Darklayka: Jaja, es geht noch weiter. Dieses und noch 1 Kapitel.
Feael: düster Prophezeihungen? Ähm, dazu sage ich jetzt nichts.
Ali: Ich verrate nichts. /auf das nächste Kapitel deutet/
§§§§§§§§
Kapitel 22: Gefahr auf See
Boromir drängte zum baldigen Aufbruch. In Gondor herrschte sicher bereits große Unruhe, da es keine Nachricht vom Verbleib des Truchsesserben gab. Nur wenige Tage nach der Ankunft in Neshems Fürstenhaus, begab man sich auf die Reise nach Umbar zurück. Fürst Neshem stattete die Brüder und deren Männer nun aus wie Bedienstete von sich. Vor allem bekamen sie zu Boromirs Erleichterung richtige Pferde und konnten ihre Maultiere zurücklassen. Auch Ancalime wollte unbedingt mitreiten. Die Reise nach Umbar verlief sehr glatt. Fürst Neshem war ein bekannter und geachteter Mann. Niemand fragte, warum er so viele Bedienstete und zwei Frauen bei sich hatte . Der Fürst besaß mehrere Häuser im Hafen von Umbar. In einem von ihnen wurden seine Begleiter einstweilen untergebracht. Er selbst suchte den Kapitän der „Seeadler" auf. Tehmatar war sein Name. Es war ein älterer Mann, der von den Schwarzen Númenórern abstammte, die einst den Hafen von Umbar erbaut hatten. Tehmatar war tatsächlich ein sehr zuverlässiger Mann, zudem noch verschwiegen. Allerdings sein Sohn Menel nicht. Der junge Mann lauschte an der Tür, als sich Neshem mit Tehmatar über die Passagiere unterhielt, welche dieser nach Dol Amroth zu befördern hatte.
„Ich möchte , dass Ihr auf dem schnellsten Wege nach Gondor segelt", sagte Neshem ernst.
„Darf ich fragen, wer diese Leute sind, die mitfahren werden?" fragte Tehmatar neugierig.
Neshem betrachtete den alten Seemann prüfend. Tehmatar hatte ihn noch nie enttäuscht. Er beugte sich über den kleinen Tisch und raunte ihm leise die Namen der Gondor-Brüder zu. Menel klebte fast mit seinem Ohr an der Tür. Als er die Namen hörte, lächelte er böse. Wenn er zu den Korsaren ging, die gerade in einer der Hafenkneipen herumlungerten, würde man ihn reich entlohnen, und vielleicht musste er nie wieder hart arbeiten. Sein Vater war seiner Meinung nach ein Menschenschinder, und es würde ihm, Menel, nichts ausmachen, wenn die Korsaren ihn auch umbringen würden. Der junge Mann hörte drinnen Schritte und ging rasch wieder an die Arbeit: den Boden in dem kleinen Haus schrubben. Neshem trat jetzt aus der Kammer heraus und warf Menel einen verächtlichen Blick zu. Der Sohn des Kapitäns war ein Taugenichts. Das war allseits bekannt.
„Bist du immer noch nicht fertig?" fuhr Tehmatar seinen Sohn mürrisch an. „Was hast du die ganze Zeit gemacht?"
Neshem verließ das Haus kopfschüttelnd, während der Kapitän weiter seinen Sohn beschimpfte.
§
Am nächsten Morgen brachte der Fürst die Brüder, Avra und die Soldaten aus Gondor zu seinem Schiff „Seeadler". Es war ein prächtiger, kleiner Zweimaster, der im westlichen Teil des Hafens von Umbar vor Anker lag. Tehmatar wartete schon stolz auf dem Schiff. Im Stillen machte er sich jedoch ein wenig Sorgen um seinen Sohn, der von seinem nächtlichen Tavernenbesuch nicht heimgekehrt war. Sicher lag Menel stockbetrunken in der Gosse. Was Tehmatar nicht ahnte: zu diesem Zeitpunkt war sein Sohn bereits tot, von den habgierigen Korsaren erstochen, die ihm keine Belohnung zahlen wollten.
Es gab einen rührenden Abschied von Fürst Neshem und seiner Tochter. Faramir umarmte seinen Retter und gab Ancalime einen Kuss auf die Stirn.
