Kapitel 7: Schuldgefühle, und ihre Folgen
Hermine hielt ihr Versprechen und sagte niemandem etwas von ihrem Gespräch mit Alicia. Die nächsten Tage sah sie immer wieder besorgt zu Alicia rüber, wenn sie im Unterricht saßen oder beim Essen, doch Alicia redete nicht mehr darüber, und da sie das selbe von Hermine erwartete hörte auch sie bald auf den Eindruck zu erwecken, als würde sie darüber reden wollen.
Es vergingen einige Tage, dann Wochen, dann Monate, in denen Hermine versucht hatte Draco mit anderen Augen zu sehen, nachdem was sie erfahren hatte, doch sie schaffte es nicht, da er nach wie vor der arrogante, selbstgefällige Slytherin war, bis die Weihnachtsferien vorbei waren, die Alicia gemeinsam mit Ron, Harry und Hermine verbrachte.
Harry war der Aufforderung zu den Privatstunden bei Dumeldore nachgekommen und brachte etwas über die Horcruxe (richtig geschrieben?) in Erfahrung.
Eigentlich war es eine fast normale Schulzeit, wenn man mal von den Zuständen außerhalb nicht nachdachte.
Alicia hatte beobachtet, wie ihr Bruder von Tag zu Tag immer fertiger aussah und konnte es bald nicht mehr mit ansehen. Immer wieder versuchte sie mit ihm zu reden, doch er blockte ab und meinte er hätte keine Zeit.
Bis sie dann eines Tages als einzige mitbekam, wie er vor Erschöpfung zusammenklappte. Vorher hatte sie in seinen Augen noch eine riesige Angst gesehen, und dann... dann brach er einfach zusammen.
Sicher, er wachte schnell wieder auf und tat so, als wäre nichts gewesen, aber Alicia machte sich nun noch mehr Sorgen um ihn, als bisher.
„Draco! Bitte!" „Lass mich in Ruhe! Ich habe keine Zeit!"
damit ließ er sie stehen!
Ihre Schuldgefühle wuchsen ins Unendliche und schließlich sah sie nur noch einen Ausweg. Sie rannte die Treppen hoch, stieg in den Gemeinschaftsraum und lief an Hermine, Ron und Harry vorbei in den Mädchenschlafsaal. Hermine folgte ihr sofort.
„Was ist los? Was hast du vor? Was... was suchst du!"
„Es gibt nur noch einen Ausweg! Nur noch eine Möglichkeit ihn zu retten! Ich kann nicht weiter mit Ansehen, wie die ganze Sache meinen Bruder fertig macht!" sagte sie bestimmt, nahm ein Stück Papier heraus und klappte ihren Koffer zu. Sie setzte sich auf ihr Bett und betrachtete eine Weile das Papier, dann setzte sich Hermine neben sie und betrachtete es ebenso. Es war ein magisches Bild von zwei Kindern mit platinblonden Haaren und heller Haut. Sie schienen allerhöchstens fünf Jahre alt zu sein.
„Bist du das? Aber ich dachte du hast schwarze Haare?" fragte Hermine etwas perplex. „Die sind gefärbt. Sie haben mich zu sehr an Lucius erinnert! Nachdem du mir einiges über Zaubertränke beigebracht hast, hab ich mir einen Trank zusammengemixt, der mir die ewige Färberei erspart und sie schwarz bleiben lässt!" Dann sagte eine Weile keine von ihnen etwas, bis Alicia anfing zu lächeln. „Weißt du, dieses Bild wurde aufgenommen, als Draco und ich vier Jahre alt geworden sind! An diesem Tag haben Narzissa und Lucius gesehen, dass ich elementare Kräfte besitze. Das war der letzte Tag, an dem wir wirklich noch einmal lächeln konnten. Danach hat alles angefangen! Ich dachte, ich könnte nie wieder so glücklich werden, wie an diesem Tag und Draco ging es ähnlich. Aber ich habe eine Möglichkeit gefunden das zumindest für Draco zu ändern und deshalb muss ich jetzt gehen!" bestimmt erhob sie sich steckte das Foto in ihre Tasche und ging gezielt nach unten.
Hermine hatte nicht direkt realisiert, was Alicia soeben gesagt hatte, und sprang, als sie endlich kapiert hatte schnell auf, um Alicia nachzurennen.
Als sie im Gemeinschaftsraum angekommen war, hatte sie sie fast eingeholt. Sie achtete nicht auf die Mengen, die um sie herumstanden, sie wollte nur, dass Alicia nicht ging, denn was sie vor hatte war mit Sicherheit nicht ungefährlich.
„Alicia! Du kannst doch nicht einfach gehen! Es muss noch eine andere Möglichkeit geben! Bitte bleib hier!" Alicia blieb stehen und drehte sich zu Hermine um.
