Nach langer, langer Zeit, habe ich es endlich geschafft mich wieder mit meinen Geschichten zu beschäftigen.

Was soll man sonst tun, wenn man keine Weisheitszähne mehr hat und aussieht, als ob man einen schönen Faustkampf mit grün-gelben Backen überlebt hat?

Dieses Kapitel hatte ich schon länger fertig, aber die vielen Hausarbeiten hatten meine Zeit zu sehr in Anspruch genommen. Dabei fehlt noch eine, aber mit der werde ich mich erst in ein paar Wochen beschäftigen.

Ich hoffe das nächste Kapitel gefällt euch – trotz der langen Wartezeit. Vielen lieben dank an Irrlicht (hier auch eine Nachricht an dich: Meld dich mal wieder!) – auch wenn sie es nicht hören bzw. lesen will – für das Betalesen!

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„Macht es dir wirklich nichts aus? Ich meine, du hast den ganzen Abend gearbeitet und…"

„Jetzt geh schon! Sonst überleg ich es mir anders…" unterbrach die junge Frau ihre Freundin. Diese strahlte und umarmte die Schwarzhaarige fröhlich und voller Erwartung.

„Du bist die Beste!" sagte sie glücklich und rannte schließlich den Gang hinunter.

Faraday sah ihrer Freundin nach. Sie gönnte es ihr und heute Abend war es für sie ein besonderer Abend, da Luso ihrer Freundin die alles entscheidende Frage stellen wollte…Sie seufzte. Er hatte es ihr noch am selben Morgen verraten und sie gebeten die Abendschicht für Velia zu übernehmen.

Was für eine Freundin wäre sie gewesen, wenn sie nein gesagt hätte? Keine Gute jedenfalls und im Grunde hatte sie ja auch nichts anderes zu tun. Sie strich ihre Kleidung zurecht und ging wieder hinein.

Der Raum, den sie nun betrat, war für sie in den letzten neun Jahren ihre Arbeit und im Grunde auch ihr Leben gewesen. Der Raum beherbergte 8 Betten in denen nun acht Kinder entweder schon drin lagen oder noch drauf saßen. Sie hielten alle inne, als sie Faraday bemerkten und sahen sie mit großen Augen fragend an.

„Wo ist Velia?" fragte der älteste Junge, der eigentlich mit seinen 12 Jahren schon alt genug war, um aus dem Waisenhaus zu kommen. „Sie kommt heute Abend nicht, also müsst ihr heute mit mir vorlieb nehmen", antwortete sie lächelnd und setzte sich auf den Schaukelstuhl, der vor dem Fenster stand und von dem aus sie den ganzen Raum und die Tür im Auge hatte.

Ein kleines blondhaariges Mädchen, das erst vor ein paar Monaten zu ihnen gebracht worden war, kroch aus dem Bett und auf Faradays Schoß. „Erzählst du uns eine Geschichte?" fragte ein braunhaariges Mädchen und setzte sich in ihrem Bett auf.

Faraday lächelte weiterhin. „Ich glaube, dafür ist es doch etwas zu spät, findet ihr nicht?" Alle acht Kinder schüttelten entschieden den Kopf. Die dunkelhaarige Frau lachte leise. „Ein Lied?" fragte das kleine Mädchen auf ihrem Schoß leise.

Sie sah hinunter und lächelte dem Mädchen zu. „Warum nicht?" gab Faraday zurück und die Kinder begannen, sich auf den Betten in ihrer Nähe zusammen zu setzen.

Die Kinder sahen sie abwartend an und langsam begann sie zu summen…

Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.
Es war so finster und auch so bitter kalt.
Sie kamen an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein.
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein?

Hu, hu, da schaut eine alte Hexe raus!
Lockte die Kinder ins Pfefferkuchenhaus.
Sie stellte sich gar freundlich, o Hänsel, welche Not!
Ihn wollt' sie braten im Ofen braun wie Brot.

Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein,
Ward sie gestoßen von Hans und Gretelein.
Die Hexe musste braten, die Kinder geh'n nach Haus.
Nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus."

