Khamul: Im nächsten Kapitel geht es nur um Faramir, im übernächsten wird wieder mehr über Boromir und Avra zu lesen sein. Es war auch die Absicht der Haradrim, mögliche Suchtrupps aus Gondor abzuschrecken.
Darklayka: Ich bin für Anregungen immer dankbar und habe das nicht als Kritik aufgefasst.
Feael: Sein Aussehen scheint Faramir in diesem Fall das „Genick zu brechen". Aber vielleicht gibt es in Harad auch „Fans"?
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Kapitel 15: Verkauft
Faramir wurde nun erst einmal vom Markt weggeführt. Die Leibwächter von Teleziel brachten ihn in ein geräumiges Haus in der Innenstadt von Bar-Mikkath. Dort durfte er endlich ein ausgiebiges Bad nehmen und bekam auch etwas Gutes zu essen. Zum Mahl bekam er sogar Wein gereicht. Anschließend brachte man ihn in ein Gemach, das Gitter an den Fenstern hatte. Das Zimmer war jedoch fast vornehm mit Teppichen und einem breiten Sofa eingerichtet. Während Faramir satt und in frischen Kleidern auf einem Diwan ruhte, fielen ihm langsam die Augen zu. Doch plötzlich ging die Türe auf und zwei dunkelhäutige, schöne Frauen in fast durchsichtigen Kleidern traten ein. Faramir setzte sich erstaunt auf : was hatte das nun zu bedeuten? Die beiden Frauen setzten sich zu ihm und lächelten ihn an. Faramir war das Ganze etwas unangenehm und er stand auf von dem Diwan. Die Eine sagte etwas in der Sprache der Haradrim, das sich bedauernd anhörte. Sie erhoben sich nun ebenfalls und beide legten ihre Hände auf Faramirs Schultern.
„Es tut mir leid, meine Damen", sagte Faramir verunsichert, der ahnte, was die Zwei mit ihm vorhatten.
Die Tür ging wiederum auf und Teleziel, der Hausherr, trat ein. Er klatschte energisch in die Hände und die zwei Schönheiten zogen sich zurück.
„Du bist dumm, Mahar", sagte der feiste Sklavenhändler kopfschüttelnd. „Warum willst du dich nicht von den Frauen verwöhnen lassen? Wenn du erst verkauft bist, dann wirst du vielleicht nie wieder in den Genuß kommen, mit einer Frau zu schlafen."
„Ich vollziehe mit einer Frau nur den Beischlaf, wenn ich sie aufrichtig liebe", erklärte Faramir stolz.
Jetzt lachte Teleziel schallend und er schlug Faramir kumpelhaft auf die Schulter.
„Ihr Männer aus Gondor seid wirklich sehr seltsam. Ihr wisst gar nicht, was Ihr Euch für Freuden entgehen lasst. Aber mir soll es recht sein. Es gibt genug andere Gäste in meinem Haus, die sich gerne von Yamina und Yori verwöhnen lassen würden."
Faramir sah ihn finster an. Teleziel wurde jetzt auch ernst.
„Morgen früh werde ich dich auf dem Markt verkaufen. Du wirst mir einen stattlichen Preis einbringen. Wir hatten seit zwei Jahren keinen Blonden mehr hier. Ab morgen werde ich kein reicher Mann mehr sein, sondern ein steinreicher."
Wieder lachte er auf, diesmal jedoch nicht so laut wie vorher. Faramir blickte ihn unverwandt an und schwieg.
„Du kannst noch etwas essen und trinken, wenn du magst", fuhr der Sklavenhändler schließlich fort. „Du kannst dich auch frei im Haus umherbewegen. Doch solltest du einen Fluchtversuch wagen, lasse ich dich auf der Stelle vierteilen."
Faramir ließ diese Drohung völlig kalt: natürlich wollte er fliehen. Mit jeder Faser seines Leibes wollte er nach Hause zurück. Kurz nachdem Teleziel den Raum verlassen hatte, beschloß Faramir einen Fluchtversuch zu wagen. Er nahm noch einen Schluck Wein und ging dann Richtung Tür. Plötzlich merkte er, dass ihm die Beine wegsackten und dann wurde es schwarz vor seinen Augen.
Als Faramir erwachte, lag er auf dem Diwan mit einem Leinentuch bedeckt. Wütend über sich selbst erhob er sich. Offensichtlich hatte der gerissene Sklavenhändler ein Schlafmittel in den Wein geschüttet. Draußen graute bereits der Tag. Irgendwo in der Nähe krähte ein Hahn. Bevor Faramir nachdenken konnte, ging die Tür auf und drei schwer bewaffnete Krieger traten ein. Teleziel folgte ihnen.
„Du wirst jetzt auf den Markt gebracht, Mahar."
