Liebe Celebne, danke für Deine Treue. Ja, es sieht wirklich so aus, als hätte Denethor es geschafft, seinen Zweitgeborenen zu zerbrechen.
Liebe Lady, danke für Dein Review. Das stimmt, auch Gandalf und Boromir sind im Moment ein wenig ratlos und wissen nicht so recht weiter, um aus dieser verfahrenen Situation wieder herauszufinden. Es scheint wirklich hoffnungslos zu sein.
Liebe Ann, es freut mich sehr, dass Du zu dieser Geschichte gefunden hast und auch dass sie Dir gefällt. Einen lieben Dank für Dein Review. Nun, Denethor ist wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne und er würde Faramir lieber tot als lebendig sehen. Aber Gandalf und Boromir geben nicht auf, versprochen.
Zielstrebig und mit eiligen Schritten durchquerte Gandalf abermals den Kerker. Dann hatte er den Raum, in dem sich die Brüder befanden erreicht.
Hastig öffnete er die Tür um einzutreten und dann verschloss er sie wieder.
Zutiefst gerührt über das was er sah, blieb er stehen. Sein Blick erfasste Boromir der auf dem Boden kniete und eine Hand seines Bruders umklammert hatte. Und er sah und hörte etwas, was er nie für möglich gehalten hätte. Boromir weinte! Er weinte um seinen Bruder.
Jetzt wurde diesem gewahr, dass der Zauberer wieder im Raum war und er schaute ihn unter Tränen an.
„Gandalf, er hat sich noch nicht gerührt…"
Der Zauberer kam seufzend näher. „Jetzt werden wir erst einmal seine Wunden versorgen."
Boromir stand auf und ging ein Stück zurück, während Gandalf die Dinge die der Beutel enthielt ebenfalls auf den Tisch legte.
Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und bemerkte, was Gandalf alles besorgt hatte.
Es
waren Verbände, eine Heilsalbe und in Tüchern verpackte Heilkräuter.
Eine geschlossene Karaffe befand sich ebenfalls unter den Dingen. Und
zwei recht kurze Schienen um gebrochene Knochen zu stabilisieren. In
einem anderen Beutel vermutete er Lebensmittel.
Boromir schaute
zu, wie der Zauberer den Tiegel mit der Salbe öffnete und anfing die
Wunden auf dem Rücken des jungen Mannes einzusalben.
Beiden Männern war klar, dass sie erst desinfiziert werden sollten. Aber dieser Raum waren nicht die Häuser der Heilung!
Anschließend
schiente er Faramirs gebrochene Finger und mit Boromirs Hilfe legte er
den Verband an. Das Gleiche taten sie mit seinem verletzten Fuß.
Mit
Erleichterung hatte Gandalf bemerkt, dass Faramir nicht mehr aus dem
Mund blutete und dass dieser jetzt seine Augen geschlossen hatte.
Der junge blonde Mann war in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen. Und das war auch ganz gut so.
Jetzt hatte Denethor das Gebäude in welchem sich der Kerker befand erreicht und betrat es.
Aus einer Ecke fingerte er die Fackel, die er dort versteckt hatte und mit den Feuersteinen war sie recht schnell entzündet.
Anschließend führte sein Weg ihn die Treppe hinunter. Er war schon ganz ungeduldig und passte nicht richtig auf.
Sein linker Fuß rutschte ein wenig weg und er stürzte, um dann die restlichen Stufen mit seinem Rücken hinab zu rutschen.
Die Fackel war ihm auch entfallen.
Unten angekommen stand er fluchend wieder auf und griff wieder zu der Fackel. Diese war ebenfalls die Treppe hinabgefallen.
Jetzt
schmerzten ihm sein Rücken und das Hinterteil. Aber es veranlasste ihn
nicht langsamer zu gehen. Im Gegenteil, er rannte fast und er war
wütend. Innerlich gab er Faramir die Schuld dafür.
Dann erreichte er die Folterkammer. Aber sie war leer!
Einen Moment blieb er verdutzt stehen, aber dann drehte er sich um und suchte den Weg zu den Zellen.