Das kleine Mädchen schüttelte sich in ihren Armen. „Keine schöne Geschichte", sagte sie. „Aber die Hexe hatte es verdient", sagte ein Junge entschieden. Noch bevor eine große Diskussion über die Geschichte und das Lied aufkommen konnte, stand Faraday auf und brachte das Mädchen in ihr Bett.

„Jetzt habt ihr eine Gutenacht Geschichte und ein Lied gehört, nun ist es Zeit zum Schlafen!" sagte Faraday und beobachtete, wie jedes Kind in sein Bett schlüpfte. „Das ist nicht fair…" sagte der älteste Junge brummend. „Jetzt sind wir jedenfalls quitt, " sagte Faraday lächelnd und drückte den Arm des Jungen, der sein Bett neben der Kleinen hatte, die sie zuvor noch im Arm gehabt hatte.

Am Abend davor hatte der Junge ihr sowohl ein Lied als auch eine Geschichte abgerungen und diesmal hatte sie beides mit einem Schlag erledigt. Der Junge war schlau und Faraday nahm sich vor, mit dem Stallmeister zu reden, damit der den Jungen bei sich aufnehmen würde.

Der Junge brummte noch ein letztes Mal unzufrieden, bevor er sich in sein Bett legte.

Sie ging noch zu jedem Kind und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor sie die Kerzen löschte und den Kerzenständer mit nach draußen nahm. „Gute Nacht und träumt was Schönes, " sagte sie und lehnte die Tür leicht an, damit sie hören konnte, wenn eins der Kinder sie brauchte.

Leise schritt sie den Gang hinunter und betrat die kleine Stube, in der diejenige ihre Nacht verbrachte die Nachtschicht hatte. Es war kühl in dem Raum und nachdem sie sich eine Decke um die Schultern geschlungen hatte, legte sie nochmals Holz im kleinen Kamin nach.

Faraday wollte sich gerade einen Stuhl in die Nähe des Feuers schieben, als es plötzlich klopfte. Sie drehte sich erstaunt um und sah einen alten Mann im Türrahmen stehen. Er trug die Kleidung der höhergestellten Dienerschaft des Königs.

„Kann ich Euch helfen?" erkundigte sie sich höflich, dabei fragte sie sich was ein Diener des Königs im Waisenhaus wollte. „Seit Ihr Faraday?" fragte er knapp. Sie nickte.

„Der König wünscht Euch morgen früh zu sprechen." Ihre Augen wurden groß. Was wollte der König von ihr? „Seid pünktlich um 9 Uhr im Palast, " setzte er hinzu und verabschiedete sich wieder.

Er ließ eine verwirrte junge Frau zurück…

Am nächsten Morgen betrat Faraday den Palast.

Sie war nervös… Wer wäre es an ihrer Stelle nicht gewesen? Was wollte der König bloß von ihr? Hatte sie irgendwas verbrochen? Sie konnte sich an nichts erinnern.

Der Diener vom gestrigen Abend kam auf sie zu und führte sie ohne ein überflüssiges Wort zu verlieren in das Arbeitszimmer des Königs.

Der König saß noch beim Frühstück und so ließ der Diener sie alleine in dem großen Raum. Groß war vielleicht übertrieben. Er wäre groß gewesen, wenn da nicht die ganzen Regale und Schränke, die die Wände bedeckten den Raum einengten eingeengt hätten. In der Mitte stand ein großer Tisch, der über und über mit Papieren, Dokumenten und Büchern bedeckt war.

Sie setzte sich auf einen Stuhl vor dem Tisch und strich sich nervös durch ihre Haare. Hätte sie die Haare vorher waschen sollen? Sie hatte in der Nacht gerade mal 4 Stunden geschlafen, da ihre Nachfolgerin zu sehr mit ihrem Mann zu tun hatte, als dass sie Faraday pünktlich ablösen konnte hätte ablösen können.

