Kora : Danke für die Kekse/mampf/ Dein Review hat mich ja echt von den Socken gehauen. Man merkt, dass du bei der Story richtig mitfieberst. Vielen, vielen Dank/freu/ Ich schreibe natürlich weiter. Ehrensache!
Feael : Fari kann gerade mal seine Hemden waschen. Zu einer guten Haushaltsführung gehört aber mehr. Aber das mit dem Haushalt ist eh bald vorüber. Die Wildnis ruft!
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Kapitel 9: Aufbruch
Boromir stieg vom Pferd und half dann der vermummten Avra von ihrer Stute herunter. Faramir hatte trotz der Verkleidung sofort seine Geliebte erkannt. Rasch legte er den Umhang beiseite und erwartete die Beiden freudig in der offenen Haustür. Boromir lotste Avra ins Haus, während er sich um die Pferde kümmerte.
Als die Haustür hinter ihr zufiel, riß sich die junge Frau die Kapuze vom Kopf und lange schwarze Locken wallten über ihre Schultern.
Faramir und Avra fielen sich glücklich in die Arme und küssten sich innig.
„Was macht dein Rücken, Geliebter?" fragte die junge Frau besorgt. „Es war so grausam, bei deiner Bestrafung zuzusehen."
„Mir geht es schon wieder besser", meinte Faramir beruhigend. „Ich spüre kaum mehr was. Hoffentlich behandelt mein Vater dich gut."
„Ich kann mich nicht beklagen", erwiderte Avra leise. „Ich habe alles, was man zum Leben braucht. Allerdings setzt mich dein Vater unter Druck: ich soll einigen Hauptmännern eueres Heeres die Sprache Harads beibringen. Es kommt mir wie Verrat vor, wenn ich das tue."
Faramir seufzte tief und senkte den Kopf.
„Vielleicht werden sich unsere Völker näher kommen, wenn mehr Menschen aus Gondor die Sprache Harads sprechen. Bitte tu mir den Gefallen, und erfülle den Wunsch meines Vaters. Es war mein Vorschlag, dass du unseren Leuten deine Sprache lehrst."
„Deine Gesinnung ist wirklich edel", sprach Avra bewundernd. „Aber ich fürchte, dein Vater hat ganz andere Absichten als du."
Jetzt kam Boromir ins Haus. Er grinste breit und legte ein Paket mit Vorräten auf den wackligen Holztisch.
„Damit du nicht vom Fleisch fällst, Brüderchen", meinte er scherzhaft.
„Boromir, ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll", erwiderte Faramir erfreut, der Avra fest in seinen Armen hielt.
„Schon gut", winkte dieser ab. „Deinem Rücken scheint es ja besser zu gehen, wie ich sehe. Ich gehe jetzt da drüben in die Taverne und genehmige mir ein Bierchen. In einer Stunde, wenn die Glocke schlägt, komme ich wieder und hole Avra ab. Bis dahin gehabt euch wohl."
Er verließ das Haus rasch.
„Dein Bruder muß dich sehr lieben, weil er so viel für dich tut", sagte Avra lächelnd.
„Ich hoffe, er bringt sich dadurch nicht in Gefahr", seufzte Faramir.
Die junge Frau legte nun ihren Mantel vollends ab. Sie trug ein enges Kleid, das ihre schlanke Figur und ihre weiblichen Rundungen sehr betonte. Faramir küsste sie erneut und diesmal war sein Kuss sehr leidenschaftlich und fordernd.
Sie hatten nicht viel Zeit, daher flogen ihre Kleider rasch zu Boden. Faramir trug Avra in den angrenzenden Schlafraum. Vorsichtig legte er sie auf das unbequeme Bett.
„Es tut mir so leid, dass ich dir nichts besseres bieten kann", flüsterte er bedauernd.
„Das macht nichts", gab Avra zufrieden zurück. „Hauptsache, wir können uns lieben."