Vielleicht
hatte Dragil das Geständnis von Faramir bereits bekommen! Es musste so
sein, sonst wären sie ja noch in der Folterkammer!
Dort angekommen blieb er ungläubig stehen und schaute sich um.
Faramirs Zelle war leer! Und kein Mensch war hier! Aber das war unmöglich! Das konnte nicht sein.
Fassungslos
betrat er die Zelle und berührte mit seinem rechten Fuß die blutigen
Lappen. Er sah auch das Brot und die beiden Gefäße.
Dann schaute er wieder hoch und sah zur Tür. Wo war Faramir? Und wo war Dragil mit seinen Männern? Jetzt war er wirklich ratlos!
Einen
Moment überlegte er noch, aber dann wandte er sich zur Tür. Es ärgerte
ihn zwar, aber er würde jetzt Dragils Haus ansteuern.
Es musste doch
herauszufinden sein, was passiert war!
Gandalf und Boromir hatten nichts davon mitbekommen, dass der Truchsess in dem Kerker gewesen war.
Sie warteten darauf, dass Faramir aufwachen würde und sie warteten auf die Dunkelheit. Jetzt war es gerade Nachmittag.
Auch hatten sie sich Gedanken gemacht, wie es nun weitergehen sollte! Wo sollten sie mit Faramir hin?
Und
sie beide konnten sich auch nicht ewig verstecken. Ihnen war bewusst,
dass Denethor besessen war! Was sollten sie nur machen?
In einer
Ecke dieses Raumes hatten sie alte Holzstühle entdeckt
Sie hatten zwei
davon entstaubt, bevor sie diese genommen und in der Nähe des Tisches
gestellt hatten um sich dann zu setzen.
Gedankenverloren starrten sie vor sich hin und ihnen wurde die Absurdität dieser Situation so richtig bewusst.
Lange
Zeit sprachen sie kein Wort. Das Schweigen und die momentane
Unfahigkeit etwas zu tun, lastete zentnerschwer auf ihren Schultern.
Jetzt schaute Boromir den Zauberer an. „Könnt Ihr denn nichts machen? Es muss doch eine Lösung geben!"
Gandalf erwiderte den Blick. „Boromir, mein Freund. Es gibt immer und für alles eine Lösung. Die Macht Saurons ist sehr stark. Aber Dein Vater muss vollkommen unter Saurons Einfluss stehen, bevor ich eingreifen kann." Er machte eine Pause, bevor er weitersprach. "Es ist genau wie bei Faramir! In dem Moment wo er das tun wollte, was Saruman verlangte, konnte ich diesen Bann brechen."
„Aber Vater will es ja nicht selbst machen. Er will ihn zum Tode verurteilen."
Gandalf
nickte bedächtig. „Auch daran habe ich gedacht. Daher ist sein Zustand
schwer einzuschätzen."
Jetzt überlegte er noch einmal. Ihm war etwas eingefallen! Aber es
konnte für Faramir sehr gefährlich werden. Sollte er Boromir darüber
aufklären? Er war sich unsicher. Dieser konnte denken, er würde
absichtlich Faramirs Leben aufs Spiel setzen. Aber es war eine
Möglichkeit.
Es konnte gelingen!
Er sah wieder zu Boromir, dessen Blick hing noch immer an seinem Gesicht.
Entschlossen sah er dem jungen Mann in die Augen. „Es gäbe da vielleicht eine Möglichkeit! Aber es ist gefährlich!"
Boromir horchte auf. Es gab doch eine Möglichkeit? Er klang ungeduldig. „Dann bitte sagt es mir!"
Jetzt
hatte Denethor Dragils Haus erreicht und er hämmerte mit seiner rechten
Faust an die Tür. Dabei schrie er fast. „Dragil, macht die Tür auf.
Sofort, bevor ich sie aufbrechen lasse."
Aber nichts rührte sich.
Nach einigen Minuten gab er es auf. Jetzt
war ihm klar, dass der alte Kerkermeister nicht in diesem Haus war!