Ihr Blick blieb am Tisch hängen und der König tat ihr Leid. Bei dem Berg von Papieren…

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür sich öffnete und ein dunkelhaariger Mann eintrat. Faraday sprang auf und verbeugte sich rasch, als sie den König erblickte. „Eure Hoheit…" begrüßte sie den Mann förmlich.

„Setzt Euch, Faraday", sagte er freundlich und ließ sich dann hinter dem Tisch auf seinem Sessel nieder. Er betrachtete die junge Frau vor sich. Sie war Ende 20. Vielleicht 28 oder 29. Ihre Haare hatte sie locker am Hinterkopf mit einem blauen Band festgebunden und ihre Kleidung war ein verblichenes Blau.

Ihre braunen Augen sahen ihn abwartend und leicht nervös an. Er lächelte. Er schien wohl jeden nervös zu machen…als König jedenfalls…

Er konnte auch etwas Trauriges in ihren Augen sehen und schalt sich selbst, dass er Ramus nicht näher über die junge Frau ausgefragt hatte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke…konnte es sein, dass…?

„Ihr wart es die damals bei Faramir war, nicht wahr?" sagte er ruhig und beobachtete die Reaktion der jungen Frau genau.

Faraday zuckte leicht zusammen. Faramir… Sie atmete tief durch, bevor sie wieder den König anblickte, der sie durchdringend ansah. Es war ihr als ob er in ihr Innerstes sehen konnte, ihre Gedanken lesen konnte…

„Ja, Eure Hoheit…" antwortete sie leise. Der König lächelte und in diesem Moment erinnerte sich Faraday an damals...

Ihre Augen wurden größer und Erkennen lag in ihnen. Der König nickte zustimmend und er wurde ernst. „Ich habe einen Brief bekommen. Der Leibwächter Faramirs bat mich eine Amme und ein Kindermädchen nach Ithillien zu entsenden. Die ehemalige Amme von Faramirs Kindern ist gestorben und er sucht einen Ersatz." Er hielt inne und wartete einen Moment, bevor er weiter sprach.

Er konnte die verschiedensten Gefühle im Gesicht der jungen Frau erkennen.

„Würdet Ihr diese Aufgabe übernehmen?" fragte er schließlich.

Faraday hatte nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte und atmete schließlich schwer aus. Faramir… Bei diesem Namen fühlte sie sich in der Zeit zurück versetzt. Sie sah ihn mit seiner jetzigen Frau auf der Mauer stehen… Sie spürte wie sich ihr Herz zusammenzog.

Der König betrachtete die junge Frau nachdenklich.

Er hatte schon damals, als er sie in Faramirs Krankenzimmer gesehen hatte, bemerkt, dass die junge Frau etwas für seinen Statthalter empfand, nur hatte er damals nicht weiter daran gedacht. Es waren andere Zeiten gewesen und vieles hatte ihn bedrückt.

Faramir hatte sich gleich nach seiner Rückkehr mit Eowyn verlobt und er, Aragorn, hatte keinen Gedanken mehr an die junge Frau verschwendet, die damals an Faramirs Bett saß. War das ein Fehler gewesen?

Er konnte die Menschen gut lesen und er spürte, dass Faraday viel für Faramir empfand, auch wenn es neun Jahre her war, dass seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Faramir war seit dem Sieg über Sauron selten in Minas Tirith gewesen und Aragorn glaubte nicht, dass er während seinen kurzen Besuchen Zeit hatte, die junge Frau zu besuchen.

Etwas musste zwischen den beiden geschehen sein… „Ihr müsst diese Aufgabe nicht übernehmen, wenn Ihr nicht wollt", sagte er. Er würde sich dann anderweitig umsehen. Der König wollte niemanden zu etwas zwingen was er nicht wollte.

„Ich…ich…" begann sie langsam und hielt wieder inne. Was sollte sie bloß tun? Minas Tirith war in den letzten Jahren ihre Heimat geworden, wenn auch nicht so wie sie es sich erhofft hatte. Sie hatte Freundinnen gefunden und sich gut in den Alltag der Stadt eingelebt aber dennoch fühlte sie sich leer.

Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber sie wusste was ihr fehlte. Es war Faramir… Bevor sie ihn kennen gelernt kennengelernt hatte, hatte sie nicht gewusst, dass ihr etwas fehlte und nachdem er aus ihrem Leben gegangen war, spürte sie diese Leere umso mehr. Wie wäre es mit „Und es gab nichts, was diese Leere in ihrem Herzen füllen konnte, da halfen auch die Arbeit und die Liebe zu den Kindern nicht.

„Überlegt es Euch und sagt…" begann der König, wurde dann aber von Faraday unterbrochen. „Ich übernehme diese Aufgabe gerne, " meinte sie schnell.

Sie errötete, als sie bemerkte, dass sie den König unterbrochen hatte. „Entschuldigt, Eure Hoheit. Ich wollte Euch nicht unterbrechen, " murmelte sie leise.

In ihrem Kopf drehte sich alles. Der Satz war ihr rausgerutscht, aber sie wusste, dass sie es im Grunde ihre Herzens wollte. Faramir war verheiratet und hatte drei Kinder – wenn sie sich richtig erinnerte. Warum aber wollte sie aber zu ihm? Warum wollte sie sich um seine Kinder kümmern? Weil du so in seiner Nähe bist und die Leere verschwinden wird, antwortete eine leise Stimme in ihrem Kopf.

„Ihr müsst Eure Entscheidung gut überdenken", sagte Elessar ernst. Wenn Faraday wirklich etwas für Faramir empfand, dann wäre es keine gute Idee sie dorthin zu schicken, dachte er.

„Ich habe mich schon entschieden, Eure Hoheit. Ich werde nach Ithillien gehen, " sagte sie, aber in ihrer Stimme klang Unsicherheit mit. Sie ließ nicht wirklich viel in Minas Tirith zurück. Ihre Tante und ihre Freundinnen, aber sonst hatte sie niemanden. Sie atmete zitternd die Luft ein. Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Du sitzt vor dem König.

Faraday sah Aragorn nun direkt in die Augen. Ja, sie hatte sich entschieden…

Er nickte schließlich. „Der Bote aus Ithilien und zwei meiner Männer werden Euch begleiten. Heute Nachmittag werdet Ihr losreiten, um noch vor Sonnenuntergang in Ithillien zu sein, " sagte er. Faraday nickte und erhob sich. „Ich danke Euch", sagte sie und verbeugte sich vor dem König.

„Faraday", rief er ihr nach und sie drehte sich zu Elessar um. „Ihr müsst nicht", sagte er. Faraday sah ihn eine Weile an, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich will, Eure Hoheit." Sie verbeugte sich noch einmal und schloss hinter sich die Tür.

Ihre Schritte führten sie schnell aus dem Palast. Als sie draußen stand, schloss sie für einen Moment die Augen. Was hatte sie getan? In was hatte sie sich da bloß reingeritten?

Sie konnte sich nicht wirklich daran erinnern, wie sie in ihr Zimmer gekommen war, ihr Verstand setzte erst wieder ein, als sie vor ihrer Tür stand. Mit zittriger Hand öffnete sie die Tür und ließ sich schweigend auf ihr Bett nieder.

Was hatte sie bloß getan? Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, dass sie zugestimmt hatte, nach Ithillien zu gehen, um dort auf Faramirs Kinder aufzupassen. Sie würde Faramir wiedersehen ...Wollte sie das? Wie würde er darauf reagieren sie zu sehen? Und wie würde sie darauf reagieren ihn wiederzusehen?

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Danke an die zwei lieben Reviews und ja ich gebe es zu…es ist nicht viel, aber es wird noch einiges passieren!

An die Leser meiner anderen Storys – falls es auch einige hierher verschlägt – es geht auch da bald weiter, obwohl mir einige Geschichten irgendwie abhanden gekommen sind. Sie verstecken sich wohl in irgendeinem Eck meines Laptops aber ich werde sie schon wieder finden! Versprochen!