Liebe Celebne,
nun, Denethor sowie sein Sohn Faramir unterliegen einem anderen Einfluss. Sie beide wissen nicht was sie tun werden.
Der Inhalt der nächsten Kapitel ist aus meinem Gefühl heraus geschrieben worden.


Faramir sah Mala nach.
Kurz bevor sie aus seinem Blickfeld für immer verschwinden würde, drehte sie sich um und sah ihn an.
Er erschrak, als er ihren Gesichtsausdruck lesen konnte. Faramir sah ihre Liebe zu ihm!
Dann wandte sie sich ab und verschwand.
Tief seufzend drehte er sich um und ging auf das Wohngebäude zu. Heute Nacht würde er gut schlafen können und vielleicht auch einmal gute Träume haben.
Gedankenverloren erklomm er die Stufen, die in das Gebäude führten und ging den Weg, der zu seinen Zimmern führte.

„Wo kommst Du her?" Die laute und herrische Stimme ließ Faramir zusammenfahren und aufblicken. Er war stehen geblieben und schluckte.
Vor ihm stand sein Vater und dieser sah nicht sehr freundlich aus.
„Wo ich herkomme? Ja, nun,…von draußen." Diese Antwort war wohl nicht sehr intelligent, das wusste er auch.

Denethor fixierte die Augen Faramirs und trat näher. Ganz dicht vor ihm blieb er stehen. Seine Stimme war ein leises und gefährliches Knurren.
„Was läuft zwischen Dir und dieser Magd aus Pelargir?"
Jetzt schrie Denethor. „Sag es mir!"
Faramir fühlte sich hilflos. Was wusste sein Vater über Mala und ihn? Hatte er es doch mitbekommen? Was sollte er sagen?
„Wie meinst Du das?" Faramir trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
Denethor schrie noch immer. „Halte mich nicht für dumm. Sie war bei mir, aber sie verließ eben erst den Zirkel und ihr habt euch geküsst."
Jetzt wurde Faramir langsam wütend und das war an seiner Stimme zu hören. „Ich glaube, ich bin alt genug um selbst zu entscheiden, wen ich küsse!"
Denethors Gesicht wurde rot vor Wut. „Wie kannst Du es wagen, so mit mir zu sprechen? Ich verbiete Dir jeden weiteren Umgang mit dieser Magd."
Faramir wurde auch lauter, viel lauter! „Du brauchst es mir nicht zu verbieten. Sie verlässt morgen die Stadt."
Jetzt wurde sein Vater ruhiger und er hatte ein böses Lächeln im Gesicht. „Das ist das Beste was sie tun kann."
Damit wandte er sich ab und ging zurück zu seinem Amtszimmer. Das musste er erst einmal verdauen. Das gab es bisher noch nie. Faramir hatte ihn angeschrieen!
Ein Grund mehr ihn zu strafen!

Faramir sah seinem Vater noch einen Augenblick hinterher. Jetzt bemerkte er, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren. Und er fühlte diesen Hass auf seinen Vater.
Er zwang sich ruhig zu bleiben und setzte den Weg zu seinen Zimmern fort.

Boromir und Gandalf verließen soeben den Speisesaal.
Sie hörten die Stimmen und schauten sich an.
Beide dachten das gleiche: Denethor und Faramir waren aneinander geraten. Dass Faramir ebenfalls schrie, war allerdings sehr ungewöhnlich!
Boromirs Stimme klang erstaunt. „Er hat Vater noch nie angeschrieen. Faramir hat noch nie seine Fassung vor ihm verloren. Egal wie schwer Vater ihn gedemütigt hat." Gandalf sah ihn traurig an. „Das war nicht Dein Bruder, Boromir. Das war Saruman!"
Boromir wünschte Gandalf eine gute Nacht, er hatte beschlossen Faramir aufzusuchen.