„Nein, die gibt es nicht!" Harry und Ron wussten nicht genau, was jetzt los war, doch wie wohl alle anderen auch, hatten sie mitbekommen, dass Alicia abhauen wollte. Sie kämpften sich zu ihnen durch.
Irgendwie mussten sie sie aufhalten, denn so verzweifelt, wie Hermine war...
„Wenn du jetzt gehst... denk an das Versprechen, dass du ihm gegeben hast!" meinte Harry von sich überzeugt. Ron und Hermine sahen ihn verständnislos an und Alicia, die sich bereits wieder zum Gehen gewandt hatte drehte sich ein weiteres Mal um.
„Wer... wer glaubst du eigentlich, wer du bist?" schnaubte sie aufgebracht. „Glaubst du wirklich ich wäre hier, wegen dir? Nein, Harry, du bist mir scheiß egal! Du bist nicht der wichtigste Mensch auf diesem Planeten! Kapier das endlich mal! Sirius ist aus den richtigen Gründen zurückgekehrt, aber er hat seine Arbeit als Patenonkel nicht sonderlich gut gemacht! Hör endlich auf zu glauben, dass die ganze Welt dir zu Füßen liegt, nur weil du noch lebst! Ich lebe auch noch, nur habe ich das selber zu verantworten! Übernimm endlich selber die Verantwortung für dich und lass nicht immer andere den Kopf für dich hinhalten! Wer soll als nächstes für dich sterben? Dumbeldore vielleicht?" noch zielstrebiger als eben, verließ sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und verließ das Schloss.
Ron, Harry und Hermine standen fassungslos da und sagten kein Wort, die anderen fingen an zu tuscheln und plötzlich wurde Harry auch bewusst, dass sie recht hatte mit dem, was sie gesagt hatte. Erst waren seine Eltern für ihn gestorben, dann war Cedric gestorben und schließlich auch noch sein Patenonkel. Sicher, er hatte sie nicht darum gebeten, aber er war auch nie unglücklich über ihre Hilfe gewesen. Und was war mit Dumbeldore? Ja, er verließ sich blind auf den alten Schulleiter, genauso, wie er Sirius vertraut hatte. Immer waren sie für ihn da gewesen. Klang es wirklich so abwegig, dass auch er für Harry sterben würde?
Hätte Alicia zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass Dumbeldore tatsächlich wenige Zeit später sein Leben lassen würde, hätte sie es vielleicht nicht so selbstverständlich gesagt. Doch daran wollte sie im Moment nicht denken. Denn sie hatte einen Plan, den sie nicht aufgeben würde.
Sie verließ eiligen Schrittes das Schulgelände, doch sie kam ihrer Meinung nach nicht schnell genug voran. So nutzte sie ihre Fähigkeit das Element der Luft zu beherrschen und ließ sich vom Wind durch die Luft transportieren.
Alles, was mit Draco passiert war, war ihre Schuld, er hatte damals ihr das Leben gerettet, nun lag es an ihr, das seinige zu retten, bevor noch jemanden umbrachte.
Sie wusste genau, wo sie hin wollte. Sie folgte der dunklen Aura, die von Voldemord ausging und je näher sie ihm kam, desto deutlich spürte sie diese gewaltige Macht des bösen.
Schließlich landete sie vor einem eher unscheinbaren Muggelhaus. „VOLDEMORD KOMM RAUS! ICH HAB DIR WAS ZU SAGEN!" schrie sie dem Haus entgegen und sofort flog die Haustür auf und ein Mann in einer schwarzen Robe kam heraus und richtete den Zauberstab auf Alicia. „Halt! Bevor sie mich töten, sagen sie Voldemord, dass ich, Alicia Draziela Malfoy einen interessantes Angebot für ihn habe!"
Der Mann zögerte, ließ den Zauberstab jedoch nicht sinken. Hinter ihm erschien eine andere Gestalt. Es war Lucius, der sie vielsagend anlächelte.
Mit einer übertriebenen Verbeugung bat er seine Tochter einzutreten. „Wir wussten, dass du der Macht nicht wiederstehen konntest!"
Alicia ignorierte den Verbrecher, der eigentlich nach Askaban gehörte, wo er ja auch schon eine Weile gesessen hatte.
Sie wurde in einen verdunkelten Raum gebracht, in dessen Mitte ein Sessel stand, auf dem eine Gestalt saß und seine Schlange liebevoll streichelte.
„Was für ein Angebot hast du für mich? Auserwählte!" Alle anderen im Raum hatten ihre Zauberstäbe auf sie gerichtet und sie wusste nun wieder zu entkommen ohne zu sterben wäre unmöglich. Sie hatte beschlossen es zu tun, nun gab es kein Zurück mehr!
„Ich biete Ihnen einen Tausch an! Mich für meinen Bruder!"
Voldemord stand aus seinem Sessel auf und lächelte sie an. Ja, er hatte endlich, was er wollte.
