Feael: Bitte nicht hauen, aber jetzt kommt tatsächlich das letzte Kapitel. Mit den Schlachtenbeschreibungen hab ich es nicht so, und mit blutrünstig schon gar nicht. Ich hab's mehr mit den zwischenmenschlichen Dramen.

At all: Dankeschön für alle Reviews! Es wäre schön, wenn für das letzte Kapitelchen auch noch ein paar kommen würden. Eine neue Story ist in Vorbereitung. Es wird aber noch etwas dauern, bis das 1. Kapitel online gehen wird. Ich hoffe, ihr bleibt mir alle treu.

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Kapitel 23: Wiedersehen mit Denethor

Faramir kletterte hinunter zu der Kajüte, wo man Avra hingebracht hatte. Er selbst war leicht am Oberarm verwundet, doch er spürte seine Verletzung kaum. Er war viel zu besorgt um Avra. Sie lag bäuchlings auf einem Feldbett und einer der Soldaten, der sich auf Heilkünste verstand, kümmerte sich um sie. Als er Faramir erblickte, schüttelte Emeldir traurig den Kopf.

„Was soll das heißen?" zischte der junge Mann zornig und packte den Soldaten grob an der Schulter.

„Es tut mir leid, Heermeister Faramir", sagte Emeldir bedrückt. „Ich kann ihr nicht mehr helfen. Ihre Lunge wurde durchbohrt und sie hat bereits zu viel Blut verloren."

„Ich habe schon Männer gesehen, die solche Verletzungen überlebt haben", sagte Faramir bebend und wusste, dass er sich selbst etwas vorlog: Avra war eine zarte Frau und kein bärbeißiger Krieger.

Sie hatte die Augen geschlossen, während sich ihre Lippen tonlos bewegten.

„Faramir!" hauchte sie schließlich kaum hörbar.

Der junge Mann kniete sich neben Avra hin und ergriff ihre Hand.

„Ich bin hier, meine Blume", flüsterte er unter Tränen. „Halte durch, wir sind bald in Dol Amroth. Ich kenne dort einen erfahrenen Heiler, welcher..."

„Faramir", unterbrach ihn Avra traurig. „Es ist vorbei. Ich spüre, dass meine Seele langsam meinen Körper verlässt."

„Du darfst nicht sterben!" stieß Faramir entsetzt hervor. „Ohne dich hat mein Leben keinen Sinn mehr. Ich wollte mit dir zusammen alt werden."

„Du wirst noch gebraucht, mein Geliebter", seufzte Avra leise. „Dein Leben hat sehr wohl noch einen Sinn. Du hast eine Familie, die dich liebt und du hast ein Volk, welches dich ebenso liebt."

„Mein Vater liebt mich jedenfalls nicht", sagte Faramir traurig. „Und zuletzt hatte man in Gondor auch nur Spott und Hohn für mich."

„Dein Vater hat sich geändert", erwiderte die Sterbende flüsternd. „Es wird alles anders für dich. Ich möchte, dass du mir einen letzten Wunsch erfüllst."

Faramir schluckte und kämpfte erneut mit den Tränen. Schließlich nickte er. Reden konnte er im Augenblick nicht.

Avra drehte sich jetzt ein wenig zu Faramir hin, obwohl ihr das unendliche Kraft kostete und auch große Schmerzen bereitete.

„Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich will nicht, dass du wegen mir niemals heiratest. Eines Tages wirst du den Schmerz überwunden haben. Versprich mir, dass du heiraten wirst."

Faramir fiel dieses Versprechen sehr schwer, doch er willigte ein.

Avra lächelte jetzt und hustete schließlich.

„Meine Seele wird an einen düsteren Ort fahren, den wir Hölle nennen", sagte sie leise. „Es ist die Strafe für den Verrat an meinen Volk."

„Das kann ich nicht glauben", flüsterte Faramir entsetzt. „Du bist keine Verräterin. Du bist eine Heldin!"

Avra lächelte wieder. Sie zog mit letzter Kraft ihren Ring, der mit einem Schlangenkopf verziert war, vom Finger und drückte ihn Faramir in die Hand.