Und das taten sie auch: nachdem sie die Stunde gut genutzt hatten, lagen sie schließlich erschöpft und engumschlungen auf dem harten Lager.
„Ich muß mich wieder anziehen, bevor Boromir zurückkehrt", murmelte Avra schläfrig.
Faramir streichelte zärtlich über ihren nackten Bauch.
„Ich weiß nicht, wie ich auch nur einen Tag noch ohne dich sein kann", sagte er bedrückt.
Die junge Frau küsste ihn traurig und erhob sich dann, um ihre Kleider aufzusammeln. Die Stunde war längst vorbei und jeden Augenblick konnte Boromir wieder auftauchen. Sie hatte sich kaum angezogen, als es auch schon stürmisch an der Tür klopfte.
Faramir öffnete sie und ließ seinen Bruder herein.
„Es ist höchste Zeit", brummte er und blickte abwechselnd zu Faramir und zu Avra. „Los verabschiedet euch schnell!"
Er drehte sich kurz weg, damit das Paar sich noch einmal kurz küssen konnte.
„Wann werden wir uns wieder sehen?" fragte Faramir mehr an Boromir, als an Avra, gewandt.
„So bald es möglich sein wird", erwiderte der ältere der zwei Brüder. „Ich habe keine Ahnung. Es war ein unglaubliches Glück, dass Vater heute Abend eine Ratsversammlung abhielt, zu der er mich nicht brauchte. Aber jetzt müssen wir unbedingt los."
Avra setzte die Kapuze ihres Mantels auf und warf einen letzten liebevollen Blick auf Faramir.
Beide ahnten nicht, dass sie sich für sehr lange Zeit nicht mehr wieder sehen würden.
Als Boromir und Avra weg waren, setzte sich der junge Mann seufzend an den Holztisch und wickelte das Vorratspaket aus, das Boromir ihm mitgebracht hatte. Es waren allerlei Köstlichkeiten aus der Zitadellenküche darin: kalte Hühnerschenkel, weißes Brot, Äpfel und Kuchen und sogar eine Kürbisflasche mit erlesenem Rotwein aus Dol Amroth. Eigentlich war Faramir jetzt nicht nach Essen zumute, aber schließlich fing er doch an, an einem Hühnchenschenkel zu nagen. Und ehe er sich versah, hatte er einen Großteil der Vorräte verputzt.
§
Am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang wurde heftig an Faramirs Haustür geklopft. Schlaftrunken erhob sich der junge Mann und riß die Tür auf. Draußen standen zwei Waldläufer in ihren Lederrüstungen und Pfeilköchern auf dem Rücken. Faramir kannte die Beiden gut: es waren Enarion und Fingolfin. Einst hatten sie unter seinem Befehl gestanden.
„Hauptma...äh Herr Faramir, wir sollen Euch abholen", stotterte Enarion, ein junger Mann mit rabenschwarzen, langen Haaren verlegen.
„Was gibt es denn?" fragte Faramir verstohlen gähnend und fuhr sich durch die wirren Locken.
„Heute Vormittag werden wir nach Ithilien aufbrechen", fuhr Enarion eifrig fort. „Feldhauptmann Boromir wird uns führen."
Faramir grinste unwillkürlich: er versuchte sich gerade seinen Bruder in Waldläuferkleidung vorzustellen. Allerdings verging ihm das Lächeln, als er daran dachte, zu seinen Männern als einfacher Waldläufer zurückzukehren. Was würden sie über ihn sagen und von ihm halten?
„Ich komme gleich", murmelte Faramir , „ich muß mich nur noch anziehen."
In einer Truhe lag die Waldläuferkleidung: ein einfacher brauner Waffenrock aus Leder, ohne jeglichen Zierrat. Dazu gehörte ein grüner Kapuzenmantel. Bogen und Köcher standen in der Ecke des Wohnraumes. Faramir brauchte nicht lange zum Anziehen. Nur kurze Zeit später folgte er den Männern hinauf in den sechsten Festungsring.