Die Krieger legten Faramir, der leichten Widerstand leistete, Ketten an und führten ihn aus dem Haus.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen und es war empfindlich kühl in den dunklen Gassen. Faramir fror in seiner leichten Kleidung. Wenigstens waren die Straßen fast noch gänzlich leer. Die Krieger brachten den jungen Gondorianer zum Sklavenmarkt. Die meisten Händler waren noch nicht da. Der Platz wirkte noch still und leer, fast beschaulich. Teleziel ließ jetzt seinen Verkaufsstand errichten, der wie eine kleine Bühne wirkte. Dort oben würden die Sklaven dann stehen, bis sie jemand kaufte. Faramir sah nun auch andere Sklaven Teleziels. Die Meisten von ihnen waren kräftige Ostlinge. Mit teilnahmslosen Gesichtern beobachteten sie, wie die Holzbühne aufgestellt wurde. Inzwischen war auf dem Marktplatz bereits etwas Leben eingekehrt: die ersten Schaulustigen kamen und noch mehr Händler mit Sklaven. Doch Teleziels Stand war immer etwas besonderes, weil er die interessantesten Sklaven feilbot.
Einer von Teleziels kräftigen Kriegern befahl nun den Sklaven, sich nackt bis auf einen kleinen Lendenschurz auszuziehen. Einer von Teleziels persönlichen Dienern rieb nun jeden Sklaven mit einem speziellen Öl ein. Es war zum Schutz gegen die sengende Sonne gedacht. Die Ostlinge hatten alle eine ähnlich helle Haut wie Faramir. Als die Sklaven alle eingeölt waren, mussten sie sich auf die Brettererhöhung stellen. Sofort strömten viele Schaulustige herbei und schnell wurde Faramir zum Objekt des allgemeinen Interesses wegen seiner rotblonden Haare.
Der junge Gondorianer fühlte sich entsetzlich: er kam sich vor wie ein Stück Vieh, das begutachtet wurde.
Inzwischen war die Sonne aufgegangen und rasch wurde es heiß. Teleziel war zufrieden: die ersten Gebote für Faramir waren bereits abgegeben worden. Wenn er es geschickt anstellte, würde er an diesem Tag das Geschäft seines Lebens machen mit dem Statthaltersohn. Doch er wollte die Interessenten noch eine Weile zappeln lassen. Ein alter, dünner Mann ging wütend zu dem feisten Sklavenhändler hin.
„Ich habe 2000 Goldstücke für den Blonden geboten. Für dieses Geld könnte ich mir zehn Ostlinge holen, die viel kräftiger sind als er. Was soll diese Zauderei, Teleziel?"
Dieser schlürfte erst einmal geräuschvoll von seinem Weinbecher.
„Wenn die Sonnenuhr Mittag anzeigt, soll Faramir Euch gehören", meinte Teleziel schließlich gönnerhaft. „Sollte allerdings vorher noch ein höheres Gebot abgegeben werden, habt Ihr Pech gehabt, Arion."
Der Alte winkte zornig ab und trollte sich fluchend. Teleziel lachte leise. Er kannte Arion schon ziemlich lange. Er würde Faramir auf jeden Fall für 2000 Goldstücke abkaufen.
Die Sonne stieg und stieg. Die Wirkung des Öls hatte längst nachgelassen und Faramir bekam bereits einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern. Sein Kopf schmerzte ebenfalls und er war kurz davor, einen Sonnenstich zu bekommen.
Plötzlich bahnte sich ein großer, nobel aussehender Haradrim den Weg durch die Menge. Er war ganz in schwarz gekleidet und auf seinem Kopf saß ein schwarzer Turban. Wie gebannt starrte er auf Faramir. Dieser blickte ihn verwirrt an. Er hatte keine Ahnung, was das nun schon wieder sollte.
„Wieviel kostet er?" fragte der Fremde tonlos.
Teleziel wuchtete sich mühsam aus seinem Sessel.
„Er ist praktisch schon verkauft. Allerdings, wenn Ihr 2000 Goldstücke überbieten könnt, dann lasse ich mit mir reden."
„Ihr bekommt 3000" , sagte der Mann mit kräftiger Stimme.
Teleziel traute seinen Ohren nicht. Der dunkel gekleidete Fremde klatschte in die Hände und einer seiner Bediensteten brachte einen großen Lederbeutel mit Gold.
„Faramir gehört Euch", krächzte der dicke Sklavenhändler.
Er ging persönlich auf die „Bühne" und zerrte Faramir herunter.
„Mein Name ist Neshem und ich bin dein neuer Herr, Faramir", sagte der Fremde mit seiner wohltönenden, fast gütig klingenden Stimme, auf Sindarin.
Faramir schwieg: nun war er verkauft und diesem Neshem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Er wusste nicht, was ihm die Zukunft bringen würde. Gondor würde er wohl nie wieder sehen.
