekommen schien es kein Keller in diesem sinne zu sein. Die wände waren aus Lehm und wie in den Bergwerken wurde die Decke von dicken Pfeilern getragen. Sie musste rennen um mit ihm schritt zu halten.
Noch öfter versuchte sie Harry anzusprechen, aber da dieser nicht reagierte rannte sie einfach stumm hinter ihm her. Der Keller war riesig, aber bald schon bogen sie in einen Tunnel ein. Auch dieser schien kein Ende zu nehmen. Hermine war sich jedoch sicher, dass sie immer tiefer gingen.
Plötzlich blieb Harry abrupt stehen. Wäre Hermine echt gewesen, wäre sie auf ihn auf gelaufen. So fiel sie aber durch die Steintür, die Harry dazu veranlasst hatte stehen zu bleiben und landete hart auf dem Boden. Mit einem leisen AUTSCH stand sie auf und hörte, wie Harry gegen die Steintür trommelte und so etwas schrie wie sie sollen es nicht tun oder so ähnlich.
Irritiert von Harrys verhalten sah Hermine sich im Raum um. Direkt vor ihr standen Inaer und Eriel. Sie standen Hand in Hand und schienen so etwas wie Formeln herunter zu beten. Sie standen sich gegenüber, die Köpfe gesengt, die Augen geschlossen und gleichzeitig reden.
Hermine rappelte sich auf und ging langsam auf sie zu. Dabei begann sie besonders betonte Wortfetzen mitzuhören, wie 'ausgewählte Kinder'; 'Schmetterling' und 'Eins werden'. Sie konnte nicht den genauen Zusammenhang verstehen, auch nicht, als sie direkt neben ihnen stand. Auch von den Lippen konnte sie nichts ablesen.
Sie löste ihren Blick von Eriels Lippen und betrachtete ihre Hände, die etwas umklammert hielten. Es sah aus wie ein Messer. Aber dennoch schien es keines zu sein.
Jetzt erste bemerkte sie, dass die beiden nicht mehr zusammen redeten. Beide sahen sich an. Harrys hämmern war verstummt.
„Wir haben keine Wahl. Jetzt wo wieder einer verschwunden ist, müssen wir dieses tun." sagte Eriel in einem sehr bedrückten Ton.
Inaer nahm das Messer in die Hand und flüsterte: „Tut mir Leid."
Eriel sah sie sanft an. Ihre rechte Hand berührte Inaers linke Wange. Freundlich sagte sie: „Das braucht es nicht. Und tröste dich, wir werden für immer zusammen sein. Wir werden eins und ich lassen dich nicht noch einmal gehen."
Inaer seufzte und unvermittelt stach sie zu. Eriel hatte nicht damit gerechnet und erschrak, genau so wie Hermine. Hermine schlug die Hände vor den Mund und ihre Augen weiteten sich. Inaer sah betroffen zu Boden. Nicht nur das Messer, sondern auch die rechte Hand Inaers ging durch den Körper ihrer Schwester.
Irgendetwas leuchtendes ging von Eriel auf Inaer über und hinterließ auf dem Arm eine Narbe, die Ähnlichkeit mit einem Schwert hatte.
Inaer zog ihre Hand zurück und Eriel fiel, doch sie fiel nicht, wie man es erwartet hatte. Hermine wusste nicht, wie ihr das hatte entgehen können: Hinter den Beiden war ein Abgrund. Eriel glitt zur seite und fiel in den Abgrund.
Man konnte sie nicht aufschlagen hören. Inaer kniete vor dem Abgrund und es schien als ob sie betete. Ständig sah sie auf ihre Tätowierung auf ihrem Arm.
Dann geschah etwas, mit dem Hermine nicht gerechnet hatte: Die Narbe glühte weiß auf und weiße Fäden entsprangen ihm. Gleichzeitig erschienen schwarze Fäden um Inaer herum. Irgendetwas besonderes ging da vor. Wenn die weißen auf die schwarzen Fäden trafen, verbanden sie sich und wurden silbern. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und Harry hereingestürmt kam. Als sie sich aber umdrehen wollte, wachte sie auf.
Die Sonne stach ihr in die Augen. Ein neuer Tag war angebrochen und sie hatte das Gefühl, als wenn es ihr letzter sein würde.
Alle lebten den nächsten Tag aus. Sie lachten und tratschten, auch wenn ihnen nicht wirklich danach zu mute war.
Harry, Inaer und Eriel ließen sich den ganzen Tag über nicht blicken.
George hatte keinen wirklichen Spaß. Er bearbeitete Kamiras weiter, um irgendetwas aus ihm raus zu quetschen.
Am Abend war es dann endlich so weit. Die restlichen Tugenden kamen bei Kamiras zusammen. Sie waren beachtlich geschrumpft. Nur noch George, Luna und Hermine waren wirklich anwesend. Harry, Eriel und Inaer blieben verschwunden. Hermine war sich aber ziemlich sicher, dass sie später noch zu ihnen stoßen würden. Von Neville wussten sie mittlerweile, dass er sich zuerst bei den Vampiren einleben musste, bevor er wieder zu ihnen kommen könnte.
So standen sie zu dritt vor dem schwach wirkenden Kamiras und hörten, was er zu sagen hatte.
„Hört zu," begann er. „Ich habe nicht viel Zeit. Aber sie werden heute Nacht versuchen Fort Augustus und alles im Umkreis von 100 Kilometern zu zerstören. Fort Augustus würde im Zentrum stehen. Sie alle werden da sein: Pavati, Draco, Ginny und Ron."
George wunderte sich: „Was ist mit Percy?"
Kamiras antwortete traurig: „Ihm hat die Attacke von Harry nicht so gut bekommen. Er ist kurz darauf gestorben." Er ließ den Kopf hängen.
George sah traurig drein. Aber er selbst wusste, dass jetzt nicht die Zeit zum Trauern war. Die Zeit würde kommen.
Hermine fragte: „Also müssen wir dorthin und sie stoppen?"
„Ja, wenn ihr das nicht tut, wir das der Anfang vom ende sein. Niemand wird sie danach noch stoppen können."
Sie schienen keine andere Wahl zu haben.
Sie machten sich auf den Weg. Unterwegs überlegten sie, wie sie das anstellen sollten. Wie sollten sie die anderen besiegen, ohne sie zu töten?
In Fort Augustus angekommen sahen sie sich um und suchten ihre Gegner. Sie flogen die Schleusen entlang, an dem Kloster vorbei und teilweise über Loch Ness. Aber nirgendwo war auch nur eine Spur von ihnene zu sehen.
So teilten sie sich auf und warteten.
Der Mond stand hoch am Himmel und es war, wie nicht anders zu erwarten, Vollmond.
Gegen Mitternacht erschienen vier Gestalten am Himmel.
