Khamul : In der Not frisst der Teufel Fliegen, wie es so schön heißt. Armer Faramir! Er macht ganz schön was mit.

Darklayka : Juhu, eine neue Leserin! Und schon kommt das nächste Kapitel. Tata!

Feal : Faramir wird sich bald rächen. Irgendwann ist selbst bei ihm mal das Maß voll.

Firi : Und noch eine neue Leserin! Firilein, juhu!

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Kapitel 13: Auf der Suche nach Faramir

Boromir war noch nicht ganz genesen, als er die Häuser der Heilung auf eigene Verantwortung verließ. Alle Warnungen der Heiler schlug er starrsinnig in den Wind. Seine einzige Sorge galt Faramir. Er wollte und musste ihn finden. Je länger er wartete, desto geringer wurde die Chance, seinen Bruder jemals wieder lebendig zu sehen. Der Truchseß zeigte sich nicht begeistert, als Boromir leicht hinkend in der Zitadelle erschien. Doch er kannte den entschlossenen Gesichtsausdruck seines Erstgeborenen und er wusste, dass es keinen Zweck hatte, Boromir dieses Vorhaben auszureden.

„Du hast immer noch Schmerzen, wie ich sehe", sagte Denethor mit sanfter Stimme, als sich Boromir vorsichtig am Tisch des Kaminzimmers niedersetzte.

„Vater, ich muß sofort losreiten und versuchen, Faramir zu retten", stieß der junge Mann ungeduldig hervor.

„Hundert unser besten Männer sind seit über einer Woche auf der Suche nach Faramir", erklärte der Truchseß gelassen. „Du solltest dich besser schonen und abwarten, welche Kunde sie bringen."

„Ich kann aber nicht hiersitzen und Däumchen drehen, während mein Bruder immer tiefer in den Süden verschleppt wird", begehrte Boromir verärgert auf.

Denethor legte beruhigend seine Hand auf den Unterarm seines ältesten Sohnes, aber Boromir erhob sich ruckartig von seinem Sessel und verließ grußlos das Kaminzimmer. Der Truchseß sah ihm sorgenvoll nach.

Avra hatte gehört, dass Boromir wieder in die Zitadelle zurückgekehrt war und hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen, dass sie ihn unbedingt sprechen wollte. Boromir suchte sofort das Zimmer von Avra auf und ließ es aufsperren.

Die junge Frau wartete bereits ungeduldig auf ihn.

„Wir müssen unbedingt reden", sagte sie aufgeregt.

„Ich habe eigentlich keine Zeit", gab Boromir ungehalten zurück.

„Es geht um Faramir!" betonte Avra und schob den blonden Krieger in ihr Zimmer hinein.

Boromir blieb erschöpft an der Wand gelehnt stehen. Sein verletzter Fuß pochte jetzt vor Schmerzen. Es war wohl wirklich noch etwas zu früh gewesen, die Häuser der Heilung zu verlassen.

„Ich möchte Minas Tirith verlassen und mich auf die Suche nach Faramir machen", erklärte Avra entschlossen.

„Das kommt nicht in Frage!" knurrte Boromir unwillig.

§

Das Heer der Haradrim hatte sich geteilt: die Hälfte der Krieger blieb in Süd-Ithilien, die andere Hälfte mit Jahzîr an der Spitze zog Richtung Harondor, und von dort aus nach Umbar. Der Heeroberste saß auf einem Schimmelhengst, der ebenso prächtig wie verschlagen war. An einem Seil zerrte Jahzîr Faramir hinter sich her, der zu Fuß mit dem Pferd Schritt halten musste. Faramir trug jetzt Haradrim-Kleidung: eine weite, dunkle Tunika und knielange Hosen. An den Füßen seine Stiefel, die mittlerweile vollkommen durchgelaufen waren. Um den Kopf hatte man Faramir ein schwarzes Tuch drapiert, um ihn vor gleißenden Sonne des Südens zu schützen. Faramirs Hände waren nach vorne gefesselt und um den Hals lag das Seil, an welchem ihn Jahzîr vorwärtszerrte. Nach einer Weile war Faramirs Nacken wundgescheuert und er konnte kaum noch Schritt halten mit dem störrischen Hengst, der immer wieder versuchte, den Gefangenen umzurempeln oder zu treten. Gerade als der junge Mann drohte vor Erschöpfung umzukippen, ließ Jahzîr das Nachtlager an einem Nebenarm des Poros aufschlagen. Faramir wurde wieder sitzend an einen Pfahl gefesselt und nur unter größter Mühe gelang es ihm zu essen und zu trinken. Seit feststand, dass Jahzîr ihn auf dem Sklavenmarkt von Bar-Mikkath verkaufen wollte, bekam der Gefangene endlich ausreichend Nahrung. Das Essen bestand zwar hauptsächlich aus den Resten, die der Heeroberste übrigließ, doch Faramir war das inzwischen egal. Er wollte schließlich am Leben bleiben.

