Liebe Celebne, tausend Dank für Dein Review und für Deine Treue.
Leider habe ich wirklich nicht mehr viel Zeit zum schreiben, aber jetzt ist ein Kapitelchen fertig.
In diesem Kapitel klärt es sich noch nicht auf, was Denethor vorhat. Aber im nächsten. Nur eine Kleinigkeit bleibt noch etwas länger im Dunkel
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„Faramir, wach auf, es ist nur ein Traum!"
Boromir schlug seinem Bruder mehrmals ins Gesicht. Aber Faramir wachte nicht auf!
Er hatte ihn schreien hören. Er sah verzweifelt, dass sein Bruder nach Luft rang. Aber er wollte nicht wach werden!
Boromir sah die Tränen in Faramirs Gesicht. Was passierte mit ihm?
Was sollte er tun?
„Faramir! Ich blute nicht. Hörst Du? Es ist nur ein Traum. Wach auf! Bitte! Wach auf!"
Die Waldläufer standen bei ihm. Sie schauten auf Faramir, sahen ihn um Atem ringen!
Auch sie fühlten sich hilflos. Was konnten sie an Hilfe leisten?
Boromir sah sie an.
„Los, holt Saruman. Eilt euch. Mein Bruder stirbt. Er bekommt keine Luft mehr. So beeilt Euch doch!"
Die letzten Worte schrie er heraus. Dann sah er wieder auf Faramir
Er sah, dass jeder Atemzug ein Kampf für ihn war. Ein Kampf, den er letztendlich verlieren würde.
Die Waldläufer rannten aus dem Raum.
Sie wussten nicht wohin! Wo war Saruman?
Alle drei Männer hofften, dass Saruman helfen könnte! Und auch helfen würde!

Boromir sah wieder auf seinen Bruder hinab. Der versuchte noch immer verzweifelt zu atmen. Aber er wurde schwächer.
Jetzt war es Boromir, der Tränen in den Augen hatte.
Seine Schuldgefühle drohten ihn zu übermannen.
Hatte er seinen Bruder in den Tod geleitet? War es seine Schuld?
Hätte er sich dem Befehl seines Vaters widersetzen sollen? War er zu schwach gewesen?
„Faramir, Bruder. Gib nicht auf. Versuche es weiter. Atme, bitte!"
Er schlug ihn nochmals ins Gesicht, in der Hoffnung, es würde Faramir wach werden lassen.
Die Tränen rannen ihm über das Gesicht. Er sah das Leben seines Bruders dahin schwinden. Und er war schuld!
War es das, was ihr Vater wollte, wirklich wert? War es wirklich Faramirs Leben wert?

Damrod lief eine Treppe hinauf, sie führte in die Spitze des Turmes.
Mablung dagegen rannte die Treppe hinab.
Sie riefen immer wieder den Namen des Zauberers.

Saruman hörte das Rufen. Er befand sich oben in seinen Gemächern. Was war passiert?
Er eilte durch den Raum und riss die Türe auf, um das Zimmer zu verlassen.
Damrod und der Zauberer wären sich fast in die Arme gelaufen.
„Was gibt es, das Ihr nach mir schreit?" Er war ungehalten darüber.
Damrod hatte seine Angst vor dem Zauberer vergessen.
„Schnell, Ihr müsst mit mir kommen. Faramir! Erst träumte er, aber jetzt kann er nicht mehr atmen. Er wird sterben."
Saruman eilte an dem Mann vorbei, um das Zimmer aufzusuchen. Jetzt ärgerte er sich.
Er hatte gewusst, dass es gefährlich für Faramir werden könnte. Eigentlich wollte er ihn nicht Sauron zeigen.
Aber seine Gier in Saurons Gunst zu steigen war zu groß gewesen und hatte es ihn doch tun lassen.
Er hoffte, er kam nicht zu spät. Er brauchte Faramir noch!
Der Zauberer rannte die Treppe so schnell hinunter, dass seine weißen Gewänder hinter ihm her wehten.

Boromir schrak auf, als der Zauberer das Zimmer erstürmte.
„Weg da. Lasst mich zu ihm!" Sarumans Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Boromir gehorchte, stand auf und ging zur Seite.
Der Zauberer sah, dass Faramir an der Schwelle des Todes stand.
Sauron hatte zu viel der Kraft des jungen Mannes geraubt. Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Sauron kannte keine Gnade!
Und er wusste nicht, dass der Zauberer Faramir noch brauchte.
Wieder legte er seine Hände an das Gesicht des blonden Mannes. Er konzentrierte sich auf ihn und rief ihn.
Immer wieder rief er ihn zurück.
Er fühlte den Widerstand. Faramir wollte gar nicht zurück!
Jetzt hatte die Atmung aufgehört.
Aber er durfte nicht sterben! Er brauchte ihn noch!