Jetzt hatte er die Tür zum Arbeitszimmer seines Bruders erreicht und klopfte an. Da er keine Antwort bekam, beschloss er einzutreten.Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah er sich um. Nein, in diesem Zimmer war er nicht.
Er durchquerte den Raum und betrat leise das angrenzende Schlafzimmer. Das Zimmer war auch leer, aber die Balkontür stand weit auf.
Als er näher kam, sah er ihn an der Brüstung stehen. Faramir schien zum Himmel zu schauen, die ersten Sterne waren bereits zu sehen.
Dann sprach Faramir, und er erschrak.
„Du kannst Dich nicht an einen Waldläufer anschleichen, Boromir. Du bist ein Kämpfer auf dem Schlachtfeld, aber leise zu gehen hast Du nie gelernt."
Die Stimme enthielt Sarkasmus und klang geringschätzig.
Jetzt stand Boromir neben ihm an der Brüstung. Auch er schaute zu den Sternen.
„Ich weiß, dass ich mich nicht so leise bewegen kann, wie Du es kannst. Aber deswegen muss ich ja nicht trampeln wie ein wilder Ochse."
Jetzt schauten sie sich an. Was Boromir in den Augen seines Bruders las, erschreckte ihn zutiefst. Flackerte der Wahnsinn darin?
Faramir Stimme klang kalt und abweisend. „Was willst Du hier?"
„Ich habe euch gehört, Dich und Vater. Du hast ihn angeschrieen….." Boromir war besorgt.

„Wer hätte das gedacht? Nicht wahr? Da habe ich unseren Vater doch angeschrieen! Was für ein Frevel!"
Boromir schüttelte seinen Kopf. „Weißt Du eigentlich was Du da sagst? Merkst Du überhaupt noch etwas? Das bist nicht Du selbst, Faramir!"
Dieser lachte bitter auf. „Und ich glaube, Du merkst nicht, dass Du mich störst." Er stockte kurz und sprach dann kalt weiter.
„Entferne Dich bitte aus meinen Räumen. Sonst sehe ich mich gezwungen, Dich hinauswerfen zu lassen."
Damit wandte er sich ab und ging in sein Arbeitszimmer. Dort nahm er hinter dem Schreibtisch Platz und griff nach einem Buch.
Boromir hatte ihm mit offenem Mund hinterher geschaut. Konnte er seinen Ohren trauen?
Dann folgte er seinem Bruder und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Einen Versuch wollte er noch machen.
„Faramir, was ist mit Dir? Ich habe Dir nichts getan….."
Dieser sah langsam auf und er klang noch immer kalt. „Geh jetzt endlich. Befreie meinen Blick von Deiner Anwesenheit."
Boromir sah ihn noch einen Moment an. Er sah Hass und Wahnsinn in den blauen Augen seines Bruders.
Dann drehte er sich um und verließ diese Räume.

Er hatte Gandalf in seinem Gästezimmer aufgesucht und ihm über Faramir berichtet.
Boromir saß in einem Sessel, während der Zauberer nachdenklich auf und ab ging.
Dieser sorgte sich jetzt wirklich.
Er blieb stehen und schaute Boromir an.
„Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird es passieren. Faramir wird immer stärker von Saruman beeinflusst."
Boromir war verzweifelt. „Ihr müsst doch irgendetwas tun können!"
„Das kann ich nur, wenn Saruman ganz über Deinen Bruder herrscht. Das wird der Moment sein, in welchem Faramir das macht, was Saruman letztendlich will." Entmutigt schüttelte Boromir langsam seinen Kopf und senkte ihn.
Der Zauberer sah auf den jungen Mann hinab. Er konnte ihn verstehen und er tat ihm leid.
Er wusste, dass Boromir seinen Bruder über alles liebte. Sie blieben noch bis tief in der Nacht zusammen und redeten.
Gandalf musste dem jungen Mann immer wieder versichern, dass er ständig ein Auge auf Faramir haben würde.

Am nächsten Tag um die Mittagszeit eilte ein Bote in dem großen Gebäude umher.
Er sollte dem Zauberer und den Söhnen Denethors ausrichten, dass sie alle heute Abend zur achten Stunde zusammen in dem großen Speisesaal essen würden.
Aber dieser Auftrag war gar nicht so einfach. Er hatte noch keinen von ihnen finden können.
Dann war es endlich soweit.
Den Zauberer hatte er in der Bibliothek gefunden und Boromir war in dem Raum, in welchem die Schwertkampf-Übungen durchgeführt wurden.
Faramir hatte er in den Gärten finden können. Dieser hatte mit einem Buch auf einer Bank gesessen.