„Ich danke Euch für alles, meine Freunde", sagte er leise.
Auch Avra verabschiedete sich innig von ihrem Onkel und ihrer Base. Zugleich war es aber auch ein Abschied von ihrer Heimat. Nie wieder würde sie nach Harad zurückkehren können. Schwermütig stieg sie zusammen mit Faramir das Schiff. Boromir wartete schon ungeduldig an der Reling.
„Wir sollten jetzt lossegeln", mahnte er.
Neshem rief von Land aus dem Kapitän einen Befehl zu und sogleich begannen die Seeleute an Deck des Schiffes geschäftig herumzueeilen. Die Segel wurde gehissst, der Anker gelichtet und langsam setzte sich die „Seeadler" in Bewegung.
Die beiden Brüder waren noch nie per Schiff gereist. Es war eine völlig neue Erfahrung für sie. Faramir war begeistert und sofort stand er zusammen mit Avra an Bug des Schiffes und genoß den Fahrtwind. Boromir dagegen vertrug das Segeln nicht: er wurde bald seekrank und lag die meiste Zeit unter Deck in einer Hängematte. Auch viele der Gondor-Soldaten waren seekrank.
„So geht es halt den Landratten", spottete Thematar grinsend.
Am größeren der beiden Masten des Schiffes flatterte Fürst Neshems Banner: eine schwarze Schlange und eine Sonne auf roten Grund.
Am Abend jedoch kam eine Schreckensmeldung vom Ausguck. Zwei Korsarenschiffe waren gesichtet worden!
Tehmatar fluchte laut vor sich hin. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Noch nie in seiner Seefahrerlaufbahn war er von Korsaren behelligt worden. Aber jetzt sah es offensichtlich so aus, als ob es zur Konfrontation kommen würde. Auch Boromir hatte unter Deck mitbekommen, dass irgendetwas vorgefallen war. Mit grünem Gesicht kam er zu Faramir gewankt.
„Was ist los?" fragte er müde.
„Da vorne steuern zwei Korsarenschiffe auf uns zu", sagte Faramir grimmig und wies auf das Meer.
„Das riecht nach Verrat", brummte Tehmatar missmutig. „Und ich ahne auch schon, wer das war. Mein schöner Sohn! Der kann etwas erleben, wenn ich das hier überleben sollte."
„Gibt es Waffen an Bord?" fragte Boromir ungeduldig. „Wir haben erfahrene Krieger bei uns. Das sollte uns eigentlich einen kleinen Vorteil verschaffen."
Der Kapitän zeigte ihm rasch die Waffenkammer des Schiffes: dort gab es Lanzen, Bogen, Pfeile und Schwerter. Sofort bewaffneten die Brüder sich und auch ihre Männer. Auch Avra griff nach Schwert und Bogen.
„Nein, du nicht, Avra!" sagte Faramir ernst.
„Faramir, hast du vergessen, dass ich eine Kriegerin Harads war?" fragte Avra empört. „Ich kann ausgezeichnet mit Bogen und Schwert umgehen. Und du weißt nur zu gut, dass hier jede Hand gebraucht wird."
Faramir blieb nichts anderes übrig, als Avra zuzustimmen. Ihr Fähigkeiten als Kriegerin waren tatsächlich bitter nötig. Und am Ende würde vielleicht doch niemand überleben. Der junge Mann spürte, wie sich ein Schatten auf sein Herz legte und er wusste, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Gleichzeitig jedoch ahnte er, dass er selbst irgendwie am Leben bleiben würde. Er fragte sich im Stillen, wie das zugehen sollte. Doch länger blieb ihm zum Nachdenken keine Zeit.
Inzwischen versuchte Tehmatar die Flucht vor den Korsarenschiffen. Er ließ alle Segel des Schiffes setzen und hoffte auf guten Wind. Doch die Korsaren hatten Galeerenschiffe und kamen aufgrund des abgeflauten Windes rascher voran als die „Seeadler".
Tehmatar kam keuchend zu Faramir und Boromir gerannt.
„Sie haben uns gleich!" stieß er mit blassem Gesicht hervor.
Die beiden Brüder nickten sich zu und riefen ihre Männer herbei. Die Gondor-Soldaten gingen jetzt in Position.