Boromir und Damrod bemerkten mit Entsetzten, dass Faramir nicht mehr atmete.

Faramir hörte den Ruf. Saruman befahl ihm zurück zu kommen. Aber eigentlich wollte er nicht zurück.
Er fühlte sich so leicht. Um ihn herum war alles friedlich und schmerzfrei.
Doch die Macht des Zauberers zwang ihn zurück. Er gab ihm einen Befehl. Diesem Befehl musste er Folge leisten.
Also musste er auch zurück.

Boromir und Damrod sahen zu, als Saruman ihn rief.
Seine Stimme rief ihn! Dass er ihm auch einen Befehl erteilte, konnten sie nicht hören.
Jetzt hatte Mablung das Zimmer erreicht und trat ein. Auch in seinem Gesicht spiegelte sich das Entsetzen wider.

Die drei Männer sahen es.
Faramir begann wieder ruhig zu atmen und sein Gesicht entspannte sich.
Saruman hatte es tatsächlich geschafft. Aber der Zauberer fühlte es jetzt, es hatte ihm auch viel von seiner Kraft gekostet.
Er stand auf und wandte sich an die Männer. „Faramir wird leben. Er schläft jetzt."
Boromir sah dem Zauberer in die Augen. „Was habt Ihr mit ihm gemacht? Warum ist das passiert?"
„Wie ich bereits sagte, wir haben uns nur unterhalten!" Seine Stimme war warnend. „Es ist schon spät. Ihr solltet jetzt auch zu Bett gehen."
Damit wandte er sich ab und schritt würdevoll aus dem Zimmer.
Das war ja noch mal so eben gut gegangen! Dachte er.

Die drei Männer sahen sich an.
Boromir brach die Stille. „Geht zu Bett. Ich werde bei Faramir bleiben."
Damrod war besorgt. „Was war mit ihm? Warum…?"
Boromir unterbrach ihn ärgerlich.
„Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich wüsste, was Saruman mit ihm gemacht hat. Wenn Faramir wach ist, wird er es uns sagen können. Und jetzt geht."
Die beiden Waldläufer waren unwillig, aber sie gehorchten und verließen das Zimmer.

Boromir warf noch einen Blick auf Faramir. Aber der schien jetzt wirklich zu schlafen.
Dann ging er zum Fenster. Es war recht warm in dem Zimmer, so öffnete er es.
Während er tief die frische Luft einatmete, schaute er zu den Sternen. Dann sah auch er ihn! Den Stern Earendils!
Er wusste nicht, dass sein Vater in diesem Augenblick ebenfalls den Stern betrachtete und voller Sorge an seine Söhne dachte.
Boromir dachte an seinen Vater.
War sein Vater sich wirklich bewusst gewesen, in was für eine Gefahr er seine Söhne geschickt hatte?
Er glaubte nicht mehr daran.
Noch einmal atmete er tief durch, dann schloss er das Fenster wieder. Sein Blick erfasste wieder seinen Bruder.
Faramir hielt ihn für einen Verräter! Aber war er das nicht auch?

Eine ganze Zeit lang saß er auf einem Stuhl neben dem Bett.
Aber es war, wie der Zauberer gesagt hatte. Faramir schlief wirklich.
Er beugte sich nach vorn und strich seinem Bruder liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn er nur wüsste, was Saruman mit ihm gemacht hatte!
Dann zog er sich aus und ging zu Bett.

Die Sonne schickte ihre hellen Strahlen in das Zimmer.
Sie schien genau in Faramirs Gesicht. Er blinzelte, als er seine Augen öffnete.
Sofort fiel ihm sein Bruder ein und er schaute zu dem anderen Bett.
Boromir lag tatsächlich in dem Bett. Aber da war kein Blut! Und er sah ihn regelmäßig atmen!
War es nur ein Traum gewesen? Ein widerlicher Traum!
Dann fiel ihm wieder Saruman ein!

Auch Boromir erwachte von der Helligkeit in dem Zimmer.