„Ich...liebe...dich...", stammelte sie und dann sank ihr Kopf kraftlos zur Seite.

Faramir schrie in wildem Schmerz auf und warf sich schluchzend über sie.

§

Die Fahrt nach Dol Amroth verlief ohne weitere Zwischenfälle. Faramir stand trauernd an Deck des Schiffes. Seine Augen waren stark gerötet. Doch er verbiß sich die Tränen in der Öffentlichkeit. Avra hatte man wie all den anderen Toten des Kampfes ein Seegrab bereitet. Wegen der Seuchengefahr war es nicht möglich, Tote tagelang in der Hitze auf dem Schiff zu transportieren.

Seit Tagen hatte Faramir weder gegessen noch geschlafen. Boromir machte sich große Sorgen um seinen Bruder. Er legte ihm tröstend den Arm um die Schultern und zog ihn an sich.

„Es werden auch wieder bessere Tage kommen, kleiner Bruder", sagte er leise.

Faramir vergrub sich an Boromirs Schulter und ließ endlich seinen Tränen freien Lauf.

An einem sonnigen Nachmittag erreichten sie Dol Amroth. Fürst Imrahil war erleichtert, als er seine beiden Neffen gesund und munter wiedersah. Sofort schickte er Eilboten nach Minas Tirith, damit der Truchseß Nachricht von seinen Söhnen bekam. Die Brüder erholten sich einige Tage auf dem Schloß ihres Onkels, dann drängte Boromir zum Aufbruch. Faramir war immer noch schwermütig und redete kaum. Immerhin aß er jetzt wieder einige Bissen zu Boromirs Erleichterung. Wie eine Glucke kümmerte er sich um seinen kleinen Bruder.

§

Denethor hatte es sich nicht nehmen lassen und war bis zum Stadttor hinuntergeritten, als er von der Ankunft seiner Söhne hörte. Als er sie heranreiten sah, schimmerten Tränen in den Augen des sonst so harten Mannes. Es fiel ihm ein Stein von Herzen, als er beide unversehrt erblickte.

Vor allem war er froh, Faramir gesund wiederzusehen. Die beiden jungen Männer stiegen von ihren Pferden, als sie ihren Vater erblickten. Denethor lief ihnen entgegen. Und ganz gegen seiner üblichen Gewohnheit umarmte er Faramir zuerst. Immer wieder drückte er seinen Jüngsten an sich und küsste ihn im Gesicht. Das erste Lächeln seit Wochen huschte über Faramirs Gesicht.

„Ich bin auch froh, dich wiederzusehen, Vater", stieß er schließlich hervor.

„Das Urteil, das ich gegen dich in blindem Eifer erlassen habe, ist nun gegenstandslos, mein Sohn", sagte Denethor sanft und wischte sich die Tränen fort. „Ab sofort gehörst du wieder zur Familie und du erhältst auch deine militärischen und adeligen Ränge zurück."

„Ich danke dir", erwiderte Faramir leise.

Nun umarmte der Truchseß seinen andere n Sohn.

Zusammen ritten nun alle in die Zitadelle hinauf. Unterwegs erfuhr Denethor von Boromir, was mit Avra geschehen war. Er hatte aufrichtiges Mitleid mit Faramir.

„Ich hätte ihm sogar erlaubt, Avra zu heiraten", sagte er mit gedämpfter Stimme zu seinem Ältesten. „Mir ist bewusst, welch eine edle Dame sie war."

Am Abend gab es ein großes Fest in der Zitadelle, zu welchem alle Adeligen und Hauptmänner von Minas Tirith geladen waren. Und sogar das einfache Volk bekam umsonst Wein und Kuchen.

Faramir jedoch war nicht nach Feiern zumute. Der Schmerz um Avra saß noch zu tief. Er stand auf dem kleinen Balkon seines Gemaches und sah zu, wie die Sonne langsam hinter den Zinnen des mächtigen Mindolluin verschwand. Er hielt den Ring Avras in seiner Hand und blickte traurig darauf.

„Wie kannst du in der Hölle sein, wenn du in meinem Herzen bist?" flüsterte er kaum hörbar.

ENDE