Dunkler Drahtzieher - Mme M.

"D ... D ... D ... Dementor! DEMENTOR! Nein. NEIN! Wie kommst Du denn hier her? Wie konntest Du nur aus Deinem Käfig entfleuchen? NEIN! NEIN! WEG VON IHR, WEG VON ORLANE! Expecto ... expecto ... expecto ...", ganz und verzweifelt umsonst versucht Morticia diese Strategie, als unerwartet eine dunkle Stimme hinter ihr ertönt.

"Expecto Patronum", ruft Severus Snape resolut und bringt somit das fiese dunkle Wesen unter Kontrolle.

"Gott sei DANK! Merlin sei Dank! Severus sei Dank! Oh je ..." Morticia springt erschrocken zu Orlane und birgt sie vorsichtig in ihren Armen, "Orlane! Orlanchen? Kannst Du mich hören? Es tut mir sooo leid mit dem Dementor, ist einfach abgehauen ... die sind so unzuverlässig, die Viecher ..."

Während Morticia noch einiges zusammenstottert, beugt Severus sich hinunter und reicht Orlane einen Riegel Schokolade. "Hier ... iss ..."

Während sie zögerlich davon abbeißt und Severus sich unbeobachtet glaubt, streichelt er unauffällig und mit übergroßer Erleichterung kaum merkbar über Orlanes Haar und auch der sanft gehauchte Kuss entgeht Morticias Augen keineswegs. Hinter seinem Rücken hält er noch immer den Zauberstab, dessen silbern, gleißendes Licht den Dementor bändigt. Obwohl der Zauberer scheinbar seinen Patronus aus unerfindlichen Gründen abzudecken versucht, fällt auf, dass sein magischer Schutzschild irgendwie eine merkwürdige Form hat.

Beide Frauen betrachten ungläubig dieses Gebilde.

"Dein Patronus ist ja ...", beginnen beide gleichzeitig und unterbrechen sich auch sofort, weil sie lächeln müssen über den gleichen Gedanken und die damit verbundene unglaubliche Feststellung. Eine winkt der anderen den Vortritt, während Snape ertappt zusammen zuckt und den Zauber augenblicklich zusammenbrechen lässt.

Nun ist der Dementor natürlich frei und versucht sich auf die Anwesenden zu stürzen. Als er aber springt, stopft der Zaubertränkemeister ihm eigenhändig einen großen Riegel Schokolade in den Mund, von dem das Dementorending ausgeknockt umfällt.

"Was eigentlich ist in Deinem Kopf herumgegangen, als Du das Vieh da losgelassen hast", mit ungebührlichem Grollen in der Stimme schiebt sich Severus auf die sich versteifende Morticia zu.

"Na ja", jappst sie.

"WIE NA JA? SAG SCHON ODER ICH", drohend hebt er den Zauberstab und fügt noch misstrauisch nach. "Hast Du ihn etwa aus dem Gatter gelassen?"

"Öhem ... ja ... ähem ...", herumdrucksen ist gar kein Ausdruck für ihr ungerichtetes Stottern, sein Blick aber lässt sie weiter sprechen. "Ja ... raus gelassen ... Dementor ..."

"Bei allen gepiercten Hausdrachen WIESO?"

"Hat vor meinem Bett Wache gehalten ..."

"WIE BITTE? Hast Du etwa Angst, dass ein positiver Gedanke Dich verfolgen könnte?", kommt es in beißend sarkastischem Ton, wobei ihm ganz entgeht, dass die schwarzhaarige Addams-Anhängerin ganz blass geworden ist. Dankbar nimmt sie die Umarmung Orlanes an, die ja eigentlich noch viel zu schwach für diese Art Anstrengung ist und sehr schlafbedürftig scheint. Wieder einmal ist Morticia verblüfft, welch feines Gespür diese unglaubliche Frau hat und fragt sich zum x-ten Male womit sie denn so jemandes Unterstützung verdient hat.

Diese und ähnlich geartete Gedanken überwinden wohl sogar die Narkosewirkung von Schokolade, denn der Dementor kommt langsam wieder zu sich. Damit erwacht augenblicklich die symbiotische Verbindung zwischen der Schwarzhaarigen Verrückten und dem grauslichen Dingsda. Vollkommen in Trance kommt diese merkwürdige Dame auf die Füße und taumelt auf den Dementor zu, während sie brabbelt: „Oh, Du mein lieber, mein Liebling, mein Einziger, mein Schatten, meine liebliche Depression, meine Erfüllung, GIB's MIR! JETZT GLEICH!" Mit ausgebreiteten Armen wie eine Mondsüchtige tippelt sie auf den Dementor zu und reckt ihre gespitzten Lippen nach vorne.