Er schlug seine Augen auf und schaute zu Faramir. Dessen blaue Augen waren auf ihn gerichtet.
Jetzt setzte er sich auf, um dann das Bett zu verlassen. An Faramirs Bett setzte er sich wieder auf den Stuhl.
„Faramir. Du musst einen schlimmen Traum gehabt haben. Er hätte Dich fast das Leben gekostet."
Faramirs Stimme war leise und ablehnend. „Du bist ein Verräter. Du hast es gewusst!"
„Bitte, Faramir. Ich konnte es Dir nicht sagen. Lass uns nicht hier davon sprechen. Du bekommst eine Erklärung."
Dann klopfte es an der Türe.
Boromir sah zur Türe. „Kommt herein."
Die Brüder zuckten zusammen, als sie den kleinen Ork das Zimmer betreten sahen.
Der trug ein Tablett mit dem Frühstück. Auf einen kleinen Tisch stellte er es ab.
„Saruman lässt sich entschuldigen. Aber er hat dringende Geschäfte zu tätigen. Er lässt seinen Gruß ausrichten und wünscht den Herren einen guten Rückritt nach Gondor."
Dann verschwand der Ork wieder.
Boromir sah wieder auf Faramir. „Das war ein glatter Rauswurf von ihm! Bruder, wie geht es Dir? Hast Du Schmerzen?"
Ihm gefiel der Blick seines Bruders nicht. Er war so anders, so fremd. Er hatte das Gefühl, er würde nicht mit ihm hier sitzen.
Mit jemand anderem, aber nicht mit Faramir!
Dessen Stimme war kalt. „Lass mich in Ruhe. Mir geht es gut."

Denethor war schon sehr früh aufgestanden. In dieser Nacht hatte er nicht viel schlafen können.
Es war etwas passiert! Das fühlte er beinahe körperlich. Sein Entschluss stand fest. Jetzt würde er in den Palantir schauen!
Warum sollte er vor der Wahrheit davonlaufen?
Zweimal umrundete er den kleinen Tisch, auf dem sich der sehende Stein befand! Dann blieb er stehen und zog das Tuch ab.
Seine grünen Augen starrten auf den Palantir, als würde er dort Antworten finden.
Jetzt legte er seine Hände an die glatte Fläche der Kugel.
Es dauerte nur einen Moment, als er es sah. Und sein Entsetzen war riesig!
Er wollte seine Hände wieder lösen, aber er konnte nicht!
Es war das Auge Saurons und er fühlte wie es ihn festhielt.
Und Sauron fing an, den Verstand Denethors zu vergiften!

Sie waren ohne große Eile geritten.
Die letzte Nacht vor Erreichen der Stadt, würden sie am Fuße des Amon Din verbringen.
Boromir schaute kurz zu seinem Bruder, der neben ihm ritt.
Die ganze Zeit über hatte Faramir sich ablehnend verhalten.
Was war nur mit ihm los? Auch den Waldläufern gegenüber war er sehr distanziert.
Boromir hatte entschieden, dass die beiden Waldläufer sich einen Urlaub verdient hatten.
Sein Vater musste das verstehen.

Die Pferde grasten friedlich und die vier Männer saßen um ein kleines Feuer. Gegessen hatten sie bereits eine Kleinigkeit.
Die beiden Waldläufer unterhielten sich leise. Beide freuten sich auf den Urlaub.
Faramir saß an einem Felsen gelehnt und sah zu seinem Bruder.
Der kramte in seinem Beutel rum. Er schien etwas zu suchen.
„Boromir? Hast du mir nicht etwas zu erklären?"
Der sah überrascht auf und ließ seinen Beutel sinken.
„Faramir. Bitte glaube mir! Vater gab mir den Befehl, es Dir nicht zu sagen. Er wird es Dir erklären." Das klang gequält.
Die Waldläufer hatten aufgehört zu sprechen.
„So? Wird er mir erklären, dass er mich fast in den Tod geschickt hat? Wird er mir erklären, dass mein Bruder es gewusst hat?"
„Du weißt, dass ich seinem Befehl gehorchen muss."
Faramir wurde lauter. „Hast Du eigentlich eine Ahnung, was Saruman mit mir gemacht hat? Hast Du auch nur die leiseste Ahnung von dem, was er mit mir gemacht hat? "
Es war soweit! Endlich würde Faramir es sagen!
Die drei Männer hatten beschlossen, ihn nicht zu bedrängen.
„Nein, keiner von uns weiß es. Wir wollten warten, bis Du bereit bist, es uns zu sagen."
In Gedanken an diese unangenehme und schmerzhafte Erinnerung stand Faramir auf und fing an vor den Männern auf und ab zu gehen.
Sie sahen es an seinem Gesicht, es musste furchtbar gewesen sein!
Er blieb stehen und fixierte Boromirs Augen. „Er zwang mich in den Palantir zu sehen!"