„Wir werden die Korsaren mit einer Pfeilsalve empfangen", sagte Faramir entschlossen.
Auch Boromir griff sich einen Bogen.
„Brandpfeile wären nicht schlecht", fügte Avra hinzu.
„Gut!" nickte Faramir und bat den Kapitän rasch um Fackeln.
Keinen Augenblick zu früh, denn die Korsarenschiffe kamen jetzt in Reichweite: eines kam von links und eines von rechts.
Boromir überließ seinem Bruder das Kommando, denn er hatte war nicht so ein guter Bogenschütze wie Faramir.
„Feuer!" schrie der rothaarige Mann laut.
Die Bogenschützen schossen ihre Brandpfeile auf die Korsarenschiffe. Das kam für die Piraten völlig überraschend, denn sie hatten nicht mit Gegenwehr gerechnet. Eines der Schiffe geriet in Brand, denn einer der Brandpfeile hatte ein Fass mit Lampenöl getroffen, welches sofort einen Großbrand an Deck auslöste. Die Männer aus Gondor jubelten und Faramir hob triumphierend die Faust. War es doch sein Pfeil gewesen, der das Fass getroffen hatte. Das andere Korsarenschiff, das noch einigermaßen intakt war, holte jetzt jedoch zum Gegenschlag aus und nun flogen Brandpfeile auf die „Seeadler" zu. Die Pfeile trafen nicht nur Segel und Planken, sondern auch Männer.
„Schießt weiter!" brüllte Faramir seinen Männern zu.
§
Während das eine Korsarenschiff zu sinken begann, flüchteten die Piraten schwimmend zum anderen Schiff. Einige der Korsaren waren sogar so kühn und begannen die „Seeadler" zu entern. Jetzt konnte Boromir sich endlich im Nahkampf, den er so liebte, beweisen. Er bereitete den Piraten einen heißen Empfang an Deck mit seinem Schwert. Faramir kümmerte sich derweil weiter darum, um das andere Schiff in Schach zu halten. Avra hielt sich ganz in seiner Nähe auf und sie schoß einen Pfeil nach dem anderen ab. Plötzlich hörte sie, wie der Kapitän des Korsarenschiffes seinen Männern einen Befehl in der Sprache Harads zubrüllte, sie sollten den Rothaarigen abschießen. Sie wusste, wer gemeint war: Faramir.
Avra wollte ihm eine Warnung zurufen, doch es war zu spät: drei Pfeile sausten auf Faramir zu, der gerade mit dem Rücken zu ihr stand, da er sich einen Piraten, welcher auf das Schiff geklettert war, vom Leibe hielt. Avra sprang auf Faramir zu und riß ihn zu Boden. Sie schrie auf, als sie zwei der drei Pfeile in den Rücken trafen.
„Nein!" brüllte Faramir aus Leibeskräften, und er ließ langsam Avra zu Boden sinken.
Er befahl einem der Seeleute, sie unter Deck zu bringen, während er weiterkämpfte. Die Wut und die Angst um Avra verlieh ihm doppelte Kräfte. Boromir sah erschrocken, wie sich Faramir ein Tau schnappte und sich hinüber auf das Korsarenschiff schwingen ließ. Er ließ das Tau los und landete direkt vor dem Korsarenkapitän.
„Du feiger Frauenmörder!" schrie Faramir und ging mit seinem Schwert auf dem Piraten los.
Es gab einen erbitterten Zweikampf. Der Korsarenkapitän war dem gondorianischen Heermeister nicht gewachsen und wurde schließlich von ihm getötet. Als der Kapitän tot war, ergaben sich die Korsaren. Der Kampf war vorüber.
Während Faramir wieder auf die „Seeadler" zurückkehrte, um sich um Avra zu kümmern, ließ Boromir alle Korsaren auf ihrem eigenen Schiff unter Deck einsperren. Die Galeerensklaven wurden alle freigelassen. Darunter waren etliche Männer aus Gondor, die vor Jahren schon von den Korsaren entführt worden waren.
Tehmatar besah sich die Schäden seines Schiffes. Es war jedenfalls noch seetüchtig. Die Reise nach Dol Amroth konnte bald fortgesetzt werden.