Fassungslos begleiten das Geschehen die überaus geschockte Orlane und der nicht minder tangierte Severus. Plötzlich spürt Morticia einen jähen Luftzug, der davon herrührt, dass der unvergleichliche, im Moment unvergleichlich GENERVTE Severus Snape herzhaft mit der Tageszeitung ausholt und ihr einen gut gezielten Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Als sie nicht gleich reagiert, fügt er noch zwei weitere in Intensität und Präzision gesteigerte Offerten hinzu, nebst dem unvergleichlich netten Ausspruch: „GEHT ES NOCH?"

Dies endlich beendet die unselige Verbindung zwischen Morticia und dem Dementor. „Ich hatte keine Ahnung, dass Du in einer NEUEN Liebhaberei schwelgst …", tönt es frostig von Snape.

„Ich eigentlich auch nicht", erwidert sie betroffen und tranig, während sie merkwürdige Tendenzen bemerkt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Orlane zu wenig Schokolade gegessen hat und Severus überhaupt keine. Beide nämlich bewegen sich langsam auf sie zu und haben einen sehr seltsamen Ausdruck im Gesicht.

Snape erreicht das Dementorenliebchen Morticia zuerst. Allerdings will er gar nichts von ihr, sondern greift verträumt nach dem in lumpige Fetzen gehüllten Angstkonstrukt. „Ich BRAUCHE Dich", haucht er, „MEIN DEMENTOR!" Bevor seine Hand den Umhang des Viechs ganz berühren kann, werden seine Finger schon beiseite geschubst. „Mir gehört er", kommt es in tiefer Trance aus Orlanes Mund.

Überrascht blickt Morticia auf das erschreckende Bild. Doch irgendein Relais in ihrem Gehirn, ist wohl nicht mehr gut gewartet und brennt in grün stiebenden Funken sofort durch. Da diesem Ereignis nicht zu Unrecht, die DURCHGEKNALLTHEIT folgt, verhält sie sich auch dementsprechend und drängt sich zwischen die beiden, die nun handgreiflich ihr wahres Recht an dem Dementor austragen. „NEIN! NEIN! PFOTEN WEG, DER DEMENTOR GEHÖRT MIR!"

Als alle der Anwesenden ihre Hände auf seinen zerlöcherten Umhang legen, rollt der Seelenaussauger mit den Augen, jappst noch einmal und zerplatzt dann mit ohrenbetäubendem Knall, so dass wortwörtlich und realistisch sehr unschön die Fetzen fliegen.

Severus, Orlane und Morticia werden von der Explosion zu Boden geschleudert. In positiver Konsequenz allerdings sind alle drei klar wie nie zuvor und haben keinerlei Grund mehr sich selbstquälerisch in dumme Verstrickungen zu begeben.

„Was war das", flüstert Orlane, die wohl stellvertretend für alle spricht.

„Uuuuuääääh", macht Morticia und schnippt ein unappetitliches Teilchen von ihrer Schulter.

„Sieht aus, als wäre der Dementor explodiert", fasst Snape die Tatsachen zusammen.

„Beseitigt man die nicht mit einem Expecto Patronum?", fragt Orlane. „Oh, übrigens …", etwas scheint ihr aufzufallen und unauffällig stupst sie Morticia an, während sie ihr leise „PATRONUS!", zuflüstert.

Unwillkürlich erinnert sich Morticia an die ungewöhnliche Form von Severus Dementorenabwehrzauber. Ganz unbestreitbar hatte es sich um eine Gruppe silbrig feiner, aber dennoch ganz körperlich scheinender FRAUEN gehandelt.

Einvernehmlich nicken sich die beiden unvergleichlichen Grazien zu. Ein leises Lächeln tritt fast gleichzeitig auf ihre Lippen. „Severus", flöten beide gemeinsam und rücken gefährlich und in ahnungsvoller Absicht näher, „ich glaube, DU hast uns beiden da einmal etwas GENAUESTENS zu erklären …"

Severus Snape weiß unwillkürlich, was die beiden da von ihm in Erfahrung zu bringen versuchen und hofft, dass wenigstens die Anfangsbuchstaben der Ladies kein böses Omen für ihn darstellen … nämlich M und O, für den nicht so angenehmen Vorgang, der sich leicht mit RD ergänzen lässt. Er verlässt sich also besser auf die umgekehrte Variante und spricht laut und unmissverständlich nach dem Vorbild gewisser religiöser Vertreter „OOOOOOOOOOOOOMMMMMMMMMMMMMM!"