„Bruder, das konnte keiner ahnen, dass er….."
Faramir schrie in an. „Er zwang mich in das Auge Saurons zu sehen!"
Jetzt lehnte er sich an den Felsen, schloss kurz seine Augen und atmete einmal tief durch.
Die anderen Männer sahen sich an. Was hatte Faramir da gesagt?
Aber der war noch nicht fertig.
„Sauron hat mich nach etwas befragt! Und ich antwortete ihm. Ich weiß nicht mehr, was es war. Aber ich kann es mir denken."
Boromir konnte ahnen, wie sein Bruder sich fühlte.
Faramir glaubte, er wäre ein Verräter! Ein Verräter Gondors!
„Faramir. Beruhige Dich. Es ist alles in Ordnung."
Sein Bruder schrie weiter. „Alles in Ordnung? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Auf Verrat steht die Todesstrafe! Oder hast Du das vergessen?"
Jetzt stand Boromir auf und ging auf ihn zu. „Bitte, Faramir. Hab keine Angst…"
„Es ist ja nur mein Leben…!"
Jetzt sah Boromir, dass sein Bruder Tränen in den Augen hatte. Seine Stimme war leise.
„Du bist kein Verräter. So glaube mir doch. Es ist alles in Ordnung."
Faramir wischte sich mit einer Hand die Tränen weg. Jetzt flüsterte er. „Vater hat gewusst, was er tat? Er hat mich bewusst zu einem Verräter gemacht?
Was soll das? Ich versteh das nicht. Das, was Saruman und Sauron jetzt wissen…"
Ganz behutsam nahm Boromir ihn in den Arm. „Glaube mir. Es wird alles gut werden. Vater wird es Dir erklären."
Faramir verlor die Beherrschung und erwiderte die Umarmung.
Die beiden Waldläufer sahen peinlich berührt weg. Noch nie hatten sie den Heermeister Faramir weinen sehen!
Boromir fühlte, dass sein Bruder seelisch schwer angeschlagen war.
Die Erfahrung, die er durchlebt hatte, musste wirklich entsetzlich gewesen sein.
Innerlich verfluchte er ihren Vater. Er hatte seinen Sohn wirklich gnadenlos missbraucht.
Und es hätte ihm fast das Leben gekostet.
Als Vater ihm von seiner Idee erzählte, hatten sie im Traume nicht daran gedacht, was Saruman machen würde. Er selber auch nicht!
An den Palantir hatten sie kurz gedacht, doch Denethor war der Meinung Faramir hätte genug Stärke, um in den Stein zu schauen.
Aber an Sauron hatten sie nicht gedacht.

Der Torwächter sah über die Zinnen hinweg die vier Männer auf die Stadt zureiten.
Er drehte sich um und rief. „Schickt einen Boten zum Truchsess. Seine Söhne sind gekommen. Und öffnete das Tor."
Ein Mann rannte los, um den Truchsess zu benachrichtigen, während die Verriegelungen des Tores zurückgezogen wurden.

Schon den ganzen Tag war Denethor unruhig gewesen. Heute müssten seine Söhne kommen!
Für Staatsgeschäfte und ähnlichen Kram hatte er Heute keinen Sinn.
Schon am Vormittag hatte er ein Glas Wein getrunken, um sich zu beruhigen.
Aber erst gegen Abend erschien ein Bote, um ihn zu unterrichten, dass sie auf dem Weg zu ihm wären.
Die Flasche Wein war inzwischen fast leer!

Den ganzen Tag über war Faramir tief in Gedanken.
Vater hatte ihn also bewusst zu Saruman geschickt! Er hatte ihn bewusst zu einem Verräter gemacht! Und Boromir hatte es gewusst!
Was sollte das? Was steckte da für ein Sinn hinter? Er wusste es nicht.
Aber über eines war er sich im Klaren, er war ein Verräter und sein Vater konnte ihn hinrichten lassen!
Das hätte Vater einfacher haben können, dachte er bitter.

Boromir beobachtete seinen Bruder die ganze Zeit. Er ahnte, mit welch schweren Gedanken Faramir kämpfte.
Er hätte es ihm am liebsten längst gesagt, aber er musste sich an den Befehl seines Vaters halten.
Aber am meisten schmerzte es ihn, dass Faramir das Vertrauen zu ihm verloren hatte.
Das schmerzte ihn wirklich sehr!

Am Abend erreichten sie endlich die Stadt.
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