Boromir und die anderen Waldläufer warteten bereits. Der frischgebackene Feldhauptmann trug nun Faramirs Lederrüstung mit dem Baum von Gondor, welcher in die Brustplatte eingraviert war. Die Rüstung spannte etwas um Boromirs breite Brust, denn er war etwas kräftiger gebaut als sein Bruder. Faramir blickte seinen Bruder fragend an: hatte er denn am gestrigen Abend noch nichts von dem Feldzug gewusst? Boromir blickte schuldbewußt zu Boden, als ihn sein Bruder ansah. Faramir wusste jetzt Bescheid.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?" zischte er Boromir leise zu, als er an ihm vorüberging.
„Ich wollte dir das Wiedersehen mit Avra nicht verderben", gab dieser mit gedämpfter Stimme zurück.
Faramir kam nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn in diesem Moment kam der Truchseß persönlich hinzu. Der junge Mann hielt die Luft an, als er seinen Vater erblickte. Denethor schien ihn absichtlich zu übersehen.
„Südlich von Emyn Arnen wurden Haradrim gesichtet", erklärte der Truchseß mit dröhnender Stimme. „Ich möchte, dass Ihr die Gegend dort von diesem Unrat reinigt."
Faramirs Hände umschlossen seinen Bogen so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten: warum bezeichnete sein Vater Avras Volk so? Tat er dies, um ihn, Faramir, noch mehr zu kränken?
Endlich fiel Denethors Blick auf Faramir und der junge Mann glaubte ein spöttisches Funkeln in den Augen seines Vaters zu sehen. Der Truchseß ging er jetzt zu seinem jüngsten Sohn direkt hin.
„Mach mir keine Schande, Faramir", sagte er ihm mit leiser, drohender Stimme. „Wenn du noch einmal gegen das Gesetz verstößt, werde ich dich aufhängen lassen."
Faramir schluckte, als er solch harsche Abschiedsworte von seinem Vater hörte.
„Vielleicht kehre ich ja nicht wieder und du brauchst dich dann nicht länger zu schämen", sagte der junge Mann verbittert.
Denethor warf ihm einen letzten, finsteren Blick zu und ging dann zu Boromir hinüber, auf welchen er leise einredete. Boromir wirkte ziemlich genervt und Faramir fragte sich, was sein Vater von seinem Bruder noch wollte.
Endlich gab Denethor den Befehl zum Aufbruch. Die silbernen Trompeten ertönten und die Waldläuferschar marschierte los.
§
Boromir wirkte ganz und gar nicht erfreut: er war es nicht gewohnt, zu Fuß durch die Wälder zu schleichen und einen Kampf aus dem Hinterhalt gegen eine Übermacht von Feinden zu führen. Er war ein Mann des offenen Kampfes. Außerdem war er im Bogenschießen längst nicht so gewandt wie sein Bruder. So machte es ihm keinen Spaß, Feinde zu töten. Der Kampf mit dem Schwert, das war seine Welt. Gegen Mittag erreichten die Waldläufer die halb zerfallene Stadt Osgiliath und machten dort eine kurze Rast bei der Garnison, wo gerade Essen ausgegeben wurde.
Boromir ließ sich seufzend neben Faramir auf einer zerfallenen Mauer nieder.
„Es tut mir leid, Kleiner. Ja, ich hätte es dir sagen sollen."
„Schon gut", erwiderte Faramir, der gerade einen Teller Eintopf aß.
„Ich hoffe, das wird mein erster und zugleich letzter Einsatz als Waldläuferhauptmann sein", murmelte Boromir vor sich hin.
„Das denke ich auch", sagte der jüngere Mann seufzend. „Du wirst woanders dringender gebraucht. Madril kann die Waldläufer auch anführen."
„Wenn ich es schon nicht mehr darf", fügte er verbittert hinzu.