Die achte Stunde dieses Abends rückte näher.
Auch an diesem Tag herrschte eine merkwürdige Stimmung. Faramir ließ sich den ganzen Tag über nicht blicken.
Gandalf wandelte ständig zwischen der Bibliothek in der Zitadelle und den Archiven im sechsten Zirkel hin und her. Er war ruhelos. Es würde etwas passieren!
War heute dieser Tag? Er beschloss, sicherheitshalber seinen Stab mit in dem Speisesaal zu nehmen.

Boromirs Schwertkampf-Übungen ließen heute sehr zu wünschen übrig. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren. Faramir hatte er an diesem Tag nicht einmal gesehen.
Cieriel, sein Kampfpartner und ein Freund Faramirs, blieb stehen und ließ sein Schwert sinken.
„Wo ist der Boromir, den ich kenne? Jeder Anfänger könnte Dich heute mit einem Schlag besiegen!"
Boromir ließ sein Schwert ebenfalls sinken und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er atmete heftig.
„Oder Du bist heute bewundernswert gut. Lange Zeit habe ich Dich nicht kämpfen sehen. Du bist wahrlich gut geworden. Auf dem Schlachtfeld will ich nicht gegen Dich kämpfen müssen."
Cieriel wusste, dass das nicht stimmte, aber er lächelte. „Ich glaube, wir sollten für heute Schluss machen. Du bist nicht bei der Sache."
Boromir lächelte ebenfalls. „Dir kann man nichts vormachen. Eine Eigenschaft, die Faramir an Dir sehr schätzt."
„Ihn habe ich seit er Urlaub hat nicht einmal gesehen! Das wundert mich. Sonst hat er mich gerne besucht oder wir haben Kampfübungen gemacht."
Das klang ein wenig enttäuscht.
Boromir sah in Cieriels dunkle Augen.
„Faramir war acht lange Monate in Ithilien. Er musste auch den Winter dort verbringen. Jetzt braucht er einfach mal eine Ruhephase."
Cieriel nickte unglücklich. „Du hast wohl Recht."
Boromir ging zu ihm und schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. „ Er wird seinen Weg zu Dir noch finden. Glaub mir. Und ich muss jetzt gehen. Heute Abend hat Vater uns zum Essen rufen lassen. Und ich muss noch baden und mich umziehen."
Er grinste. „Würde ich so erscheinen, würde Vater einen Herztod erleiden."
Sie beide lachten auf und verließen diesen Raum.

Jetzt war es soweit. Die achte Stunde war gekommen.

Denethor zog noch seinen schwarzen Mantel an und dann verließ er seine Privatgemächer, um den Speisesaal aufzusuchen.
Die pelzbesetzten Säume seines Mantels glitten lautlos über den steinernen Boden hinter ihm her.
Jetzt hatte er die große Treppe erreicht. Nur diese musste er noch hochgehen, um dann diesen Raum zu erreichen.

Gandalf trug seine grauen Gewänder. Sein Blick wanderte zu seinem Stab. Der stand in einer Ecke des Raumes an der Wand gelehnt. Langsam ging er auf ihn zu und seine rechte Hand schloss sich um ihn. Einen Moment verharrte er und sah auf die Spitze des Stabes.
Würde er ihn heute brauchen müssen? Musste er Faramir heute Schmerzen zufügen? Er hoffte, es würde nicht so sein.
Aber wenn es nicht heute wäre, dann würde es ein anderer Tag sein. Er schloss kurz seine Augen, gab sich einen Ruck, nahm den Stab und verließ sein Zimmer.
Das Ziel war der Speisesaal.

Boromir saß auf seinem Bett. Er hatte gebadet und er trug frische Kleider. Gerade hatte er seine Stiefel angezogen.
Er senkte seinen Kopf und starrte gedankenverloren auf seine Stiefelspitzen. Warum hatte Faramir sich den ganzen Tag nicht blicken lassen?
Wieder erinnerte er sich an gestern Abend.
An das, was Faramir gesagt hatte!
War das sein Bruder gewesen? Oder war es wirklich Saruman? Er hatte Angst vor diesen Abend.
In welcher Stimmung würde Faramir sein? Würde etwas passieren?
Er wünschte sich, der Abend wäre schon vorbei. Dann stand er auf um seine Räume zu verlassen. Sein Weg führte ihn ebenfalls in den Speisesaal.