Aber wo war dieser? Dragil war genauso verschwunden wie auch Faramir!
Seine
Gedanken wanderten zu Boromir und dem Zauberer! Diese beiden hatte er
ebenfalls lange nicht gesehen und auch zu Mittag waren sie nicht in der
Zitadelle gewesen. Das hatte er vom Dienstpersonal erfahren können.
So langsam wurde ihm bewusst, dass nur diese beiden Personen dahinter stecken konnten.
Sie mussten Faramir irgendwie aufgespürt haben!
Innerlich
verfluchte und verdammte er den Zauberer und er schalt sich selbst,
dass er ihn nicht vor die Tore dieser Stadt gejagt hatte. Auch sein
Groll gegen seinen Erstgeborenen wuchs fast ins Unermessliche.
Er wusste, dass ihm die Fäden aus der Hand genommen worden waren. Und das war für Denethor fast unerträglich.
Er
hatte das Gefühl innerlich zu bersten vor Groll und Hass. Jetzt
überlegte er, wie er weiter vorgehen sollte. Aber es fiel ihm nichts
weiter ein, als erst einmal zurück in seine Räume zu gehen. Irgendwann
würde Boromir schon auftauchen! Und sollte der verfluchte Zauberer
seinen Weg kreuzen, er würde ihn wie einen lausigen Köter aus der Stadt
jagen!
Langsam wandte er sich von dem Haus ab und ging zurück in den siebten Zirkel.
Jetzt hatte Gandalf den jungen Mann über seine Idee aufgeklärt!
Boromir überlegte einen Moment, dann sah er Gandalf zweifelnd an.
„Und wenn es nicht so funktioniert, wie Ihr es Euch gedacht habt? Was dann?"
Gandalf erwiderte seinen Blick. „Ich habe Dir in aller Deutlichkeit gesagt, dass immer ein Restrisiko bleiben wird."
Gedankenverloren starrte Boromir seinen Bruder an.
Dieser
lag noch immer unbeweglich seitlich auf diesen alten Holztisch. Er
schaute in das misshandelte Gesicht von ihm und erst jetzt wurde ihm
bewusst, wie schmutzig sein Bruder war.
Das ehemals gold-blonde Haar
sah ganz dunkel aus und war strähnig. Dann fiel sein Blick auf die
getrockneten Blutreste an dessen linken Mundwinkel.
Wie konnte es
nur so weit gekommen sein? Hätte er es verhindern können? War er zu
schwach gewesen? Hätte er sich damals weigern sollen mit Faramir nach
Isengart zu reiten?
Gandalf beobachtete Boromir und er ahnte dessen Gefühle. Auch er machte sich Vorwürfe.
Vielleicht
hätte er auch anders reagieren sollen, als er bemerkte was passiert
war! Doch jetzt war es zu spät! Sie mussten mit der Situation klar
kommen, wie sie war! Es führte kein Weg darum herum.
Seine Stimme
klang leise. „Boromir, quäle Dich nicht selbst. Du trägst keine Schuld.
Keiner hätte auch nur ahnen können, was passieren wird."
Dann huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. „Auf dieser Welt
gibt es auch gute Mächte und daran sollten wir glauben und festhalten."
Er sah die Hoffnung in Boromirs Augen und nickte. „Dies ist eine harte
Probe des Schicksals für Dich und auch für mich. Doch sollen wir
verzagen und uns diesem Schicksal beugen? Oder sollen wir kämpfen und
es besiegen?"
Boromir sah die Zuversicht in Gandalfs Antlitz, das gab ihm Mut und seine Stimme klang fest. „Lasst es uns besiegen! Ja, lasst es uns bekämpfen. Ich gebe meinen Bruder nicht auf. Genauso wenig wie ich meinen Vater aufgeben werde!"
Wieder nickte Gandalf. „Dann ist es beschlossen!"
Jetzt mussten sie nur noch die Dunkelheit abwarten, um mit Faramir durch die Straßen dieser Stadt zu gehen. Und dann würde sich herausstellen, was das Schicksal für die Familie des Truchsess bereithielt!