Einige Tage später erreichte man die erste Stadt in Umbar. Sie hieß Din-Middith und bestand aus kleinen, weißen Häusern, deren Dächer mit Stroh gedeckt waren. Zum ersten Mal in seinem Leben sah Faramir auch Kinder der Haradrim. Neugierig blieben die Bewohner der Stadt an den Straßen stehen, als das Heer einzog. Faramirs Kopfbedeckung war ein wenig nach hinten gerutscht, so dass die dunkelhäutigen Menschen sein rotblondes Haar und seine helle Hautfarbe sehen konnten. Jahzîr war es nicht recht, dass sein Gefangener so viel Aufmerksamkeit erregte und ließ Faramir rasch in den Keller des erstbesten Hauses sperren. Er selbst jagte die Familie, welches das Haus bewohnte, davon und ließ sich selbst darin nieder. Der Gefangene hatte fassungslos mitbekommen, wie Jahzîr mit den Bewohnern des Städtchens umging.

Eines Tages wirst du dafür bezahlen, Jahzîr, schwor sich Faramir im Stillen. Da er im Keller eingesperrt war, hatte man ihm endlich einmal die lästigen Fesseln abgenommen. Durch einen schmalen Schlitz in der Decke fiel Licht in den dunklen Raum und Faramir betrachtete besorgt seine wundgelaufenen Füße, die von Blasen überdeckt waren. Manche davon hatten sich bereits entzündet. Zum Essen hatte er bisher nichts bekommen, daher beschloß Faramir sich ein Lager aus ein paar Säcken, die im Keller herumlagen, zu bauen und zu schlafen.

Einige Stunden später wurde er unsanft von einem Haradrim-Krieger geweckt, der ihn solange mit den Fuß anstieß, bis er aufwachte.

„Aufstehen, es geht weiter!" sagte der Krieger in gebrochenem Sindarin.

Faramir wurde nach oben ins Haus gebracht und man legte ihm wieder Handfesseln an. Er konnte sehen, dass Jahzîr wieder luxuriös gespeist hatte, denn seine Hunde machten sich gerade wieder über die Essensreste her. Der Feldherr selbst lungerte auf einem Diwan herum und strich zufrieden über seinen gefüllten Bauch.

„Oh, Mahar, jetzt haben wir dich ganz vergessen", meinte er in spöttischem Bedauern. „Das tut mir ja so leid."

Faramir erwiderte darauf nichts, sondern blickte seinen „Besitzer" feindselig an. Jahzîr zog einem der Hunde die Schüssel weg und hielt sie Faramir hin.

„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass der Hund davon gefressen hat", sagte er grinsend.

Im nächsten Augenblick war die Schüssel im Gesicht des Feldherrn gelandet. Mit einem geschickten Stoß mit dem Ellbogen hatte Faramir, dem jetzt endgültig der Kragen geplatzt war, dies vollbracht.

Jahzîr spuckte und fluchte, während sich einige der umstehenden Krieger ein Grinsen kaum verbeißen konnte. Für Faramir hatte die Sache jedoch schwerwiegende Folgen. Masala, der Hauptmann, welcher in der Nähe stand, nahm dies zum Anlaß, um Faramir mit einem Knüppel bis zur Bewusstlosigkeit zu schlagen. Jahzîr selbst musste Einhalt gebieten, denn sonst wäre Faramir auf dem Sklavenmarkt keinen Pfifferling mehr wert gewesen.

§

Denethor sah bedrückt zu, wie sein Sohn sich zum Aufbruch vorbereitete. Der Truchseß war zu den Stallungen im sechsten Festungsring gekommen, um Abschied von Boromir zu nehmen. Der junge Mann trug eine vornehme Lederrüstung und ein Kettenhemd darunter. Auf dem Rücken hatte er sein großes Rundschild befestigt. Nur das berühmte Horn Gondors fehlte an seinem Gürtel. Ein kleiner Reittertrupp, der überwiegend aus Waldläufern bestand, wartete geduldig auf ihn. Denethor wunderte sich, dass die Waldläufer alle maskiert waren, doch er fragte nicht weiter nach. Wichtiger war es, Boromir noch einmal zur Vorsicht zu ermahnen.

Der junge Ober-Heermeister Gondors versuchte, seinen besorgten Vater zu beruhigen.

„Ich werde mich schon nicht übernehmen", versprach er mit einem verzerrten Lächeln.

Denethor nickte seufzend.

„Ich hoffe es, mein Sohn. Es ist schon mehr als genug, vielleicht einen Sohn verloren zu haben."

Vater und Sohn umarmten sich ein letztes Mal, dann stieg Boromir auf den bereits unruhig herumtänzelnden braunen Wallach. Der Trupp setzte sich nun in Bewegung. Boromir hatte es ziemlich eilig, aus der Stadt herauszukommen. Er drängte die Reiter ungeduldig vorwärts. Erst als man den Anduin bei Osgiliath überquert hatte, wirkte er ein wenig erleichtert. Einer der vermummten Waldläufer kam an seine Seite geritten und lüfete ein wenig seine Maske. Es war Avra.

„Danke", hauchte sie.