Auch Faramir hatte ausgiebig gebadet und er trug auch saubere Kleider. Er hatte es vermieden, mit Boromir zusammen den Waschraum, den sie sich teilten, zu nutzen.
Erst als sein Bruder ihn verließ, hatte er ihn betreten.
Jetzt stand er auf seinem Balkon und schaute in Richtung Nord-West. Dorthin, wo Isengart lag. Dorthin, wo Saruman war!
Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. Er spürte die Macht Sarumans und er verstand genau, was dieser von ihm wollte.
Er wandte sich ab und durchquerte sein Schlafzimmer. Dann hatte er das Arbeitszimmer erreicht und trat auf seinen Schreibtisch zu. Vor ihm blieb er stehen.
Seine rechte Hand zog langsam die oberste Schublade auf.
Ein irres Grinsen lag auf seinem Gesicht, als seine Finger das Heft des Dolches umklammerten, der in dieser Schublade lag.
Der Dolch war groß genug, um tödliche Wunden zu erzeugen und klein genug um ihn gut zu verbergen!
Er schloss die Schublade und verließ seine Räume. Der Speisesaal war nicht weit!
Nein, das war er wirklich nicht…..

Denethor stand am Kamin und stocherte in dem Feuer herum, als Gandalf den Raum betrat.
„Heil, Denethor, ich grüße Euch an diesem Abend und ich danke Euch für diese Einladung." Denethor fuhr erschocken herum.
Dann richtete er sich auf und sah ihn stolz an. „Meinen Dank für Euren Gruß. Nehmt Platz." Damit wies er zu dem Tisch.
Gandalf nahm an einem Kopfende des Tisches Platz, während Denethor das andere Ende in Beschlag nahm.
In diesem Moment betrat auch Boromir den Raum. Er verbeugte sich erst zu seinem Vater und anschließend zu Gandalf.
Dann nahm er seinen Platz, rechts neben seinem Vater ein.

Denethor schaute Boromir an. „Wo bleibt Dein missratener Bruder?"
Boromir war erschrocken über die hasserfüllte Stimme und die Worte seines Vaters in Gandalfs Anwesenheit.
„Bitte, Vater! Bedenke Deine Wortwahl. Er wird schon kommen."

Jetzt herrschte eine unangenehme Stille in diesem Raum. Gandalf und Boromir sahen sich kurz an.
Boromir hatte gesehen, dass Gandalf seinen Stab bei sich hatte. Der lehnte an der rückwärtigen Wand, neben dem Kamin.

Faramir hatte jetzt die große Treppe erreicht. Er blieb kurz stehen und sah hinauf. Nach dieser Treppe würde er gleich den Speisesaal erreichen!

Denethors Finger der rechten Hand trommelten ungeduldig auf der Tischplatte, Gandalf zupfte an den Enden seines langen, grauen Bartes
und Boromir kaute auf seiner Unterlippe.
Die drei Männer spürten die Spannung, die in der Luft lag.

Jetzt hatte auch Faramir den Raum erreicht und betrat ihn. Drei Augenpaare starrten ihn an.
Er versuchte sich zu beherrschen, aber die drei Männer sahen den Wahnsinn in seinen Augen.
Faramir suchte den Blick seines Vaters. „Ah, Vater! Meinen Dank für diese Einladung. Wie komme ich zu dieser Ehre?"
Sie hörten den Spott in seiner Stimme.
Denethor kochte innerlich. Er zwang sich, nicht aufzuspringen und Faramir zu schlagen.
Seine Hände umklammerten das Essbesteck, während er ihn ansah.
Und seine Stimme war nur mühsam beherrscht. „Setz Dich auf Deinen Platz und halte den Mund. Sonst bekommst Du, was Du verdient hast."

Gandalf beobachtete die beiden Männer sehr genau. Gleich würde etwas passieren!
Auch Boromir war alarmiert. Das war nicht sein Bruder! Der würde so etwas nie sagen!

Jetzt lächelte Faramir. Aber dieses Lächeln erreichte nicht seine Augen.
„Ich glaube, Du irrst Dich, Vater! Du bekommst, was Du verdient hast."

Denethor sprang von seinem Stuhl auf. „Wie kannst Du es wagen…"

In dem Moment als Faramir den Dolch in der Hand hatte, sprangen auch Boromir und Gandalf auf.